Viele deutsche Unternehmen existieren bereits seit mehreren Jahrzehnten. Die Geschichte und das Erfahrungswissen leben bis heute in ihnen fort und häufig ist der Standort seit mehreren Generationen überregional für die etablierten und erprobten Produkte oder Dienstleistungen bekannt.
Manchmal reicht der Zeithorizont „Jahrzehnte“ allerdings nicht aus, um den Erfahrungsschatz und die Ursprünge eines erfolgreichen Betriebs zu ergründen. Genau das trifft auch auf die heutige ANDRITZ Metals Germany GmbH mit Sitz in Hemer zu. Als Sprecher der Geschäftsführung ist Guido Burgel glücklich, mit seinem Team eine jahrhundertelange Standortgeschichte bis heute fortführen zu können: „Wir sind sehr stolz auf unsere Tradition. Wir wissen, wo wir herkommen, und blicken dankbar zurück, mit Stolz auf das Erreichte und mit Zuversicht in die Zukunft.“
Dieses „wir“ wird damals wie heute aktiv gelebt: Das Gemeinschaftsgefühl ist ein Grundpfeiler für den Erfolg der Anlagenbauer, die weltweit aktiv und wegen ihrer maßgefertigten, hochwertigen Industrieanlagen sehr gefragt sind. Doch woher stammt der gute Ruf und das Know-how?
Die Ursprünge – eine Zeitreise durch die Jahrhunderte
Wir befinden uns im Jahr 1689: Der 30-jährige Krieg hat die deutsche Landschaft stark geprägt und auch Hemer blieb davon nicht verschont. Johann Bernhard von der Becke lebt in der Region und ist voller Tatendrang. Der Unternehmer hat eine Vision, möchte aus Altem etwas Neues erschaffen. Das durch den Krieg verfallene Hammerwerk bietet ihm die perfekte Möglichkeit, ein neues Unternehmen zu gründen. So entsteht schließlich die Sundwiger Eisenhütte mit der Firmenbezeichnung „Gebr. von der Becke“.
Im Laufe der Zeit stellen sich erste Erfolge ein: 1739 muss der ursprüngliche kleine Erzschmelzofen einem 22 Fuß hohen Schmelzofen weichen, um der wachsenden Auftragslage gerecht zu werden. Dann, im Jahr 1864, entwickelt sich das Unternehmen schließlich komplett zu einer Eisengießerei und Maschinenfabrik weiter. Im Jahr 1930 wird mit der Entwicklung des weltweit ersten Vielrollen-Walzwerks abermals Geschichte geschrieben. Durch Teilhaber-
schaften und weiterer Veränderungen in den folgenden Jahrzehnten entsteht 1990 schließlich die „Sundwiger Eisenhütte Maschinenfabrik GmbH & Co“, 1998 übernimmt die weltweit agierende ANDRITZ AG 75 Prozent der Kommanditanteile und ab dem Jahre 2012 100 Prozent. Schließlich geht aus der Firmierung „ANDRITZ Sundwig“ der heutige Name „ANDRITZ Metals Germany“ hervor.
Der Firmenname mag sich geändert haben, aber der motivierte Unternehmergeist von einst ist dort nach wie vor wahrnehmbar. Besucht man heute ANDRITZ Metals Germany in Hemer, sieht man bereits auf den ersten Blick, wie Alt und Neu nebeneinander im gelebten Einklang koexistieren: Der moderne Empfangsbereich grenzt nahtlos an das alte Backstein-Werksgebäude mit dem hohen (nicht mehr im Einsatz befindlichen) Schornstein an.
Und so kommt es, dass das heutige Unternehmen namens „ANDRITZ Metals Germany“ letztlich auf eine 333 Jahre lange deutsche Unternehmensgeschichte zurückblicken kann. Wertvolles Erfahrungswissen wird intergenerationell weitergegeben und bildet damals wie heute ein Fundament für hohe Qualität bei gleichzeitig hoher Wirtschaftlichkeit.
