Die Anzahl ist groß, die Anbieter von Förderprogrammen und deren Anforderungen an Unternehmen unübersichtlich. Für mittelständische Unternehmen gebe es eine große Zahl von Landes- und Bundes-Förderprogrammen, sagt Reinhard Schulten von der IHK Nord Westfalen, „für größere Unternehmen mit höherem Mittelbedarf kommen auch Fördertöpfe auf EU-Ebene in Betracht.“ Einen ersten Überblick über passende Programme liefert die Förderdatenbank des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi), die 300 Programme auf Bundes-, Landes- und EU-Ebene auflistet. Für mittelständische Unternehmer aus Nordrhein-Westfalen, die ein Darlehen suchen, gibt es laut der BMWi-Datenbank 94 Angebote. Zwar schon etwas weniger als 300, aber immer noch zu viele, um sich jedes einzelne anzuschauen. Doch genau wie bei der Spiele-App Pokémon Go können sich auch Firmen Hilfe bei der Suche einholen. „Gute neutrale Ansprechpartner für das Thema sind die Handwerkskammern und Industrie- und Handelskammern. Sie verfügen in der Regel über langjährige Erfahrungen im Umgang mit den Fördergebern“, sagt Schulten, außerdem könnten sich Unternehmer die Kosten der Beratung fördern lassen. „Wenn Unternehmer sich beispielsweise bei der Lösung betrieblicher Problemstellungen von Unternehmensberatungen helfen lassen, können sie vom RWP-Beratungsprogramm in Nordrhein-Westfalen Zuschüsse in Höhe bis zu 50 Prozent der Kosten bis zu einer Rechnungssumme von 10.000 Euro beantragen“, sagt Schulten. Diese Förderung könne bei unterschiedlichen Stellen, je nach Reife des Unternehmens beantragt werden. Auf der Webseite der IHK Nord Westfalen (Seitennummer P03120) gibt es einen Überblick über mehrere Beratungsförderprogramme in den einzelnen Unternehmensphasen. Auch über die Homepage des Bundesamts für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) können Unternehmer beim bundesweiten Programm „Förderung unternehmerischen Know-hows“ einen Antrag auf Zuschüsse für ihre Beratungskosten einreichen. Dieser Zuschuss beträgt, je nach Unternehmensphase, maximal 90 Prozent beziehungsweise 3.200 Euro. Er orientiert sich an den maximal förderfähigen Beratungskosten sowie dem Standort des Firma.
Erst die Förderzulage, dann loslegen
„Wichtig ist bei sämtlichen Förderanträgen, ob es nun die Beratungskostenförderung oder ein anderer Zweck ist, dass Unternehmen unbedingt erst die Förderungszusage abwarten, bevor sie mit dem Vorhaben beginnen. Wurden vorher schon Verträge geschlossen, kann das zum Wegfall der Förderung führen“, warnt Schulten. Der Antrag der Förderung läuft in der Regel über die Hausbank. Ausnahmen sind Bürgschaftsverfahren, die direkt mit der Bürgschaftsbank vereinbart werden oder Mikrodarlehen, die Unternehmer direkt bei der NRW.Bank beantragen können, sagt Schulten. „Stimmt die Bank dem KfW-Kredit zu, dauert die Bearbeitung seitens der KfW in der Regel wenige Arbeitstage“, sagt Sonja Höpfner, stellvertretende Pressesprecherin der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW). Bei der IHK Nord Westfalen finden außerdem regelmäßig Sprechtage mit der Bürgschaftsbank und der NRW.Bank statt, bei denen Unternehmer ihre Antragsunterlagen kostenlos prüfen lassen können. Der nächste Termin findet am 24. August statt. Der größte bundesweite Anbieter von Förderprogrammen ist die KfW. Insgesamt hat die Bank 2015 Fördergelder in Höhe von 79,3 Milliarden Euro ausgegeben, davon 20,4 Milliarden Euro an mittelständische Unternehmen. „Die drei Schwerpunkte der Förderprogramme derzeit sind der