Mobilität & Logistik

Ordnung für Renner und Penner

Lagertechnik und Betriebseinrichtungen sind elementar für erfolgreiche Logistikkonzepte.

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von Regiomanager 01.04.2016
(Foto: © stock.adobe.com)

Der Lkw hat gerade am Verladetor angedockt. Die Paletten werden automatisch auf die Wagen einer Elektrobodenbahn geleitet und zu den einzelnen Lagergassen befördert. Mit Hochregalstaplern rollt die Fracht zu den zugewiesenen Plätzen im Regalsystem. Noch ist nicht klar, ob die Ware zu den „Schnelldrehern“, im Branchen-Jargon den „Rennern“ zählt und das Lager schnell wieder verlässt. Es könnte sich auch um einen „Penner“ handeln, das sind die Langsamdreher, Waren, die eine geringe Umlaufgeschwindigkeit haben. Sie werden in keinem Lager der Welt gerne gesehen, weil sie Lagerplätze blockieren und Kosten verursachen. Aber sie gehören zum Sortiment und müssen ebenso sorgfältig gelagert, distribuiert und wieder ausgelagert werden, wie die Umsatzbringer. Tausende Male am Tag wiederholt sich dieser Vorgang, ebenso oft übernehmen die unterschiedlichsten Komponenten aus dem Bereich Lagertechnik und Betriebseinrichtungen die ganz speziellen Anforderungen an optimale Lagerung. „Das globale Denken, die Zusammenführung der Wirtschaftsmärkte haben einen direkten Einfluss auf die Lagertechnik. Reaktionsgeschwindigkeit sowie Liefer- und Servicequalität vieler Unternehmen wird durch die Lagertechnik beeinflusst. Aus diesen Ansätzen ist der Verband mit seinen Mitgliedern bemüht, Innovationen zu fördern, um die Kunden in die Lage zu versetzen, ihre Wirtschaftlichkeit, ihren Service und ihre Sicherheit für Inventar und Leben zu steigern“, beschreibt der Verband für Lagertechnik und Betriebseinrichtungen aktuelle Herausforderungen, für Industrie und Handel schlanke, schnelle und kundenorientierte Logistikprozesse anbieten zu können.
 „Intralogistik“ nennt sich dieser Abschnitt im Warenverkehr, bei dem die Komponenten Lagertechnik und Betriebseinrichtungen wichtige Funktionen übernehmen, auch wenn sie durch ihre Heterogenität nicht klar ein- und abzugrenzen sind. Selbst das Statistische Bundesamt windet sich bei der Zuordnung von Potential und Umsatzzahlen. Der Grund: Viele Hersteller fühlen sich dem Bereich Stahl- und Metallbau verbunden, andere sind bei den Kunststoffverarbeitern oder im Bereich Betriebstechnik angedockt. Selbst der Verband räumt ein, viele wichtige und große Unternehmen der Branche zu vertreten, aber dennoch keine allgemeingültigen Aussagen zur Gesamtbranche geben zu können und angesichts von lediglich 31 Mitgliedsunternehmen auch nicht geben zu wollen, um keine Interna auszuplaudern. Vor 40 Jahren haben sich die führenden Hersteller von Fachbodenregalen, Palettenregalen, Kragarmregalen, verfahrbaren Regaleinrichtungen, Werkzeug- und Schubladenschränken sowie Umkleide- und Schließfachschränken zum heute größten und einzigen Verband für Lagertechnik und Betriebseinrichtungen mit Sitz Hagen zusammengeschlossen. Hier finden sich Spezialisten für Lager- und Kommissioniersysteme, Stahl- und Metallbauer, die Regale und Regalsysteme fertigen und Fachbodenregale, Großfachregale, Weitspannregale, Palettenregale und verfahrbare Regale oder gar ganze Hochregalsysteme planen, konstruieren und produzieren. Unternehmen der Branche sorgen dafür, dass Lager- und Kommissioniersysteme bereitstehen, Stückgut- und Paletten-Durchlaufregale, Paletten- und Einfahrregale, mehrgeschossige Regalanlagen, Shuttle Regalsysteme entwickelt und konfiguriert werden. Die Königsdisziplin der Lagertechnik sind Hochregallager, die gewaltige Dimensionen einnehmen können.

