KONJUNKTUR
Chemie: Verhaltene Stimmung
Das Geschäftsklima in der chemischen Industrie hat sich im November leicht verbessert. Der Wert stieg auf -12,8 Punkte, nach -14,7 im Oktober. Damit blieb die Stimmung der Chemieunternehmen laut aktueller Ifo-Umfrage verhalten. „Die langersehnten Maßnahmen des Energiepakets haben die Hoffnungen der chemischen Industrie offensichtlich nicht erfüllt“, sagt Branchenexpertin Anna Wolf vom ifo Institut. Zwar verbesserte sich die aktuelle Geschäftslage den dritten Monat in Folge, aber mit -19,7 Punkten blieben die Unternehmen unzufrieden. Ihre Erwartungen fielen auf -5,7 Punkte. „Vor allem macht die internationale Wettbewerbsfähigkeit energieintensiven Unternehmen wie der deutschen Chemie zu schaffen“, sagt Wolf. Wegen der angespannten Auftragslage im In- und Aus-land hatten die Unternehmen ihre Produktion im laufenden Monat verringert. Sie planen außerdem, ihre Verkaufspreise zu senken. Die angespannte Lage auf den Energie- und Rohstoffmärkten dürfte wegen notwendiger Kosteneinsparungen zu einem weiteren Beschäftigungsabbau führen.
FINANZEN
Kreditnachfrage ist schwach
Laut Deutscher Bundesbank hat das deutsche Finanzsystem den Zinsanstieg des vergangenen Jahres gut verkraftet – allerdings seien die Effekte noch nicht vollumfänglich eingetreten. Der Strukturwandel in der Wirtschaft dürfte zudem die Kreditrisiken weiter erhöhen. „Die aktuell gute Gewinnlage ermöglicht es den Instituten, ihr Kapital und damit ihre Resilienz gegenüber negativen Entwicklungen weiter zu stärken“, so Claudia Buch, Vizepräsidentin der Deutschen Bundesbank. Auch in negativen Szenarien sollten die Institute ausreichend kapitalisiert und liquide sein, um Schocks aus eigener Kraft abfedern zu können. Resilienz erfordere zudem Investitionen in die IT-Infrastruktur, um auch gegen Cyberrisiken gewappnet zu sein. Viele Institute profitieren von den gestiegenen Zinsen und verzeichnen aktuell höhere Gewinne. Die Kernkapitalquote der Banken ist zuletzt weiter gestiegen und beträgt derzeit rund 18 %. Mittelfristig könnten die Zinsmargen aller-dings unter Druck geraten. Denn bislang sind höhere Zinsen nur unvollständig an die Einleger weitergegeben worden. Die Kreditnachfrage ist schwach und begrenzt die Möglichkeiten der Banken, ihre Zinserträge zu steigern. Als Reaktion auf gestiegene Kreditrisiken strafften die Banken ihre Vergabestandards. Auf dem Immobilienmarkt hat die Zinswende bekanntlich zu fallenden Preisen geführt, so dass Sicherheiten neu bewertet werden müssen. Insbesondere im Bereich der Gewerbeimmobilien sind die Kreditrisiken erhöht, da relativ kurze Zinsbindungen eine schnelle Weitergabe höherer Zinsen an die Kreditnehmer ermöglichen. Kreditrisiken aus der Finanzierung von Wohnimmobilien sind angesichts einer stabilen Arbeitsmarktlage und festen Zinsbindungen mittelfristig zwar noch begrenzt, sollten aber ebenfalls im Fokus von Instituten und Aufsicht bleiben.
PERSONAL
„Türöffner“ für Fachkräfte
Seit Mitte November greift die erste Stufe des neuen „Fachkräfteeinwanderungsgesetzes“. Gleich mehrere Änderungen sollen die Türen für ausländische Fachkräfte nach Deutschland weiter öffnen. Das betrifft beispielsweise die bisher gültige Gehaltsgrenze, die der „Blauen Karte EU“ zugrunde lag. Die Blaue Karte EU ist ein Aufenthaltstitel für Staatsangehörige eines Landes außerhalb der EU, mit der sie in der EU eine Erwerbstätigkeit aufnehmen können. Die Gehaltsgrenze dafür sinkt ab 2023 von 58.400 auf 43.800 Euro. Für Berufsanfänger und Bewerber in Mangelberufen liegt sie bei 39.682,80 Euro. Auch die Liste dieser so genannten Mangelberufe wird erweitert. Sie definiert, in welchen Berufen es einen Mangel an Arbeitskräften in Deutschland gibt. Berufe wie etwa Führungskräfte im Bau und Lehrkräfte kommen nun dazu. Damit können mehr Bewerber über die Blaue Karte nach Deutschland einreisen. Fachkräfte in nicht-reglementierten Berufen, die bereits über eine in Deutschland anerkannte Berufsausbildung aus dem Ausland verfügen, konnten bisher nur in diesem Berufsfeld arbeiten. Nunmehr können sie auch in anderen Branchen tätig werden. Ein Bäcker aus dem Ausland könnte beispielsweise auch eine Stelle in der Küche eines gastronomischen Betriebs aufnehmen.