Zurück in die Gegenwart – weltweit gefragte Anlagenbauexpertise aus Hemer
Heute ist ANDRITZ Metals Germany ein weltweit gefragter und agierender Hersteller innovativer und maßgeschneiderter Fertigungsanlagen für Industrieunternehmen. Das Unternehmen gehört zur Metals Division innerhalb der ANDRITZ AG.
Der Standort umfasst neben dem technischen Büro, in dem die Konstruktion der Anlagen geplant wird, auch modernisierte Werkshallen, in denen komplette Walzwerke und Teilaggregate von Bandanlagen vormontiert werden.
Um schwere Komponenten großer Anlagen zu ihrem jeweiligen Platz zu bewegen, werden massive 32- bzw. 60-Tonnen-Kräne eingesetzt. Zum Portfolio zählen Walz- und Bandanlagen, Industrieofenanlagen sowie -brenner, Beheizungssysteme und Feuerfest-Produkte.
Solche großen Anlagen kosten häufig mehrere Millionen Euro und sind teilweise mehrere Jahrzehnte in Betrieb, weshalb bei der Konstruktion ein besonders hohes Maß an Genauigkeit und Fachkenntnis gefragt sind. Der Zeitraum von der Konstruktion inklusive Beschaffung und Vormontage beträgt im Schnitt circa 12 bis 14 Monate. Die Zusammenführung aller Kernbauteile geschieht teilweise vor Ort in Hemer, die fertige Montage im Zeitraum von etwa vier bis acht Monaten direkt beim Kunden.
Neben Konzepten für Großanlagen, in die auch immer Wünsche vom Kunden einfließen, bietet ANDRITZ Metals Germany auch standardisierte Servicelösungen. „Bei den Planheitsmessrollen erreichen wir eine Marktdurchdringung von größer 75 Prozent. Bis auf dieses serielle Produkt sind alle Komponenten und Anlagen allerdings oftmals Einzelanfertigungen“, ergänzt der langjährige Maschinenbauingenieur Jan Brüggemann.
Um eine technische Weiterentwicklung bei gleichbleibend hoher Qualität gewährleisten zu können, wird der Lebenszyklus der einzelnen Produkte jedes Jahr neuerlich in einem Team untersucht und hinterfragt. Dann werden gezielt Neuerungen in Angriff genommen, damit das Produkt auch zukünftig interessant für die Kundschaft bleibt und man weiterhin einen kleinen Schritt vor der Konkurrenz ist.
Qualität „made in Hemer“ – Erfolg auf der ganzen Welt
Dass ANDRITZ Metals Germany weltweit agiert, zeigt sich auch an der Zusammensetzung des Kundenstamms: Während in den letzten Jahren eine etwa gleichmäßige Verteilung zwischen den Märkten in Amerika, Europa und Asien zu verzeichnen war, hat der Anteil an Lieferungen in die Wirtschaftsregion NAFTA jüngst zugenommen.
Guido Burgel beschreibt die Entwicklung des US-amerikanischen Marktes für die Anlagenbauer als einen Boom, der derzeit seinesgleichen sucht: Die US-Amerikaner zehren auch so sehr von der deutschen Anlagenbau-Zunft, da vor Ort praktisch keine vergleichbare Anlagenbau-Branche existiert. Dies ermöglicht dem ANDRITZ-Team aus Hemer, getreu dem Prinzip „locals for locals“ modernste Fertigungsanlagen im Sauerland zu konzipieren und zu bauen, wohingegen Service sowie Vertrieb vor Ort in den USA realisiert werden.
Diese und weitere Faktoren haben dazu beigetragen, dass das Unternehmen zu einem der Weltmarktführer aufgestiegen ist. Dies ist besonders im Bereich des sogenannten „Downstreams“ der Fall: Darunter versteht man im Gegensatz zur heißen Stahlerzeugung („Upstream“) die Bearbeitung des kalten Materials.
Ein Grundpfeiler für den großen Erfolg der Sauerländer ist die Balance aus gelebtem Traditionsbewusstsein und der stetigen Neuentwicklung – ohne dass das eine dem anderen weichen muss. Ein gutes Beispiel dafür ist die Planung und Implementierung klimafreundlicher Produktionsverfahren, etwa im Bereich von H2-Ready-Brennern und Green Hydrogen.
