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In der Nische globale Märkte erobert

Rund 170 Weltmarktführer machen Südwestfalen zu einer wirtschaftsstarken Region

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von Beatrix Kurz 14.11.2024
(© master1305 – stock.adobe.com)

Wer aus den Metropolen Deutschlands auf Südwestfalen blickt, dürfte wohl kaum vermuten, dass sich dort zahlreiche Weltmarktführer tummeln, deren Produkte in vielen Staaten der Welt sehr stark nachgefragt werden. Allein in den drei IHK-Bezirken Arnsberg, Hagen und Siegen befinden sich laut einer gemeinsamen Studie rund 170 dieser „Hidden Champions“.

Diese Unternehmen zeichnen sich durch Leistungsbereitschaft und Beharrlichkeit aus und bringen technologisch ausgezeichnete Produkte auf den Markt, mit denen die Player langfristig und trotz aller Krisen und Veränderungen überall Markterfolge erzielen. Laut Prof. Dr. Jan-Philipp Büchler, der sich als Wirtschaftswissenschaftler viel mit diesen teils unbekannten Unternehmen beschäftigt hat, erreichen Hidden Champions diese Erfolge durch „kontinuierliche Anpassung und Veränderung. Damit weisen sie eine bemerkenswerte Resilienz auf, die Mut und Zuversicht für die gegenwärtigen Transformationen machen dürfen.“
Speziell für Südwestfalen ergibt sich durch sie das Bild einer starken Industrieregion, die vor allem durch ihre mittelständischen Familienunternehmen geprägt ist und aus denen rund 170 mit einer weltmarktführenden Stellung von den 3 hiesigen Industrie- und Handelskammern Arnsberg, Hagen und Siegen identifiziert wurden.

Kennzeichen dieser südwestfälischen Marktführer ist die äußerst erfolgreiche Besetzung von Marktnischen auf der ganzen Welt. Insgesamt überzeugt die Wirtschaftsregion Südwestfalen vor allem durch eine breit gefächerte industrielle Branchenstruktur mit überwiegend inhabergeführten Unternehmen. Und es stechen laut IHK-Bericht vor allem viele innovative und international aktive Mittelständler und Familienunternehmen hervor, die ausgeklügelte Nischenstrategien verfolgen. Auch deshalb sind sie sehr attraktive Arbeitgeber. Andreas Knappstein, Präsident der IHK Arnsberg: „Unsere Weltmarktführer sind zum großen Teil Mittelständler und Familienunternehmen. Sie sind durch ihre Innovationen und ihren Fokus auf die internationalen Märkte hochinteressante Arbeitgeber.“ Laut Bericht der drei IHK-Verbände gibt es besonders viele Champions in den Branchen Automotive, Elektrotechnik, Metall- und Maschinenbau und Gebäudetechnik.

Die Weltmarktführer der Region stellen mehrere tausend Arbeitsplätze und sind vor allem im Bereich des produzierenden Gewerbes ein Garant für die Industriestärke der Region. Dabei trägt besonders die Produktion in Südwestfalen zu mehr als 42 % zur Bruttowertschöpfung (BWS) bei. Das ist weit über dem NRW-Landedurchschnitt von nur 27 %. Generell hat das verarbeitende Gewerbe (Industrie im engeren Sinn) in Südwestfalen einen Anteil von 34 % an der BWS und ist damit fast doppelt so stark wie im Landesdurchschnitt (18 %).

Die Wirtschaftskraft dieser Weltmarktführer ist einer der Garanten für ein relativ hohes verfügbares Einkommen der Konsumenten in der Region. Die Einwohner Südwestfalens können im Durchschnitt auf 414 Euro mehr Kaufkraft in ihrem Portemonnaie schauen als der NRW-Landesdurchschnitt.

Wodurch aber nun zeichnet sich ein Weltmarktführer aus? Hier haben die drei Industrie- und Handelskammern im Bericht rund 10 Wesensmerkmale erarbeitet. Ein zentrales Kriterium dabei: Die regionalen Unternehmen verfügen über starke Persönlichkeiten, die ein anspruchsvolles Führungsverständnis verinnerlicht haben. Genauso maßgebend ist eine überaus starke Konzentration auf die Wünsche der Kunden, die sie selbst oft sehr gut kennen, weil Sie diese Kundenbeziehungen (B2B) konsequent pflegen. Auffällig sind ebenso bei vielen Firmen die langen Phasen der Führung von Unternehmerpersönlichkeiten, gepaart mit hoher Forschungsintensität und einer starken Spezialisierung und Fokussierung auf bestimmte Produkte.

