Management

Digitale Live-Erlebnisse boomen

In bald unvorstellbarer Geschwindigkeit hat sich die Konferenz- und Medientechnik an die pandemischen Bedingungen angepasst: Homeoffice mit Online-Meetings bestimmen bald täglich den heutigen Workflow.

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von Regiomanager 24.11.2020
(Foto: ©Blue Planet Studio – stock.adobe.com)

Kaum jemand kann sich der neuen Business-Realität entziehen: Messebesuche finden nicht mehr statt, Konferenzen sind entweder stark reduziert oder so modifiziert worden, dass wir sie online besuchen können, im kleinen Team mit gebotenem Abstand oder ganz individuell aus dem Homeoffice. Zoom, Skype, GoToWebinar, Microsoft Teams – das sind nur einige der cloudbasierten Anbieter für digitale Meetings und Web-Konferenzen, die sich aktuell vor Zulauf nicht retten können, bieten sie doch einen schnellen Weg an, effektive Meetings unter Einhaltung aller Vorgaben der Corona-Schutzverordnung durchzuführen.

Wo früher das persönliche Gespräch als unabdingbar galt, verstärken die deutschen Unternehmen im Corona-Jahr 2020 schneller denn je ihr Online-Marketing. Dabei bleiben Vorträge, Netzwerk-Meetings oder der Austausch über Projekt- und Branchenfragen auch weiterhin wichtige Marketing- und Vertriebsinstrumente, analysiert der Digitalverband Bitkom die aktuelle Lage im Bereich Messen und Events, die ja neben der Anwendung im Firmen-Meetingraum die wesentlichen Orte für Lösungen der Konferenz- und Medientechnik sind. Allerdings finden diese Veranstaltungen immer häufiger digital oder als sogenannte hybride Formate statt: „Das Bedürfnis nach Austausch und Vernetzung ist ungebrochen. Mit virtuellen und hybriden Veranstaltungen kann diesem Bedürfnis auch unter den erschwerten Bedingungen der Pandemie Rechnung getragen werden“, sagt Bitkom-Hauptgeschäftsführer Dr. Bernhard Rohleder.

Digitale Messen

So haben für 78 Prozent der Digitalunternehmen in Deutschland rein virtuelle Messen und Events in Zukunft eine große oder sehr große Bedeutung. Mit 70 Prozent sagen dies fast ebenso viele über hybride Messen und Events, die zu einem Teil vor Ort und zu einem anderen Teil in digitaler Form stattfinden. Reine Vor-Ort-Veranstaltungen haben künftig nur noch für 39 Prozent der Unternehmen Relevanz. Das sind die Ergebnisse einer Umfrage des Digitalverbands Bitkom unter Marketing-Verantwortlichen in der IT- und Telekommunikations-Branche. Demnach setzen 47 Prozent der Unternehmen in diesem Jahr erstmals digitale bzw. hybride Messen als Marketinginstrument ein, 18 Prozent nutzen solche Formate schon seit Langem. 57 Prozent nutzen ebenfalls erst seit Kurzem virtuelle Konferenzen oder Kundenevents, jedes vierte Unternehmen (24 Prozent) tut dies bereits länger. Dr. Bernhard Rohleder: „Die Technologien zur Durchführung sind mittlerweile so vielfältig und interaktiv, dass auch künftig einige bislang rein physische Veranstaltungen durch digitale Formate ersetzt werden.“

Digital immer live dabei

Für die Anbieter dieser Formate, für deren Referenten und schließlich auch die teilnehmenden Besucher bietet sich der große Vorteil, dass sie unabhängig von der Art ihres digitalen Endgeräts oder vom aktuellen Aufenthaltsort live dabei sein können. Eine rechtzeitige Voranmeldung (wenn gewünscht) sowie ein Login-Code reichen aus. Der Anbieter kann schließlich entscheiden, ob sein Online-Event als interaktiver Workshop oder als reines Info-Webinar angelegt sein soll. Entsprechend schalten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ihre Kameras und Mikrophone ein oder sind nur aus dem Off dabei, immer aber mit der Möglichkeit, sich durch Fragen oder Anmerkungen einzubringen. Sind an einer Digitalkonferenz mehrere Referenten beteiligt oder stellen ihre Themen gar zur Diskussion, ist in jedem Fall eine Online-Moderation erforderlich, um die Kommunikation zu strukturieren, Regeln umzusetzen und Ergebnisse für die Teilnehmer zusammenzufassen. Mit der wachsenden Bedeutung von Online-Konferenzformaten im Netz nimmt auch die Zahl der Tipp-Seiten für ihre erfolgreiche Abwicklung täglich zu.

