1: GUT ÜBERLEGT HANDELN
Betriebserweiterungen, Zukäufe, mehr Personal oder weitere Standorte: Das sind einige Wege, um mehr Unternehmenswachstum zu erreichen. Wachstum geht insbesondere mit der Erhöhung der Kapazitäten sowie einer veränderten Betriebsstruktur einher. Der Platzbedarf nimmt zu (Lager, Werkstatt, Büroräume), aber auch mehr Fahrzeuge, Maschinen, Software und Geräte müssen angeschafft und neue Mitarbeiter gefunden werden. In jedem Fall sollten alle Investitionen, Anschaffungen und organisatorischen Veränderungen gut geplant werden. Bevor man den Wachstumskurs einschlägt, sollte man sich also reiflich überlegen, wo man eigentlich hinwill. Den Steuerberater sollte man von Anfang an einbeziehen. Auch Fachberater der IHK, Handwerkskammer oder Berufsverbände können wertvolle Tipps geben. Eine professionelle Unterstützung von außen ergibt gerade bei größeren Vorhaben Sinn. Zudem können auch freie Unternehmensberater Ihnen bei der Planung und Umsetzung Ihrer Wachstumsstrategie helfen. Es gibt verschiedene Förderprogramme, die die Beraterkosten bezuschussen: Beispielsweise finanziert das Förderprogramm „Unternehmenswert:Mensch“ für KMU mit maximal 250 Mitarbeitern 80 Prozent des Beraterhonorars. Die Förderung umfasst bis zu zwölf Beratungstage: www.unternehmens-wert-mensch.de. Auch die landeseigene Gesellschaft G.I.B. in Bottrop fördert eine sogenannte Potenzialberatung: www.gib.nrw.de/service/foerderprogramme/potentialberatung
2: NICHT UM JEDEN PREIS
Wachstum um jeden Preis oder zu schnelles Wachstum ist nicht ratsam. Mehr Aufträge und mehr Umsatz sind im Prinzip gut, aber wenn man den Berg nicht abgearbeitet bekommt, produziert das nur Stress bei allen Beteiligten. Die betriebliche Struktur und Ausstattung muss zum geplanten Wachstum passen, sonst kann es zu unterwünschten Nebenwirkungen kommen: Die Arbeitsqualität der Mitarbeiter sinkt aufgrund der Mehrarbeit, während gleichzeitig die Unzufriedenheit bei Mitarbeitern und Kunden steigt. Der Ruf des Unternehmens kann darunter leiden.
3: MITARBEITER MÜSSEN MITWACHSEN
Die Mitarbeiter spielen im Wachstumsprozess eine entscheidende Rolle. Chefs sollten sich nicht im stillen Kämmerlein irgendeine Strategie ausdenken und die Mitarbeiter mit den fertigen Plänen konfrontieren. Besser ist es, wenn die Belegschaft frühzeitig in die Planung eingebunden wird und die geplanten Wachstumsschritte offen kommuniziert werden. Das schafft Vertrauen und trägt dazu bei, dass die Beschäftigten motiviert den Wachstumskurs mittragen. Es sollten auch genügend Fachkräfte und entsprechende Expertise im Betrieb vorhanden sein. Auftragsspitzen kann man mit Aushilfen oder Kooperationspartnern abdecken. Nachhaltiger ist eine konkrete Personalstrategie, die Konzepte zum Recruiting, zur Aus- und Weiterbildung sowie zur Mitarbeiterbindung und -motivation enthält.
4: MOBIL UND FLEXIBEL
Virtuelle Kommunikation, Homeoffice-Lösungen und Personalführung auf Distanz: Die Corona-Pandemie hat selbst in konservativen Unternehmen sowie in Handwerksbetrieben neue Arbeitsformen hervorgerufen. Fachleute sind sich einig: Digitalisierung sowie zeit- und ortsflexibles Arbeiten gehören auch künftig zum Arbeitsalltag. Unternehmen, die gut digital aufgestellt sind, werden den Strukturwandel in der Arbeitswelt meistern und davon profitieren. Unternehmen sollten offen sein für Neues und ihre Arbeitsorganisation sowie Unternehmenskultur überdenken. Reicht es vielleicht, einen Coworking-Space anzumieten statt zusätzlicher Büroräume? Auch zur Untermiete im Büro, in der Werkstatt oder Lagerhalle kostet weniger und erhöht gleichzeitig die Flexibilität. Kooperationen mit anderen Unternehmen – beispielsweise ein gemeinsamer Maschinenpark oder Vermittlung freier Personalkapazitäten – setzt Kapital frei für weitere Investitionen.
