Management im Revier

Deep Dive ISM: Bullshit-Bingo im Unternehmensalltag

Wenn leere Phrasen sich negativ auf das Arbeitsklima auswirken

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von Regiomanager 10.01.2023 Anzeige
(© ­­­deagreez − stock.adobe.com)

In Marketing-Botschaften sind sie besonders verbreitet – Schlagwörter und Anglizismen, die einen Trend oder ein Lebensgefühl kurz und knackig verpacken und dabei gerne ein bisschen übertreiben. Solche Marketingfloskeln mögen zwar zuweilen abgedroschen wirken, solange die Slogans aber klar als Werbung ausgewiesen sind, tun diese niemandem weh. Anders sieht es dagegen aus, wenn leere Phrasen, Fachjargon und Buzzwords im Arbeitsalltag überhandnehmen. Denn Bullshit-Kommunikation wirkt sich häufig negativ auf das Betriebsklima aus, wie eine Forschungsarbeit der International School of Management (ISM) von Alumni Alexander Elia und Wirtschaftspsychologe Dr. Nico Rose nachweisen konnte.


Bullshit-Sprache im Unternehmensalltag


Diese Situationen sind bekannt: Der Chef, der von den Beschäftigten „Commitment“ und ein „agiles Mindset“ für den gemeinsamen „Purpose“ verlangt, oder die Marketingkollegin, die „asap die USPs für den nächsten Pitch zusammenstellt“. Wir alle sind ihnen bereits im Berufsalltag begegnet – Menschen, die mit Anglizismen und Fremdwörtern um sich schmeißen, um andere von ihrer Meinung oder (angeblichen) Fachexpertise zu überzeugen. Vielfach versuchen Leiter und Leiterinnen, die selbst oft unter Druck stehen, mit Plattitüden ihr Team zu mehr Leistung anzutreiben. Nicht selten wird das zu einer wenig reflektierten Gewohnheit. Doch wenn Sätze nur so von Phrasen, Abkürzungen und Buzzwords strotzen, wirken Gespräche zunehmend oberflächlich, zuweilen sogar einschüchternd.


Begriffserklärung aus der Organisationspsychologie


Der Begriff „Bullshit-Kommunikation“ stammt aus der Organisationspsychologie und beschreibt das Kommunizieren mit Worthülsen und irreführenden Behauptungen. Im Gegensatz zum Lügen ist die Wahrheitsverdrehung aber nicht das eigentliche Ziel, sondern bloß eine negative Nebenerscheinung von Bullshit-Sprache. Dem „Bullshit-Artist“ geht es – ähnlich wie bei Werbebotschaften – vor allem darum, mit dem Gesagten andere zu überzeugen. Sei es, um unangenehmen Gesprächen aus dem Weg zu gehen oder um eine eigene Agenda voranzutreiben, wie ISM-Absolvent Alexander Elia erläutert: „Es ist eine Strategie zur Erhöhung der Selbst- und Fremdwahrnehmung und bringt oft Vorteile in sozialen Beziehungen.“


Das Meeting: Vorhang auf für Bullshit-Phrasen


„Bullshit-Artists“ können grundsätzlich in jeder Branche auftreten, wenngleich sie häufiger in Bereichen auftauchen, wo es etwas zu verkaufen gibt. Dementsprechend ist auch der Bereich Marketing als mögliche Brutstätte belangloser Kakophonie berüchtigt. Auch gewisse Rahmenbedingungen scheinen Bullshit-Sprache zu fördern. In Meetings wird gerne Bockmist verzapft, besonders wenn es darum geht, die eigene Leistung gegenüber den Vorgesetzten und Mitarbeitenden zu betonen. Die Entstehung des Spiels „Bullshit-Bingo“ erscheint in diesem Kontext nur logisch: Einfach Floskeln überlegen, die im Meeting fallen könnten, und dann während der Konferenz vom mitgebrachten Bingo-Zettel streichen. Das Spiel ist dermaßen beliebt, dass es inzwischen auf unterschiedliche Branchen zugeschnittene Bingo-Vorlagen zum Herunterladen gibt.