Ehrgeiz und das Streben nach globaler Marktführerschaft in der Nische, in der sich das Unternehmen bewegt, sind zusätzlich ebenso wichtig wie die Spezialisierung auf bestimmte Technologien, die durch eine global ausgerichtete Vertriebs- und Marketingkompetenz getrieben werden. Weitere Kennzeichen von mittelständischen Weltmarktführern: ein absolutes Qualitätsbewusstsein und die Neigung zu ständiger Perfektionierung von Produkt und Service.
Vor allem das Vertrauen auf die eigenen Stärken ist ein starkes Pfund mit dem südwestfälische mittelständische Unternehmen wuchern können. Hierzu zählt, dass die Wertschöpfungskette möglichst im Betrieb bleibt und dass wenig outgesourced wird.
Um ein Beispiel zu nennen: Einer dieser Weltmarktführer befindet sich im schönen Finnentrop. Dort hat die Firma Menshen ihren Sitz. Sie ist global führend bei Chemie- und Beutel-Verschlüssen. Zahlreiche internationale Markenartikler und Industrieunternehmen aus den Bereichen Kosmetik, Chemie-, Wasch- und Reinigungsmittel sowie Lebensmittel und Getränke vertrauen global auf die Produkte von Menshen. Die Palette der verpackten Produkte reicht von Babynahrung über hochwertige Körperpflege bis zu hochreinen Produkten für Spezial-Chemie und Pharma. Um immer am Puls der Zeit zu bleiben, betreibt Menshen insgesamt 4 globale Innovations-Zentren und ist eng vernetzt mit externen Forschungseinrichtungen, Lieferanten und Start-ups.
Ein ähnliches Beispiel findet sich mit der Viega GmbH & Co. KG in Attendorn. Das rund 125 Jahre alte Unternehmen, das Rohrleitungssysteme, Vorwand- und Entwässerungstechnik herstellt, hat vor wenigen Jahrzehnten die Verbindungstechnik zur Verlegung von Metallrohren revolutioniert. Statt wie es über Jahrzehnte in allen Ländern üblich war, Metallrohre aufwendig zu verschrauben oder zu verschweißen, setzte das heute 5.000 Mitarbeiter zählende Unternehmen vor Jahren einen neuen und weltweit akzeptierten Standard durch und entwickelte eine neue zeit- und kostensparende Pressverbindungstechnik für metallene Rohrleitungssysteme. Heute umfasst das Sortiment der Firma rund 17.000 Produkte und Systeme, die in vielen Ländern zum Einsatz kommt: in der Gebäudetechnik ebenso wie in der Versorgungswirtschaft oder im industriellen Anlagen- und Schiffbau. Viega exportiert in über 75 Länder und hat weltweit eigene Vertriebsorganisationen.
Die Broschüre mit den 175 Weltmarktführern aus Südwestfalen kann jeder im Internet auf der Webseite www.weltmarktfuehrer-sw.de finden und auf Wunsch sich herunterladen.

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Fotostrecke

(© master1305 – stock.adobe.com)

Südwestfalen bleibt der führende Industriestandort in Nordrhein-Westfalen und zählt zu den Top-4 Industrieregionen in Deutschland. Bereits seit 2013 dokumentieren die drei südwestfälischen Industrie- und Handelskammern Arnsberg, Hagen und Siegen die Leistungen dieser Firmen und ehren diese. (© Matthias Dersch)

Andreas Knappstein, Präsident der IHK Arnsberg: „Unsere Weltmarktführer sind zum großen Teil Mittelständler und Familienunternehmen. Sie sind durch ihre Innovationen und ihren Fokus auf die internationalen Märkte hochinteressante Arbeitgeber.“

Hella in Lippstadt ist bekannter Weltmarktführer in der Fahrzeugbeleuchtung. Vor allem der Audi A8 verfügt hier über ein erstklassiges Produkt.

Die Viega GmbH & Co. KG ist weltberühmt für ihre neuen Pressverbindersysteme, die sich im Markt der Sanitär-, Heizungs- und Klimasysteme zunehmend durchsetzen.

Die Viega GmbH & Co. KG ist weltberühmt für ihre neuen Pressverbindersysteme, die sich im Markt der Sanitär-, Heizungs- und Klimasysteme zunehmend durchsetzen.

Weltmarktführer in Südwestfalen

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