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Social Media für Introvertierte: Im Stillen sichtbar werden

Selbstinszenierung in den Social Media dürfte die meisten Geschäftsführenden vom Typus „introvertiert“ eher stressen. Doch Kommunikation über die sozialen Medien bietet ihnen auch Vorteile.

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von Regiomanager 06.01.2023
(© ­­­master1305 − stock.adobe.com)

Mehr als 500 Follower bei der Business-Plattform LinkedIn, ähnlich viele Kontakte bei Xing. Für viele Unternehmer und Unternehmerinnen, aber auch für Angestellte ist dies ganz normal. Sie sind es gewohnt, sich in den Social Media zu präsentieren, und haben Spaß daran, sichtbar zu werden sowie eine große Reichweite zu erzielen. Doch was ist, wenn man nicht der extrovertierte Typ ist, der sich selbst gerne inszeniert? Introvertierten Menschen liegt es in der Regel fern beziehungsweise stresst es, sich selbst zu vermarkten.
Entscheidend in diesem Zusammenhang ist in erster Linie die eigene Haltung und Herangehensweise. „Man muss auf den Business-Plattformen nicht zwingend Social Selling betreiben, wenn es nicht zur eigenen Person passt“, sagt Silke Grotegut, Karrierecoach und Autorin des im August 2022 erschienenen Buches „Karriere machen mit XING, LinkedIn & Co.“. Vielmehr wäre es hilfreich, die Social Media eher als Möglichkeiten für andere zu betrachten, von dem eigenen Wissen zu profitieren. Sie schlägt daher vor, Fachgespräche in den sozialen Medien zu führen und im informierenden Jargon über das eigene Expertengebiet zu posten, anstatt Werbung für sich selbst zu machen.

Sich langsam annähern

Darüber hinaus rät Silke Grotegut dazu, sich insgesamt langsam an die sozialen Medien heranzutasten. „Die Stärke der eigenen Sichtbarkeit ist über die Social Media gut zu steuern“, sagt sie. Ihre Empfehlung: zunächst genau überlegen, wen man eigentlich ansprechen will, und so genannte Personas ableiten. Dabei handelt es sich um die konkrete, möglichst griffige Beschreibung einer Person, die als exemplarischer Vertreter oder als Vertreterin für eine bestimmte Zielgruppe steht. „Sich konkret eine Person vorzustellen, die man erreichen will, ist für introvertierte Menschen wahrscheinlich angenehmer als eine Masse an Menschen“, meint die Social-Media-Expertin. Vielen falle es jedenfalls auf diese Weise leichter, in eine nahbare Kommunikation zu gehen.

Profilerstellung mit Ruhe

Ein eigenes Profil zu erstellen und zu optimieren dürften introvertierte Geschäftsleute Dr. Sylvia Löhken zufolge indes gar nicht so sehr als Herausforderung empfinden. Im Gegenteil:
„Viele Introvertierte mögen es, Inhalte schriftlich auszudrücken“, so die Coachin für leise Menschen. Sie ist selbst introvertiert und hat mehrere Bücher über und für introvertierte Persönlichkeiten geschrieben. „Introvertierte Entrepreneure können beim Schreiben in Ruhe überlegen, wie sie sich darstellen wollen sowie welche Informationen und welches Profil zu ihnen passen“, erläutert Löhken die Vorteile der Social Media für leise Menschen. Wer sich hinsichtlich des Profils dennoch unsicher sei – ein hohes Sicherheitsbedürfnis sei eine häufige Eigenschaft bei Intros – könne sich Hilfe holen: „Es gibt heutzutage Profis, die sich auf Profil- und Content-Erstellung für leise Menschen spezialisiert haben, sei es für die eigene Website oder für die Präsenz auf Plattformen wie LinkedIn“, weiß die Expertin für intro- und extrovertierte Kommunikation.

Ins Netzwerk hineinwachsen

Auch in Sachen Vernetzung kommen die Social Media den Bedürfnissen von introvertierten Menschen laut Löhken im Prinzip entgegen. „Viele Intros fühlen sich gestresst, wenn sie ständig von Menschen und Dingen abgelenkt werden. Deshalb empfinden sie es als entlastend, über digitale soziale Netzwerke Kontakte schaffen, halten und pflegen zu können, ohne dass physische Begegnungen notwendig sind“, erläutert sie.
„Man sitzt quasi in einem geschützten Raum“, bringt Silke Grotegut den entscheidenden Vorteil auf den Punkt. Introvertierte Unternehmer und Unternehmerinnen könnten sich unter anderem genau überlegen, wie viel Zeit sie darin verbringen wollen. Die Social-Media-Expertin empfiehlt zu versuchen, peu à peu in das Netzwerk hineinzuwachsen beziehungsweise ein solches für sich aufzubauen, indem man zum Beispiel erst diejenigen einlädt, die man kennt, nach einer Zeit dann auch Kontakte von Kontakten etc. Dies mindere die Gefahr einer Überstimulation, für die Introvertierte empfänglich sind.

Liken steigert bereits die Sichtbarkeit

Ein ähnlich bedachtsames Verhalten gilt, wenn es darum geht, Sichtbarkeit aufzubauen. „Auch hier können introvertierte Menschen sich langsam vorarbeiten“, so Grotegut. Der geringste Aufwand sei, andere Beiträge zu liken. „Das ist nur ein Klick, und dennoch steigen die Interaktionsrate und Sichtbarkeit schon mal an“, sagt sie. Der nächste Schritt wäre, Beiträge auch zu kommentieren. Von einer weiteren naheliegenden Aktion – Beiträge zu teilen – rät Grotegut wiederum wegen der Bewertung als „Double Content“ und der damit verbundenen geringeren Sichtbarkeit ab. „Lieber einen eigenen Post erstellt und auf den Inhalt verlinken“, empfiehlt sie daher.

Dranbleiben!

Wichtig ist, konsequent dabeizubleiben, um als Firma oder Solopreneurin wahrgenommen und mit Botschaften assoziiert zu werden. Für Introvertierte sollte genau dies allerdings kein Problem sein. „Beharrlichkeit ist eine leise Stärke“, sagt Sylvia Löhken. Überdies ließen sich Social-Media-Aktivitäten gut planen und in festen Zeitfenstern platzieren. „Diese Routinen helfen dabei, kontinuierlich Content zu produzieren und sichtbar zu sein“, so die Expertin. Ein letzter Tipp von ihr: Viele Intros wirken in ihrer Ruhe und Kompetenz vertrauenerweckend – ein unschätzbares Kapital! Das sollte sich auch in den Social-Media-Aktivitäten widerspiegeln.
Petra Walther | redaktion@regiomanager.de

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Fotostrecke

Dr. Sylvia Löhken, Kommunikationsexpertin und Autorin (© Schafgans DGPh)

Silke Grotegut, Karrierecoach und Autorin (© Marlene Mondorf)

(© ­­­master1305 − stock.adobe.com)

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