Der Grad an Bullshit lässt sich messen


ISM-Alumnus Alexander Elia hat für seine Masterarbeit Beschäftigte zur Wahrnehmung von Bullshit an ihrem Arbeitsplatz befragt. Dabei war für Elia und Dr. Rose nicht nur das wahrgenommene „Bullshit-Niveau“ aus Sicht der Befragten entscheidend. Vielmehr wollten sie herausfinden, ob es einen Zusammenhang zwischen Bullshit im Unternehmensalltag und dem Arbeitsengagement der Mitarbeitenden gibt. Die Ergebnisse der Masterarbeit zeigen: Ein hohes Niveau an Bullshit-Phrasen im Unternehmen wirkt sich tatsächlich negativ auf die Motivation der Mitarbeitenden aus und erhöht das Risiko für einen Burn-out.


Was also tun, um Bullshit in Unternehmen zu reduzieren?


Für eine gute Zusammenarbeit in spezialisierten Bereichen ist eine präzise Sprache wichtig. Deshalb sollten Nachfragen, wie „was meinst du damit? Was bedeutet das konkret?“, stets erlaubt sein. Denn: Wer nachfragt, trägt nicht nur zu einer besseren Kommunikation bei, sondern kann auch Worthülsen und Erklärungen als Bullshit entlarven. Führungspersonen können Bullshit außerdem wirkungsvoll entgegenwirken, indem unnötige Meetings vermieden werden und in der internen Kommunikation explizit darum gebeten wird, Fachjargon und Abkürzungen nur dann zu verwenden, wenn sie die Kommunikation für beide Seiten vereinfachen.


Alles nur Bockmist?


Dem ISM Alumni Elia ist es wichtig zu betonen, dass der Gebrauch von Fachjargon, Abkürzungen usw. in Unternehmen und Branchen grundsätzlich nützlich und häufig sogar notwendig ist. „Fachjargon reduziert Komplexität, präzisiert die Sprache und schafft damit eine Basis für eine gemeinsame Kommunikation, beispielsweise in der Medizin oder in der Rechtswissenschaft.“ Ein Problem entsteht somit erst dann, wenn der Fachjargon nicht mehr dazu genutzt wird, um komplexe Inhalte präzise auszudrücken, sondern vornehmlich, um sich selbst als Fachexperte zu inszenieren. Wer aber über echtes Fachwissen verfügt, produziert keinen inhaltsleeren Bullshit. Vielmehr zeichnen sich Experten dadurch aus, dass sie die Bedeutung eines Wortes und komplexe Zusammenhänge, die sich hinter einem Begriff verbergen, Laien gegenüber erklären können.

Info – Hochschulzertifikate an
der International School
of Management (ISM)

Gut ausgebildete Expertinnen und Experten wissen, wovon sie sprechen. Kontinuierliche Weiterbildungen helfen Berufstätigen dabei, sich über aktuelle Entwicklungen zu informieren und das vorhandene Skillset weiter auszubauen oder zu vertiefen.
Die International School of Management (ISM) bietet für unterschiedliche BWL-Bereiche Zertifikate auf Hochschulniveau an. Die Weiterbildungen sind jeweils so aufgebaut, dass sie sich auch in den hektischen Berufsalltag gut integrieren lassen. So finden die einzelnen Module online an einem Abend pro Woche – über vier Wochen hinweg – statt.
Die Kurse werden von erfahrenen Hochschullehrerinnen und -lehrern der ISM unterrichtet und gemeinsam mit Branchenvertretern praxisnah entwickelt. Das Weiterbildungsangebot umfasst Module in den Bereichen Marketing, Vertrieb & Kommunikation, Human Resources Management, Management & Entrepreneurship, Finance sowie Business Intelligence.

Weitere Informationen zum Weiterbildungsangebot an der ISM gibt es unter:

www.ism.de/studium-berufsbegleitend/hochschulzertifikate

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