Lagerkiste und Hochregallager

In ein solches Lager passen Tausende von Paletten oder Behältnisse: Keine Ordnung ohne das Innenleben dieser Regalwelt: Struktur und optimale Lagerung gibt es durch Sichtlagerkästen, Stapelbehälter, AKL-Behälter, Kleinladungsträger, Mehrwegbehälter, Regal- und Materialflusskästen, auch Großbehälter, Schwerlastbehälter, Klappbehälter und Tablare sorgen dafür, dass Materialien gleich welcher Größe oder Form optimal gelagert werden können. Aber auch die Bereiche Leitern, Kennzeichnen und Sichern, Innerbetrieblicher Transport, Arbeitstische, Arbeitsplatzsysteme und Schränke komplettieren den Bereich Lagertechnik. „Wir sind Aushängeschild einer Branche, die ein beachtliches Spektrum abdeckt, durch ihre Heterogenität aber nicht klar abgrenzbar ist und sich folglich in vielen Klassifikationen wiederfindet“, heißt es dazu beim Branchenverband.
Während in diesem Bereich Volumen, Umsatz und Mitarbeiterzahlen nicht eindeutig zuzuordnen sind, verdeutlichen aktuelle Entwicklungen in der Logistik die globale Bedeutung des Warenumschlags. Die Logistik ist in Deutschland der größte Wirtschaftsbereich nach der Automobil-Wirtschaft und dem Handel. Mit 240 Milliarden Euro Umsatz im Jahr 2015 und mehr als 2,9 Millionen Beschäftigten ist sie der drittgrößte Wirtschaftsbereich Deutschlands und rangiert noch vor der Elektronikbranche und dem Maschinenbau. Der Logistik-Markt Europa wird auf 930 Milliarden Euro geschätzt (2013). Daran hat Deutschland mit gut 20 Prozent einen europaweit einzigartig hohen Anteil. Das liegt nicht nur an der geografischen Lage im Herzen Europas. Deutschland nimmt aus Sicht vieler ausländischer Investoren eine internationale Spitzenposition in Infrastrukturqualität und Logistiktechnologie ein.  

Entwicklungspotenziale im Wachstumsmarkt liegen in der Logistik. Das wirtschaftliche Prinzip globaler Beschaffung, Produktion und globalem Absatz ist auf reibungslose Material- und Warenflüsse angewiesen. Aufbau, Organisation und Steuerung solcher komplexen Abläufe verlangen Know-how und ein hohes Maß innovative Energie. Insbesondere, weil der Trend zu immer kleineren Losgrößen geht: Kunden bestellen kleinere Mengen, dafür häufiger. Händler und Unternehmen müssen sich auf immer kürzere Lieferzeiten, bedarfsgerechte Kommissionierung, höhere Sendungsaufkommen und auch auf die Abwicklung von Retouren einstellen. Gleichzeitig nimmt die Artikelvielfalt rasant zu. Das führt zu unterschiedlichen Anforderungen an die Lagertechnik. Die Lagerlösung muss entsprechend flexibel sein und sich an verändernde Gegebenheiten einfach anpassen lassen. „Die Lösungen von Materialflussproblemen und Einrichtungsaufgaben müssen jeweils auf die speziellen Betriebssituationen zugeschnitten sein. Für Lagertechnik und Betriebseinrichtungen gibt es kein “Kochbuch”. Vielmehr bedarf es der strukturierten Problemerkennung und dem fachlichen Wissen, um für die Kunden optimale Lösungen zu erarbeiten“, weiß der Verband Lagertechnik und Betriebseinrichtungen. Die Reaktionsgeschwindigkeit und die Liefer- und Servicequalität vieler Unternehmen werde durch die Lagertechnik beeinflusst. Daher sei der Verband bemüht, Innovationen zu fördern, um die Kunden in die Lage zu versetzen, ihre Wirtschaftlichkeit, ihren Service und ihre Sicherheit für Inventar und Leben zu steigern. Sicherheit und Qualität sind daher die entscheidenden Themen. Verbands-Aktivitäten gelten insbesondere dem einwandfreien Zustand der Regalanlagen, der regelmäßig nachgewiesen werden muss. Die Botschaft ist eindeutig: „Kein Schweißen, kein schrauben: Instandsetzung nur durch einen Originalteileaustausch. Diese Regeln einzuhalten, bringen Sicherheit für die Mitarbeiter im Lager, aber auch für den Betreiber der Anlage“, bekräftigt Olaf Heptner, Geschäftsführer des Verbandes für Lagertechnik und Betriebseinrich-tungen.

Reinhold Häken | redaktion@regiomanager.de

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