PISA-Ergebnisse sind „alarmierend“
Das deutsche Handwerk fühlt sich durch die jüngst vorgelegten PISA-Ergebnisse für 2022 bestätigt: „Bei zu vielen Schülerinnen und Schülern fehlt es an den für eine Ausbildung erforderlichen Grundkompetenzen“, sagt Jörg Dittrich, Präsident des Zentralverbands ZDH. Das sei besorgniserregend, weil es zunehmend den erfolgreichen Verlauf einer betrieblichen Ausbildung und somit den Start junger Menschen ins Berufsleben gefährde. Insbesondere Defizite in den mathematischen Kompetenzen stellten eine Herausforderung für eine Ausbildung im Handwerk dar. „Ein flächendeckendes, bundesweites Programm für Berufsschulen sowie zusätzliche Unterstützungsangebote für Ausbildungsbetriebe sind notwendig, um bestehende Lernlücken zu schließen und versäumte Grundkompetenzen in Mathematik, Lesen und Schreiben nachträglich zu vermitteln.“ Zusammen mit den „nicht weniger alarmierenden Ergebnissen des IQB-Bildungstrends 2021“ verdeutlicht PISA laut ZDH einmal mehr, wie dringend es ist, dass die Bildungspolitik im Bund und in den Ländern Maßnahmen ergreift: „Alle jungen Menschen müssen in ihrer Schullaufbahn den Mindeststandard an Grundkompetenzen erworben haben, den sie benötigen, um eine Berufsausbildung erfolgreich durchlaufen zu können. Denn so sehr sich die Ausbildungsbetriebe im Handwerk engagieren, die jungen Menschen durch individuelle Betreuung zu unterstützen, so wenig kann es deren Aufgabe sein, Reparateur einer unzureichenden schulischen Ausbildung zu sein.“
MOBILITÄT UND VERKEHR
Neuzulassungen geben nach
Im November 2023 wurden auf dem deutschen Pkw-Markt 245.700 Neuzulassungen registriert, 6 % weniger als im Vorjahresmonat. Von Januar bis November dieses Jahres registrierten die deutschen Zulassungsstellen insgesamt rund 2,6 Mio. Neufahrzeuge. Trotz des negativen Ergebnisses im abgelaufenen Monat November befindet sich der deutsche Pkw-Markt im Jahresverlauf weiterhin gut 11 % und damit zweistellig im Plus. „Der Vergleich zum Vorkrisenniveau fällt allerdings weiterhin deutlich negativ aus: Der deutsche Pkw-Markt liegt aktuell noch gut 22 % hinter dem Volumen von 2019 zurück“, so der Verband der Automobilindustrie (VDA). Zum Ende des vergangenen Jahres gab es infolge der Ankündigung der Reduktion des Umweltbonus für rein batterieelektrische Fahrzeuge (BEV) bzw. des kompletten Auslaufens für Plugin-Hybride (PHEV) eine hohe Anzahl an vorgezogenen Neuzulassungen, um von der Förderung noch profitieren zu können. Aufgrund der dementsprechend hohen Vergleichswerte aus dem Vorjahr, waren die Neuzulassungen jetzt stark rückläufig: 63.100 im November 2023 neu registrierte Elektrofahrzeuge entsprechen einem Rückgang von 39 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Dabei sanken die Neuzulassungen von BEV im November 2023 im Vergleich zum Vorjahresmonat zwar deutlich (-22 %), jedoch weniger stark als die der PHEV (-59 %). Bei der Produktion bezogen auf alle Pkw-Arten ist das Vorkrisenniveau ebenfalls unerreicht. Allerdings stieg die Fertigung in den ersten elf Monaten 2023 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um ein Fünftel auf knapp 3,9 Millionen Fahrzeuge.