5: TRENDS IM BLICK
Bei erfolgreichen Unternehmen erkennt man meist ein Muster: Die Inhaber oder Inhaberinnen sind strategisch vorgegangen und haben genau kalkuliert, ob sich eine Investition wirklich rechnet. Kontinuierliches Wachstum ist ein weiteres Kennzeichen. Und die meisten haben den Spruch beherzigt: Stillstand ist Rückschritt. Wichtig ist, Märkte zu beobachten, Trends zu erkennen und diese als Chance zu sehen. Auch um fortlaufende Investitionen in Gebäude, Maschinen, Software und Fuhrpark sowie um regelmäßige Fortbildungen kommt man nicht herum. Erfolgreiche Unternehmen wagen sich in neue Geschäftsfelder, probieren Neues aus und haben auch den Mut, nichtlohnende Produkte oder Dienstleistungen zu begraben.
6: INVESTIEREN, UM ZU SPAREN
Die hohen Energiepreise treiben derzeit die Kosten hoch. Vielleicht ist das ein Anstoß, um in E-Mobilität oder regenerative Energiequellen zu investieren. CO2-neutral und energieautark wirtschaften, das wäre doch ein Ziel. Große Dachflächen von Bürohäusern oder Gewerbehallen eignen sich meist für eine Fotovoltaikanlage und/oder für Solarthermie. Mit dem gewonnenen Strom könnten die E-Autos geladen und die LED-Beleuchtung in den Büros gespeist werden. Die Solarthermie sorgt für warmes Wasser und fließt in den Heizkreislauf. Auch Wärmepumpen oder Pelletheizungen können sich im gewerblichen Sektor rechnen. Für die klimaschonende Umrüstung gibt es Zuschüsse, siehe Tipp 10.
7: KUNDENWÜNSCHE BERÜCKSICHTIGEN
Stammkunden zufriedenstellen und neue Kunden dazugewinnen: Schon sind die Auftragsbücher voll. Das funktioniert aber nur, wenn Unternehmen mit der Zeit gehen, ihre Vertriebswege anpassen, guten Kundenservice bieten und ein Gespür für die Bedürfnisse der Kunden haben. Oft sind es Kleinigkeiten, worüber Kunden sich freuen: z. B. Termintreue, das gewaschene Auto nach der Inspektion, die Beratung auch am Wochenende oder individuelle Planung. Die Vernetzung aus analogen und digitalen Angeboten – etwa der Aufbau eines Online-Shops oder die Videoberatung als Serviceleistung – ist zeitgemäß. Facebook- und Instagram-Posts könnten das Empfehlungsmarketing in der jungen Generation ankurbeln. Und wer weiß, vielleicht bringt Sie ein Kundenwunsch auf eine neue Geschäftsidee.
8: NICHT ALLES SELBST ERLEDIGEN
Wachstum sorgt für Arbeit im eigenen Unternehmen: Je mehr Mitarbeiter, Standorte oder Produkte, desto mehr Aufgaben fallen an. Während sich ein kleines Team leicht führen lässt, wird es ab zehn Angestellten schon schwieriger und ab 20 Leuten kann es unübersichtlich werden. Chefs und Chefinnen müssen unbedingt Verantwortung delegieren. Es sollten klare Zuständigkeiten und Verantwortlichkeiten eingeführt werden. Dazu ist es nötig, Arbeitsabläufe zu überdenken und neu zu planen. Wo lässt sich etwas vereinfachen? Kann man Skaleneffekte nutzen? Ist der Einsatz neuer Technik sinnvoll? Können Dienstleister für Entlastung sorgen?
9: GESCHÄFTSZAHLEN IM BLICK
Dieser Tipp hört sich vielleicht widersprüchlich an gegenüber dem Tipp davor: Man sollte sich als Geschäftsführer oder Inhaber nicht nur auf seine Steuerberatung und die Kaufleute im Team verlassen. Einen groben Überblick über die Geschäftszahlen sollten auch die obersten Chefs und Chefinnen behalten. Schon in kleinen Betrieben sollte eine Liquiditätsplanung selbstverständlich sein. Dabei ist auch an Rücklagen für Investitionen oder Steuernachzahlungen zu denken.
10: DAS LIEBE GELD
Wachstum kostet Geld. Es lohnt sich, sich frühzeitig um Finanzierungs- und Fördermittel zu kümmern, damit das Wachstum nicht an der Finanzierung scheitert. Die angedachten Investitionen sollten detailliert geplant werden, um Folgeinvestitionen zu vermeiden. Ein guter Kontakt zur Hausbank kann sich auszahlen, denn ein regelmäßiger Austausch schafft Vertrauen. Es gibt auch diverse Förderprogramme und Zuschüsse, z. B. für Digitalisierungsvorhaben, energieeffiziente Sanierungen, klimafreundliche Mobilität oder Beschäftigung von Langzeitarbeitslosen oder Menschen mit Behinderung. Wichtig: Wer Geld vom Staat haben möchte, muss erst einen Antrag stellen, bevor das Vorhaben beginnt. Eine Übersicht der Förderprogramme auf Länder-, Bundes- und EU-Ebene gibt es hier: www.foerderdatenbank.de
Claudia Schneider | redaktion@regiomanager.de
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