Management

The Next Generation

Die Generation Z ist leistungsbereit, schätzt eine Work-Life-Separation und braucht gute Führung.Was Sie der neuen Arbeitnehmer-Generation bieten müssen, um als Arbeitgeber attraktiv zu bleiben.

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von Regiomanager 01.02.2018
Foto: © stokk.co – stock.adobe.com

Arbeitsscheu, verwöhnt, verwirrt – wenn Unternehmer auf die kommende Generation Z von Arbeitnehmern oder Kunden blicken, dann geschieht das oft mit einem mulmigen Gefühl im Bauch. Dabei ist diese Generation wie ihre Vorgänger nichts anderes als das Spiegelbild ihrer Zeit, geprägt durch Einstellung, Werte, Fähigkeiten, Verhalten und Bedürfnisse. Auch die wirtschaftlichen, politischen und gesellschaftlichen Einflüsse, die in den letzten Jahren vor allem durch Krisen und Skandale – Bankenkrise, Flüchtlingskrise, Dieselgate – geprägt waren, haben die junge Generation beeinflusst. Angesichts der Tatsachen, dass unsere heimischen Unternehmen im 21. Jahrhundert noch immer fest in der Hand der Babyboomer sind, das mittlere Management von der Generation X dominiert wird und die Personalabteilungen noch mit dem Verdauen der Generation Y beschäftigt sind, zeigt sich, dass der Mittelstand große Probleme bei der Anpassung an die Generation Z an den Tag legt.

Vom digitalen Immigrant zum Helikopter-Dad

Doch lassen Sie uns hier an der Stelle zunächst definieren, was den Unterscheid der Generationen ausmacht. Da wäre als Erstes die Nachkriegsgeneration der Babyboomer (1950–1964), die aufgewachsen im Wirtschaftswunder den Wunsch nach Veränderung in sich trägt. Diese Generation lebt, um zu arbeiten, und bedient sich als digitaler Immigrant typischerweise dem Telefon als bevorzugtes Kommunikationsmittel. Die technisch schon versiertere Generation X (1965–1979) ergänzt das E-Mailen. Sie versteht Arbeit und Privates unter dem Schlagwort Work-Life-Balance in Einklang zu bringen. Aufgewachsen in einer zunehmenden Institutionalisierung des kindlichen Alltags und verstärkten Angeboten in Freizeitaktivitäten, prägt die Generation X der Wunsch nach Individualität. Steigende Arbeitslosenquoten, Wirtschaftskrisen und das Aufbrechen traditioneller Familienstrukturen führten allerdings auch zu einem Misstrauen, das sich oft in dieser Generation findet.

Generation Y (1980–1993), die Generation des Internetbooms, der Globalisierung und des steigenden Bildungsniveaus, lebt im Hier und Jetzt. Als digital Natives ist das Leben mit dem Netz für diese Generation zum primären Merkmal geworden. Während die Baby-Boomer den Beruf an erste Stelle setzten, glaubt die Generation Y an die Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben.

Als Eltern- und Führungsgeneration sind Babyboomer und Ypsilons, besonders aber die Generation X verantwortlich für die Entwicklung der heutigen Z-ler. Wenn wir daher im Unternehmen und im Privatleben die Generation Z mit einem müden Lächeln als unmündig, selbstverliebt und wechselhaft wahrnehmen, dann sollten wir uns auch vor Augen führen, dass Soccer Moms oder Helikopter-Eltern der Generation Y die nachfolgende Generation Z zu dem gemacht haben, was sie heute ist. Professor Dr. Christian Scholz, Mitherausgeber der „Zeitschrift für Personalforschung“, bringt es in seinem Buch “Generation Z“ auf den Punkt: „Die Betreuung der Generation Z durch ihre Eltern entspricht dabei eher der Natur der Kaiserpinguine und Orang-Utans (intensive Betreuung) als der von Schildkröten und Haien (wenig Betreuung)“, so Professor Scholz. Einen sehr schönen Einblick in den Alltag beider Generationen bietet zudem der Bestseller „Verschieben Sie die Deutscharbeit – mein Sohn hat Geburtstag!“ der Autorinnen Lena Greiner und Carola Padtberg.

Die Generation Z lebt im Netz

Und damit kommen wir zur Generation Z. Für diese ist das Privatleben außerordentlich wichtig. Die Generation Z ist im Netz geboren, aufgewachsen und lebt darin wie ein Fisch im Wasser. Für sie sind Smartphones, Google Glass, 3D-Druck, smarte Kleidung Dinge des Alltags. Facebook hat den Stellenwert eines Frührentnervereins. Für diese Generation ist entschleunigte Kommunikation via Snapchat und die Anbetung von Influencern oder Bloggern auf YouTube, was MySpace oder StudiVZ für die Generation Y war. Das heißt aber nicht, dass diese Generation gesellschaftlich völlig losgelöst ist. Denn die Familie genießt bei der Generation Z einen hohen Stellenwert. Auch pflegen Zler ihre Freundschaften und vernetzen sich gerne über die von ihnen bevorzugte Plattform, wenngleich Freunde oft über den Weltball verstreut sind und auch Barack Obama oder Mark Zuckerberg heißen können.