Auch das starke Gemeinschaftsgefühl ist ein Erfolgsfaktor: Die Mitarbeitenden kommen in der Regel direkt aus der eher ländlich geprägten Region und sind sehr heimatverbunden. Gleichzeitig beliefern die Experten Unternehmen in der ganzen Welt und bieten regionalen Mittelständlern nützliche Serviceleistungen wie die Wartung und Reparatur ihrer (sowie auch fremden) Industrieanlagen an.
Zahlen, Daten und Fakten sprechen für sich
Doch auch neues Know-how wird aktiv gefördert: So bietet ANDRITZ Metals Germany neben diversen Ausbildungsberufen auch die Möglichkeit eines Verbundstudiums. „Wir sind stolz, dass mindestens 60 bis 65 Prozent dieser Studenten immer noch im Unternehmen sind und zu einem nicht geringen Teil auch Führungspositionen innehaben“, ergänzt Burgel.
Die allgemeine Beständigkeit lässt sich auch nummerisch ausdrücken: Der mehrgenerationelle Betrieb kann eine Fluktuationsquote von weniger als 1 Prozent vorweisen. Zur Zufriedenheit gesellt sich zudem ein hoher Grad an Sicherheit. Unter den weltweit 1.400 Mitarbeitenden der Metals Division gab es im vergangenen Jahr lediglich einen einzigen Arbeitsunfall – auch, weil die Sicherheitskultur von allen bewusst gelebt wird: Im Standort Hemer liegt der letzte betriebsbedingte Unfall bereits mehr als 1.500 Tage zurück. Ein Grund dafür: Zahlreiche Maßnahmen auf dem Weg zu einer Sicherheitskultur. Neben Beinaheunfallmeldungen und „Safety Observations“ und vielen Veranstaltungen zur Arbeitssicherheit steht auch hier das Gemeinschaftsgefühl im Fokus: Die Kollegen achten aufeinander.
Zukunftspläne und personelle Stärkung
Der Bau gefragter Fertigungsanlagen ist das eine – die Wartung dieser ist eine andere, ebenso wichtige Aufgabe. Genau diesen Geschäftsbereich möchte ANDRITZ Metals Germany daher derzeit weiter ausbauen und sucht Service-Mitarbeitende.
Neben bewusst gelebter Arbeitssicherheit und der stark ausgeprägten Werte- und Gemeinschaftskultur auf allen Ebenen (getreu dem Ansatz „leading by example“) bietet das Anlagenbauunternehmen Mitarbeitenden noch weitere Vorteile: Viele ältere und somit sehr erfahrene Mitarbeitende geben ihren wertvollen Erfahrungsschatz direkt an neue oder auch jüngere Kollegen weiter. Gleichzeitig weiß Guido Burgel, wie essenziell auch neue Perspektiven für künftigen Erfolg sind: „Die Gefahr der Betriebsblindheit gibt es in nahezu jedem Unternehmen. Neue Fach- und Führungskräfte können neue Impulse einbringen und so aktiv mithelfen, ANDRITZ Metals Germany auch für zukünftige Aufgaben optimal aufzustellen.“
„Mit zehn Jahren Betriebszugehörigkeit ist man eigentlich verhältnismäßig kurz hier“, ergänzt Marketingleiterin Kira Jacobs. „Eine Betriebszugehörigkeit von 40 Jahren ist bei uns in Hemer keine Seltenheit! Aber das ist nicht das Einzige, worauf wir sehr stolz sind. Neben dem – für ein Anlagenbauunternehmen – hohen Frauenanteil von mehr als 20 Prozent der Gesamtbelegschaft bilden wir seit mehr als 130 Jahren junge Menschen zu Spezialisten aus. Und die Leistungen unserer Auszubildenden und Verbundstudenten können sich sehen lassen!“
Andritz Metals Germany
Stephanopeler Str. 22
58675 Hemer
02372 54-200
Ein Porträt des Unternehmens und weitere Informationen zu Andritz Metals Germany finden Sie HIER
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