Büro & Arbeitswelt

Betriebsverpflegung: Motivieren mit Genuss

Clevere Unternehmen punkten mit guter Betriebsverpflegung, denn Mitarbeiter wollen heute mehr als Currywurst-Pommes-Cola.

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von Regiomanager 08.01.2019
Foodtrucks sind die gesunde Version des Imbisswagens (Foto: ©nenetus – stock.adobe.com) | Michael Otterbein

Der klassische Nine-to-five-Job ist auf dem Rückzug. Die Teilzeitquote steigt und mehr Menschen arbeiten selbständig oder von zu Hause. Aber auch, wenn sich die Arbeitswelt immer stärker flexibilisiert, bleiben manche Bedürfnisse doch konstant – so der Wunsch, mittags eine leckere, sättigende und möglichst gesunde Mahlzeit auf den Teller zu bekommen. Da der Mensch von Natur aus tagaktiv ist, kommen morgens beginnende Arbeitszeiten unserem Biorhythmus sehr entgegen. Auf das Vormittagshoch folgt bei den meisten Menschen aber unweigerlich ein Mittagstief. Wer auch am Nachmittag mit Elan an die Arbeit gehen möchte, tut daher gut daran, sich mittags eine Pause zu gönnen – für das Mittagessen, aber auch gerne für frische Luft und Bewegung. Nicht anzuraten ist es dagegen, sein Pausenbrot direkt am Arbeitsplatz zu verzehren und dabei weiter in den Computer zu starren. Ebenso wenig ratsam ist das mittägliche Verzehren von veritablen Bauarbeiterportionen, wenn man danach nicht ins berüchtigte „Schnitzelkoma“
fallen möchte.

Über neun Millionen Kantinenbesuche

Dass Betriebsverpflegung nach wie vor ein wichtiges Thema ist, zeigen auch die Zahlen: So besuchten laut dem deutschen Hotel- und Gaststättenverband Dehoga im Jahr 2013 täglich etwa 9,5 Millionen Berufstätige eine Kantine oder ein Betriebsrestaurant. Mit der betrieblichen Gemeinschaftsverpflegung wurden 14,9 Milliarden Euro Umsatz erzielt, worin allerdings etwa 1,7 Milliarden Euro Subventionen seitens der Unternehmen steckten. Von Unternehmen mit über 100 Mitarbeitern wurden etwa 9.100 Kantinen in Eigenregie betrieben, während etwa 4.900 an externe Caterer vergeben waren. Bedenkt man die mit einem eigenen Betriebsrestaurant verbundenen Kosten, wundert es nicht, dass sich vor allem große Unternehmen für diese Lösung entscheiden. Nicht umsonst waren 2014 die Top 8 der Betriebsgastronomie in Eigenregie von bekannten DAX-Konzernen belegt. Platz eins ging zum Beispiel an Daimler mit insgesamt rund 13 Millionen Gästen und knapp 100 Millionen Euro Umsatz, was immerhin fast ein Viertel des Umsatzes des Top-Players der deutschen Cateringbranche, der Compass Group mit 467 Millionen Euro Umsatz, bedeutete.

Mit Betriebsverpflegung verdienen Unternehmen kein Geld

Das Institut für betriebliche Gesundheitsförderung (BGF) geht davon aus, dass eine eigene Betriebskantine erst ab 150 Mitarbeitern rentabel zu betreiben ist. Ab 50 Mitarbeitern sei eine Cafeteria mit Snacks und Getränken wirtschaftlich vertretbar, so das BGF. Wobei rentabel oder vertretbar hier nicht heißt, dass mit den Kantinen Geld verdient wird. Vielmehr bleibt das Subventionsniveau hier im akzeptablen Rahmen. Betriebe, die ihre Betriebsverpflegung in Eigenregie organisieren wollen, müssen sich daher vor Augen führen, dass zunächst massiv in Küchen- und Restaurantausstattung investiert werden muss, dazu fortlaufend in Fachpersonal und Reinigung – und auch Herde, Kühlschränke und Spülmaschinen müssen von Zeit zu Zeit gewartet und ersetzt werden. Außerdem benötigt ein Betriebsrestaurant (genügend) Platz, der nicht für andere betriebliche Belange verwendet werden kann. Übergibt man die Betriebsgastronomie an einen Dienstleister, fallen die Eingangsinvestitionen in der Regel trotzdem an, man spart aber die laufenden Kosten und die Aneignung von zumeist branchenfremdem Gastro-Know-how.

