Management

Manager-Yoga: Krieger oder Taube?

Übungen wie Krieger, Taube oder Krähe versprechen Ruhe, Gelassenheit und Harmonie – Yoga wird damit für praktizierende Manager zum Leadership-Tool.

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von Regiomanager 01.05.2018
Von sanft bis fordernd – in Kombination mit Atem- und Entspannungstechniken sind Asanas von nachhaltiger Wirkung Foto: ©sandsun – stock.adobe.com

Bis zu einem gewissen Pegel ist Stress durchaus positiv und spornt uns zu Kreativität und Höchstleistung an. Folgen den Phasen der Arbeit und Aktivität aber keine Zeiten der Ruhe und Entspannung, schlägt die Lage ins Gegenteil um. Es entsteht negativer Stress, der uns die Lebensenergie raubt und uns um den regenerierenden Nachtschlaf bringt. Je mehr Stressfaktoren zusammenkommen, desto dünner wird das Nervenkostüm. Man strampelt, strebt und kämpft sich durchs Berufs- und Alltagsleben. Yogis lernen, lässiger durchs Leben zu gehen und dabei trotzdem erfolgreich zu sein. Die aus Indien stammende Lehre erlebt im Westen einen regelrechten Boom und hat dabei das Stigma des Esoterischen längst abgestreift. Wer Yoga praktiziert, befindet sich in bester Gesellschaft. Neben der deutschen Fußballnationalmannschaft finden der ehemalige UN-Generalsekretär Ban Ki Moon, der Ex-Innogy-Chef Peter Terium und der Vorsitzende des BMW-Aufsichtsrats Norbert Reithofer mit der sanften Methode zurück zur inneren Balance. Selbst große, multinationale Konzerne wie SAP, Apple und Twitter bieten ihren Mitarbeitern mittlerweile Yoga an.

Wissenschaftlich belegt

Von Charité Berlin bis Harvard University – renommierte Institute erforschen die Wirkung von Yoga. Die Ergebnisse der Studien sind äußerst vielversprechend – insbesondere wenn es um die typischen, stressinduzierten „Managerkrankheiten“ wie Herz- und Kreislaufprobleme, schmerzhafte Verspannungen im Hals-, Nacken- und Schulterbereich, Schlafstörungen, Müdigkeit, Abgeschlagenheit und nachlassende Konzentrationsfähigkeit geht. Überzeugen konnte die Nackenschmerzen-Studie des Berliner Charité, die einen Teil der Probanden über zehn Wochen einmal wöchentlich 90 Minuten Yoga praktizieren ließ, während ein anderer Teil ein Rückenschulprogramm in Eigenregie absolvierte. Das Ergebnis: Yogis berichten von deutlich weniger Schmerzen. Die University of Washington in Seattle kommt im Rahmen ihrer Rückenschmerzen-Studie zu einem ähnlichen Resultat: Rund 80 Prozent der Yoga-Praktizierenden, die mindestens einmal pro Woche aktiv wurden, konnten auf Schmerzmittel verzichten. Wer von Schlafstörungen geplagt ist, profitiert ebenfalls. Das konnte die Schlafstudie der Harvard University belegen. Nach acht Wochen zeigte die Yoga-Gruppe deutlich bessere Schlafqualität als die Beratungsgruppe – ein Trend, der noch Monate später nachweisbar war und auf Stressreduktion zurückzuführen ist. Die Anti-Stress-Wirkung konnten auch Forscher der Yale University nachweisen: Die Werte von Bluthochdruckpatienten konnten derart verbessert werden, dass sich Medikamente reduzieren ließen. Viele Institute konnten belegen, dass Yoga sogar die positive Wirkung von Sport gegen Stress und Stimmungsschwankungen übertrifft. Bei der sanften Methode geht es nämlich nicht um Bestzeiten oder Performance. Stattdessen kommt noch eine meditative Komponente ins Spiel. Die Schulung der Achtsamkeit – das Gewahrsein unserer Empfindungen im gegenwärtigen Moment – bringt den Yogi zurück ins innere Gleichgewicht.

