Titelporträt in Südwestfalen

Grenzenlose Gesundheit – Sportklinik Hellersen verlässt die „Deutschland-Bubble“

Mit visionären Strategien und strategischem Geschick etabliert Vorstandsvorsitzender Dirk Burghaus die Sportklinik Hellersen als führenden Innovator im internationalen Gesundheitswesen.

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Sportklinik Hellersen

13.11.2024 Anzeige

Veraltete Strukturen, eine unzureichende Managementlage und eine Spezialklinik, die unter Millionenverlusten litt – mit dieser herausfordernden Situation sah sich Dirk Burghaus konfrontiert, als er die Rolle des Vorstandsvorsitzenden der Sportklinik Hellersen übernahm. Durch gezielte Umstrukturierungen und eine klare Vision ist es ihm gelungen, die Fachklinik nicht nur wieder auf Kurs zu bringen, sondern auch über den Tellerrand hinauszublicken und die „Deutschland-Bubble“ zu verlassen. Sein Ziel: Ein internationaler Austausch von Wissen und Expertise, um die Sportklinik Hellersen über die Landesgrenzen hinaus fortschrittlich aufzustellen und dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken.

SWM: Welche Herausforderungen haben Sie in der Anfangsphase Ihrer Tätigkeit in der Sportklinik Hellersen bewältigen müssen?

Dirk Burghaus: Ich habe 2016 als externer Turnaround-Spezialist gestartet. Zu dieser Zeit stand die Klinik kurz vor der Insolvenz und ich traf auf eine Situation, die in vielerlei Hinsicht sehr rückständig war. Die Klinik war nach erfolgreichen Jahrzehnten in schwierige Zeiten geraten, bedingt durch Millionenverluste, verpasste Entscheidungen und mehrere Wechsel im Vorstand und Präsidium. Es wurde teilweise noch mit Schreibmaschinen gearbeitet und das Thema Digitalisierung war kaum präsent. Das war allerdings kein Einzelfall, viele Krankenhäuser befanden sich in einer ähnlichen Lage – und auch heute ist das in einigen Einrichtungen noch spürbar. Somit waren dringende Umstrukturierungs- und Modernisierungsmaßnahmen unumgänglich.
Im Mai 2017 wurde ich zum Vorstand ernannt. In der ersten Phase der Neuausrichtung lag der Schwerpunkt auf der Effizienzsteigerung interner Abläufe und der dringend erforderlichen Digitalisierung. Diese Maßnahmen waren essenziell, um die Wettbewerbsfähigkeit der Klinik zu sichern und die Arbeitsplätze der damals rund 350 Mitarbeitenden zu erhalten. Parallel dazu haben wir neue Fachbereiche etabliert, um die medizinische Expertise weiter auszubauen und das Leistungsspektrum der Klinik zu erweitern.
Seitdem haben wir den digitalen Wandel konsequent vorangetrieben und mehrere groß angelegte Projekte erfolgreich umgesetzt. Dabei haben wir umfassende Hardware- und Softwarelösungen eingeführt, die es uns ermöglichten, die Klinik organisatorisch und technologisch ins 21. Jahrhundert zu führen.

SWM: Wenige wissen, dass 2017/2018 die Geburtsstunde der Krankenhausplanung NRW war. Welche Schritte haben Sie unternommen, um die Sportklinik Hellersen auf die Krankenhausreform in NRW vorzubereiten?

