Wenn während des Arbeitstages der Drang entsteht, auf die 17 zu gehen, weil der Tag schlicht für die Ablage P ist, dann sollten Sie Ihre Mitarbeiter informieren: „FYI, ich bin jetzt OoO, aber ASAP brb.“ Sprechen Sie noch Büro? Kennen Sie die Codes der schriftlichen Kommunikation, die man sich heutzutage an den Kopf oder, besser gesagt, gegenseitig auf die Bildschirme wirft? Wenn Sie bei TGIF und PEBKAC sofort im Bilde sind und niemals klammheimlich Google öffnen, um Ihre E-Mails zu dechiffrieren: Herzlichen Glückwunsch – Sie haben in den letzten Jahren deutlich zu viel Zeit im Internet oder mit Nerds im Computerkeller verbracht! Wenn Sie tbh (= to be honest – um ehrlich zu sein) kP (keinen Plan) haben, kann Ihnen aber geholfen werden.
Auf die 17 gehen: Eine mysteriöse Umschreibung, um anzukündigen, dass man die Toilette besuchen wird, um sich dort „die Nase zu pudern“, wie ein antiquiertes Fräulein behauptet hätte.
Ablage P: „P“ wie „Papierkorb“. Wenn jemand Ihre Idee in der Ablage P archivieren möchte, findet er Ihren Input reif für die Tonne.
ASAP: Entschlüsselt heißt das: „as soon as possible“, also „so bald wie möglich“. Eine geschickte Formulierung, um zu suggerieren, ein Wunsch werde mit Eile erfüllt. Ob „baldmöglich“ aber „in 10 Minuten“ bedeutet oder „Wenn ich fertig mit Nasepopeln bin, auf der 17 war und danach mit Rita aus der Buchhaltung geflirtet habe“ – das bleibt Interpretationsspielraum. Weil ASAP alles heißen kann, heißt es eigentlich gar nichts.
brb: „be right back“ – bin gleich wieder da. Aber Sie wissen ja: Interpretationsspielraum!
FYI: „for your interest“, also: „Das könnte dich interessieren“. Glauben Sie keiner E-Mail, die mit diesem Versprechen überschrieben ist! Es sei denn, im Anhang befindet sich ein Katzenvideo. Denn jeder liebt Katzenvideos.
IMHO: „in my humble opinion“, das bedeutet: „meiner bescheidenen Meinung nach“. Achtung: Wer die eigene Meinung „bescheiden“ nennt, findet sie in Wirklichkeit hochgradig wichtig. Dieser Code soll ähnlich in die Falle locken, wie wenn Franz im Kundenservice behauptet, er würde „ASAP“ die Beschwerde bearbeiten, just bevor er erst mal die Butterstulle auspackt und sich mit dem Lineal am Popo kratzt. Wer seine Meinungsäußerung „bescheiden“ nennt, wird sie um jeden Preis verteidigen. Er tut mit dieser Formulierung bloß so, als wäre es anders.
OoO: „Out of Order“ oder „Out of Office“ – das Dreifach-O heißt „tote Hose“.
PEBKAC: „problem exists between keyboard and chair“ – „Das Problem sitzt zwischen Tastatur und Stuhl“. Kurz für: „Die Technik kann nichts dafür, wenn der Idiot vorm Bildschirm das Stromkabel nicht in die Steckdose steckt.“ Sagen gern die Leute aus der IT-Abteilung nach 90 Prozent der Notfalleinsätze, zu denen sie gerufen werden.
TGIF: „thank god it’s friday“ oder „Endlich Wochenende!“ – darf man denken. Diese Einstellung darf man aber den Vorgesetzten nicht hören, sehen oder sonst wie wissen lassen. Der denkt das natürlich genauso, aber wenn er klug ist, bleibt er dabei ebenso diskret.
THX und SRY: Wer sich weder die Zeit für ein vollständiges „Danke“ (THX = „thanks“) noch für ein „Entschuldigung“ (SRY = „sorry“) nimmt, ist weder sonderlich dankbar noch schuldbewusst. Aber wenigstens hip. Glaubt er.
Es ist wohl Typenfrage, ob man diese Codes in die tägliche Kommunikation einfließen lassen möchte. Nötig ist das sicher nicht. Aber wenn die IT mal wieder verschwörerisch „PEBKAC“ wispert, weiß man künftig wenigstens, dass man gerade beleidigt wurde. Julia Dombrowski | redaktion@regiomanager.de
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