Ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung ist kein Wunschkonzert: Das müssen derzeit Geschäftsführung, Spieler, Mitglieder und Fans von „Phoenix Hagen“ erfahren: Zwar wurde der Basketball Hagen GmbH & Co. KGaA vom Amtsgericht Hagen tatsächlich zugebilligt, die zur Restrukturierung und Sanierung erforderlichen Maßnahmen in eigener Verantwortung zu entwickeln und umzusetzen, Bundesliga-Basketball gibt es in Hagen dennoch nicht: Der Lizenzligaausschuss der Basketball Bundesliga hat der Basketball Hagen GmbH & Co. KGaA als Träger von Phoenix Hagen „aufgrund einer fehlenden wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit mit sofortiger Wirkung die Lizenz entzogen“. Die erhoffte und angestrebte Aufrechterhaltung des Spielbetriebs platzte. Nun hoffen die Sport-Funktionäre in Hagen darauf, dass die Insolvenz tatsächlich in Eigenverwaltung abgewickelt werden kann. Sollte es zu einem Regelverfahren kommen, wäre in der kommenden Saison auch die Teilnahme am Spielbetrieb der zweiten Liga gefährdet. „Phönix“ müsste dann in der dritten Liga im Amateurbereich versuchen, sich neu aufzustellen. „Unser Ziel ist es, die im vergangenen Jahr begonnene Sanierung voranzutreiben und damit die Zukunft des Basketballs in Hagen zu sichern“, sagt Patrick Seidel, der seit dem 1. September 2016 Geschäftsführer ist. Dabei will er eng mit der Basketball-Bundesliga (BBL), den Fans, Sponsoren sowie Ehrenamtlichen des Klubs zusammenarbeiten.
Sponsoren gesucht
Unterstützung erhält er von den Restrukturierungsexperten Dr. Dirk Andres und Andreas Budnik von der Kanzlei AndresPartner, die mit ihrem Team bereits andere Sportvereine erfolgreich durch die Krise begleitet haben. „In den nächsten Wochen werden wir in Abstimmung mit dem gerichtlich bestellten vorläufigen Sachwalter ein Sanierungskonzept für die Fortführung des Unternehmens entwickeln“, erklärt Rechtsanwalt Andres das weitere Vorgehen. Die wirtschaftliche Situation sei angespannt, urteilt Andres. Der Club setze daher auch auf die Einhaltung von Finanzierungszusagen von Sponsoren in der Höhe von 231.000 Euro. „Ohne weiteres finanzielles Engagement von Unternehmen, die den Klub auf dem Sanierungskurs unterstützen, wird es keinen Profi-Basketball mehr in Hagen geben“, ist Andres überzeugt. Trainer, Spieler sowie weitere fünf Mitarbeiter sind von der Insolvenz betroffen, die Phoenix Hagen Jugend gemeinnützige GmbH, in der Damen- und Nachwuchsmannschaften aufgefangen sind, allerdings nicht.
SinnLeffers
Einen guten Schritt weiter ist dagegen die ebenfalls in Hagen ansässige Modekette SinnLeffers mit insgesamt 23 Filialen und 1.260 Beschäftigten: Nach der Eröffnung des Insolvenzverfahrens im Dezember 2016 bestätigte die Gläubigerversammlung die angestrebte Eigenverwaltung. Angesichts einer ausgeglichenen wirtschaftlichen Basis sollen die weiteren Gespräche über eine Sanierungslösung sowie die Entwicklung eines abgestimmten Insolvenzplans im Laufe des zweiten Quartals 2017 angemessen abgeschlossen werden. Dies sei mit Lieferanten und dem Gläubigerausschuss abgesprochen. Sachwalter und GÖRG-Partner Rolf Weidmann betont, „dass insbesondere die Lieferanten ein vitales Interesse an einer dauerhaften Fortführungslösung“ signalisieren.
Werkzeugbau-Institut
Auch beim Werkzeugbau-Institut Südwestfalen hat sich mittlerweile eine Lösung ergeben: ESCHA, ein mittelständischer Anbieter von Steckverbinder- und Gehäusetechnik aus Halver, übernimmt das angeschlagene An-Institut der Fachhochschule Südwestfalen, das im Bereich der Forschung und Entwicklung für den Werkzeugbau aktiv ist. Das wi-swf wurde 2011 durch eine Trägergesellschaft von 50 Unternehmen gegründet. Der Käufer wird die Geschäfte nach eigenen Angaben auch künftig unter dem Firmennamen Werkzeugbau-Institut Südwestfalen führen.
Reinhold Häken | redaktion@regiomanager.de
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