Kolumne

Alles beim Alten

Warum immer nach Neuem streben, wenn das Alte doch so schön ist, fragt sich Simone Harland.

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von Regiomanager 01.04.2018
Foto: ©fotomek - stock.adobe.com

Die GroKo regiert weiter, Putin ist als russischer Präsident wiedergewählt und der FC Bayern München wird erneut deutscher Fußballmeister: Es gibt Bereiche des Lebens, in denen ist heute alles wie gestern. Sagen Sie nicht, Sie fänden das unangenehm. Ist doch beruhigend, wenn in einer sich ständig ändernden Welt bestimmte Dinge gleich bleiben. Denn Kontinuität rules, sich umzugewöhnen ist immer so umständlich. Deshalb ist auch in manchen Unternehmen ein „Weiter so“ die Tagesordnung. Und warum, bitte schön, nicht? Was die GroKo kann … Außerdem sind die alten Wege so angenehm ausgetreten und Erfolge haben der Unternehmensführung as usual über Jahre hinweg recht gegeben. Ist doch egal, dass Messenger-Dienste SMS mittlerweile den Rang abgelaufen haben, Faxgeräte hauptsächlich von Behörden genutzt werden und Berufsanfänger bereits nicht mehr wissen, was Diskettenlaufwerke sind, und sie Schnüre an Telefonen nur als Diebstahlschutz aus dem Elektronikfachhandel kennen. Unerheblich ist auch, dass gemischte Führungsteams erfolgreicher arbeiten als reine Männer- oder Frauenteams, wie etwa der US-amerikanische Wirtschaftswissenschaftler Clayton Christensen herausgefunden hat. Denn das macht das Arbeiten viel zu kompliziert. Schließlich können Männer Hackordnungen nur ohne Frauen auskungeln. Also lassen wir lieber alles beim Alten. Das ist manchmal jedoch gar nicht so einfach. Es gibt in jedem Unternehmen ein paar Eiferer, die meinen, Änderungen durchboxen und sich selbst auf diese Weise profilieren zu müssen. Im Folgenden deshalb ein paar Tipps, mit welchen Maßnahmen und Argumenten es Führungskräften gelingt, unnütze Neuerungen auf ein Mindestmaß zu beschränken:

Strukturen zu ändern bringt nur unnötigen Aufruhr ins Unternehmen. Darunter leidet die Produktivität und die Gewinnmarge sinkt. Denken Sie an Ihre Shareholder!

Ermutigen Sie Ihre Angestellten, weiterzumachen wie bisher. Was die ganze Zeit gut war, kann nicht plötzlich schlecht sein. Die Mitarbeiter werden es Ihnen danken, halten Sie sie nicht ständig mit neuen Vorstellungen von ihren Tätigkeiten ab.

Blocken Sie im Gegenzug Ideen von Mitarbeitern ab. Die machen nur Arbeit, bringen aber wenig ein. Damit Sie übermotivierte Arbeitskräfte nicht enttäuschen, lassen Sie sich die Ideen vorstellen und teilen ihnen im Anschluss mit, dass Sie das Ganze zunächst überdenken müssen, jedoch nicht, wie lange das Überdenken dauert. Schließlich sind Sie Ihren Mitarbeitern keine Rechenschaft schuldig.

Genauso überflüssig wie neue Ideen sind Mitarbeiterfortbildungen. Sie verschwenden wertvolle Arbeitszeit und verringern die Produktivität. Sie wissen ja: Mit Shareholder-Value können Sie alles begründen.

Wen interessiert die Globalisierung? Ihr Unternehmen ist führend in dem Bereich, in dem es tätig ist. Unternehmen in anderen Ländern können da nicht mitziehen. Nicht heute und auch nicht morgen. Vergleiche müssen deshalb nicht sein. Die ehemals für fotografische Ausrüstung bekannte Kodak Company ist schließlich auch heute noch auf die Herstellung von Druckmaschinen spezialisiert …

Verschließen Sie die Augen vor dem technischen Wandel. Warum Geld investieren in Neuerungen, von denen sich die meisten nicht durchsetzen oder bereits nach kurzer Zeit obsolet sind? Denken Sie nur an Videokassetten. Ein paar Jahre auf dem Markt, dann schon wieder abgelöst. Und was selbstfahrende Autos oder künstliche Intelligenz betrifft: alles überbewertet. Denn wer will schon Verantwortung – am Steuer oder bei der Arbeit – abgeben?

Verzichten Sie darauf, die Unternehmens-Website regelmäßig zu aktualisieren. Und die Website für mobile Endgeräte optimieren? Es reicht doch, dass die wichtigsten Inhalte im Netz stehen.

Einen Blick von außen aufs Unternehmen werfen zu lassen? Nicht nötig! Sie kennen Ihren Betrieb in- und auswendig, andere müssen sich erst einarbeiten und würden ohnehin vieles nicht verstehen.

Wenn überhaupt jemand Änderungen anordnet, dann Sie. Schließlich verstehen Sie das Unternehmen am besten.

Schließlich und endlich: Hören Sie auf niemanden! Auch nicht auf Texte, die Ihnen suggerieren, sie wüssten, wie man ein Unternehmen führt. Simone Harland | redaktion@regiomanager.de

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