Management

Unternehmenspraxis (Ausgabe 02/22)

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von Regiomanager 31.05.2022
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PERSONAL & KARRIERE

Arbeitsagentur setzt auf Video

Die pandemiebedingten Kontaktbeschränkungen haben dazu beigetragen, dass die Bundesagentur für Arbeit (BA) Alternativen zur persönlichen und telefonischen Beratung in den Häusern entwickelt hat. Inzwischen bietet sie in vielen Bereichen die Möglichkeit zur Videokommunikation dauerhaft an, beispielsweise in der Beratung zu Aus- und Weiterbildung oder zu Rehabilitations- und Teilhabebedarfen. Seit Anfang dieses Jahres können alle Kundinnen und Kunden, die sich online Arbeit suchend melden, online einen ersten Beratungstermin für ein Videogespräch buchen. Inzwischen nutzen auch rund 160 Jobcenter die Videokommunikation als zusätzlichen Kommunikationskanal neben der persönlichen und telefonischen Beratung. Die Beliebtheit der Videokommunikation spiegelt sich in den Nutzerzahlen wider. Dr. Markus Schmitz, Generalbevollmächtigter der BA: „Seit Herbst 2020 fanden über 150.000 Videogespräche in Agenturen und Jobcentern statt, in einer Zeit, in der persönliche Kundengespräche pandemiebedingt deutlich erschwert oder teilweise gar nicht möglich waren. Das macht zusammen über fünf Millionen Gesprächsminuten. Die Weiterempfehlungsquote von 95 Prozent belegt, dass unsere Kundinnen und Kunden das neue und moderne Interaktionsformat der Videokommunikation sehr gut annehmen und es auch nach Ende der Pandemie weiter nutzen wollen.“ Die Videoberatung ist seit Ende vergangenen Jahres als dauerhafter Interaktionskanal in der BA verankert und wird sukzessive ausgebaut.

KONJUNKTUR

So teuer war Corona

Seit zwei Jahren bestimmt die Corona-Pandemie Gesellschaft und Wirtschaft in Deutschland. Neue Berechnungen des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW) zeigen, dass die Deutschen in dieser Zeit rund 300 Milliarden Euro weniger ausgegeben haben als in einer Welt ohne Corona. Das entspricht etwa 3.600 Euro pro Kopf. Preisbereinigt lagen damit die Konsumausgaben aller privater Haushalte um mehr als acht Prozent unter dem Konsumniveau von 2020 und 2021 ohne Corona-Einbrüche. Hauptursache sind einerseits eingeschränkte Einkaufs- und Freizeitangebote sowie andererseits die höhere Inflation. Den hohen Konsumausfällen stehen jedoch deutlich höhere Einsparungen gegenüber: In den beiden Corona-Jahren übertraf das private Sparen den vorherigen Durchschnittswert um jeweils rund 100 Milliarden Euro – die Sparquote der privaten Haushalte sprang in den Jahren 2020 und 2021 von elf auf durchschnittlich 15,5 Prozent. Den IW-Berechnungen zufolge verlor die deutsche Wirtschaft aufgrund der Pandemie rund 340 Milliarden Euro Wertschöpfung gegenüber einem Wirtschaftsverlauf ohne Pandemie. Die höchsten Einbußen verzeichneten dabei der Dienstleistungssektor und die Industrie. So entfallen knapp 60 Prozent der bisherigen Wertschöpfungsausfälle auf die Dienstleister – das entspricht mehr als 200 Milliarden Euro. Besonders stark betroffen sind Kunst und Kultur, Sport und persönliche Dienstleistungen, aber auch Handel und das Gastgewerbe. Auf das verarbeitende Gewerbe entfällt mehr als ein Drittel der Einbußen. Weitestgehend unbeschadet kamen hingegen die Bauwirtschaft und der Agrarsektor durch die Krise. Anhaltende Erholungen zeigen sich bislang vor allem im Außenhandel: Im Schlussquartal 2021 lagen die preisbereinigten Importe und Exporte über dem Jahresdurchschnitt von 2019. Allerdings zögert der Ukraine-Krieg „die Rückkehr zur ökonomischen Normalität weiter hinaus“, sagt IW-Ökonom Professor Dr. Michael Grömling.


