„Es ist zu befürchten, dass die Investoren irgendwann ein paar Container vor die Tür stellen, den Laden leer räumen und dann auf Nimmerwiedersehen verschwinden“, meldete sich schon vor zwei Jahren ein Insider zu Wort, als die Mendener „sam Schulte GmbH + Comp.“ sowie deren Tochtergesellschaft „SAF Armaturen GmbH“ in Leipzig in wirtschaftliche Schwierigkeiten gerieten. Kritiker hinterfragten die Seriosität der chinesischen Kinen-Unternehmensgruppe, die den Hersteller von Armaturen, Accessoires, LED-Lichtspiegeln sowie Kosmetikspiegeln aus der Insolvenz übernahm.
Werkzeuge in China?
Anfang September erreichte nun die nächste schlechte Nachricht die etwa 200 Mitarbeiter: Unmittelbar nach der Übernahme der „sam production GmbH“ vom chinesischen Vorbesitzer durch die Leipziger „FKL Projekt GmbH“ meldete die bislang nicht in Erscheinung getretene Gesellschaft „M 2018“ Insolvenz an. M2018 GmbH firmierte bisher unter sam production GmbH, die aus der übertragenen Sanierung der sam Schulte GmbH + Comp. durch die chinesische KINEN-Gruppe im Januar 2017 entstanden war. Spekuliert wird, dass es der „FKL Projekt“ um die Leipziger Immobilie ging, die Mendener Betriebsräume waren nur angemietet. Der bisherige Eigentümer, die Guangdong Kinen Sanitary Industries, hat die Marke SAM und den Vertrieb der Produkte übernommen. In der Branche wird berichtet, dass die Chinesen in der Nähe von Hongkong ein eigenes Werk für Sanitärartikel aufbauen, die sie unter der Marke SAM vertreiben wollen. In Menden heißt es, dass noch im August „massenweise Werkzeuge“ von Menden nach China verschifft worden seien. Über die Produktionsgesellschaften wacht nun Insolvenzverwalter Andreas Grund. „Die Ausgangslage ist nicht einfach. Wir werden alles daransetzen, das bestmögliche Ergebnis für die Gläubiger des Unternehmens zu erzielen“, teilt Grund seine erste Einschätzung mit. Die Vertriebs-Gesellschaft und die Gesellschaften in Österreich sind von der Insolvenz nicht betroffen.
Sondermann-Brot
Ein durchaus kompliziertes Firmengeflecht steht auch hinter dem Sauerländer Großfilialisten Sondermann-Brot mit insgesamt 780 Beschäftigten. Die Sondermann-Brot Management GmbH mit Sitz in Drolshagen hat Insolvenz beim Amtsgericht in Siegen für Sondermann-Brot, Sondermann-Brot Filialen, Sondermann-Brot Kommissionierung und Logistik, Sondermann-Brot Rhein, Sondermann-Brot Ruhr sowie Sondermann-Brot Südwestfalen, nicht aber für einige andere Gesellschaften der Gruppe angemeldet. Von der Zahlungsunfähigkeit betroffen sind am Standort Drolshagen 130 Produktionsmitarbeiter, in NRW sind es 650 Beschäftigte und insgesamt 110 Filialen. Zum vorläufigen Insolvenzverwalter wurde Rechtsanwalt Andreas Pantlen (Kanzlei BBL Bernsau Brockdorff & Partner) bestellt. Er hatte das Unternehmen bereits 2011 vertreten, als Sondermann-Brot bereits Insolvenz anmelden musste. Mithilfe des Luxemburger Fonds Lafayette Mittelstand Capital sicherte das Unternehmen den Fortbestand. Pantlen müsse nun Investoren für eine Gesamtlösung finden und werde darüber entscheiden müssen, ob es notwendig ist, externe Dritte für die Verwaltung, insbesondere für das Controlling und die Logistik, hinzuzuziehen, heißt es aus dem Unternehmen.
Als Grund für die Schwierigkeiten der Branche wird der harte Wettbewerb genannt. Viele Discounter haben in Backautomaten investiert und machen den Bäckereien Konkurrenz. Sondermann führt die Schieflage auch auf die diesjährige Hitzewelle zurück, die verbunden mit Grillverboten bislang nicht gekannte Umsatzrückgänge erzeugt habe. Steigende Rohstoffkosten seien ein weiteres Problem.
Blechwerk Soest
„Wenn es mal brennt, organisieren wir die Rettungsaktion auch noch am gleichen Tag“, zeigte der geschäftsführende Gesellschafter von Blechwerk Soest auf, der das Unternehmen vor zwölf Jahren mitgründete und seit acht Jahren in einem 3.500 Quadratmeter großen Komplex an der Langen Wende im Soester Gewerbegebiet Süd-Ost residiert. Nun benötigt das Unternehmen selbst eine Rettungsaktion, musste Anfang September doch Insolvenz angemeldet werden. Rechtsanwalt Wilfried Pohle aus Marsberg ist mit der vorläufigen Verwaltung beauftragt.
Produziert wird für die Agrarwirtschaft, den Fahrzeugbau, die Möbel- und Solarindustrie. Auch Fahrzeugbauer und Unternehmen der Elektrobranche und der Lampenindustrie lassen bei BW Soest „schneidern“.
Reinhold Häken | redaktion@regiomanager.de
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