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Kaum noch freie Gewerbeflächen

Interview mit Wirtschaftsförderin Eva Harm.

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von Regiomanager 01.02.2016
Eva Harm, Wirtschaftsförderung Erkrath (Foto: Stadt Erkrath)

RWM: Frau Harm, wie ist die Wirtschaftsförderung in Erkrath aufgebaut und was sind die Aufgaben der Abteilung?

Eva Harm: Wir bearbeiten zurzeit in einem dreiköpfigen Team die Gebiete der klassischen Wirtschaftsförderung und des Stadtmarketings. Der Fokus liegt allerdings auf der Bestandspflege und Innenentwicklung, da wir in Erkrath aktuell nicht mehr über städtische Gewerbeflächen und kaum Angebote auf dem privaten Markt verfügen. Querschnittsaufgaben bestehen insbesondere im Hinblick auf die Verbesserung der Standortfaktoren und des Standortmarketings.

RWM: Auf das gesamte Erkrather Stadtgebiet verteilt finden sich drei zentrale Einkaufsmöglichkeiten mit jeweils eigenen Werbe- beziehungsweise Interessengemeinschaften. Wie gelingt es, dass diese nicht in Konkurrenz zueinander treten?

Eva Harm: Erkrath zeichnet sich durch drei gut funktionierende Nahversorgungszentren aus, die von weiten Teilen der Bevölkerung fußläufig erreichbar sind. Wir sind sehr froh, dass es in allen drei Stadtteilen inzwischen wieder aktive Werbegemeinschaften gibt, die natürlich insbesondere ihren jeweiligen Stadtteil im Blick haben. Wir legen aber großen Wert darauf, das „Wir-Gefühl“ in Erkrath zu stärken und arbeiten intensiv an einer Verbesserung des Austauschs miteinander. Gerade für das bevorstehende Bürgerfest zum 50-jährigen Bestehen der Stadt Erkrath ist es gelungen, hier alle Kräfte zu bündeln. Davon gehen sicherlich auch Impulse für die Zukunft aus. Gemeinsam an einem Strang zu ziehen ist unsere Strategie, jetzt und in Zukunft. Die Stadt ist Mitglied in fast allen Werbegemeinschaften, um die Arbeit zu unterstützen und das Ohr direkt am Händler, Dienstleister, aber auch an den Bürgerinnen und Bürgern zu haben, damit schnell und unkompliziert gehandelt werden kann. Persönliche Kontakte sind hier für eine erfolgreiche Arbeit entscheidend. Es ist uns in unserem Team wichtig, dass die Arbeit der für Erkrath aktiven und engagierten Vereine und Personen wertgeschätzt wird und von unserer Seite Unterstützung bekommt.

RWM: Gibt es großen gewerblichen Leerstand in der Stadt?

Eva Harm: Insgesamt bewegt sich der Leerstand nach unserer Einschätzung auf einem ähnlichen Niveau wie in den Nachbargemeinden. Es gibt einige wenige Gebäude, die in dieser Form nicht mehr am Markt nachgefragt werden. Letztendlich fehlen aber große, komplett ungenutzte Bestandsareale, die im Sinne der Innentwicklung einer neuen gewerblichen Entwicklung zugeführt werden könnten. Häufig passiert auf vielen Grundstücken noch etwas, es existieren Mietverträge und die Flächen stehen nicht zur Verfügung. Und sicherlich brauchen wir in Erkrath einen gewissen Leerstand, um Anfragen bedienen zu können. Die Zentren funktionieren eigentlich sehr gut. An der Bahnstraße in Alt-Erkrath gibt es insbesondere mit dem ehemaligen Kaisers einige markante freie Flächen. Wir haben für diesen Bereich eine Machbarkeitsanalyse beauftragt mit recht viel versprechenden Ergebnissen, sodass wir hier hoffen, mittelfristig – gemeinsam mit den Eigentümern – den Leerständen entgegenzuwirken. Nach unserer Beobachtung ist die Nachfrage derzeit nach Hallenflächen deutlich höher als nach Büroflächen, obwohl gerade in dem Segment der Büroflächen einige Unternehmen ihre „Niederlassung Düsseldorf“ mit der Vorwahl 0211 in Erkrath haben und die gute Lage und Anbindung der Stadt schätzen – Erkrath als smarte Alternative.

RWM: Können Sie zuzugswilligen Unternehmen noch Flächen anbieten im Stadtgebiet? Wie groß sind die Kapazitäten?

Eva Harm: Wie bereits erwähnt fehlen in Erkrath derzeit freie, also unbebaute Gewerbeflächen. Die letzten städtischen Gewerbeflächen wurden an die seit 2014 in Erkrath ansässige Unternehmensgruppe TimoCom veräußert. Alle Anfragen, sowohl aus Erkrath selbst als auch von außerhalb, müssen fast ausschließlich über den Bestand abgewickelt werden. Das ist in der Tat nicht immer ein leichtes Geschäft, sodass von den im vergangenen Jahr rund 100 Anfragen nur einige tatsächlich in Erkrath bedient werden konnten. Aber es gibt hier auch durchaus sehr erfolgreiche Objekte wie zum Beispiel die Brügger Mühle oder das Pose Marré-Gelände, die sehr interessante Unternehmen nach Erkrath geholt haben. Auch im Gewerbegebiet von Unterfeldhaus gibt es viel versprechende Ansätze einer Erneuerung, wie zum Beispiel die Projektentwicklung der Firma Mentor. Ebenfalls zu erwähnen ist das neue Leben im Alten Bahnhof von Alt-Erkrath: In den sehr ansprechenden Räumen hat sich vor Kurzem mit Melles & Stein eine Messeservice-Agentur angesiedelt, die zuvor in Düsseldorf ansässig war. Aber insgesamt betrachtet ist dies zukünftig nicht ausreichend für die notwendige Ansiedlung von neuen Unternehmen und auch für die Nachfrage aus dem Bestand, wir brauchen dringend neue Gewerbegebiete am Standort Erkrath.

RWM: Erwarten Sie, auch mit Blick auf den in der Entwicklung befindlichen Regionalplan, einen Zuwachs an Gewerbeflächen für die Stadt?

Eva Harm: Wir begrüßen es sehr, dass sich in Erkrath auf dem Gebiet der Gewerbeflächen eine Neuentwicklung abzeichnet: Vor Kurzem wurde die Entwicklung der sogenannten Neanderhöhe auch von politischer Seite beschlossen. An der Umsetzung wird nun mit Hochdruck gearbeitet. Diese Fläche war im alten Regionalplan schon als Gewerbefläche vorgesehen. Daneben gibt es im Bereich Kemperdick noch Potenzialflächen, die in die Betrachtung des sich in der Entwicklung befindlichen Regionalplans aufgenommen worden sind – insbesondere in einem Teilbereich stehen dem aber sehr viele Restriktionen entgegen und wir befürchten, dass weite Teile mittelfristig nicht umgesetzt werden können und demnach nur auf dem Papier existieren werden. Die Inwertsetzung der Bestandsflächen wird also bei unserer Arbeit auch weiterhin eine hohe Priorität haben.

Stefan Mülders | redaktion@regiomanager.de

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