Kein Zrück

Ein Zurück in die überwiegend analoge Zeit wird es nicht geben. Der Trend zu mehr digitalem Bewegt- und Livebild wird sich in der Konferenz- und Medienkommunikation auch zukünftig weiter durchsetzen, selbst wenn analoge Veranstaltungsformate wieder möglich sein werden. Livestreamings machen Veranstaltungen, Meetings oder besondere Ereignisse weltweit zeitgleich verfügbar. Jederzeit live dabei sein zu können, wird zur Selbstverständlichkeit, wobei die dafür erforderlichen Kommunikations- und Präsentationsgeräte zunehmend unauffälliger werden. Im persönlichen Mobile Device oder diskret getragenen Wearable finden sie ein multifunktionales Zuhause. Dabei werden Anzahl und Qualität der digitalen Anwendungen weiterwachsen. Augmented und Virtual Reality sind dabei, die früher dominierende Face-to-Face-Präsentation durch mehrdimensionale Inhalte zu ergänzen. Der Hype um das VR-Spiel „Pokémon Go“ war da erst der Beginn einer Entwicklung, die mit den aktuellen VR-Brillen noch längst nicht am Ende angelangt ist. Wer kann heute schon sagen, wie das Standard-Businessmeeting der Zukunft aussehen wird?

Emotional und digital

Doch trotz aller Digitalisierungs-Tendenzen wird der persönliche Austausch von Informationen zwischen den Menschen die wesentliche Kommunikationsform im Marketing-Mix bleiben. Digitale Kanäle sind für jeden Content-Anbieter eine große Chance für größere Teilnehmergruppen, mehr Themenvielfalt und heterogenere Zielgruppen in der Kommunikation. Die Anbieter von Konferenz- und Medientechnik profitieren als Teil der Branche der Veranstaltungstechnik auch in Zukunft von diesem Trend. Noch kurz vor dem ersten Corona-Lockdown veröffentlichte die „LiveCom Alliance“ in Kooperation mit dem „R.I.F.E.L. e. V.“ mit der aktuellen „European Industry Survey“ eine Studie, deren Trend-Prognosen sich vor dem Hintergrund der Pandemie schneller als gedacht bewahrheiteten. Befragt wurden 212 Unternehmen in acht europäischen Ländern zu den wichtigen Trends, Herausforderungen und wirtschaftlichen Einflussfaktoren in der Live-Kommunikationsbranche. „Emotionalisierung und Digitalisierung wurden als die dominierenden Trendthemen identifiziert. Beide Trends gleichzeitig zu berücksichtigen, ist ehrgeizig. Die Integration dieser beiden Trends bringt Herausforderungen mit sich, wie die erfolgreiche Koordination von Online- und Live-Kommunikationsaktivitäten oder die effektive Integration von digitalen Werkzeugen in Live-Kommunikations-Maßnahmen“, schlussfolgert die Studie.

Digitaler Marketing-Mix

Dass sich der Anteil der digitalen Kommunikations-Etats im Marketing-Mix deutscher Unternehmen perspektivisch weiter erhöhen wird und damit auch die Investments in innovative Konferenz- und Medientechnik wachsen werden, liegt angesichts der aktuellen Entwicklung auf der Hand. Schon mit Bezug auf das Jahr 2017 zeigte eine FAMAB-Studie mit dem deutlich wachsenden Anteil der Online-Kommunikation (plus 18,5 Prozent) eine starke Trendentwicklung, die sich voraussichtlich im Rückblick auf das laufende Jahr noch potenzieren wird. Im scharfen Gegensatz zur steigenden Nachfrage plagt die Anbieter der Branche aber nach wie vor ein großes Personalproblem. Nahezu die ganze Digitalmarketing-Branche ist auf der Suche nach motivierten und kreativen Nachwuchskräften.
Emrich Welsing | redaktion@regiomanager.de

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