Das Thema Förderung liegt uns in NRW doch geradezu im Blut. Insbesondere im Ruhrgebiet gehörte die Förderung von Kohle aus mehreren Hundert Metern Tiefe ja quasi zur traditionsreichen Erfolgs-DNA der Region. Das in zahlreichen Revier-Städten allseits vertraute und bewährte „Fördermittel“ war demnach über Jahrzehnte der Förderkorb, der durch zahlreiche Förderschächte die Bergleute nach unten und das „schwarze Gold“ nach oben brachte. Aber dieses vergleichsweise einfache Geschäftsmodell wurde nach anfänglich rasanter Wachstumsphase für die Grubenbesitzer unwirtschaftlich – zu tief mussten die Schächte abgeteuft werden. Dekorative Fördertürme zeugen noch heute von dieser industriellen Tradition in der Region.
Mit dem schleichenden Ende des Bergbaus stand aber alsbald die Frage im Raum: Was nun? Als Antwort wurde der Strukturwandel des Ruhrgebiets in Angriff genommen, und mit ihm sollte das Wunder geschehen, dass Dienstleistung, Handel, Bildung, Kultur oder innovative Industrien dort zu wachsen und zu gedeihen vermochten, wo zuvor die weitgehende Monokultur der Montanindustrie dominiert hatte. Mit diesem Wandel bekam auch der Begriff „Fördermittel“ eine zweite Bedeutung. Fortan ging und geht es um die nachhaltige Förderung von Unternehmen, die dem gewünschten neuen Bild der Wirtschaftsregion entsprechen. Die heutigen Fördermittel werden als fürsorgliches Instrument der Strukturpolitik vom Staat gezielt eingesetzt, um Einfluss auf die wirtschaftlichen Strukturen zu nehmen und neue Gewerbezweige schneller wachsen zu lassen. Man kann auch sagen: „Sie sind der Kunstdünger, mit dem aus Brachen wieder blühende Landschaften werden sollen.“
Die Jobturbine des
21. Jahrhunderts
Die staatliche Förderung bestimmter Wirtschaftsbereiche und Unternehmen wird insbesondere forciert, um Innovationen und Trends zu unterstützten, mit denen die Schaffung neuer Arbeitsplätze möglich ist. Ein erneuter Rückblick in die Historie zeigt, dass noch im ausgehenden 19. Jahrhundert mehr als 40 Prozent der Beschäftigten im primären Wirtschaftssektor arbeiteten (Land-, Forstwirtschaft und Fischerei). Diese Größenordnung hat der Dienstleistungssektor heute bereits deutlich überschritten, während das produzierende Gewerbe seine zwischenzeitliche Führungsposition am Arbeitsmarkt seit Ende des 20. Jahrhunderts wieder eingebüßt hat. Aktuell fokussieren die meisten Förderprogramme auf Skalierungsimpulse im innovativen quartären Bereich, also insbesondere im Informationssektor, der mit zunehmender Digitalisierung unzweifelhaft zur neuen Wachstums- und Jobturbine des 21. Jahrhunderts werden wird. Neben kleinen und mittelständischen Unternehmen stehen dabei auch Forschungseinrichtungen im Förderfokus. Flankierende Themen im Kriterienraster zahlreicher Fördertöpfe sind neben der Innovation Projekte zu Resilienz, Nachhaltigkeit sowie zur Internationalisierung – Aufgaben, die im EU-weiten Maßstab zur Umsetzung der sogenannten Kohäsionspolitik (harmonische Entwicklung in den Mitgliedsstaaten und Regionen) in allen Ländern der Gemeinschaft gleichermaßen wichtig sind. Zu den weithin bekannten EU-Strukturfonds zählen dabei EFRE (Europäischer Fonds für Regionale Entwicklung) und ESP+ (Europäischer Sozialfonds Plus). So stammt ein Großteil der Fördermillionen aus EU-Töpfen, die je nach Projektzuschnitt in „gemischten Programmen“ auch mit Mitteln aus der Bundes- oder Landesförderung kombiniert werden können. Das macht es nicht leicht, den Überblick zu behalten und neben dem oft komplizierten Antragsverfahren später auch die frist- und formgerechte Abwicklung im Griff zu haben.
