CO2-neutral, recycelte Stoffe, Verpackung: Große wie kleine Firmen werben damit, dass ihre Ware unter allen Aspekten des Umweltschutzes produziert werden. Doch wie sieht es wirklich damit aus? Bringt etwa die Abgabe für den CO2-Ausgleich tatsächlich so viel, wie es reell bei einer Herstellungsmethode einzusparen? Auch im privaten Bereich warten Fallen, die selbst Umwelt Besorgte nicht immer wahrnehmen. Hier wird mit recycelbar beworben, was in der Praxis nicht möglich wird. Es fehlt die Transparenz für Verbraucher, die ihnen ermöglicht, eine wirklich gute Wahl zu treffen.
Eine lückenlose Nachverfolgung entsprechend dem Lieferkettengesetz, das sich um die Einhaltung der Menschenrechte entlang der Kette kümmert, wäre auch in Sachen Nachhaltigkeit sinnvoll. Der Verbraucher sollte sich darauf verlassen können, dass vom Anbau bis hin zum Verkauf und dem Transport an ihn jeder Schritt nachvollziehbar und überprüfbar ist. Nur so kann er sich weiter informieren, prüfen, ob Siegel tatsächlich Aussagekraft haben und sich guten Gewissens für einen Kauf entscheiden – oder eben aus Gründen nicht.
Rohstoffquellen – kaum nachvollziehbare Herkunft
Für Verbraucher ist es nicht einfach zu erfassen, was tatsächlich in den Herkunftsländern der Rohstoffe passiert. So ist etwa Palmöl nicht an sich schlecht, wohl aber oft die Bedingungen, unter denen Pflanzen angebaut und das Öl gewonnen wird. Wurden Regenwälder gerodet oder ökologisch sinnvolle Standards eingehalten, arbeitet das Personal unter fairen Konditionen oder wird gar mit dem Produkt ein Regime unterstützt, das gleichzeitig für Umweltfrevel sorgt? Greenpeace gibt Kriterien vor, die Greenwashing definieren.
Einzelne Unternehmen leben im Lebensmittelsektor bereits vor, wie dieser erste Teil der Produktschöpfung für Verbraucher sichtbar gemacht werden kann. Sie zeigen auf ihren Internetauftritten Landwirte und Genossenschaften, von denen sie die Rohstoffe beziehen. Geht es aber um Ressourcen wie Erze, bleibt nach wie vor ein großer dunkler Fleck über der Herkunft. Mehr Transparenz braucht auch der Sektor C0-2-Ausgleich. Viele Unternehmen werben damit, ihn durchzuführen. Dass dem nicht immer so ist, stellen Journalisten und Umweltverbände regelmäßig fest.
Eine Glaubensfrage – nachhaltige Produktion
Immer mehr Unternehmen gehen dazu über, mit bestimmten Aspekten der Produktion zu werben. So wird auf die zum Einsatz kommende Menge an Strom aus erneuerbaren Energien hingewiesen – der gleichzeitige Verbrauch von Kohle- und Atomstrom dagegen verschwiegen. Eine solche Angabe ist folglich nur aussagekräftig, wenn beides in Relation gebracht wird. Bei Plastikverpackungen findet man immer häufiger den Hinweis, dass recyceltes Material zum Einsatz kam. Ohne Prozentzahlen fehlt ebenfalls die Bedeutung einer solchen Angabe. Abgesehen davon sind hier auch die Produktionsverfahren ausschlaggebend.
Bei anderen wieder verwerteten Rohstoffen mag zwar der Anteil stimmen. Wenn aber etwa die dafür eingesetzten Textilfasern aus Asien stammen, ist der nachhaltige Effekt schnell verschwunden. Im Textilbereich gilt ganz besonders, dass die Herstellungsmethoden einen wesentlichen Einfluss auf die Nachhaltigkeit ausüben. Was nützen natürliche oder wiederverwertete Fasern, wenn bei der Stoffherstellung schädliche Chemikalien zum Einsatz kommen.
Verpackung – zwischen überflüssig und umweltfreundlich
Nach wie vor sind es Verpackungen, mit denen häufig Greenwashing betrieben wird. Beliebt sind dabei optische Tricks. Braunes Papier und grüner Druck, womöglich noch das symbolische Abbild einer Pflanze und schon sieht es aus, als ob hier wirklich natürliches Material verwendet wurden wäre. Dabei wird oftmals nicht mal auf Farbstoffe zum Einfärben verzichtet, wiederverwertetes Papier ist eher grau als braun. Insbesondere Kosmetika werden so beworben. Das feste Stück Seife gilt als umweltfreundlich. Nun ist in Folie plus Schachtel verpackt, was früher offen im großen Karton lag und unverpackt gekauft werden konnte. Nichtsdestoweniger scheut sich genau diese Kette nicht, die Verpackung dem Kunden als Innovation zu verkaufen, wären doch die Farben umweltfreundlich und das Plastik aus Altmaterial. Daher sollte man sich einen zuverlässigen Partner suchen, die das echte Ziel haben Verpackungen nachhaltig zu produzieren.
Ein ständiger Kampf von Umweltorganisationen gilt zudem den Umverpackungen. Halbleere Kartons täuschen die Verbraucher doppelt. Sie bekommen vielfach immer weniger Ware für ihr Geld, das da Gewicht verringert wird, die nun im Prinzip unnötige große Verpackung aber genau aus diesem Grund nicht verkleinert wird. Dagegen hilft kein Bio-Siegel, kein Altmaterialanteil und eine eventuell vorhandene Angabe über die CO2-Bilanz ist unnütz, wie eben der Umkarton an sich oder die voluminöse Mogelpackung.