Energie-Umfrage: Mittelstand am Limit


Eine aktuelle Umfrage des Bundesverbandes mittelständische Wirtschaft (BVMW) zeigt nach eigenen Angaben, dass sich die mittelständische Wirtschaft „kaum noch höhere Energiepreise leisten kann“: Für einen Verzicht auf russische Energielieferungen würden 31 Prozent von 1.200 befragten Unternehmen einen Aufschlag von bis zu 30 Prozent gerade noch akzeptieren. Lediglich 14 Prozent könnten sich einen Aufschlag von immerhin 50 Prozent vorstellen. Dabei ist ein Verzicht auf russisches Erdöl eher denkbar (52,2 Prozent) als auf russisches Erdgas (40 Prozent). 56 Prozent sprechen sich klar gegen höhere Bezugskosten bei Erdgas für ein sofortiges Ende russischer Energieimporte aus. Mit einer deutlichen Mehrheit (68 Prozent) zeigen die befragten Unternehmen jedoch Verständnis, wenn im Falle eines Versorgungsengpasses systemkritische Unternehmen bevorzugt werden. „Die Ergebnisse und die rege Teilnahme an unserer Energieumfrage zeigen, dass die Frage der Energieversorgung die mittelständische Wirtschaft gerade sehr bewegt“, erklärt BVMW-Verbandsvorsitzender Markus Jerger. „Das Verständnis unter den Unternehmen angesichts der aktuellen politischen Situation ist da – viele können es sich aber einfach nicht leisten, noch höhere Energiepreise zu zahlen.“


Kritik an Abfall-Emissionshandel


Die Verbände BDE, DGAW, ITAD und VKU haben in einer gemeinsamen Erklärung an Bundesumweltministerin Lemke und Bundeswirtschafts- und Klimaschutzminister Habeck erneut auf die negativen Auswirkungen sowie mögliche unerwünschte Folgen durch einen nationalen Alleingang bei der Einbeziehung von Abfällen in den Emissionshandel hingewiesen und rufen im Interesse einer sach- und praxisgerechten Ausgestaltung des Klimaschutzes für die Kreislaufwirtschaft zum Dialog zwischen Ministerien und der Entsorgungswirtschaft auf. „Das BMUV-Gutachten ‚Auswirkungen des nationalen Brennstoffemissionshandels auf die Abfallwirtschaft‘ bestätigt unsere bereits geäußerten Sorgen: Wird ein CO2-Preis auf Siedlungsabfälle erhoben, drohen Kostensteigerung bei der Entsorgung und damit steigende Gebühren für die Verbraucherinnen und Verbraucher. Das ist angesichts massiv steigender Energiepreise und Lebenshaltungskosten ohne tatsächliche ökologische Lenkungswirkung nicht zu rechtfertigen. Zudem bleiben relevante Fragen aus der Bundestagsentschließung von 2020 unbeantwortet“, fasst Ingbert Liebing, VKU-Hauptgeschäftsführer Gutachten und Pläne des Bundesumweltministeriums zum nationalen Emissionshandel für Abfälle zusammen. „Die Einbeziehung der Thermik in den Emissionshandel muss auf europäischer Ebene erfolgen”, betont Peter Kurth, Präsident des BDE. “Nationale Alleingänge würden nicht zu einer Lenkungswirkung zugunsten des Recyclings führen, sondern zu einer Lenkung hin zu schlechteren Verwertungsangeboten in den preiswertesten Lösungen.”

IMMOBILIEN

Die Folgen des Mietendeckels

Das Angebot an Mietwohnungen in Berlin ist wegen des Mietendeckels um bis zu 60 Prozent eingebrochen und verharrt nach dessen Abschaffung auf diesem Niveau. Das hat eine neue Studie des ifo Instituts ergeben. „Bereits nach der Ankündigung des Mietendeckels ist das Angebot an Berliner Wohnungen stark zurückgegangen. Im vom Mietendeckel nicht betroffenen Bereich stieg das Angebot nach Ankündigung des Mietendeckels zwar überdurchschnittlich an, mit der Abschaffung kehrte sich dieser Trend jedoch um“, sagt Mathias Dolls, stellvertretender Leiter des ifo Zentrums für Makroökonomik und Befragungen. Am 15. April 2021 hatte das Bundesverfassungsgericht den Berliner Mietendeckel für verfassungswidrig erklärt. Dem Mietendeckel unterlagen Wohnungen, die vor dem Jahr 2014 erstmals bezugsfertig waren (regulierter Bereich). Neubau-Wohnungen, die ab dem 1. Januar 2014 erstmals bezugsfertig waren, waren vom Mietendeckel nicht betroffen (nicht-regulierter Bereich). Die Mieten sind durch die Abschaffung des Deckels bei den davon betroffenen Wohnungen laut ifo Institut wieder deutlich angestiegen. Zuvor waren die Mietpreise in Berlin durch den Deckel pro Quartal durchschnittlich um 11 Prozentpunkte weniger gestiegen als in anderen deutschen Großstädten. „Ein Nachholeffekt ist zwar zu beobachten. Allerdings sind die Mietpreise noch nicht auf dem Niveau, auf dem sie wären, wenn es den Mietendeckel nicht gegeben hätte“, sagt Dr. Florian Neumeier, Leiter der ifo-Forschungsgruppe Steuer- und Finanzpolitik. Bei den nicht vom Mietendeckel betroffenen Wohnungen stiegen die Mieten in dem Zeitraum, in dem die Regelungen des Berliner Mietendeckels in Kraft waren, um durchschnittlich fünf Prozentpunkte mehr als in anderen deutschen Großstädten. Auch nach Abschaffung des Mietendeckels lag das Mietpreiswachstum noch über dem Anstieg in anderen Großstädten. „Die Einführung des Mietendeckels hat zu einer Zweiteilung des Wohnungsmarktes in Berlin geführt. Seit der Abschaffung des Mietendeckels nähern sich die Mietniveaus im ehemals regulierten und nicht-regulierten Bereich zwar wieder an, allerdings vollzieht sich diese Annäherung nur langsam“, sagt Carla Krolage, Leiterin der Unternehmenskooperationen und Datenstrategie des ifo Instituts.

