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„Erfolgreiche Arbeit, falsche Strukturen“

Insolvenzgeschehen in Südwestfalen: Mit der „Klinik am Stein“ und „Let’s go!“ sind zwei Sozialträger aus dem Sauerlandin Schieflage – Neu gegründete Gesellschaft übernimmt Massong-Geschäftsbetrieb

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von Regiomanager 01.02.2018
Der Massong-Fuhrpark rollt weiter: Die Spedition ist künftig Teil der neu gegründeten Gesellschaft „Würfel-Massong Logistik GmbH“ Foto: Würfel

Vor 40 Jahren war die Olsberger „Klinik am Stein“ die erste bundesweite Fachklinik für Geriatrie, die sich zu einer Einrichtung für die Rehabilitation alterskranker und von Pflegebedürftigkeit bedrohter Menschen entwickelte. Neurologie, Orthopädie sowie das Demenz-Therapie-Zentrum mit Dependance in Dortmund komplettierten das Angebot, mit dem viele ältere Menschen Hilfe fanden. Nun benötigt das Zentrum für Neuro-Geriatrie und Rehabilitationsmedizin selbst Hilfe, die Klinik am Stein Betriebs-GmbH in Olsberg ist insolvent.

Der Betrieb der Klinik läuft nach Angaben des vorläufigen Insolvenzverwalters Andreas Schoß und des kaufmännischen Leiters, Thomas Steger, „im Insolvenzverfahren ohne Einschränkung weiter“.

Die Klinik mit gut 160 Betten und 130 Mitarbeitern sei im Grundsatz sehr gut ausgelastet, er sei optimistisch, dass die Klinik erhalten werden könne, wird Andreas Schoß zitiert. Sorglosigkeit im Management habe die Klinik in finanzielle Schieflage gebracht, Medikamente seien zu teuer eingekauft worden, der Einsatz teurer Beratungsunternehmen sei unnötig gewesen. „Wir sind bundesweit auf Investorensuche“, erklärt Schoß.

Let’s go!

Mit dem Verein „Let’s go!“ aus Brilon ist ein zweiter Sozialträger aus dem Sauerland in finanzielle Schieflage geraten. Das Amtsgericht Arnsberg unterstützt den Antrag des Vereins auf Eigenverwaltung und hat Dr. Christoph Schulte-Kaubrügger von der Kanzlei White & Case als Sachwalter bestellt. Alle pädagogischen Einrichtungen bleiben geöffnet, das Betreuungsangebot ist weiterhin sichergestellt. 250 Pädagogen, Therapeuten und Mitarbeiter kümmern sich in knapp 40 Einrichtungen in NRW und Hessen sowie in zwei Auslandsstandorten um mehr als 200 traumatisierte Kinder und Jugendliche. „Während die tiergestützte Pädagogik von den Jugendämtern stark nachgefragt wird und die Wartelisten immer länger werden, ist der Trägerverein in finanzielle Schwierigkeiten geraten. „Mit dem Eigenverwaltungsverfahren soll die Jugendhilfeeinrichtung saniert und das erfolgreiche Angebot fortgeführt werden“, erläutert Sanierungsexperte Tim Langstädtler von der Wirtschaftskanzlei und Unternehmensberatung Buchalik Brömmekamp aus Düsseldorf. „Zunächst werden wir unrentable Leistungen auf den Prüfstand stellen und diese fit für die Zukunft machen. Zusätzlich soll das ambulante und beratende Angebot ausgebaut werden“, so Langstädtler.

„Während wir die Betreuungsplätze immer weiter ausgebaut haben, sind unsere Verwaltungsabläufe und Strukturen nicht mitgewachsen. Das hat uns eingeholt. Mit dem Eigenverwaltungsverfahren wollen wir uns neu aufstellen“, erklärt Let’s-go!-Vorstand Helga Senger. Verspätete Zahlungen für das Betreuungsangebot sowie ein vom Verein vorfinanzierter Immobilienkredit hatten im vergangenen Jahr zu einem Liquiditätsengpass und zur Insolvenzantragstellung geführt.

Walter Massong KG

„Just in time“ kam mit der neu gegründeten Gesellschaft „Würfel-Massong Logistik GmbH“ Hilfe aus dem hohen Norden für die insolvente Walter Massong KG mit Firmensitz in Paderborn und Standorten in Soest und Budapest. Die neue Gesellschaft, an der die Würfel Holding (Bremerhaven) mit 80 Prozent sowie das ehemalige Managementteam der früheren Walter Massong KG mit 20 Prozent beteiligt sind, kauft den Geschäftsbetrieb aus der Insolvenz heraus. Zuletzt war Massong in den Bereichen Kontrakt-, Lager-, Transport-, Beschaffungs- und Distributionslogistik tätig und beschäftigte rund 250 Mitarbeiter, darunter viele in Soest, dort war auch ein großer Fuhrpark stationiert.

„Nahezu alle Geschäftsbeziehungen zu Kunden und Geschäftspartnern konnten aufrechterhalten werden“, betont Gerrit Mohr, der gemeinsam mit Hans-Jürgen Schlausch die Geschäfte führt. Zu den Schwerpunkten der neuen Gesellschaft zählen integrierte Logistiklösungen. Das Spektrum der Dienstleistungen reicht von Transport und Spedition über Lageraktivitäten bis hin zu Value-Added-Services. Reinhold Häken | redaktion@regiomanager.de

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