Management

Breitbandausbau auf kommunaler Ebene:

Perspektiven und Synergien für Stadtwerke

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von Regiomanager 01.09.2016
(Foto:Fotolia)

 

 

Stadtwerke gehören zu wichtigen Treibern des Breitbandausbaus. Mit Telekommunikationsprodukten können sie ein neues Geschäftsfeld erschließen und Energiekunden stärker binden. Das rechnet sich selbst dort, wo es sich für private Anbieter nicht rentiert. FTTH-Glasfasernetze, die Daten über Lichtwellenleiter bis in die Wohnung oder das Büro übertragen, sind der Schlüssel für eine zukunftsfähige Breitbandversorgung. DSL Vectoring, XDSL oder anderen Technologien sind sie bei Bandbreite, Verfügbarkeit und Sicherheit überlegen. Allerdings sind sie mit hohen Investitionen verbunden. Vor allem in dünn besiedelten Gebieten rechnen sich Glasfasernetze für Telekommunikationsanbieter aufgrund der Trassenlängen nicht immer. Wenn überhaupt, erfolgt dort eine Anbindung auf Kupfer- oder Funkbasis. Für Unternehmen, die auf eine leistungsstarke Datenübertragung angewiesen sind – und welcher Betrieb wäre das langfristig nicht –, ein unhaltbarer Zustand. Sie weichen auf andere Standorte aus. Kommunen haben also ein großes Interesse am Breitbandausbau, um Arbeitsplätze und Steuereinnahmen zu erhalten.

Standorte und Zukunftsfähigkeit sichern

In Stadtwerken finden Kommunen ideale Partner für Bau und Betrieb der notwendigen Infrastrukturen, denn diese beherrschen die Prozesse in der Planung, dem Bau und dem Betrieb von Netzen oder in der Abrechnung. Durch spartenübergreifende Synergien ergeben sich Kostenvorteile, vor allem im Tiefbau, dem größten Kostenblock beim Netzausbau, wodurch Stadtwerke schneller die Wirtschaftlichkeitsschwelle erreichen. Für Zukunftstechnologien wie die Übertragung von Zählerdaten für das Smart Metering ist Glasfaser zudem das optimale Kommunikationsmedium. Interessanter noch sind die direkt erzielbaren Umsätze und Gewinne. Die Erfahrung zeigt, dass sich für höherwertige Glasfaserprodukte stabilere Tarife durchsetzen lassen. Dazu ist das Absprungrisiko einmal angeschlossener Kunden durch die proprietäre Technik geringer. Und auch im Stammgeschäft ergeben sich Synergien. Über Produktkombinationen oder Sonderkonditionen für Energiekunden können bestehende Segmente gestützt werden. Hinzu kommt der Imagefaktor: Wer schnelles Internet ermöglicht, zeigt Verantwortung für seine Region. Wer könnte das besser als ein Stadtwerk?

Hohe Wertschöpfung

Vor diesem Hintergrund fällt die Wahl des Geschäftsmodells leicht. Die Verpachtung von passiver Infrastruktur und aktiven Netzkomponenten verspricht zwar stabile Renditen, die beschriebenen Synergien setzen aber eigene Dienste voraus. Anbieter wie MEGA MULTIMEDIA in Mohnheim oder KomMITT in Ratingen verfolgen diese Strategie. So stellt KomMITT als Tochter der Ratinger Stadtwerke Unternehmen individuelle Lösungen für den Internet Access, zur Standortvernetzung oder für Telefonanschlüsse und -anlagen zur Verfügung. Im gesamten Stadtgebiet entsteht parallel ein leistungsfähiges Glasfasernetz, über das eigene TV-, Internet- und Telefonie-Produkte unter der Marke rapeedo privaten Kunden angeboten werden. KomMITT ist auch ein Beispiel für Kooperationen zur Erschließung des neuen Geschäftsfeldes. Das jeweilige Stadtwerk investiert in das Netz und die Kommunikationstechnik, der Netzbetrieb sowie die Lieferung der White-Label-Produkte und Systeme für CRM, Abrechnung etc. erfolgt durch KomMITT.

Marketing-Dilemma

Anders als in abgelegenen Gewerbe- oder Pilotgebieten konkurrieren neue Anbieter im dicht besiedelten Innenstadtbereich mit etablierten Playern, die über TV-Kabel oder andere kupferbasierte Medien bedingt vergleichbare Produkte anbieten. In diesem Wettbewerb zeigt sich ein prinzipielles Dilemma bei der Vermarktung von LWL-Netzen. Vor dem ersten Spatenstich steht die Akquise von Einwilligungen der Eigentümer, dass ihre Immobile an das Netz angeschlossen werden kann. Dazu muss natürlich die Werbetrommel gerührt werden. Aber: An diesem Punkt ist noch ungewiss, ob sich genügend Interessenten finden und das Netz überhaupt ausgebaut wird. Potenzielle Kunden müssen über eine Wartezeit von mehreren Monaten gehalten werden. Das gelingt mit konsistenten Marketingbotschaften, die über den Kanon von Preisen und Geschwindigkeiten hinausgehen. Wer nur auf Bandbreite und Kapazitäten setzt, macht sich austauschbar und treibt Interessenten in dieser Phase zur Konkurrenz. Die Kunst ist es, nicht das Produkt zu bewerben, sondern das gemeinsame Infrastrukturprojekt von Anbieter, Kunden, Unternehmen und Bürgern. Dafür sind Stadtwerke der ideale Absender.  

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