„Alles fließt“– Heraklit von Ephesos benötigte gut 500 Jahre vor Christus nur diese beiden Worte, um eine bis dahin von allen herkömmlichen Vorstellungsweisen unterschiedliche Einsicht in die Weltordnung zu begründen. Heute gehört die Philosophie des alten Griechen, nach der nichts so beständig ist wie der Wandel, längst zum täglich gelebten Selbstverständnis. Auch bei den Mitarbeitern des Iserlohner Versicherungsmaklers Assmann ist in diesen Tagen „alles im Fluss“. Mit einem neuen Inhaber, einem neuen Geschäftsführer sowie ehrgeizigen Zukunftsplänen bricht für sie zwar nicht gleich eine neue Weltordnung, wohl aber eine neue Ära an.
Schon als Hans-Dieter Assmann vor mehr als vier Jahrzehnten beschloss, seine Führungsposition bei einem namhaften Hamburger Versicherungsunternehmen für den Sprung in die Selbstständigkeit aufzugeben, hat er ein deutliches Zeichen gesetzt – nicht mit Blick auf seinen beruflichen Status, sondern auch für seine ganz eigene Philosophie, die ihn sein Leben lang begleitet hat.
Er wollte Makler sein und nur Makler. Einer, der nicht nur von Gesetzes wegen als haftbarer Sachwalter die individuellen Interessen der Versicherten vertreten wollte, sondern aus tiefer Überzeugung.
„Ausschlaggebend für meine Entscheidung war die größere Nähe zu Märkten und Menschen“, erinnert sich der heute 74-Jährige. „Außerdem wollte ich kreativ sein, gestalten können.“ Assmanns Vision war, als freier und unabhängiger Makler Konzepte zu entwickeln, die es bis dahin noch nicht gab; individuelle Versicherungslösungen, die unmittelbar auf die Belange der Versicherungsnehmer zugeschnitten sind – kostenoptimiert noch dazu. Er wollte nur seinen Kunden gegenüber verantwortlich sein und niemandem sonst, abgesehen von seinen Mitarbeitern.
Bundesweiter Bekanntheitsgrad
Damals, zu Beginn seiner Selbstständigkeit, konnte Assmann allenfalls ahnen, dass er sich mit der konsequenten Verfolgung dieser Ziele bundesweit einen Namen in der Versicherungswelt machen würde – gleichermaßen bei Wettbewerbern wie bei den Gesellschaften.
Vor mehr als 20 Jahren verlegte der innovative Makler dann seinen Firmensitz an den Barendorfer Bruch in Iserlohn und warb seither von hier aus für sein Assmann-Prinzip. „Wir haben immer Klartext gesprochen. Leere Versprechen waren uns fremd. Denn für Kompromisse ist unserer Meinung nach kein Platz, wenn es um die optimale Absicherung von Menschen und ihren Familien geht“, füllt Assmann dieses Prinzip inhaltlich mit Leben und fügt hinzu: „Unser Antrieb war, häufig erst an der Stelle zu beginnen, an der andere längst aufhören, und im Ergebnis beispiellose Leistungspakete zu entwickeln.“
Nach all den Jahren hat der nimmermüde Selfmademanager jetzt die Weichen für eine nachhaltige Zukunftssicherung gestellt. Er hat sein prosperierendes Unternehmen verkauft. „Rund vier Jahre lang habe ich nach der besten Lösung gesucht. Und am Ende ist das Ergebnis mehr als gelungen“, freut sich Assmann.
Auch bei seiner letzten eminenten Entscheidung („die wichtigste überhaupt“) ist Assmann sich treu geblieben – auf eine in jeder Beziehung beachtenswerte Weise.
Keineswegs verwunderlich
Investor und neuer Inhaber ist mit der Nürnberger Verwaltungsgesellschaft mbH eine 100-prozentige Tochter der Nürnberger Versicherung. Eine Entscheidung, die auf den ersten Blick nicht nur bei Insidern auf Verwunderung stoßen könnte. Ein unabhängiger Makler (quasi) in den Händen einer prominenten Versicherungsgesellschaft. Wie passt das zusammen? Hat Assmann etwa in der letzten Minute seiner beruflichen Karriere seine Philosophie ad absurdum geführt und ins Gegenteil verkehrt?
