Mobilität & Logistik

Firmenflotte: Einstieg in den Umstieg

Warum immer mehr Unternehmen E-Autos in ihre Firmenflotte aufnehmen oder komplett auf Elektromobilität umstellen.

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von Regiomanager 02.03.2020
(Foto: ©Petair - stock.adobe.com)

Die fehlende Ladestation vor der Haustür, die mangelnde Reichweite bei der Urlaubsreise – Elektromobilität ist für viele Menschen noch eine große Hürde und besonders die Deutschen tun sich schwer damit. In Norwegen fuhr bereits 2017 schon jedes fünfte Fahrzeug emissionsfrei, in Deutschland sind es dagegen nur etwas mehr als zwei Prozent. Während für Privatpersonen vor allem in der Stadt das Aufladen noch ein Problem ist, steigen mehr und mehr Unternehmen um. Der Gesetzgeber macht Druck und bietet zugleich wirtschaftliche Anreize.

Ideal für die Flotte

Elektrofahrzeuge haben im Flotteneinsatz besonders viel Sinn: Hier stehen dem Nutzer oft mehrere unterschiedliche Fahrzeugkategorien und -typen zur Verfügung, sodass je nach aktuellem Mobilitätsbedarf das passende Fahrzeug ausgewählt werden kann. Bei richtiger Planung können Elektrofahrzeuge schon heute oftmals einen Großteil der Mobilitätsanforderungen abdecken.
Stefan Jacob, Leiter Fuhrparkmanagement der Drewag Netz GmbH berichtet: „Für unsere Unternehmen ist die Einführung der Elektromobilität eine Erfolgsgeschichte. Wir haben derzeit 121 Elektrofahrzeuge in unserem Pool – das Konzept wird von den Mitarbeitern sehr gut angenommen.“
Flotten dienen immer mehr auch als kommunikatives Element für Unternehmen. Elektrofahrzeuge können hier eine auf Nachhaltigkeit ausgerichtete Unternehmensstrategie unterstreichen und fördern gleichzeitig ein innovatives und modernes Image. Das bestätigt auch Stefan Jacob: „Wir nutzen jedes unserer Fahrzeuge als Werbefläche.“
Gut in den Fuhrpark integriert, können Elektrofahrzeuge bereits heute auch wirtschaftliche Vorteile generieren. Das unterschreibt Stefan Jacob: „Wir stehen kurz vor der Kostendeckung, einziges Problem bei unseren Berechnungen ist die mangelnde Erfahrung bei der Haltbarkeit der Batterien. Derzeit gibt es keine Probleme, aber für die Wirtschaftlichkeitsberechnung muss ich diesen Unsicherheitsfaktor im Auge behalten.“
Dem sinnvollen und effizienten Einsatz von Elektrofahrzeugen in Fuhrparkflotten stehen einige Herausforderungen gegenüber, die es zu bewältigen gilt: allen voran die im Vergleich zum Verbrenner eingeschränkten Reichweiten, die für das Aufladen notwendigen Stillstandzeiten und die Notwendigkeit einer passenden Ladeinfrastruktur. Der Bericht aus der Praxis: „Bei der Kostenrechnung muss das Unternehmen nicht nur die Fahrzeuge, sondern auch die Ladeinfrastruktur berücksichtigen. Trägt meine Elektroinstallation die zusätzliche Belastung durch die Ladesäulen? Wichtig ist auch, dass es pro Fahrzeug eine Ladesäule gibt, damit eine hundertprozentige Ladesicherheit gewährleistet wird.“ In gemischten Flotten aus Verbrennern und Elektrofahrzeugen kann ein optimiertes Flottenmanagement die Vor- und Nachteile der jeweiligen Antriebskonzepte einbeziehen.
Und wie macht man das nun als Betrieb, der Elektromobilität einführen möchte? „Man sollte sich zunächst die Frage nach dem Szenario stellen: Welche Reichweite benötigt das Fahrzeug ohne Aufladung? Wie sieht es mit der Zuladung und den Sitzplätzen aus? Wir sind es langsam angegangen und haben erst mal nur zehn Prozent der Flotte auf Elektromobilität umgestellt und sind damit sehr gut gefahren, im wahrsten Wortsinn“, erklärt Jacob.
Wer seine Flotte auf Elektromobilität erweitern möchte, kann vielfältige Unterstützung wahrnehmen. Zahlreiche Dienstleister haben sich auf die Ausstattung von Unternehmen mit Konzepten und Infrastruktur spezialisiert, auch das Land NRW bietet Unterstützung mit Kostenrechnern und Fördermöglichkeiten. Auch auf dem Leasingmarkt tut sich derzeit einiges. Die Anbieter unterbieten sich derzeit gegenseitig in günstigen Angeboten. Hier gilt wie auch bei Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren: auf verstecke Kosten achten, beispielsweise bei der Kilometerbeschränkung.

