RWM: Herr Zimmermann, als Sie 2009 erstmals zum Bürgermeister in Monheim gewählt wurden, waren Sie mit 27 Jahren der jüngste Amtsinhaber in NRW. Was hat Sie als jungen Mann bewogen, dieses Amt anzustreben?
Daniel Zimmermann: Ich habe zwar die Schüler- und Studentenpartei PETO 1998 hier in Monheim am Rhein mit gegründet, aber das Ziel, Bürgermeister zu werden, hatte ich damals nicht. Das hat sich dann einfach so ergeben. Kommunalpolitik hat mir immer großen Spaß gemacht, und das Bürgermeisteramt fülle ich nach wie vor mit Freude und sehr gerne aus, auch wenn ich es zu Beginn meiner politischen Laufbahn darauf nie angelegt habe.
RWM: Wenn Sie sich zurückerinnern: Welche Erwartungen an Ihre Aufgaben haben sich erfüllt, wo mussten Sie eigene Vorstellungen korrigieren?
Daniel Zimmermann: Im Prinzip keine. Ich nehme die Themen, die wir bearbeiten, mit Nachdruck und Ernsthaftigkeit an und sorge dafür, dass wir jeweils möglichst schnell vorwärtskommen. Aber ich mache mir vorher keine großen Gedanken darüber, was das für mich selbst bedeutet. So waren es bei meiner ersten Wahl eher die Themen für 16- bis 18-Jährige, die mich angetrieben haben: Verbesserung des ÖPNV und Öffnungszeiten der Jugendeinrichtungen beispielsweise. Später entwickelte sich das weiter hin zu allgemeiner Familien- und Kinderpolitik, der Vereinbarkeit von Familie und Beruf und mit den Amtsaufgaben als Bürgermeister natürlich der große Bereich der Wirtschaftsförderung. Das sind auch heute noch die zentralen Themen für mich in unserer Stadt: Unterstützung der Wirtschaft und familienfreundliche Politik.
RWM: Wer über Monheim am Rhein redet, kommt unweigerlich auf das Thema Finanzen. Wie sehr können Sie sich auf der geringen, gerade erst erneut gesenkten Gewerbesteuer und guten wirtschaftlichen Situation „ausruhen“? Wie schwer wiegt auf der anderen Seite die damit verbundene Belastung, Stichwort Kommunal-Soli?
Daniel Zimmermann: Es wäre unvernünftig, wenn wir uns auf dem bisher Erreichten ausruhen würden. Die Tatsache, dass wir seit Beginn der Gewerbesteuerpolitik bereits zwei weitere Senkungen des Hebesatzes beschließen konnten, zeigt das auch. Wir werden uns auch in Zukunft bemühen, dieses Merkmal unserer Politik in Monheim am Rhein weiter auszubauen und fortzuschreiben, da sind wir noch nicht am Ende. Mit Belastungen wie dem Kommunal-Soli versucht die Landesregierung zwar immer wieder, uns das Leben schwerzumachen, aber auch darauf sind wir gut vorbereitet. Natürlich klagen wir dagegen und hoffen auch auf einen Erfolg, aber unsere Haushaltsplanungen haben diese Abgabe und auch weitere, die etwas weniger Prominenz erlangt haben, eingeplant. Auch das zeigt, dass wir uns in der Wirtschaftspolitik immer weiterentwickeln müssen.
Sicher liegen die Erfolge auf der Hand und sorgen für große Zufriedenheit – heute zählen wir bereits 295 Betriebe mehr im Stadtgebiet, als es noch im Jahre 2012 der Fall war – dies entspricht einer Steigerung von zwölf Prozent; zudem können wir mit rund 2300 neuen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten sogar eine Steigerung von 22 Prozent aufweisen. Aber das Pendlersaldo liegt noch bei minus 1000. Deshalb wollen wir noch weitere Unternehmen und damit Jobs in Monheim am Rhein ansiedeln.
RWM: Es ist Ihnen gelungen, Monheim, trotz der direkten Nähe zu Düsseldorf, Köln und Leverkusen, als Gewerbestandort zu etablieren. Weniger öffentlich wahrgenommen wird Monheim allerdings als Wohnstandort. Welche Maßnahmen und Pläne haben Sie für die Bürger Ihrer Stadt?