Dirk Burghaus: Als ich die Führung der Sportklinik Hellersen übernommen habe, habe ich mich intensiv mit der Frage beschäftigt, wie wir die Klinik zukunftssicher aufstellen können. Besonders mit Blick auf die anstehende Krankenhausplanung in NRW, die damals viele noch nicht ernst genommen haben.
Daher haben wir das Thema Spezialisierung konsequent vorangetrieben und unsere Expertise kontinuierlich ausgebaut. Bereits etablierte Fachrichtungen, wie die Knie-, Schulter- und Ellenbogenchirurgie, wurden gezielt optimiert. Dadurch sind wir als Fachklinik ideal auf die Herausforderungen der Krankenhausreform vorbereitet und arbeiten stetig daran, unser Angebot weiter zu perfektionieren.
Ein Beispiel dafür ist die Übernahme der Schmerzmedizin aus Letmathe im Jahr 2019 unter der Leitung von Dr. Wolfgang Welke, die sich seither zu einer der führenden Schmerzkliniken in Deutschland entwickelt hat und auch international einen hervorragenden Ruf genießt. Zusätzlich haben wir mit Dr. Oliver Meier die spezielle Wirbelsäulenchirurgie aufgebaut und das Deutsche Wirbelsäulen- und Skoliosezentrum etabliert. Hiermit haben wir ein absolutes Alleinstellungsmerkmal und in dieser Form gibt es nichts Vergleichbares im weiten Umkreis.
Durch diese strategischen Entscheidungen konnten wir nicht nur die Patientenversorgung verbessern, sondern auch unsere Position als Fachklinik für die Krankenhausreform optimal festigen. Viele Kliniken haben diesen Prozess schlichtweg verschlafen und stehen nun vor der Herausforderung, in kurzer Zeit Änderungen umzusetzen. Wir haben diese Entwicklung früh erkannt und uns kontinuierlich darauf vorbereitet. Heute sehen wir uns sehr gut aufgestellt für die Herausforderungen der kommenden Jahre.

SWM: Wie sahen denn Ihre Überlegungen und strategischen Ansätze damals aus?

Dirk Burghaus: Bei der Krankenhausplanung muss man davon ausgehen, dass niemand von den handelnden Akteuren die Patientenversorgung verschlechtern möchte. Natürlich spielen Kosteneinsparungen und die Bewältigung steigender Kosten eine große Rolle und es gibt sicherlich Zielkonflikte, aber grundsätzlich streben alle ein effizientes und sichereres Gesundheitswesen mit bestmöglicher Patientenversorgung an. Es gibt hier sicherlich viele Ansätze und Wege, die man diskutieren kann. Dieser Prozess der strategischen Aufstellung dauert unter Umständen Jahre. Deshalb kann man den Akteuren in den anderen Bundesländern nur raten, hier schnellstmöglich die Weichen zu stellen und sich mit entsprechender Expertise auszustatten.

SWM: Wie planen Sie, internationale Kompetenzen zu nutzen, um innovative Ansätze im Gesundheitswesen zu fördern?

Dirk Burghaus: Wir müssen in Deutschland lernen, dass sich die Welt nicht in unserer „Deutschland-Bubble“ bewegt, sondern unseren Blick über die Landesgrenzen hinaus richten. Das Gesundheitswesen hat sich international stark entwickelt und große Krankenhausbetreiber investieren zunehmend im Ausland, anstatt den deutschen Markt weiterzuentwickeln.
Anders als in Deutschland stehen Ländern wie den USA, Kanada, Skandinavien und den arabischen Staaten erhebliche finanzielle Mittel zur Verfügung, die in das Gesundheitswesen investiert werden und dessen Weiterentwicklung vorantreiben. Es ist entscheidend, dass wir uns fragen, ob wir den Gesundheitsmarkt in Deutschland für private Investoren unattraktiv machen und alles aus öffentlichen Mittel finanzieren wollen oder ob wir eine gesunde Mischung aus öffentlicher Finanzierung und privatwirtschaftlichen Investitionen finden. Wir werden mit der Sportklinik Hellersen die Deutschland-Bubble verlassen und beide Welten – die nationalen Möglichkeiten und die internationalen Entwicklungen –
miteinander kombinieren, um innovative Ansätze zu schaffen und so den permanenten Herausforderungen zu begegnen.

SWM: Welche spezifischen Maßnahmen planen Sie, um die medizinische Kompetenz der Sportklinik Hellersen durch internationale Kooperationen weiter auszubauen?