Greenwashing kann auch sein, Plastikflaschen mit Pfand zu versehen und sie wieder anzunehmen. Hier stellt sich die Frage, ob Mehrwegflaschen nicht sinnvoller wären oder ob, wie beim Beispiel Mineralwasser, nicht an anderes Produkt, in diesem Fall Leitungswasser, verwendet werden könnte. Was Discounterketten bislang nicht offenlegen, ist, was aus dem geschredderten Plastik wird. Interessant wäre für Verbraucher, wie hoch der Anteil an der Wiederverwertung ist oder was daraus produziert wird. Dass zudem Getränkeflaschen mit einer Umverpackung im Supermarkt zu finden ist, ist ein weiteres, kaum angesprochenes Problem. Bei bestimmten Getränken könnten wiederbefüllbare PET-Flaschen und Getränkeautomaten eine echte Lösung darstellen.
Rücknahme von Elektrogeräten – Top oder Flop
Hier hat der Gesetzgeber einen zweiten Schritt getan. Waren es bis dato die Wertstoffhöfe, die gebrauchte Elektrogeräte annehmen mussten, nimmt er jetzt die Händler verstärkt in die Pflicht. Bislang bestand diese Vorgabe nur für Händler, deren Geschäft eine bestimmte Größe überschritten hat. Nun kommt es auf die Gesamtverkaufsfläche an, auch Discounter und Lebensmittelhändler[/url], sind unter bestimmten Voraussetzungen nicht mehr ausgenommen. Kleine Geräte bis zu einem genau definierten Maß müssen dabei kostenfrei zurückgenommen werden. Bei größeren wie Waschmaschinen gilt das, was der Händler anbietet und der Käufer mit dem Kaufvertrag annimmt.
Das überarbeitete Elektro- und Elektronikgesetz (ElektroG), das seit dem 01.07.2022 gilt, regelt auch die Rücknahmepflicht für Online-Händler. Hier wird das ganze Verfahren komplizierter. Da Großgeräte nicht einfach zurückgesendet werden können, gelten unterschiedliche Vorschriften. So kann es etwa sein, dass je nach Gerät die Rücknahmepflicht nur dann besteht, wenn ein gleiches gekauft wird, also Staubsauger gegen Staubsauger, Drucker gegen Drucker. Online-Händler sind zugleich verpflichtet, für bestimmte Geräte Sammelstellen einzurichten. Für Großgeräte gilt die kostenfreie Mitnahme bei der Anlieferung neuer Geräte. Der Hinweis für diese Möglichkeit muss bereits beim Bestellvorgang ersichtlich sein.
Ob dies in der Praxis wie vorgesehen funktionieren wird, ist eher ungewiss. Bei Großgeräten mag dies der einfachere Weg sein, die Vielzahl der kleineren Geräte wird jedoch wie bisher beim Wertstoffhof – oder gar in der Restmülltonne – landen. Wertvolle Rohstoffe gehen so dem Recycling-Kreislauf verloren.
Nicht durchschaubar ist zudem, was nach der Rückgabe mit Elektroschrott passiert. Dem Verbraucher fehlt die Möglichkeit, sich hier zu informieren. Kommunale Sammelstellen mögen auf Anfrage vielleicht noch mitteilen, bei welchem Schrotthändler die Geräte landen. Bei anderen Rückgabewegen kann jedoch kein Verbraucher mehr kontrollieren, ob sein altes Elektrogerät umweltschädlich ins Ausland transportiert oder gar irgendwo illegal entsorgt wird.
Nicht in Betracht gezogen wird bei der Rückgabe von Elektrogeräten überdies, ob vielleicht eine Reparatur möglich gewesen wäre. Sicher mag die nicht bei allen Geräten sinnvoll sein. Ein alter Kühlschrank kann solch schlechte Verbrauchswerte aufweisen, dass ein neuer umweltfreundlicher ist. Oft wäre es jedoch mit einer intakten Sicherung, einer Platine oder einem preisgünstigen Ersatzteil möglich, das alte Gerät weiterzubetreiben. Hier ist die berühmte Eigenverantwortung gefragt, die, wie sich auf vielen Gebieten zeigt, nicht immer und überall funktioniert.
Greenwashing ganz privat – Engagement und Ziel
Es sind jedoch nicht nur die Unternehmen, die sich umweltbewusster zeigen als sie sind. Auch zu Hause ist kaum ein Verbraucher gegen Nachlässigkeiten in Sachen Greenwashing gefeit. Das fünfte ökologisch hergestellte T-Shirt nützt der Umwelt wenig, wenn es dafür keinen wirklichen Bedarf gibt. Und es ist Greenwashing im doppelten Sinn, wenn das beim Biogärtner gekaufte Gemüse lang und ausgiebig unter fließendem Wasser gereinigt wird, wo es eine Schüssel voll getan hätte. Es sind oft kleine Verbesserungen, die Schritt für Schritt beständig eingeübt werden müssen.
Dies gilt auch dann, wenn Produkte gekauft werden. Letztendlich ist es so: Die Nachfrage bestimmt auch in Sachen Umweltfreundlichkeit das Angebot. Wer Unternehmen befragt, woher Rohstoffe kommen, wie die Produktion abläuft, womit die Ware transportiert und auf welche Weise ein versprochener CO-2-Ausgleich durchgeführt wird, trägt auf seine Weise zu mehr Nachhaltigkeit und dem Kampf gegen Greenwashing bei.
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