Die
technischen Dimensionen von „Rock am Ring“ sind gewaltig: 783.240
Tonnen Stahl wurden für die Bühnen verbaut. 500.000 Watt
Lautsprecherleistung dröhnten aus 242 Boxen., Glasfasernetzwerksysteme,
Video-Wände, riesige LED Screens, kilometerlange
Traversen-Konstruktionen und noch viel längere Kupfer- und
Lichtleiterkabel ermöglichen das Event in der Eifel. Doch bei einem
Festival dieser Kragenweite geht es nicht nur um Audiotechnik,
Lichttechnik, Kommunikationstechnik, Medientechnik, Bildkommunikation
und Systemintegration. Veranstaltungstechnik wird erst komplett durch
eine funktionierende Infrastruktur für Strom, Wasser und Abwasser,
Duschen, Toiletten und Waschplätzen.
Auch wenn das Wetter in der
Eifel diesmal nicht mitspielte: Eintrübung gibt es derzeit in der
Branche nicht. „Die Zeichen stehen auf stark wachsende
Umsatzentwicklung“, bilanziert Randell Greenlee. Das Branchenklima werde
getragen von einer kontinuierlich hohen Nachfrage nach kreativen,
professionellen und sicheren Events sowie durch den technischen
Fortschritt und von Marktveränderungen. „Seitdem die Musikindustrie nur
noch Geld mit Live-Auftritten verdienen kann, boomt die Festivalszene.
Auch bei Kongressen und Messen braucht man die neueste Medien- und
Veranstaltungstechnik, um eine Show richtig zu inszenieren, und
Deutschland ist mit 400 Millionen Kongress- und Messebesuchern im Jahr
der perfekte Markt“, analysiert der Bereichsleiter für Politik &
International im Verband Medien und Veranstaltungstechnik (VPLT).
„Event-Technologie boomt weiterhin“, bilanziert auch Helge Leinemann,
stellvertretender Vorsitzender des Verbandes zur Leimesse „Prolight
+Sound“. Nach Jahren des Aufwärtstrends nähern sich die Umsätze der
Veranstaltungstechnik-Branche der Vier-Milliarden-Euro-Marke. Damit sei
die Entertainment-Technologie-Branche eines der am schnellsten
wachsenden, innovativsten und prägendsten Bereiche der deutschen
Wirtschaft. Innovative Technik macht dies möglich: Lasertechnik, die
Projektionen schärfer und brillanter machen, anwenderfreundlichere
Geräte, mobile Video-Leinwände, Fassadenprojektion, Multimedia-Lampen,
bespielbare Bartische und Video-Tanzböden, Kameradrohnen, die
Luftaufnahmen in Full-HD-Qualität live auf eine Leinwand übertragen,
gehören dazu. „Vor allem kleinere Festivals lassen sich wesentlich
einfacher bewerkstelligen als vor 15 Jahren. Es gibt jede Menge
technische Dienstleister, die wirklich gutes Equipment und Know-how
haben. Die Kosten der Technik liegen im Durchschnitt bei Live-Konzerten
bei etwa 16,3 Prozent. Die große Show mit LED-Wänden, Moving Lights,
Pyrotechnik und perfektem Ton kostet wirklich nicht die Welt“,
verdeutlicht Greenlee. Zahlen zur Branche kann er darüber hinaus aber
(noch) nicht bieten: Den Verband gibt es erst seit 2014, die
Datenerfassung gestaltet sich mühsam, weil Veranstaltungstechnik oftmals
ein Nebenprodukt von Anbietern im Bereich Konferenz- und Medientechnik
ist, von Technikfreaks als Nebenerwerb oder von Studenten betrieben
wird. „Zahlen liegen nicht vor, wir arbeiten aber an deren Erhebung“,
heißt es beim Verband.
Luxussegment nimmt zu Verbands-Sprecher
Constantin Alexander erkennt steigenden Anspruch an Standards, Qualität
und Sicherheit. „Besonders bei Festivals, wo die Infrastruktur selten
länger als ein Wochenende steht, muss die Technik hundertprozentig
verlässlich und sicher sein.“ Ein Trend seien grundlegende Änderungen
bei den Ressourcen: Strom sparen, um Kosten zu drücken und kritische
Belastungs-Peaks zu vermeiden. Auf immer mehr Festivals sehe man
inzwischen ergänzende Solaranlagen und sogar neuartige
Mini-Windkraftwerke. Doch auch die Festivals seien im Wandel, inzwischen
habe das Luxussegment stark zugelegt. Festivals in Hotels, auf
Kreuzfahrtschiffen oder sogar in Bungalow- und Feriendörfern sind in und
sollen vor allem ein älteres und wohlhabenderes Publikum ansprechen.
Vorbei die Zeit, wo man Dosenravioli essen und warmes Bier trinken
musste. Vereinzelte Festivals bieten Full Service mit Kinderbetreuung
und Wellness an. Auch WLAN und natürlich ausgeklügelte Technik, die sich
auf die neuen Herausforderungen einstellt, ist immer öfter zu finden.
So hat die Computer- und Netzwerktechnologie die Branche in den
vergangenen Jahren stark geprägt. Rechnergestützte Systeme sind bei
Steuerung oder Signalübertragung alltäglich geworden. AV-Technologie,
kinetische Bühnenelemente sowie das 3-D-Mapping sind populärer und
preiswerter geworden. Natürlich hat die LED-Technologie auch einen
großen Einfluss bei der Entwicklung neuer Scheinwerfer; zudem drängen
3-D-Sound-Systeme auf die Bühne. Reinhold Häken redaktion@regiomanager.de
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