Manchmal ist weniger nicht mehr

Wer nun mit dem spitzen Bleistift kalkuliert und nur eine Kantine in Sparversion betreibt oder gar komplett auf die betrieblich geförderte Mitarbeiterverpflegung verzichtet, könnte sich langfristig aber trotzdem grob verrechnen. Denn eine gute Betriebsverpflegung trägt nicht unwesentlich zur positiven Stimmung im Unternehmen bei, was gerade in Zeiten des Fachkräftemangels nicht ganz bedeutungslos sein dürfte. Lieblos eingerichtete Kantinenräume mit Neonbeleuchtung, in denen man von unfreundlichem Personal lustlos zubereitete Speisen auf den Teller geklatscht bekommt, sind schlecht für Betriebsklima und Unternehmensimage. So wundert es auch nicht, dass gerade die großen Namen der deutschen Wirtschaft in den letzten Jahren massiv in ihre Betriebsverpflegung investiert haben. Bei Daimler, Lufthansa, Henkel und Co. gibt es täglich mehrere Gerichte zur Auswahl, Fleisch und Fisch, Pasta und Gemüse – fast immer eine Salatbar, Veganes und Vegetarisches. Die Gerichte kosten zwischen einem und zehn Euro. Das Softwarehaus SAP bietet seinen Mitarbeitern sogar eine kostenlose Mittagsverpflegung, dazu mehrere Cafeterien mit belegten Brötchen, Müsli und frischen Säften sowie rund um die Uhr verfügbare Snackautomaten. Die Mitarbeitermeinung zur Betriebsverpflegung wird regelmäßig über ein Feedback-Portal abgefragt.

Es gibt andere Lösungen als die klassische Kantine

Nun hat ein Mittelständler mit 50 oder 100 Mitarbeitern natürlich nicht das Budget von Daimler oder SAP zur Verfügung. Das heißt aber nicht, dass es für kleinere und mittlere Unternehmen keine tragfähigen und zugleich guten Verpflegungslösungen gibt. Neben dem klassischen Betriebsrestaurant – in Eigenregie oder durch ein Cateringunternehmen betrieben – gibt es schlankere Cafeteria-Konzepte, Snackautomaten, das Zurverfügungstellen von Tiefkühl- oder Mikrowellengerichten sowie die Option, Mitarbeitern Verzehrgutscheine für externe Gastronomiebetriebe zu geben. Ein aktueller Trend sind Foodtrucks – die neue und gesündere Version des altbekannten Imbisswagens. Dabei ist die beste Lösung von der individuellen Situation abhängig. So kann ein Betrieb in einer Innenstadtlage mit vielfältigem Gastronomieangebot leicht auf eine Gutscheinlösung zurückgreifen. Für ein Unternehmen in einem peripheren Gewerbegebiet ist das hingegen kein gangbarer Weg. Dort könnte aber ein Foodtruck passen, der idealerweise von den Mitarbeitern mehrerer Betriebe besucht wird. Wenn der Foodtruck dann mietfrei auf einem Betriebsgelände steht und auf eigene Rechnung zu einem akzeptablen Preis verkauft, ist das eine Win-win-Situation für alle Beteiligten.

Lecker, gesund, schön!

Unabhängig von der organisatorischen Dimension der Verpflegungslösung ist es aber heute von eminenter Bedeutung, was die Mitarbeiter auf den Teller bekommen und in welcher Umgebung die Mahlzeiten stattfinden. Auch wenn Currywurst nach wie vor das beliebteste deutsche Kantinenessen ist, legen doch immer mehr Menschen Wert auf gesunde und ausgewogene Ernährung. Das heißt mehr Salat und Gemüse, mehr Frisches und Knackiges – und im Gegenzug weniger Fett, Fleisch und zuckerhaltige Getränke sowie keine übergroßen Portionen. Gute Hinweise für ein gesundes Kantinenessen bieten die von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) formulierten Qualitätsstandards zur Betriebsverpflegung. Gerade bei der Wahl von Speiseautomaten und Tiefkühlgerichten als kostengünstige Verpflegungslösungen sollte man sich die Bedeutung der Speisenqualität vor Augen führen. Zum Glück gibt es inzwischen Automaten- und TK-Gerichte-Anbieter mit deutlich besseren Qualitätsstandards. Last, but not least sollten sich auch – oder gerade – Unternehmen, die nur Automaten oder Mikrowellen zur Verfügung stellen, Mühe mit der Gestaltung der Räume machen, in denen die Mahlzeiten verzehrt werden. Der Sinn für Gesundheit und Ästhetik wächst – und das nicht nur beim weiblichen Teil der Mitarbeiterschaft. Michael Otterbein | redaktion@niederrhein-manager.deMichael Otterbein
| redaktion@regiomanager.de

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