Dirk Burghaus: Deutschland genießt international nach wie vor einen hervorragenden Ruf, und ich bin fest davon überzeugt, dass wir eines der besten Gesundheitssysteme der Welt haben. So haben wir vor über einem Jahr eine Dependance in den Vereinigten Arabischen Emiraten eröffnet, um Kooperationen aufzubauen und unsere medizinische Kompetenz dorthin zu bringen. Wir haben bereits erfolgreiche Operationen in Dubai durchgeführt und sind kontinuierlich in der Region präsent. Wir unterhalten vor Ort sehr gute Kontakte zu Behörden, Versicherungen, Krankenhausbetreibern, Investoren und Ärzten.
Durch gemeinsame Projekte können wir eine länderübergreifende medizinische Qualität schaffen. Dabei sind moderne Technologien und digitale Lösungen, wie Videosprechstunden und KI-gestützte Gesundheitssysteme, entscheidend. Während der technologische Fortschritt z. B. in den Arabischen Emiraten rasant voranschreitet, stoßen wir in Deutschland oft auf Bedenken –meistens hinsichtlich des Datenschutzes.

SWM: Wieso ist Datenschutz ein Problem? Er soll doch nur die Daten der Patienten sichern?

Dirk Burghaus: Ja, Datenschutz ist wichtig, aber er darf Innovationen nicht hemmen und dafür sorgen, dass Deutschland den Anschluss verliert. Zu oft hören wir hier: „Das geht nicht. Datenschutz.“ Diese Verhinderungsmentalität muss aufhören.
Wir müssen verstehen, dass es keine Landesgrenzen mehr gibt und dass Länder, die früher als weniger fortschrittlich galten, uns in vielen Bereichen bereits überholt haben. Daher sind internationale Kooperationen entscheidend, um von ausländischen Entwicklungen zu lernen und in Deutschland wettbewerbsfähig zu bleiben.

SWM: Welchen Nutzen hat das Know-how der Sportklinik Hellersen für die Kooperationspartner in den Vereinigten Arabischen Emiraten?

Dirk Burghaus: Gerade in den Vereinigten Arabischen Emiraten gibt es ein sehr freundliches Umfeld für die Entwicklung von Gesundheitskonzepten und es besteht eine große Nachfrage nach der Kompetenz, die wir mitbringen.
Wir bringen auf Managementseite unser Know-how mit – das heißt, wir können ein Krankenhaus vor Ort managen und die Mediziner entsprechend einsetzen und ausbilden. Unsere Ärzte können im Rahmen eines Gesamtkooperationskonzepts freigestellt werden, um dort für uns unter der „Schirmherrschaft“ der Sportklinik zu arbeiten.
Ein wesentlicher Vorteil in Deutschland ist das arbeitnehmerfreundliche Umfeld, insbesondere bei Arbeitsverträgen. Im Nahen Osten gibt es keinen solchen Schutz. Wer dort gekündigt wird, ist sofort ohne Anstellung, da weder Kündigungsschutz noch Gewerkschaften existieren. Das hat sowohl Vor- als auch Nachteile. Deshalb sagen viele Deutsche, dass sie ihren Lebensmittelpunkt nicht unbedingt dorthin verlegen möchten, weil ihnen das Risiko zu groß erscheint. Gerade in ärztlichen Berufen, wo man sich seinen Arbeitgeber aussuchen kann, möchte man sich nicht in eine solche Risikosituation begeben.
Wir schließen das Problem durch die Brücke zwischen unserer Klinik und den Kooperationspartnern vor Ort. Wir stellen medizinisches Wissen zur Verfügung, ohne die Mediziner direkt vor Ort anzustellen, sondern nutzen das Sicherheitsnetz der Sportklinik und anderer Partnerkrankenhäuser.

SWM: Wie kann die Zusammenarbeit mit den Vereinigten Arabischen Emiraten konkret dabei helfen, den Fachkräftemangel in Deutschland
zu bekämpfen?

