Im April 2020 setzten die Industrieunternehmen mit mehr als 50 Beschäftigten in den Kreisen Siegen-Wittgenstein und Olpe 340 Mio. € weniger um als im März. Damit brach der Umsatz des verarbeitenden Gewerbes gegenüber dem Vormonat um 28 % ein. „Die Zahlen verdeutlichen, mit welcher Wucht die Corona-Pandemie die regionale Industrie im April traf. Selbst während der globalen Finanzkrise 2008/2009 mussten unsere Unternehmen keinen so heftigen Umsatzrückgang innerhalb eines Monats verbuchen. Ursächlich hierfür war insbesondere das nahezu flächendeckend lahmende Exportgeschäft. Die weltumspannenden Produktionsschließungen und die Einschränkungen im Grenzverkehr ließen das Auslandsgeschäft förmlich einbrechen,“ kommentiert IHK-Hauptgeschäftsführer Klaus Gräbener die aktuellen Umsatzzahlen des Statistischen Landesamtes. Während der Inlandsumsatz im April im Vergleich zum Vormonat um 18 % zurückging, fiel der Auslandsumsatz um satte 39 %. Konnten die Unternehmen im März noch 566 Mio. € im Ausland umsetzen, waren es im April nur noch 348 Mio. €. „Zwar werden die Einschränkungen zur Eindämmung der Corona-Pandemie weltweit schrittweise gelockert. Ob wir den Tiefpunkt jedoch bereits hinter uns haben, steht in den Sternen“, unterstreicht IHK-Konjunkturexperte Stephan Häger. Schließlich berichteten bei der jüngsten IHK-Konjunkturumfrage im Mai so viele Unternehmen wie nie zuvor von zum Teil erheblichen Auftragsrückgängen.
Gesamtumsatz in den ersten vier Monaten im IHK-Bezirk bereits um 10 % gesunken
Der Industrieumsatz in den Kreisen Siegen-Wittgenstein und Olpe lag in den ersten vier Monaten bei 4,4 Mrd. €, 509 Mio. € weniger als im Vorjahreszeitraum (-10 %). Der Inlandsumsatz verringerte sich um 9 %, der Auslandsumsatz um 12 %. Während in Siegen-Wittgenstein der Gesamtumsatz bis April um 9 % (-256 Mio. €) zurückging, verzeichneten die Unternehmen aus dem Kreis Olpe Einbußen von 12 % (-253 Mio. €). Klaus Gräbener: „Selbst wenn sich der derzeitige Sinkflug im zweiten Halbjahr abflacht, ist am Jahresende ein Umsatzrückgang von 2 Mrd. € und mehr möglich. Wie sich das auf die Investitionsbereitschaft und die Personalplanung auswirken würde, kann sich jeder an drei Fingern ausrechnen.“ Bei den Industrieunternehmen mit mehr als 50 Mitarbeitern sei mit etwa 56.000 Beschäftigten das Niveau dank Kurzarbeit zwar aktuell noch konstant hoch, aber auf Dauer sicherlich nicht zu halten, betont Stephan Häger: „Schließlich ist Kurzarbeit kein Instrument für längere Krisenverläufe. Genau danach sieht es jedoch aktuell aus. Vieles deutet darauf hin, dass wir das Vorkrisenniveau – wenn überhaupt – wahrscheinlich frühestens im dritten oder vierten Quartal 2021 wieder erreichen.“
Auch landesweit setzten die Industrieunternehmen im April deutlich weniger um als im Vormonat. Der Rückgang, insbesondere der des Auslandsgeschäftes, fiel aber etwas geringer aus als im IHK-Bezirk. Der Industrieumsatz in NRW verringerte sich im Vergleich zum Vormonat um 6,3 Mrd. € bzw. 23 %. Während der Inlandsumsatz um 3,1 Mrd. € (-21 %) zurückging, verminderte sich der Auslandsumsatz um 3,2 Mrd. € (-26 %). Der Vergleich zeige auf, dass unsere Unternehmen in besonderem Maße von einem funktionierenden Welthandel abhängig sind. Befindet sich die globale Wirtschaft – wie aktuell – in einem Abwärtssog, bekomme die heimische Industrie dies mit als Erste und mit voller Härte zu spüren, betont Klaus Gräbener: „Wir sehen zwar derzeit noch vergleichsweise wenig Insolvenzen, weil milliardenschwere Staatshilfen und die Aussetzung der Insolvenzantragspflicht bis Ende September gewissermaßen eine aufschiebende Wirkung haben. Wir sollten uns jedoch davon nicht täuschen lassen. Schließlich ist aufgeschoben nicht aufgehoben. Springt die Konjunktur weltweit nicht wirklich an, können wir uns in der zweiten Jahreshälfte warm anziehen.“
Besonders starke Umsatzrückgänge im Maschinenbau
Für den Maschinenbau, der mehr als die Hälfte seines Umsatzes im Ausland generiert, fiel der Aprilumsatz mit einem Minus von 37 % gegenüber dem Vormonat besonders schlecht aus. Während der Inlandsumsatz im Vergleich zum Vormonat nur um 3,1 % zurückging, büßten die Maschinenbauer im Exportgeschäft mehr als 50 % des Umsatzes ein. Stephan Häger: „Zu Beginn der Corona-Pandemie waren vor allem die unterbrochenen Lieferketten für den Maschinenbau problematisch. Inzwischen belastet zudem die deutlich gesunkene globale Nachfrage die Branche. Im Mai berichteten uns fast 80 % der Maschinenbauer von gesunkenen Auftragseingängen. Das Fahrwasser wird in den kommenden Monaten daher äußerst schwierig bleiben.“
Auch für die regionalen Hersteller von Metallerzeugnissen – vor allem handelt es sich hierbei um Automobilzulieferer – war der April ein sehr schlechter Monat. Der Auslandsumsatz brach im Vergleich zum März um 41 % ein und der Inlandsumsatz um 29 %. Stephan Häger: „Das ist das Ergebnis von weltweit geschlossenen Werken der Autohersteller, unterbrochenen Lieferketten und dramatischen Nachfragerückgängen. Infolge der Corona-Pandemie ist der Autoabsatz förmlich eingebrochen. Von Januar bis Mai wurden in Deutschland 35 % weniger Autos verkauft als im Vorjahreszeitraum.“ Aber auch bei den Metallerzeugern (unter anderem Rohrhersteller und Gießereien) zeigt sich ein ähnlich düsteres Bild. Ihr Inlands- und Auslandsumsatz reduzierte sich im Vergleich zum Vormonat um 26 % bzw. 25 %.
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