Stolpersteine überspringen
Hier empfiehlt sich die Zusammenarbeit mit einem qualifizierten Fördermittelberater, der mit fundierten Einblicken in den Förderdschungel zunächst bei der Auswahl des richtigen Förderprogramms für das jeweilige Projekt helfen kann und nach erfolgter Förderzusage auch die erfolgreiche Umsetzung begleitet, denn zwischen den formalen Anforderungen der Aussschreibung und der später gelebten Förderpraxis kann so mancher Stolperstein liegen, der möglichst unaufwendig übersprungen werden sollte. Für die monetäre Abwicklung der Bundes-, Landes- und EU-Förderprogramme sind Landesförderbanken zuständig. Dabei gehört insbesondere die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) zu den relevanten Adressen der Branche, aber auch die Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft (DEG) oder die Landwirtschaftliche Rentenbank (LRB) leisten hierbei ihre erfahrenen Dienste. Darüber hinaus hat jedes Bundesland seine eigene Förderbank, die beim jeweiligen Vorhaben mit Landes-Fördermitteln eine maßgebliche Rolle spielen kann. Für Nordrhein-Westfalen ist das die NRW.BANK mit dem regionalen Wirtschaftsförderungsprogramm (RWP) das seit Januar 2022 mit neuen Richtlinien Zuschüsse für betriebliche Investitionen von bis zu 35 Prozent bietet. Andere Anreiz-Programme fördern speziell die Unternehmens-Neugründung und schließlich helfen zinsgünstige Darlehensprogramme, wie sie zuletzt zur Überbrückung schwieriger Wirtschafts-Phasen in der Corona-Krise von zahlreichen Unternehmen in Anspruch genommen werden mussten, über den ein oder anderen Engpass in der Unternehmensentwicklung weiter.
Zur durchschnittlichen Höhe des Anteils der Fördermittel am Investitionsvolumen von mittelständischen Unternehmen in Deutschland hat die KfW im Tabellenband des Mittelstandspanels 2021 eine langjährige Statistik veröffentlicht, die für den Mittelstand insgesamt von 2012 bis 2020 eine Schwankung zwischen acht und 15 Prozent ausweist. Die Abweichungen bei speziellen Branchen sind marginal – allein die Baubranche hängt mit zuletzt nur acht Prozent der Entwicklung ein wenig hinterher. Generell zeigt sich aber ein mittelstandsweit einheitliches Interesse an betrieblichen Innovationen und an ihrer kombinierten Finanzierung aus Eigenmitteln und zuletzt elf bis 14 Prozent Fördermittelanteil im Durchschnitt.
Politische Unsicherheit
Die aktuelle politische Situation sorgt laut Branchenkennern auch im Bereich Fördermittel für einige Verunsicherung. So sorgte der Wechsel der Bundesregierung für eine verzögerte Freigabe des Haushalts und somit der Bundesmittel, welche als Kofinanzierung auch für diverse Landesmittel dienen. Hinzu kommen veränderte Gewichtungen: Die Corona-Pandemie- und jetzt der Ukraine-Krieg und die hierdurch erforderliche Beschleunigung der Energiewende stellen neue Herausforderungen dar, weshalb einige Mittel aktuell nicht so schnell fließen wie geplant. Ein Anruf bei einem kundigen Fördermittelberater, der die Hintergründe und die Ansprechpartner der Fördermittelgeber kennt, scheint daher sinnvoll. Vielleicht kann ja durch eine geänderte Argumentation ein anderer Topf erreicht werden, der eine kürzere Beantragungsdauer verspricht.Emrich Welsing
| redaktion@regiomanager.de
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