Dirk Burghaus: Wir möchten nicht nur in der arabischen Welt aktiv sein und diese stärken, sondern natürlich auch unsere eigene medizinische Nachwuchsförderung in Deutschland vorantreiben. Daher sind wir zum Beispiel in Gesprächen mit der Arab Board of Health Specializations, einer Organisation, die die Facharztausbildung in allen 21 arabischen Ländern, darunter u.a. Ägypten und Libyen, regelt und strukturiert.
Vor kurzem habe ich hier sehr zielführende Gespräche mit Behörden- und Regierungsvertretern in Kairo geführt. Unser gemeinsames Ziel ist es, ein Konzept zu entwickeln, das es uns ermöglicht, als erstes Krankenhaus außerhalb der arabischen Welt, arabische Fachärzte auszubilden. Dies würde bedeuten, dass wir parallel zu unserer deutschen Facharztweiterbildung, auch die Weiterbildung zum arabischen Facharzt anbieten können. Das würde den Fachärzten ermöglichen, mit einer Prüfung beide Bezeichnungen zu erhalten und ohne Anerkennungsverfahren sowohl in Deutschland als auch im Nahen Osten als Arzt zu praktizieren.
Durch diese Initiative möchten wir aktiv dem Fachkräftemangel in Deutschland begegnen. Wenn wir ein attraktives Arbeitsumfeld mit Weiterbildungsmöglichkeiten und Anerkennung schaffen, ziehen wir talentierte Fachkräfte an. Wir haben bereits erste Pläne, ähnliche Programme auch für Pflegekräfte zu entwickeln, um den gesamten Gesundheitsbereich zu stärken und die Attraktivität unserer Klinik zu erhöhen.

SWM: Wie stellen Sie sich der Herausforderung, die Unterschiede in den Abrechnungsprozessen zwischen Deutschland und den Vereinigten Arabischen Emiraten zu überwinden?

Dirk Burghaus: Wir befinden uns derzeit in Verhandlungen mit Krankenversicherungen in Dubai und den Emiraten, um als Krankenhaus vor Ort akzeptiert zu werden. Wenn uns dies gelingt, könnten wir emiratische Patienten behandeln und direkt mit den dortigen Versicherungen abrechnen. Diese gegenseitigen Verflechtungen sind von großer Bedeutung, da sie sowohl Deutschland als auch den Ländern vor Ort zugutekommen. Es geht nicht darum, dass eine Seite der anderen etwas wegnimmt, sondern dass alle profitieren und letztendlich für die Patienten bessere Ergebnisse erzielt werden. Zumal wir in der Sportklinik seit vielen Jahrzehnten internationale Patienten behandeln und hierfür auch bereits mehrfach, unter anderem vom Focus, ausgezeichnet wurden, ergeben sich für uns hier Win-win Situationen.
Zusammengefasst ist es unser Ziel, unsere Management- und Medizinkompetenz aus Deutschland in die Region des Nahen Ostens zu bringen, und wir stoßen dort auf viel Offenheit und Interesse. Dadurch erhalten wir direkten Zugang zu internationalen Innovationen sowie qualifiziertem Fachpersonal und Patienten, die sich gerne in Deutschland operieren lassen möchten. Entscheidend sind dabei die gemeinsame Zusammenarbeit und der Blick über unsere nationalen Grenzen hinaus. Wir müssen aufhören, in abgeschotteten „Bubbles“ zu denken – sei es auf Ebene von Bundesländern oder bei nationalen Grenzen.

Sportklinik Hellersen

Paulmannshöher Straße 17
58515 Lüdenscheid

02351 945-0

02351 945-2364

Ein Porträt des Unternehmens und weitere Informationen zu Sportklinik Hellersen finden Sie HIER

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Dirk Burghaus, Healthcare und Turnaround Consultant und Vorstandsvorsitzender der Sportklinik Hellersen.

Mit strategischem Weitblick führt Dirk Burghaus die Sportklinik Hellersen in eine internationale Zukunft.

Dirk Burghaus im Gespräch mit Dr. Joachim Hagenah, Chefarzt der Endoprothetik an der Sportklinik Hellersen.

Die Sportklinik Hellersen wurde erneut vom FOCUS als führende Klinik für internationale Patienten ausgezeichnet.

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