Umweltbonus nutzen

Die Europäische Kommission hat aktuell mitgeteilt, dass sie keine Einwände gegen eine höhere finanzielle Förderung von Elektrofahrzeugen in Deutschland hat. Die Bundesregierung kann somit den Umweltbonus für Elektrofahrzeuge wie angekündigt erhöhen. Die neuen Fördersätze sind für alle Fahrzeuge anwendbar, die nach dem 4. November 2019 zugelassen wurden. Staat und Autohersteller hatten sich beim Autogipfel in Berlin auf Neuerungen verständigt, mit denen der Absatz neuer Elektrofahrzeuge und Plug-in-Hybriden weiter angekurbelt werden soll. Der sogenannte Umweltbonus wird zur Hälfte durch die Automobilhersteller (Eigenanteil) und zur anderen Hälfte durch einen Bundeszuschuss (Bundesanteil) gewährt. Die Elektro- und Hybridprämien zu Modellen der einzelnen Hersteller sind unterschiedlich und liegen je nach Hersteller zwischen 4.000 und 8.000 Euro je Fahrzeug.

Förderung für Ladestationen

Auch für die Infrastruktur gibt es Zuschüsse. In NRW wird aktuell im Rahmen des Förderprogrammes „progres.nrw” die Installation von öffentlichen und nichtöffentlichen Ladepunkten (AC-Ladepunkte) gefördert. Voraussetzung: Die Leistung der Ladepunkte beträgt zwischen 11 und 22 kW, Installation und Prüfung müssen unbedingt durch einen Elektriker erfolgen. Nichtöffentliche Ladepunkte werden mit 50 Prozent oder maximal 1.000 Euro gefördert, öffentliche Ladepunkte mit 50 Prozent oder maximal 5.000 Euro pro Ladepunkt. Die Antragstellung erfolgt bei der Bezirksregierung Arnsberg, die Laufzeit ist bis 30. September 2023 geplant.

Steuervorteile sichern

Neben der direkten Förderung beim Kauf von Elektroautos sind batterieelektrische Fahrzeuge, die bis zum 31. Dezember 2020 zugelassen werden, zehn Jahre lang von der Kfz-Steuer befreit. Für Plug-in-Hybride gilt diese Befreiung nicht.
Weiter gibt es seit Anfang 2020 eine neue Dienstwagenregelung für Elektrofahrzeuge und Plug-in-Hybride. Diese werden pauschal nur noch mit 0,25 bzw. 0,5 Prozent des Listenpreises versteuert und auch das Laden des Autos beim Arbeitgeber muss nicht als geldwerter Vorteil versteuert werden.
Fazit: Elektromobile in Fahrzeugflotten leisten einen Beitrag zur CO2-Minimierung, senken Kosten bei Kfz-Steuer, Versicherung und Betrieb und transportieren ein umweltbewusstes Image. Eingeschränkte Reichweiten lassen sich schon heute durch ein kluges Management von Fahrzeugen, Ladevorgängen und Energieressourcen auffangen.
Birgit Marx | redaktion@regiomanager.de

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