Für die Generation Z ist es eine Herausforderung, einen Beruf zu finden, der zu ihrem Leben passt. Und für den Mittelstand bedeutet das, dass dieser sich in seinen Strukturen, speziell in der Ausbildung, anpassen muss. „Die Generation Z möchte in einer kollegialen Arbeitsatmosphäre arbeiten und sinnstiftende Tätigkeiten leisten“, sagt Professorin Dr. Antje-Britta Mörstedt, die als Professorin für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre an der privaten Hochschule Göttingen für Organisation und Blended Learning verantwortlich ist. Dabei beschäftigt sie sich speziell mit dem Thema Generation Z und berät Unternehmen sowie Verbände zum Thema. „Die Generation ist leistungsbereit, schätzt eine Work-Life-Separation und braucht gute Führung.“

Preboarding und Onboarding verbessern

Und was bedeutet das für Unternehmer und Personaler? Nun, um der kommunikativen Kompetenz der Generation Z – kurze Aufmerksamkeitsspanne in Kombination mit kurzlebigen Kommunikationswegen – gerecht zu werden, müssen sich Unternehmen mit dem Preboarding beschäftigen. „Das heißt, wie hält der Arbeitgeber Kontakt zu dem künftigen Auszubildenden, bis dieser seine berufliche Erstausbildung beginnt und nachdem der Ausbildungsvertrag geschlossen wurde“, erklärt Professorin Mörstedt. „Es kann dem Arbeitgeber durchaus passieren, dass der künftige Azubi kurz vor Beginn der Ausbildung abspringt. Zudem ist das sogenannte Onboarding wichtig, also das Sozialisieren im Unternehmen, wenn die Ausbildung begonnen hat.“ Hierbei ist es wichtig, die Auffassung von Arbeit und Freizeit zu verstehen und sich nicht hinter traditionellen Stundenzetteln zu verstecken. Work-Life-Separation bedeutet auch, dass diese Generation nach Hause geht, wenn die Arbeit erledigt ist, und nicht, wenn die Uhrzeit schlägt. Ein Beispiel: „Eine auszubildende Großhandelskauffrau in Berlin fragt um 15:00 Uhr ihren Ausbilder, ob noch etwas zu tun sei. Dieser sagt Nein, er habe keine Aufgabenstellung mehr für sie“, beschreibt Professorin Mörstedt. „Die Auszubildende packt daraufhin ihre Sachen und will nach Hause gehen. Der Ausbilder fragt dann, was sie da macht, die Arbeitszeit sei doch bis 17:00 Uhr! Sie schaut ihn völlig verständnislos an und antwortet, dass sie doch gefragt hätte, ob es noch Arbeit gibt, und da er Nein gesagt habe, gehe sie jetzt nach Hause.“ So ein Verhalten stößt bei älteren Generationen auf Unverständnis. Ältere Generationen halten Zler daher oft für schlecht erzogen. Doch das stimmt so nicht. „Die Generation Z hat bestimmte Dinge im Elternhaus einfach nicht mehr gelernt und muss nun diese Arbeitsabläufe im Unternehmen nachholen“, resümiert Professorin Mörstedt.

Augenhöhe erwartet

Die Generation Z versteht sich auch als die Generation der Minimalisten. Viele kleine Schritte führen bei ihnen zum Ziel. Zler googeln auch schon mal nach Antworten und wünschen sich dabei eine Führungskraft, die mit ihnen auf Augenhöhe kommuniziert. Unternehmen müssen sich daher Wege überlegen, wie sie mit der Vorgehensweise umgehen, dass bei der Generation Z Geschwindigkeit wichtiger als Genauigkeit ist und Versuch und Irrtum der präferierte Lösungsweg sind. „Kollegiale Arbeitsatmosphäre, Führung auf Augenhöhe, Ehrlichkeit und dass die Führungskraft auch als Ratgeber im privaten Bereich zur Verfügung steht – mit diesen Werten und Leistungen punkten Sie bei der Generation Z“, rät Professorin Mörstedt. Die Generation Z möchte einen Arbeitgeber, der ihre Wünsche und Ansprüche ernst nimmt. In Zeiten schwindender Fachkräfte muss sich der Mittelstand daher den Zlern stellen oder er läuft Gefahr, die kommende Generation als Mitarbeiter und als Kunden an regionale, europäische oder globale Konkurrenz zu verlieren.

André Sarin | redaktion@regiomanager.de

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