Immer mehr Carsharing
Mehr Homeoffice seit Corona, Shared Mobility Services in jeder größeren Stadt, Deutschlandticket – die Mobilität verändert sich auch in Deutschland derzeit sehr stark. 97 Prozent der Deutschen geben an, ihr Mobilitätsverhalten in den letzten fünf Jahren verändert zu haben. So ist unter anderem eine Zunahme des Carsharing zu verzeichnen. Das Fahrrad erlebt allerdings den stärksten Boom: Von jenen Befragten, die das jeweilige Mobilitätsangebot generell nutzen, setzen 45 % häufiger auf das eigene Fahrrad, und nur 13 % seltener. Gleichzeitig wird seltener geflogen: 72 % sagen, sie nutzen das Flugzeug derzeit weniger häufig, nur 4 % fliegen öfter als im Jahr 2018. Das sind Ergebnisse einer repräsentativen Befragung im Auftrag des Digitalverbands Bitkom unter 1.003 Personen in Deutschland ab 16 Jahren. Einen eigenen Pkw nutzen demnach 23 % häufiger, 40 % fahren im Vergleich zu 2018 seltener damit. Die Zahlen fürs Carsharing: 38 % nutzen diese Möglichkeit häufiger und nur 6 Prozent seltener als noch vor fünf Jahren. „Durch digitale Technologien ist nicht nur die Vielfalt der Mobilitätsangebote gestiegen, etwa durch Sharing- oder On-Demand-Optionen, sondern auch eine bessere Vergleichbarkeit der wachsenden Zahl von Routenoptionen möglich. Digitale Helfer wie Mobilitäts-Apps schaffen Transparenz und ermöglichen so eine bewusstere Entscheidung zum individuellen Verkehrsmix auf Basis verschiedenster Aspekte wie Preis, Umweltauswirkungen und Komfort“, sagt Bitkom-Hauptgeschäftsführer Dr. Bernhard Rohleder. Für diejenigen, die ihr Mobilitätsverhalten verändert haben, spielt allen voran Nachhaltigkeit eine Rolle: Mit zwei Dritteln geben die meisten an, ihr Verkehrsverhalten wegen der Klimakrise verändert zu haben. Bei 44 % stecken gestiegene Benzin- und Energiepreise dahinter, 23 % haben ihr Mobilitätsverhalten durch die Einführung des Deutschlandtickets angepasst.
ENERGIE
Weniger Strom erzeugt
Im 3. Quartal 2023 wurden in Deutschland 94,2 Milliarden Kilowattstunden Strom erzeugt und in das Netz eingespeist. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) nach vorläufigen Ergebnissen mitteilt, waren das 20,3 % weniger als im 3. Quartal 2022. Gründe für den Rückgang dürften ein geringerer Strombedarf infolge der konjunkturellen Abschwächung in den energieintensiven Industriezweigen und der vermehrte Import von Strom aus dem Ausland gewesen sein. Die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien stieg im 3. Quartal 2023 um 8,1 % gegenüber dem Vorjahresquartal und erreichte einen Anteil von 60,2 % des insgesamt erzeugten Stroms (3. Quartal 2022: 44,4 %). Mit einem Anteil von 24,4 % des insgesamt erzeugten Stroms war die Windkraft im 3. Quartal 2023 der wichtigste Energieträger in der inländischen Stromerzeugung. Die Einspeisung von Strom aus Photovoltaik machte damit einen Anteil von 21,5 % der inländischen Stromeinspeisung aus. Der Anteil des Stroms aus Kohlekraftwerken war mit 23,9 % niedriger als der Anteil des Stroms aus Windkraft. Im 3. Quartal 2022 hatte Kohlestrom noch 36,2 % der inländischen Stromerzeugung ausgemacht – und war auch im Gesamtjahr 2022 der wichtigste Energieträger in der Stromerzeugung. Die nach Deutschland importierte Strommenge stieg zuletzt um 78,6 % auf 23,1 Milliarden Kilowattstunden. Wichtige Importstaaten waren Dänemark, Frankreich, die Niederlande, Norwegen, Österreich und die Schweiz. Gleichzeitig ging die exportierte Strommenge um 38,2 % auf 9,9 Milliarden Kilowattstunden zurück.
Teilen: