Digital in Köln-Bonn/Aachen

Jörg Heynkes: Zukunft 4.1 – die große digitale Transformation

Wie die vierte industrielle Revolution unser Leben verändert.

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von Regiomanager 30.11.2018 Anzeige

Blauer Himmel, Sonnenschein, ein Sandstrand, eine Gruppe von Menschen, die entspannt am Strand steht und auf das Meer hinausblickt. Sie sehen, wie sich das Wasser kilometerweit vom Strand zurückzieht, sich in der Ferne eine Welle auftürmt und die Gischt das Wasser weiß färbt. Dann kommt es zurück. Ein Bild, das die meisten von uns kennen. Es war der 26. Dezember 2004 und nur wenige Minuten später waren fast alle diese Menschen tot. Sie starben, weil sie in keiner Weise auf das vorbereitet waren, was plötzlich auf sie zukam. Sie hatten keine Ahnung davon, was ein Tsunami ist und wie er sich auswirkt.

Die Digitalisierung unserer Gesellschaft ist nun wahrlich kein Naturereignis, aber sie ähnelt mindestens in einem Punkt einem solchen Tsunami. Die Ursache des Ereignisses ist weit entfernt und liegt schon länger zurück. Wie bei einem Tsunami rollt aktuell eine Welle mit ungeheurer Energie und unbeschreiblichem Veränderungspotential unter der Oberfläche der öffentlichen Wahrnehmung auf uns zu. Bei einem Tsunami trifft diese dann auf eine Küstenlinie und die dort befindlichen Menschen, wo sie ihr ganzes zerstörerisches Potential entfaltet. Bei der Digitalisierung läuft eine ähnliche Welle derzeit weitgehend unsichtbar auf uns zu. In den nächsten Jahren wird sie mit ungeheurer Wucht und großem Veränderungspotential auf unsere Gesellschaft treffen, in der die meisten Menschen keine Ahnung haben, was da gerade auf sie zukommt. Wir leben im Zeitalter der vierten industriellen Revolution, die unsere Gesellschaft in einer Weise verändern wird, wie es noch nie geschehen ist, und sie hat ein Zentrum, von dem alles ausgeht: künstliche Intelligenz. „KI“ ist vermutlich das Perfideste und Genialste, was die Menschheit bisher hervorgebracht hat. Einerseits bedeutet dieser technologische Fortschritt eines der größten Heilsversprechen der Menschheitsgeschichte, weil tatsächlich Dinge möglich werden, die wir uns in unseren verrücktesten Träumen nicht vorstellen konnten, er uns das Paradies auf Erden bringen könnte, und andererseits hat diese Technologie als Drittes nach der Atombombe und dem Klimawandel die Qualität, diesen wunderbaren Planeten von seinem schlimmsten Bewohner und Zerstörer zu befreien. Von uns – dem Menschen.
Um die Chancen und Risiken dieser Entwicklung zu verstehen, gilt es, stets „KI plus X“ zu denken. Zum Beispiel plus „Humanoide Robotik“. Atlas, Sophia und unzählige Modelle mit unterschiedlichen Eigenschaften werden in wenigen Jahren Normalität in unserer Lebenswirklichkeit sein. Sie werden uns dienen, indem sie waschen, bügeln, den Müll rausbringen oder das Kinderzimmer aufräumen. Bringen Sie gerne den Müll raus? Wenn nein, warten Sie ab, demnächst bekommen Sie einen Butler, ein Hausmädchen, ein Kindermädchen.
Der größte Transformationsprozess steht uns in der Mobilität bevor. Es ist ein dreistufiger Prozess, bei dem wir nun im ersten Schritt den ineffizienten Verbrennermotor gegen einen umweltfreundlichen und effizienten Elektromotor austauschen. Ein Thema, das in der Politik zuweilen erregte Debatten hervorruft, in Wirklichkeit aber eigentlich eine Trivialität ist. Die zweite Stufe ist viel wichtiger: Wir wechseln den fehlerbehafteten Mensch als Fahrer gegen einen Algorithmus aus, der niemals müde wird oder unaufmerksam ist. Die entscheidende Stufe aber ist die dritte, nämlich der Wechsel des Eigentümers. Weg von uns hin zur Cloud. Die Zukunft heißt „Schwarmmobilität“. Fünf bis sechs Millionen autonom fahrende Verkehrsmittel mit einem bis zwölf Sitzen werden dabei ca. 46 Millionen PKWs und den größten Teil der Nahverkehrsflotten in den Städten ersetzen. Entscheidende Unterschiede: Diese Fahrzeuge stehen nie mehr herum, fahren leise, machen keinen Dreck, verursachen so gut wie keine Unfälle mehr und erzeugen eine völlig neue Lebensqualität in unseren Städten. Alles funktioniert auf Knopfdruck per App. Die Kosten für Mobilität werden um ca. 80–90 Prozent sinken, die Zahl der Unfalltoten und Verletzten ebenfalls. Und wir gewinnen Platz. Der Raum von derzeit ca. 150 Millionen PKW-Stellplätzen in Deutschland steht uns dann zur kreativen, sozialen und wirtschaftlichen Entwicklung zur Verfügung.

