Immobilien (Ausführung)

Im Grünen arbeiten

Der Trend des Urban Gardening hat auch die Unternehmen erreicht. Garten- und Landschaftsbauer helfen bei der Umsetzung.

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von Regiomanager 01.04.2017
Dächer bieten bisher weitgehend ungenutzte Flächenreserven für die Schaffung von Grünanlagen im Rahmen von Ausgleichsmaßnahmen bei Natur- und Umweltschutzauflagen(Fotos: Verband Verbandes Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau Nordrhein-Westfalen (VGL NRW))

Dem
bundesdeutschen Garten- und Landschaftsbau geht es gut, wie der Blick
auf die Branchendaten zeigt: Der Gesamtumsatz entwickelt sich seit über
einem Jahrzehnt positiv: Von 4,24 Milliarden Euro in 2005 auf 7,48
Milliarden Euro im vergangenen Jahr. Die Betriebe in NRW steuern davon
rund 1,6 Milliarden Euro bei. 65 Prozent des NRW-Marktvolumens stammen
von den rund 1.000 Betrieben des Verbandes Garten-, Landschafts- und
Sportplatzbau Nordrhein-Westfalen (VGL NRW). Bundesweit wächst die
Anzahl der Fachbetriebe, während die Insolvenzquote weiter sinkt: 2016
lag sie bei 0,56 Prozent. Entsprechend stieg die Anzahl der
Beschäftigten von 95.000 (2005) auf fast 114.000 (2016) an. Sorgen
bereitet den über 1.700 Fachbetrieben allerdings der Nachwuchs. Die
Anzahl der Auszubildenden sank in den vergangenen Jahren. „Dabei sind
die Karrierechancen sehr gut“, sagt Karoline Giesebrecht, Referentin für
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit beim VGL NRW. Nach der Lehre stehen
dem Nachwuchs viele Wege offen: von der Ausbildung zum Meister,
Techniker oder Fachagrarwirt ebenso wie zum Bachelor- und
Magisterabschluss.

Klimawandel erfordert Umdenken

Der
Klimawandel und gesellschaftliche Veränderungen und Anforderungen
führen seit Jahren zu neuen Innovationen in der Branche. „Grünanlagen
statt Steingärten“, fordert die Branche deswegen im öffentlichen,
industriell-gewerblichen und privaten Raum. Grünflächen nutzen nicht nur
dem Klima, sondern können durchaus auch Kosten sparen: Rein technisch
betrachtet sind sie ideale Versickerungsflächen für Regenwasser, für die
keine Abwassergebühren anfallen. Gleichzeitig dienen sie Besuchern wie
Mitarbeitern als angenehmes Entree oder sogar als kleine grüne Oase.
„Der Wohlfühleffekt, den Pflanzen erzeugen, machen sich auch immer mehr
Firmen und Institutionen zunutze“, weiß Gerald Jungjohann vom
Bundesverband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau e. V. (BGL) aus
Erfahrung. „Ein professionell gestaltetes grünes Arbeitsumfeld wird so
zur Visitenkarte des Unternehmens.“ Gleichzeitig verschwindet damit oft
ein Teil des Straßengrau mit samt unangenehmer Geräuschkulisse und
schlechter Luft. Ein neuer Trend unterstützt zudem die (Wieder-)Anlage
von Grünanlagen: das Urban Gardening. Auf den Unternehmensflächen
wachsen dabei Gemüse und Kräuter für die Mitarbeiter oder es entsteht
ein repräsentativer Garten. In dem können neben Besprechungen auch
Gästetreffen organisiert werden. Dank hochmoderner Outdoorküchen geraten
sie zum kulinarischen Event in einer gepflegten Anlage, die damit
unterschwellig Wachstum, Nachhaltigkeit und Innovation symbolisiert.
Kunst und Kultur können diese Funktionen noch untermauern. Die jeweilige
Gestaltung und Ausrichtung der Firmengrünanlagen lässt sich passgenau
zum Unternehmen gestalten.