klassische Unternehmerkredit, die KFW-Umwelt- und Energieeffizienzprogramme und Angebote in der Beteiligungsfinanzierung“, erklärt Höpfner. Für die Mittelstandsprogramme gibt es bei der KfW keine festen Fördertöpfe. Sie werden in der Regel nachfragegetrieben über den Kapitalmarkt refinanziert“, erklärt Höpfner. „Über die KfW-Webseite finden Unternehmer generelle Informationen zu den Programmen und auch dazu, welche Unterlagen und Nachweise für den Antrag benötigt werden“, sagt Höpfner. Für detailliertere Fragen gebe es außerdem noch ein kostenloses telefonisches Infocenter unter der Telefonnummer 0800 539 9001. Generell seien die Programme der KfW als Breitenprogramme angelegt, also nicht auf eine spezielle Branche abgestimmt und teilweise untereinander kombinierbar. Auf Länderebene gebe es zudem die speziellen Programme der Landesförderbanken, die zum Teil mit der KfW kooperieren, sagt Höpfner, „so kann beispielsweise ein Landesförderinstitut den günstigen Zinssatz der KfW noch einmal senken, wenn beispielsweise Gründer besonders gefördert werden sollen.“
Kredite sind am beliebtesten
„Kredite werden mit Abstand am häufigsten nachgefragt“, sagt Schulten. Die KfW bietet Mittelständler nur diese Förderart an. Andere Programme fördern Unternehmer mit Zuschüssen, Beteiligungen und Bürgschaften. „Es gebe Regionen, wo einmalige Zuschüsse gezahlt werden, um die Wirtschaftskraft zu erhöhen. Viele dieser Möglichkeiten seien kombinierbar, sagt Schulten, „Unternehmer müssen gut abwägen, ob sie beispielsweise einen einmaligen Zuschuss auf ein aktivierungsfähiges Gut erhalten möchten oder lieber einen Kredit aufnehmen, bei dem der Zins gefördert wird und für beispielsweise 20 Jahre stabil und damit planbar bleibt.“ Die Förderhöhe sei ganz unterschiedlich, zum Beispiel je nach Alter des Unternehmens und nach Investitionsbedarf, sagt Schulten. „So nutzen Firmen aus der Produktionsbranche beispielsweise Förderkredite ab 25.000 Euro bis 25 Millionen Euro, während Dienstleistungsunternehmen aufgrund ihrer Struktur nicht selten mit 100.000 Euro schon hinkommen.“ Im Vergleich dazu hätten nur knapp 20 Prozent der Neugründer einen Kapitalbedarf jenseits von 25.000 Euro. Speziell um die Förderung von Innovationen kümmert sich das zentrale Innovationsprogramm Mittelstand (ZIM) auf Initiative des BMWi. Mittelständler mit weniger als 500 Mitarbeitern, einem Umsatz kleiner 50 Millionen Euro und einer Bilanzsumme von höchstens 43 Millionen Euro können sich für Zuschüsse für Forschungs- und Entwicklungsprojekte bewerben. Der Zuschuss in Form einer Anteilsfinanzierung liegt für Einzelprojekte, je nach Unternehmensgröße, zwischen 25 und 45 Prozent der zuwendungsfähigen Kosten, bei maximal 171.000 Euro. Das ZIM ist nicht mit anderen Fördermitteln kombinierbar. Von 2015 bis 2016 hat das BMWi mit dem Programm insgesamt Fördergelder in Höhe von 911,7 Millionen Euro ausgegeben, davon knapp ein Viertel (230 Millionen Euro) für den Bereich Produktionstechnologien.Für die Förderung von Forschungsvorhaben lohnt sich unter anderem auch ein Blick in das Programm „KMU-innovativ“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF). Die bisher bewilligte Fördersumme seit 2007 beträgt knapp 920 Millionen Euro für mehr als 1.350 Einzel- und Verbundvorhaben von 2.100 kleinen und mittelständischen Firmen unter anderem aus den Bereichen Biotechnologie, Medizintechnik und Materialforschung.
Barbara Bocks | redaktion@regiomanager.de
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