DIGITALISIERUNG

Aufbau einer Europa-Cloud

Es ist ein europäisches Großprojekt: der Aufbau einer leistungsfähigen europäischen Cloud. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) hat nun hoch innovative Projekte aus Deutschland bei der EU-Kommission eingereicht. Diese sollen im Herbst starten. Das BMWK will Vorhaben von insgesamt 26 Unternehmen mit bis zu 750 Millionen Euro unterstützen. „Mit der europäischen Cloud bauen wir das Fundament für die digitale Souveränität und Wettbewerbsfähigkeit der EU“, so Wirtschaftsminister Robert Habeck. „Unsere Wirtschaft muss selbst bestimmen können, wie sie ihre Daten speichert, nutzt und verarbeitet. Dafür wollen wir den europäischen Cloud-Markt an die Weltspitze heranführen. Deutsche Unternehmen werden an zentraler Stelle dazu beitragen, dass Daten sicherer und energieeffizienter verarbeitet werden und innovative Technologien und Anwendungen entstehen.“ Im Rahmen eines IPCEI fördert jeder Mitgliedstaat Projekte von Unternehmen seines Landes. IPCEI steht für Important Project of Common European Interest. Insgesamt sollen 159 Unternehmen aus zwölf EU-Mitgliedstaaten direkt zur IPCEI Industrial Cloud und damit zu einer zukünftigen europäischen Cloud-Infrastruktur beitragen. Die Projekte haben ein Gesamtinvestitionsvolumen von mehr als 5,2 Milliarden Euro. Auf Deutschland entfallen rund 1,5 Milliarden Euro. Das IPCEI führt zentrale und dezentrale Rechenkapazitäten unterschiedlichster Akteure auf einer europäischen technologischen Grundlage zusammen. Erst dadurch wird eine „smarte“ Datenverarbeitung in Echtzeit über Unternehmens- und Ländergrenzen hinweg europaweit möglich. Ein IPCEI ist ein europäisches Beihilfeninstrument, mit dem hoch innovative, paneuropäische Investitionsprojekte durch die jeweiligen Mitgliedstaaten gefördert werden können.


Macht der Influencer


Ob Beauty, Mode, Sport, Reisen oder Promis: Die Hälfte der Nutzerinnen und Nutzer sozialer Medien in Deutschland (50 Prozent) folgt Influencerinnen und Influencern auf Instagram, Facebook, TikTok und Co. Unter den jungen Menschen zwischen 16 und 29 Jahren sind es sogar 81 Prozent, die Posts, Videos und Stories der Social-Media-Stars abonniert haben. 57 Prozent sind es bei den 30- bis 49-Jährigen. Unter den über 50-Jährigen (25 Prozent) sowie über 65-Jährigen (21 Prozent) sind es deutlich weniger. Das sind die Ergebnisse einer repräsentativen Befragung im Auftrag des Digitalverbands Bitkom unter 1.005 Menschen in Deutschland ab 16 Jahren. Demnach folgen 71 Prozent Influencerinnen und Influencern aus den Bereichen Mode. Dahinter folgen die Bereiche Wohnen & Design (62 Prozent), Kosmetik & Make-Up (49 Prozent), Reisen (45 Prozent) oder Fitness & Sport (42 Prozent). Das Thema Ernährung & Gesundheit ist für 38 Prozent interessant. „In der digitalen Welt sind Influencerinnen und Influencer immer wichtiger geworden und mittlerweile fester Bestandteil vieler innovativer Marketingstrategien. Sie setzen Trends, steigern die Brand-Reputation zahlreicher Unternehmen und sind aus dem Marketingökosystem der sozialen Medien nicht mehr wegzudenken“, sagt Rebekka Weiß, Leiterin Vertrauen & Sicherheit beim Bitkom. Mehr als ein Viertel der Befragten (27 Prozent) hat schon einmal ein Produkt auf Empfehlung eines Influencers oder einer Influencerin gekauft.

Daniel Boss | redaktion@regiomanager.de

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