Körper, Atem und Geist

Im Gegensatz zum Sport setzt die asiatische Philosophie auf drei Ebenen des menschlichen Erlebens an: Körper, Atem und Geist. Jeder muss die für sich selbst ideale Kombination aus allen Komponenten finden. Während der eine seinen Körper erst einmal richtig spüren muss, um nach der Anspannung in die Phase der Tiefenentspannung zu wechseln, kann der andere bereits über das bewusste Atmen zur Ruhe kommen. Zielgruppenorientierte Kurse bieten die Möglichkeit, unter fachkundiger Anleitung die einzigartige Kombination aus Körperübungen (Asanas), Atemtechniken (Pranayama), Entspannung und Meditation zu lernen. Klassischer Yoga beinhaltet jedoch noch weitere Bereiche. Neben der Ausrichtung der Geisteshaltung auf positives Denken spielt auch die Ernährung eine wichtige Rolle. Wer durch Yogapraxis in Kontakt mit seinem Körper tritt, entwickelt recht bald ein Gespür dafür, was ihm guttut und was nicht. Zahlreiche Bücher, DVDs und Online-Kurse buhlen um die Gunst der Yoga-Interessierten. Es lohnt sich aber, gerade zu Beginn einen passenden Kurs zu buchen. Die saubere Ausführung der mitunter anspruchsvollen Asanas ist elementar und kann nur in der Praxis vermittelt werden. Immer mehr Yoga-Institute bieten bereits Business-Yoga beziehungsweise auf Führungskräfte zugeschnittenes Yoga an. Aber auch mit den klassischen Anfänger- und Fortgeschrittenenkursen macht man nichts falsch. Ob restauratives Soft-Yoga zum Abschalten und Entspannen oder kraftvolles Power-Yoga als anspruchsvoller Workout – maßgeschneiderte Kurse und Workshops unterscheiden sich nach persönlichen Vorlieben und körperlicher Fitness. Auch Einzelstunden können sinnvoll sein, da der Lehrer hierbei auf persönliche Wünsche und Bedürfnisse eingehen kann – insbesondere dann, wenn körperliche Schwachstellen wie beispielsweise Knie- oder Bandscheibenleiden im Spiel sind.

Gruß an die Sonne

Yoga-Praktiken sind vielseitig: Atemübungen, Meditation und sanfte Körperübungen helfen beim Abschalten. Einige Asanas haben es aber in sich und verlangen dem Praktizierenden einiges ab. Die Yoga-Figur „Herabschauender Hund“ stärkt das Selbstbewusstsein, löst Verspannungen und verhilft zu innerer Klarheit. Die Atemübung Kapalabhati, auch als „Schädelleuchten“ bezeichnet, sorgt für den Zustand einer leichten Benommenheit, wodurch der Geist zur Ruhe kommt, ohne dabei dumpf oder schläfrig zu werden. Der „Sonnengruß“, dessen schnell wechselnde Bewegungsabfolge für den Anfänger eine echte Herausforderung ist, bringt wiederum den Kreislauf in Schwung und hält den Körper beweglich. Das sind nur drei Beispiele aus einem riesigen Spektrum an Körperübungen-, Meditations- und Atemtechniken. Wer als Laie die Fotos von Asanas betrachtet, kommt leicht zu dem Schluss, diese Körperübung sei etwas Statisches. Dabei ist sie vielmehr ein Zustand der stetigen Bewegtheit. In Kombination mit Pranayama und Achtsamkeit wird sie selbst zur Meditationsform – insbesondere dann, wenn lange und mit Ruhe geübt wird. Das Ziel ist ein Zustand der Tiefenentspannung, welche gleichzeitig die körperliche und geistige Leistungsfähigkeit fördert. Hartnäckige Verspannungen lösen sich und Motivation, Kreativität und Leistungsfähigkeit kehren bereits nach kurzer Zeit zurück.

Zurück zur Intuition

Führung ist keine Einbahnstraße. „Wer andere führen will, muss sich selber erst mal führen“, unterstreicht Pater Anselm Grün, Benediktinermönch, Autor und Manager-Coach, der als Wirtschaftswissenschaftler weiß, wovon er spricht. Letzteres kann unter Druck allerdings zur echten Herausforderung werden. Unternehmerische Fehlentscheidungen entstehen nicht selten in Phasen übermäßiger Belastung durch Stress und Hektik. Wer nicht in sich selbst ruht, verliert den Kontakt zur inneren Stimme, vielen Managern auch bekannt als „Bauchgefühl“. Gute Führungskräfte vertrauen nicht ausschließlich auf das Rationale und Analytische. Hier setzt die sowohl auf körperlicher als auch mentaler Ebene wirkende Yoga-Praxis an. Sie schärft die Konzentration, fördert die Willenskraft und ebnet den Weg zurück um „Ich“ – und damit auch zum Unterbewusstsein als Pool der Kreativität und Intuition. Aufgrund dieser Vorzüge wird Yoga bereits als Leadership-Tool diskutiert. Bevor dieses aber zu einem kraftvollen Werkzeug werden kann, gilt die Regel: üben, üben, üben! Birthe Fiedler | redaktion@regiomanager.de

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