Immobilien (Technik)

Energie sparen ohne Wärmeverlust

Die Sanitär-, Heizungs und Klimatechnik ist eine Schlüsselbranche für die Energiewende. Denn nur sie können die benötigten Heizungen installieren.

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von Henry Bauten 12.07.2024
(© Reema – stock.adobe.com)

Etwa die Hälfte des gesamten Energieverbrauchs in nördlichen Industrieländern wird für die Beheizung von Gebäuden inklusive Warmwasserbereitung verwendet. Damit kommt der Heizungs- und Sanitärtechnik eine entscheidende Rolle im Rahmen der Energiewende zu. Hersteller und Handwerksbetriebe dieser Branche befinden sich in einer Schlüsselposition, denn moderne Heizsysteme wie Wärmepumpen, Solarthermie und effiziente Brennwertkessel können wesentlich dazu beitragen, Energie zu sparen.

 

Den Anteil erneuerbare Energien erhöhen 

Neben der Verringerung der Gesamtenergiemenge kommt es dabei auf die Verbesserung des Energiemixes – also die Erhöhung des Anteils erneuerbarer Energien an. Dank technologischer Innovationen der letzten Jahre stehen hier inzwischen einige Möglichkeiten zur Verfügung: Ein wichtiger Weg ist der Einsatz von Solarthermie-Anlagen, die Sonnenenergie zur Erwärmung von Wasser und Luft, und somit zur Raumheizung der Warmwasserbereitung nutzen. Wodurch Photovoltaikanlagen einen doppelten Nutzen für die Energieerzeugung – für Strom und Wärme bekommen. Um diese Energien dann einsetzen zu können, wenn sie benötigt werden, ist der Einsatz effizienter Wärmespeicher erforderlich. 

Die natürliche Wärme im Erdinneren nutzen Geothermie-Anlagen, während Luftwärmepumpen die Umgebungsluft als Wärmequelle einsetzen. Die Verbrennung von Biomasse wie Holzpellets, Holzhackschnitzel oder biogenen Abfällen ist ein klassischer Weg der Wärmegewinnung, der durch moderne Heizungstechnik optimiert wurde. Ein erster Schritt in Richtung erneuerbare Energietechnik ist oft der Einsatz von Hybrid-Heizsystemen – also die Kombination regenerativer Energieträger mit konventionellen Heizanlagen auf Gas- oder Öl-Basis.

 

Wärmepumpen-Technik spielt eine wichtige Rolle

Eine entscheidende Rolle in der energetischen Wende der Gebäudetechnik spielt die Wärmepumpen-Technologie. Hierbei wird einem Medium wie Wasser oder Luft Wärme entzogen und mittels eines Kältemittels und eines elektrisch betriebenem Kompressor Energie gewonnen. Dabei kann deutlich mehr Wärme erzeugt werden als elektrische Energie für den Betrieb benötigt wird. Wärmepumpen können sowohl in Neubauten als auch bei der Sanierung bestehender Gebäude eingesetzt, und unter anderem in Kombination mit Heizkörpern Fußbodenheizungen oder Radiatoren verwendet werden. Da sich die Wärmepumpen-Technologie stetig weiterentwickelt, kann man von weiteren Effizienzsteigerungen ausgehen, was die Verbreitung dieser Technologie vorantreiben wird.

 

Besondere Bedingungen in Industrie und Gewerbe 

Bei Energieverbrauch wird oft an private Haushalte gedacht, die mit Photovoltaik und Wärmepumpen ausgestattet werden sollen. Aber auch Industrie und Gewerbe haben einen hohen Bedarf, Energie zu sparen und ihren Teil zur Energiewende beizutragen. Immerhin verbraucht die Industrie etwa die gleiche Menge Energie wie die privaten Haushalte, während Gewerbe, Handel und Dienstleistungen etwa die Hälfte Energie der Industrie benötigen. Neben den Energiesparmöglichkeiten, die auch für Privathaushalte funktionieren, gibt es im gewerblichen Bereich Wege wie die Nutzung der Abwärme von Produktionsprozessen, die Beheizung von Hallen mit Deckenstrahlplatten, oder die Errichtung eigener Blockheizkraftwerke – oder je nach Unternehmensgröße auch Mikro-Blockheizkraftwerke. 

Diese vielfältigen Aufgaben in Haushalten und Unternehmen haben auch dazu geführt, dass die ansonsten als negativ empfundene Konjunkturlage des Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik sich im ersten Quartal 2024 gegenüber IV-2023 leicht verbessert hat. Die SHK-Branche leidet zwar nach wie vor unter der schwachen Baukonjunktur, die sich im Jahr 2023 deutlich abgekühlt hat, weil Neubaumaßnahmen in den letzten Monaten aufgrund der ungünstigen Rahmenbedingungen häufig zurückgestellt wurden. Nur der Heizungsaustausch und die Installation von Photovoltaikanlagen entwickelten sich deutlich positiv, was die allgemein schwierige Situation abmilderte. 

 

Mehr Umsatz und Beschäftigte – weniger Betriebe

Die Strukturdaten der Branche zeigen, dass der Neubaubereich aktuell nur gut ein Fünftel des Gesamtvolumens ausmacht und über 78 Prozent der Branchenumsätze im Modernisierungsbereich gemacht werden. Dabei ist die Zahl der durchgeführten Heizungs- und Badinstallationen in etwa gleich hoch und fast zwei Drittel der Auftraggeber sind Privatkunden. In knapp 49.000 SHK-Betrieben arbeiten gut 390.000 Beschäftigte, davon etwa 38.000 Auszubildende. Insgesamt wurde 2022 ein Umsatz von 57,5 Milliarden Euro erzielt. 

Die Vergleichszahlen der letzten Jahre lassen erkennen, dass die Beschäftigtenzahlen und Umsätze in der Sanitär-, Heizung- und Klimatechnik in den letzten zehn Jahren deutlich gestiegen sind, die Zahl der Betriebe dagegen von über 51.000 im Jahr 2013 auf unter 49.000 im Jahr 2022 gefallen ist, und die Prognose geht davon aus, dass die Betriebszahlen weiter sinken.

 

Herausforderung Nachwuchs

Auch wenn die SHK-Branche aktuell unter der schlechten Baukonjunktur leidet, gibt es doch deutliche Anzeichen, dass sich dies mittelfristig ändern wird. In einer alternden Gesellschaft wird das Thema Badumbauten sicher an Bedeutung gewinnen, und die Energiewende macht – wie oben gezeigt – einen verstärkten Umbau bestehender Heizsysteme dringend erforderlich. Der Zentralverband Sanitär Heizung Klima geht daher auch davon aus, dass in den nächsten Jahren etwa 60.000 Heizungsinstallateure zusätzlich benötigt werden, um die vielfältigen Märkte der Branche zu bedienen. Handwerksberufe wie Heizungs- oder Elektroinstallateur sind Schlüsselbranchen der Energiewende, haben aber zugleich erhebliche Probleme, genügend Nachwuchs für die anstehenden Aufgaben zu bekommen. Hier ein geändertes Bewusstsein und bessere Rahmenbedingungen zu schaffen ist eine Gemeinschaftsaufgabe von Unternehmen, Politik und Gesellschaft. 

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