Daniel Zimmermann: Monheim ist ein attraktiver Wohnstandort. Wir befinden uns in einem Ballungsraum, können aber mit vielen Grünflächen, landschaftlicher Schönheit und als einzige Stadt im Kreis Mettmann mit zehn eigenen Rheinkilometern punkten. Wir bieten in der Infrastruktur alles, was eine Stadt für rund 40.000 Einwohner bieten muss und zum Teil sogar Dienstleistungen, die darüber hinausgehen. Wir verfügen also über die Vorteile einer Großstadt, obwohl das Stadtgebiet starke ländliche Prägung hat.
Aber auch darauf können wir uns nicht ausruhen. So haben wir uns selbst seit 2010 regelmäßig aktualisierte strategische Ziele auferlegt, die weit über das in anderen Kommunen übliche Leitbild hinausgehen. Wir wollen „Stadt für alle“ sein und drücken das über die Verfolgung dieser Ziele aus. Integration, Inklusion, Generationengerechtigkeit und Familienfreundlichkeit sind für uns nicht nur Worthülsen. Beispielsweise bieten wir allen Kindern bis zehn Jahren kostenfreie Betreuungsangebote, unterstützen die musikalische Bildung durch ein kostenloses Musikschuljahr und die Bereitstellung benötigter Instrumente oder haben jährlich mehrere 100.000 Euro in Spielplätze und Schulhöfe investiert. Wir widmen uns Stadtvierteln, die hinsichtlich sozialer und infrastruktureller Fragestellungen Modernisierungsbedarf aufweisen, um auch hier zu einem einheitlichen und gleichberechtigten Stadtbild zu kommen. Vor drei Jahren haben wir die Tourismusförderung initiiert, weil Monheim am Rhein viele Dinge zu bieten hat, die auch für Besucher, die häufig nur an der Stadt vorbeifahren oder -laufen, interessant sind. Und schließlich haben wir uns die bereits erwähnte Fortsetzung der Wirtschaftspolitik auf die Fahne geschrieben. Alle diese Ziele passen gut zu Monheim am Rhein und führen zu einer ganzheitlichen und nachhaltigen Verbesserung. Der Zuzug von Unternehmen und Familien wird so weiter anhalten können.
RWM: Haben Sie eine persönliche Vorstellung, wie lange Sie noch Bürgermeister in Monheim sein wollen?
Daniel Zimmermann: Nein. Mir macht dieses Amt sehr viel Spaß, aber ich kann mir trotzdem nicht vorstellen, das bis zum Rentenalter auszuführen. Einen Termin oder eine Lebensphase habe ich mir aber nicht gesetzt, bis zu dem ich die Tätigkeit als Bürgermeister aufgeben will.
RWM: Welche Aufgaben werden noch auf Sie zukommen?
Daniel Zimmermann: Wenn ich mal auf einen kurzen Zeitraum blicke, dann ist das in diesem Jahr der Aufbau einer eigenen Wohnungsbaugesellschaft als Tochter der Stadt, die die Stadtentwicklungsgesellschaft ergänzen wird. Wir wollen Wohnungsgebäude selbst bauen oder erwerben und im eigenen Bestand halten. Eine weitere wichtige Baustelle ist die Digitalisierung in der Stadt. Als infrastrukturelle Voraussetzung treiben wir den flächendeckenden Breitbandausbau unter anderem mit eigenen Glasfasernetzen voran und arbeiten auch an einem stadtweiten kostenfreien WLAN-Netz. Diese technischen Voraussetzungen werden dann um Services ergänzt, die wir für Bürger und Unternehmen entwickeln. Mit Blick auf touristische Belange bauen wir das dezentrale Stadtmuseum „MonChronik“ weiter aus und eröffnen beispielsweise im Februar das Karnevalsmuseum in der Monheimer Altstadt.
RWM: Wenn Sie ein Bild von Monheim am Rhein in zehn Jahren skizzieren, wie sieht das aus?
Daniel Zimmermann: Monheim am Rhein wird über ein positives Pendlersaldo verfügen, die Zahl der Besucher und Übernachtungsgäste wird spürbar gestiegen sein, dank der familienfreundlichen Politik wird uns der demografische Wandel keine Probleme bereitet haben, und wir werden anders als Kommunen im Umland als Wohnstandort in der Bevölkerungszahl gewachsen sein. Stefan Mülders | redaktion@regiomanager.de
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