Karriere

Leadership: Erfolgreich führen

Was unterscheidet gute von weniger guten Manager-Persönlichkeiten? Auf jeden Fall nicht allein die Bilanz.

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von Regiomanager 14.11.2022
Nicht kumpelhaft, aber auf Augenhöhe mit dem Team – das macht erfolgreiche Führungskräfte aus (© narong – stock.adobe.com) | Daniel Boss

Anna Maria Simon weiß um die hohe Bedeutung von Durchsetzungsstärke im Business: Die Landesvorsitzende der NRW-Wirtschaftsjunioren begann ihre Karriere in der Baubranche und ist inzwischen im IT-Bereich tätig – beide bekannt als „Männerdomänen“. Dabei müsse sie sich weniger vor männlichen Kollegen als vielmehr vor Kunden dieses Geschlechts beweisen, sagt Anna Maria Simon. „Es kam und kommt schon vor, dass mir fachliche Fragen gestellt werden, nur um mich zu testen.“ Wenn sie diesen „kleinen Test“ bestanden habe, sei aber alles gut. „Trotzdem ist es natürlich mitunter nervig“, gibt sie zu.


Unbequemes durchsetzen


Grundsätzlich sieht sie aber keine Unterschiede, was erfolgreiches Management betrifft. „Hier sind die sogenannten Erfolgsrezepte meiner Ansicht nach für alle Menschen gleich.“ Die Managerin zählt zunächst die „klassischen Faktoren“ auf: „Disziplin, kaufmännisches Verständnis und einen guten Blick für das große Ganze. Das gilt sicherlich schon seit Jahrzehnten, wenn nicht Jahrhunderten.“ Doch inzwischen hätten sich die Rahmenbedingungen stark geändert. „Die Generation unserer Großeltern hat ihr Business noch sehr anders geführt, als es heute möglich und sinnvoll wäre.“ Gute Managerinnen und Manager setzten heute auch auf „Augenhöhe, Wertschätzung für das gesamte Team und das Open-Door-Prinzip“. Es gehe darum, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mitzunehmen – wenn auch nicht um jeden Preis. „Am Ende des Tages müssen Führungskräfte auch den Schneid haben, ihre unbequemen Entscheidungen durchzusetzen und sich auch ein Stück weit unbeliebt zu machen. Daran hat sich nichts geändert und wird sich wohl auch nichts ändern“, meint die Vorsitzende der NRW-Wirtschaftsjunioren.
„Eine wichtige Basiseigenschaft für gute Führungskräfte ist Offenheit für alles außerhalb der eigenen Komfortzone“, sagt Nicole M. Pfeffer, Vorsitzende des Deutschen Managerverbands e.V. Sie betont die Bereitschaft, auch mal etwas Neues auszuprobieren – den berühmten „Mut zum Wandel“. „Wir erleben eine schnelllebige Zeit, die immer seltener die Möglichkeit zulässt, sich mit Informationen zu versorgen, bevor man eine Entscheidung trifft und sie kommuniziert. Hier sind Intuition und Erfahrungsschatz, aber auch Selbstreflexion und das Lernen aus eigenen Fehlern elementar.“ Fähigkeiten wie diese würden über Erfolg oder Misserfolg entscheiden. „Dazu zählt für mich auch, um Entschuldigung zu bitten, wenn es angemessen ist“, so Nicole M. Pfeffer. Unternehmer und Manager sollten einen Wertekompass haben und nie aus den Augen verlieren. „So baut sich Vertrauen und Zuversicht, Glaubwürdigkeit und Engagement aller Beteiligten auf.“
„Authentizität“ ist auch für Anna Maria Simon ein erstrebenswertes Ziel. „Und damit meine ich nicht, im Jogger ins Büro zu kommen, sondern bei sich selbst zu bleiben, sich nicht zu verstellen. Denn das merken die Kolleginnen und Kollegen ohnehin.“ Ein weiterer Punkt sei eine „gewisse Nahbarkeit“. Auch hier warnt sie vor einem Missverständnis: „Es geht nicht darum, sich kumpelhaft auf der Weihnachtsfeier zu benehmen. Vielmehr soll das Gegenüber das echte Gefühl vermittelt bekommen, dass er oder sie nicht bloß ein Rädchen im Getriebe ist.“ Führungsstärke zeige man nicht zuletzt dadurch, dass man Interesse für das Team zeige. „Was bewegt euch Tag für Tag? Was stört euch vielleicht auch am Job? Und was können wir verbessern?“


In der Krise erklären können


Vor dem Hintergrund der globalen Herausforderungen befinden sich viele Unternehmen derzeit im Krisenmodus. Laut Nicole M. Pfeffer vom Managerverband zählt daher mehr denn je: „Wer führt, muss erklären können. Wer entscheidet, muss begründen können.“ Das Funktionieren im Krisenmodus vergleicht sie mit dem Mut und den Fähigkeiten, vom Tanker auf das Speedboot zu wechseln und dabei den Horizont als Ziel fest im Blick zu behalten. „Der Krisenmodus erfordert es, das eigene Denken infrage zu stellen und nach neuen, veränderten Lösungen oder Wegen zu suchen. Was gestern noch der Favorit war, kann heute der größte Nachteil für ein Unternehmen sein. Hier ist der Mut, ist die Haltung gefragt, gegebenenfalls Korrekturen vorzunehmen.“ „Die allgegenwärtigen Krisen sorgen natürlich für Unsicherheiten, ja sogar Ängste in den Belegschaften“, sagt Anna Maria Simon. Darauf müssten Führungskräfte transparent Antworten geben. „Sie sollen keine falsche Sicherheit vermitteln, aber doch klarmachen, dass die Verantwortlichen die Situation im Griff haben und dem Team eine gewisse Planbarkeit ermöglichen.“ Völlig Transparenz hält sie aber für falsch. „Man kann nicht immer alle Bücher offenlegen. Es gibt Entscheidungen, die müssen im stillen Kämmerlein getroffen werden. Doch es wäre unredlich und letztlich auch kontraproduktiv, die Belegschaft zu lange im Ungewissen zu lassen.“
Kann man eigentlich eine schlechte Führungskraft sein, auch wenn man fantastische Zahlen liefert? Darauf hat Anna Maria Simon nur eine Antwort: „Na klar!“ Wenn man menschlich wenig zu bieten habe, nützten einem auf Dauer auch die wirtschaftlichen Erfolge nichts. „Das gilt allerdings auch umgekehrt: Ein netter Chef, der nicht performt, ist ebenfalls keine Lösung.“
„Eine gute Unternehmerin oder ein guter Unternehmer zeichnet sich letztlich durch Leidenschaft aus“, findet Nicole M. Pfeffer. „Der unbändige Wille, Mehrwerte zu schaffen, ist die Erfolgsbasis.“ Was „gar nicht geht“, sind ihrer Aussage nach Entscheider, die auf Kosten anderer ihre Unternehmensaktivitäten aufbauen. Und Führungspersonen, die sich vor der Entscheidung und der Verantwortung drücken.

Daniel Boss | redaktion@regiomanager.de

Daniel Boss
| redaktion@regiomanager.de

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Anna Maria Simon, Landesvorsitzende der NRW-Wirtschaftsjunioren (© Wirtschaftsjunioren)

Nicole M. Pfeffer, Vorsitzende des Deutschen Managerverbands (© espfeffert)

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