Neue Technologien wie zum Beispiel CRISPR/Cas oder In-vitro-Fleisch werden es uns schon in wenigen Jahren ermöglichen, dass unser aktuelles System der industriellen Landwirtschaft seinen perversen Selbstzerstörungsmodus überwindet. Fleisch wird in Zukunft über Stammzellentechnologie in einer künstlichen Umgebung wachsen und wir können endlich aufhören, unser Grundwasser zu verseuchen, unsere Gesundheit mit Antibiotikaresistenzen zu gefährden, Wasser und Energie einsparen und vor allem den CO2- und Methangasausstoß dramatisch zu senken. Digitale Technologien werden uns helfen, Milliarden Tiere, die heute elendig gequält werden, von ihrem Leid zu erlösen. Urbane und vertikale Stadtfarmen werden es möglich machen, innerstädtisch Landwirtschaft zu betreiben. Gestern gewachsen, heute gepflückt, morgen gegessen. Kontrollierte, intelligente Landwirtschaft ohne Transportwege, organisiert in den Gebäuden, an denen heute noch die Schilder von Kaufhof, Karstadt oder Lidl hängen und die in Zukunft eine neue Nutzung benötigen, weil die meisten von uns immer mehr online einkaufen werden.
Virtual und Augmented Reality werden unsere Lebensgewohnheiten so wie das Internet der Dinge dramatisch verändern. In der Medizintechnik werden wir erleben, dass Krankenhauskonzerne zu „Gesundheitscoaches“ werden und wir den Ausbruch vieler Krankheiten von heute durch digitale Früherkennungssysteme verhindern können. Alles ist in Bewegung, alles verändert sich und es wird zu großen Umbrüchen in unseren staatlichen Systemen kommen. Bildungs-, Steuer-, Sozialversicherungs- und Entlohnungssysteme werden kollabieren. Denn sie sind alle nicht für das gerüstet, was jetzt kommt. So, wie es unsere ganze Gesellschaft nicht ist. Und deshalb wird das Wichtigste sein, dass wir die Menschen auf diesem Weg mitnehmen, sie zu Gewinnern dieser riesigen Transformation machen.

Die großen Themen dieser vierten industriellen Revolution, die wir nun alle gemeinsam gestalten dürfen, sind diese:
-Ernährung
-Energie
-Mobilität

Wie schaffen wir es, 7,5 Milliarden Menschen mit gesunden Lebensmitteln und der benötigten Energie und Mobilität zu versorgen ohne gleichzeitig diesen wunderbaren Planeten zugrunde zu richten und uns, der Gattung Mensch, die Überlebenschance zu rauben? Darum geht es in dieser vierten industriellen Revolution, das ist nun unsere gemeinsame Aufgabe. Die Digitalisierung gibt uns alle technologischen Möglichkeiten, um diese großen Probleme zu lösen, und wir werden es schaffen, denn es gibt keine Alternative, weil es keine zweite Erde gibt. Möchten Sie mehr dazu wissen? Lesen Sie mein neues Buch „Zukunft 4.1 – Wie wir die Welt digital retten, oder gar nicht“. Oder laden Sie mich ein, bei Ihrer Veranstaltung darüber zu sprechen.

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