„Um von vornherein allen Zweifeln und Zweiflern zu begegnen: Assmann bleibt Assmann. Nicht nur der Name wird Bestand haben, auch die Mitarbeiter bleiben dieselben – vor allem aber der Geschäftsgegenstand“, nimmt Stefan Zurawski dem Firmengründer die Worte aus dem Mund. Der neue Geschäftsführer unterstreicht, „dass wir uns auch in Zukunft mit diesem Traditionsunternehmen und von diesem Strandort aus als freier Makler an den angestammten Märkten und darüber hinaus engagieren werden“. Diesbezüglich gebe es uneingeschränkte Rückendeckung vom Konzern. „Die Zahlen müssen stimmen, aber Auflagen an die Produktbindung gibt es nicht.“
Der 44-jährige Familienvater, zuletzt Subdirektor und Schadenvertriebsleiter am Dortmunder Standort der NÜRNBERGER, gibt damit zugleich auch einen Hinweis auf ein wichtiges Novum in der Unternehmensgeschichte des Investors: nämlich nicht länger ausschließlich Versicherer zu sein, sondern erstmals auch eine unabhängige Makleragentur in das Unternehmensgeflecht zu integrieren.
Win-win-Situation für alle Beteiligten
Der Blick „hinter die Kulissen“ offenbart eine klassische Win-win-Situation für alle Beteiligten. Neben dem Vorhaben, das klassische Maklergeschäft weiter voranzutreiben, soll die Firma Assmann für den neuen Inhaber eine sogenannte „Ventillösung für Ausschließlichkeitsvertreter“ repräsentieren. „Das heißt, die Repräsentanten unseres Hauses, die bislang ausschließlich Produkte der NÜRNBERGER verkaufen durften, erhalten nunmehr einen neuen Handlungsspielraum“, erklärt Zurawski. „Falls sie nämlich im Zuge ihrer Betreuungs- bzw. Beratungstätigkeit feststellen sollten, dass die individuellen Kundenbelange nicht aus dem eigenen Portfolio bestritten werden können, dürfen sie im Interesse dieses Kunden auf uns zurückgreifen – quasi als Ventil. Wir würden dann als Makler partnerschaftlich die beste Lösung finden.“
Die Vorteilskette ist offensichtlich: Das Portfolio wird ausgebaut; der Kunde ist zufrieden; er hat keinen Grund, den Anbieter zu wechseln; die Kundenbindung wird positiv beeinflusst; das Geschäft bleibt praktisch „im eigenen Hause“.
Natürlich wird die Übernahmeentscheidung nicht ausschließlich mit der „Ventilfunktion“ begründet. „Assmann ist ein erfolgreiches Unternehmen, das sich am Markt einen Namen gemacht hat und mit dem wir seit vielen Jahren erfolgreich zusammenarbeiten“, so Zurawski. „Insofern ist es nicht schwergefallen, hier an eine gute und erfolgreiche Zukunftsinvestition zu glauben. Unser Ziel ist natürlich auch, das angestammte Geschäft auf dieser vielversprechenden Basis zu konsolidieren und sukzessive weiter auszubauen“, wirft der studierte Versicherungsfachwirt einen Blick nach vorn.
Ein wichtiger Fokus dabei liegt auf den angestammten Zielgruppen aus Industrie und Handwerk. Das gilt vor allem für die Schornsteinfeger, deren spezielle Rundum-Absicherung traditionell ein wichtiger Assmann-Schwerpunkt ist. Aber auch neue Geschäftsfelder sollen nach Angaben Zurawskis sukzessive erschlossen werden. Zielgruppen für spezielle Versicherungslösungen sind hier etwa das Elektrohandwerk und die Bestatter.
