Bayern ist spitze: Im vergangenen Jahr lag dort die Quote der genehmigten Nichtwohngebäude als Neubau in Holzbauweise bei rund 25 Prozent. NRW liegt weit abgeschlagen auf den hintersten Rängen mit etwas mehr als elf Prozent (deutschlandweiter Durchschnitt: 19,5 Prozent). Bei den Wohngebäuden sieht es nicht besser aus: Hier steht Baden-Württemberg mit fast 32 Prozent ganz oben – NRW kann lediglich zwölf Prozent verbuchen. Das zeigen Karten im Lagebericht 2020 von Holzbau Deutschland – Bund Deutscher Zimmermeister im Zentralverband des Deutschen Baugewerbes. Gleichwohl sind auch Branchenvertreter an Rhein und Ruhr optimistisch, was den Trend im Bundesland angeht.
Nicht zuletzt im Zusammenhang mit den Diskussionen um einen stärkeren Klimaschutz hat die deutschlandweite Bedeutung des Holzbaus weiter zugenommen. Als Beleg dafür verweist der Zimmerer- und Holzbau-Verband Nordrhein auf einen Antrag mit dem Titel „Klima und Umwelt nachhaltig schützen“, der von der CDU/CSU-Fraktion sowie der SPD-Fraktion gemeinsam eingebracht und am 17. September 2020 vom Deutschen Bundestag angenommen wurde. Die für den Holzbau besonders wichtige Passage des Antrages lautet: „Im Sinne einer nachhaltigen Umweltpolitik fordert der Deutsche Bundestag die Bundesregierung im Rahmen der verfügbaren Haushaltsmittel auf, (…) eine Holzbauoffensive zu starten und die Vermarktung von Holz zu erleichtern.“
Zusatzdarlehen bei hohem Holzanteil
Diese Einsicht wird vom Vorsitzenden des Branchenverbandes Nordrhein, Zimmermeister Johannes Schmitz, ausdrücklich begrüßt – wenngleich man in Nordrhein-Westfalen schon einen Schritt weiter sei. „Holz trägt als nachhaltiger Baustoff wesentlich zum Klimaschutz bei, weshalb das nordrhein-westfälische Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung im Rahmen der Wohnraumförderung 2020 ein neues Zusatzdarlehen für Bauvorhaben mit einem hohen Holzanteil eingeführt hat“, sagt Schmitz. Nachhaltiges Bauen und bezahlbares Wohnen schließen sich somit nicht aus. „Sowohl bei einem Neubau als auch bei der Modernisierung von Bestandsimmobilien bietet die NRW.BANK im Rahmen der Wohnraumförderung des Landes attraktive Förderdarlehen zu günstigen Zinsen und mit hohen Tilgungsnachlässen von 15 bis 25 Prozent.“ Für besondere Aspekte – wie eben das Bauen mit Holz – lägen die Tilgungsnachlässe sogar bei bis zu 50 Prozent.
Aber nicht nur die politischen Rahmenbedingungen sind für den Holzbau gegenwärtig günstig. „Es gibt in unserem Bundesland weitere ,Leuchtturmprojekte’, die den aktuell möglichen Stand des Holzbaus bzw. des Holzhybridbaus dokumentieren.“ So entsteht derzeit nach Aussage des Verbandsvorsitzenden mit „The Cradle“ das erste Holzhybrid-Bürogebäude in Düsseldorf. „Im Herzen des Medienhafens, der sich schon jetzt durch außergewöhnliche Architekturprojekte auszeichnet, wird zurzeit nach dem ,Cradle-to-Cradle’-Prinzip ein Architektur-Solitär gebaut, bei dem nahezu die komplette Fassade aus Holzelementen gefertigt wird und andere Stoffe wie Beton oder Kunststoff ersetzt werden.“ Die Baustoffe, mit denen „The Cradle“ konstruiert wird, sowie der Gebäudebetrieb sollen gegenüber konventionellen Bauweisen nach einer überschlägigen Berechnung des Bauherren mehr als 30 Prozent CO₂ einsparen.
Zuletzt ein Plus von sieben Prozent
Die Erfolgsgeschichte könnte also weitergehen: „Immer mehr Architekten und Bauherren erkennen die vielfältigen Möglichkeiten des Holzbaus, seine zunehmende Leistungsfähigkeit und die universelle Verwendbarkeit des Baustoffs Holz“, so Holzbau Deutschland. Holz eigne sich nicht nur für den Neubau von Ein- und Mehrfamilienhäusern, sondern sei auch aufgrund seines vergleichsweise geringen Gewichts für Aufstockungen im Bestand gerade bei geringen statischen Reserven des Gebäudebestands geeignet. Im Lagebericht für ganz Deutschland ist von einem überdurchschnittlichen Umsatzwachstum in Relation zum Bauhauptgewerbe die Rede. Rund 7,9 Milliarden Euro im sogenannten Mixmodell des Statischen Bundesamts stehen für ein Plus von sieben Prozent; dramatische Einbrüche durch Corona werden zumindest nicht befürchtet.
Auch die Zahl der Beschäftigten ging zuletzt stetig bergauf. Der Bericht führt annähernd 70.000 Menschen im Zimmerer- und Holzbaugewerbe auf. Diese Zahl entspricht acht Prozent des Beschäftigungsaufkommens im Bauhauptgewerbe; die Beschäftigten verteilten sich 2019 bundesweit auf 11.622 Betriebe. „Betrug im Jahr 2018 der Beschäftigungszuwachs etwa 1,7 Prozent, waren es im letzten Jahr weitere 2,6 Prozent. Zieht man die zurückliegenden fünf Jahre in Betracht, ist ein stetes Wachstum zu verzeichnen, das unterm Strich 7,4 Prozent ausmacht“, so der Lagebericht.
Ein Hemmschuh ist – wie so oft im Bau –
der Fachkräftemangel: Es ist für die Unternehmen nicht leicht, geeignete Bewerber zu finden. Gleichwohl meldet der Bundesverband, dass die Ausbildungszahlen im Holzbau weiter angestiegen seien. Das liege unter anderem an der unverändert hohen Ausbildungsbereitschaft der Zimmereien und Holzbauunternehmen. Auch der Anteil der weiblichen Auszubildenden wächst. Bundesweit zählt der Holzbau aktuell 9.475 Auszubildende im Zimmererhandwerk. Die Ausbildungsquote im Zimmerer- und Holzbaugewerbe beträgt somit gegenwärtig etwa 11,1 Prozent und ist doppelt so hoch wie die der Gesamtwirtschaft.
Die Zukunft der traditionsreichen Branche liegt in der Digitalisierung. Der Bundesverband verweist in diesem Zusammenhang auf die Online-Datenbank dataholz.eu als Unterstützung für Architekten, Planer, Baubehörden und Ausführende. Diese bietet eine Sammlung bauphysikalischer sowie ökologischer Daten für Holz- und Holzwerkstoffe, Baustoffe, Bauteile und Bauteilfügungen.
Daniel Boss | redaktion@regiomanager.de
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