Neue Grünanlagen im Blick

Angesichts
der zunehmenden Urbanisierung geraten aber auch andere mögliche
Grünanlagen ins Visier der Planer: Fassaden und Dächer. Sie können für
Unternehmen künftig interessant werden. Denn der Konflikt zwischen dem
Erhalt von Grünflächen auf der einen und die Nachfrage nach Bauland für
Industrie/Gewerbe und Wohnen auf der anderen Seite verschärft sich
zunehmend. Da große Freiflächen in Städten immer häufiger Mangelware
werden, lohnt es sich, im Bestand über eine Dach- oder Fassadenbegrünung
nachzudenken, um sie als Ersatzfläche ausweisen zu können. Das kann
künftig möglicherweise die Erweiterung der Produktionsfläche auf dem
eigenen Areal ermöglichen und einen Umzug ersparen. Die Zeiten
langweiliger Efeubegrünungen von Gebäuden sind längst vorbei. Neue
Techniken und Verfahren zur Dach- und Fassadenbegrünung einerseits und
offene Bauweisen, die optisch das Grün im Büro- bzw. Produktionsbereich
erlebbar machen, andererseits erleichtern die notwendige Fusion von
innen und außen. Begrünte Dächer, Fassaden und Terrassen erfüllen
gleichzeitig auch noch wichtige ökologische und ökonomische Funktionen:
Sie regulieren das Klima, speichern Niederschläge, bilden Lebensräume
für Pflanzen und Tiere, sichern die Dachhaut, bieten Schutz vor
UV-Strahlung, verbessern den Wärmehaushalt und verlängern die
Haltbarkeit des Daches und der Fassade. Welche Begrünung im Einzelfall
welchen Effekt hat, wissen die Fachleute. Die Garten- und
Landschaftsbaubetriebe vor Ort kennen nicht nur die klimatischen
Bedingungen und die benötigten Pflanzen und ihre Bedürfnisse, sondern
bringen auch das nötige Know-how und die Erfahrung bei der Umsetzung
mit. Ganz nebenbei profitiert auch das Umfeld von diesen Maßnahmen: Die
Unternehmen zeigen damit Verantwortung für die direkte Nachbarschaft und
beteiligen sich an der Verbesserung des Mikroklimas im städtischen
Umfeld. Freundlich gestaltete Firmengärten oder begrünte Hallenrückwände
können so zur Attraktivität einzelner Straßenzüge und Quartiere
beitragen und dienen der Imageförderung. Ob das entstandene Grünareal
dann auch noch für die Öffentlichkeit freigegeben werden kann, hängt von
den Sicherheitsanforderungen des jeweiligen Unternehmens ab. Die
Garten- und Landschaftsbau-Branche geht davon aus, dass angesichts der
weiter steigenden Verknappung der Ressource Boden die Gestaltung und
Umwandlung von nicht versiegelten Arealen in Grünflächen, die
Renaturierung sowie Gebäudebegrünungen zunehmend an Bedeutung gewinnen.
Architekten, Landschafts- und Städteplaner, Gebäudebegrüner und
Praktiker werden künftig sehr viel enger zusammenarbeiten, um den
Anforderungen angesichts des Klimawandels und des Umweltschutzes gerecht
zu werden. Aber auch die Bevölkerung stellt – wegen derrch die
Schrumpfung von privaten Flächen durch die Nachverdichtung – zunehmend
höhere Ansprüche an den öffentlichen Raum. Immer größere Teile des
Freizeitlebens verlagern sich bereits heute auf Plätze, Parks,
Gemeinschaftsgärten oder Sport- und Freizeitanlagen. Nicht alle von
ihnen erfüllen die nötigen Standards oder ökologischen Anforderungen.
Die Garten- und Landschaftsbau-Branche ist auf den Wandel gut
vorbereitet. „Unsere Mitgliedsunternehmen sind hochinnovativ und auf dem
modernsten Stand“, ist Karoline Giesebrecht überzeugt. Angesichts der
absehbaren Aufgaben – auch bei der Wohnumfeldverbesserung, der
Revitalisierung von Siedlungen und der Modernisierung von vielfach
veralteten Spiel- und Freizeitanlagen – schaut die Branche positiv in
die Zukunft.

Barbara Bocks | redaktion@regiomanager.de

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