Seine eigene Position sieht der begeisterte Jogger und Radfahrer sportlich. „Als Geschäftsführer in die Fußstapfen eines derart erfolgreichen Unternehmers zu treten ist natürlich eine Herausforderung und erfordert einiges Umdenken. Aber die ausnahmslos hoch qualifizierten Mitarbeiter und die hervorragende Ausgangsbasis sowie das Engagement von Herrn Assmann, mich detailliert und konstruktiv bei der Übernahme meiner Aufgaben zu unterstützen, stimmen mich beim Blick in die Zukunft absolut zuversichtlich.“
Umlernen – ja das müsse er, gesteht sich der 44-Jährige ein. Zwar kann er selbst auf langjährige Vertriebserfahrung zurückgreifen und auch das Thema Mitarbeiterführung ist ihm nicht fremd. „Aber vor allem muss ich mich jetzt erst einmal an eine andere Betrachterperspektive gewöhnen“, sagt er. Immerhin funktioniere der Vertrieb für ihn künftig ja andersherum: „Demnächst bin ich vor eigene Entscheidungen gestellt und muss meine Vorstellungen realisieren, ohne mich dabei an Konzernvorgaben orientieren zu können. Aber das eröffnet auch neue Kreativitätsmöglichkeiten im Tagesgeschäft.“
Know-how-Werkstatt für die Kunden werden
„Größten Respekt“ habe er gleichermaßen vor dem Lebenswerk des Firmengründers wie vor der Erwartungshaltung des neuen Inhabers. Angst? „Nein, Angst habe ich nicht. Und ich empfinde meine neue Aufgabe auch nicht als Bürde. Vielmehr verstehe ich sie als Antrieb für meine berufliche Weiterentwicklung. Außerdem kann ich mir der uneingeschränkten Unterstützung beider Seiten sicher sein. Das beruhigt ungemein und macht absolut zuversichtlich.“
Und was ändert sich für die Mitarbeiter? – Nach einheitlichem Bekunden des scheidenden Inhabers und des neuen Geschäftsführers grundsätzlich gar nichts. „Wenn es uns gelingt, unsere unmittelbaren Vorhaben in die Tat umzusetzen, werden wir uns kurz- bis mittelfristig sogar verstärken müssen“, hofft Zurawski. Als Nahziel will er die Kunden noch stärker als bisher in den Mittelpunkt des Interesses stellen und sie beispielsweise durch forcierte Kommunikationsmaßnahmen – etwa im Bereich Social Media – „früher abholen“, als das bisher der Fall war. Zudem soll eine stärkere Digitalisierung im Tagesgeschäft neue Freiräume für die Kundenberatung schaffen.
Auch künftig werden im Hause Assmann mit Blick auf die „hohen Anforderungen“ an die Mitarbeiter die Themen „Förderung und Qualifikation“ sowie „Arbeitsplatzzufriedenheit“ eine wichtige Rolle spielen. „Platz für Eigeninitiative, flexiblere Arbeitszeitplanungen und mehr Teambildung sollen zur weiteren Steigerung des Motivationslevels beitragen“, sagt Zurawski, der seine neue Rolle als Primus inter Pares und insofern als Teamplayer versteht.
„Unter dem Strich wollen wir uns so zeitnah wie möglich als eine ebenso innovative wie kompetente Know-how-Werkstatt präsentieren – mit dem erklärten Willen, uns auch diesbezüglich eng am Bedarf unserer Kundschaft zu orientieren“, bringt es der Geschäftsführer auf den Punkt.
Übernahme auch ein Zeichen der Wertschätzung
Hans-Dieter Assmann hat keinerlei Zweifel daran, dass mit Stefan Zurawski der richtige Mann in seine Fußstapfen tritt. In diesem Zusammenhang richtet sich sein ausdrücklicher Dank an die NÜRNBERGER, die nicht nur viele Jahre lang einer der engsten, wichtigsten und zuverlässigsten Partner gewesen sei. „Das Vertrauen in mich und meine Ideen habe ich nie als selbstverständlich empfunden. Sogar in die Personalentscheidung über meine persönliche Nachfolge war ich eingebunden. Das empfinde ich nicht nur als großes Glück, sondern auch als finale Wertschätzung unserer langjährigen Zusammenarbeit“, bilanziert der 74-Jährige – nicht ohne ein wenig Wehmut erkennen zu lassen, die sich in seine Freude mischt.
Und so schließt sich der Kreis. Eine Ära geht zu Ende, ein neues Zeitalter beginnt. Vieles bleibt, wie es ist, anderes ändert sich. Der Blick zurück ist konsequent nach vorn gerichtet. Kunden und Märkte wollen erobert werden. Assmann bleibt Assmann. – Alles fließt.
Frank von Leliwa – info@sage-und-schreibe.de
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