Privat

Nach dem Regen scheint auch wieder die Sonne

Die Fahrradindustrie hofft auf ein gutes Jahr 2017, nachdem das Jahr 2016 als kleiner Verkaufszahlen-Ausrutscher zu sehen ist. Der Umsatz steigt jedoch weiterhin und der Fachhandel bleibt Ansprechpunkt Nummer eins bei den Kunden.

Avatar
von Regiomanager 01.05.2017
Über zwei Drittel aller Fahrräder werden im Fachhandel gekauft(Foto: © industrieblick – stock.adobe.com)

„2016 war ein schwieriges Jahr für die deutsche Fahrradindustrie. Die
Branche ist stark von den Witterungsbedingungen während der
Fahrradsaison abhängig und diese waren leider im ersten Halbjahr denkbar
ungünstig.”, so Siegfried Neuberger, Geschäftsführer des
Zweirad-Industrie-Verband e.V (ZIV).  Glücklicherweise konnte in der
zweiten Jahreshälfte viel Boden wiedergutgemacht werden, sodass die
Branche unter dem Strich dennoch zufrieden sein kann. Wir dürfen nicht
vergessen, dass die Jahre 2014 und 2015 hervorragend für die Industrie
verliefen und demnach auf hohem Niveau verglichen wird. Wir blicken sehr
zuversichtlich in die Zukunft.“ Diese Aussage lässt sich anhand von
Daten und Fakten mehr als nur bestätigen. So liegt der Absatz an
Fahrrädern und E-Bikes mit 4,05 Millionen Einheiten im Jahr 2016 um 6,9
Prozent unter dem des Vorjahres. Erfreulich hingegen ist allerdings die
Tatsache, dass der Verkaufswert von 2,43 Milliarden Euro auf 2,60
Milliarden Euro gestiegen ist. Das ist ein Plus von rund sieben Prozent
und ein sich daraus ergebender geschätzter Gesamtumsatz der deutschen
Fahrrad-, Teile- und Komponentenindustrie von 5,2 Milliarden Euro.

Umsatzplus dank E-Bikes

Gesunkene
Verkaufszahlen, gestiegener Umsatz? Wie geht das denn? Ganz einfach.
Der durchschnittliche Verkaufspreis pro Fahrrad ist von 559 Euro auf 643
Euro angestiegen, was zugleich ein Indiz dafür ist, dass zum einen das
Qualitätsbewusstsein der Kunden noch stärker ausgeprägt und zum anderen
der E-Bike-Verkauf angewachsen ist. Denn eines ist klar: Das E-Bike ist
längst kein Nischenprodukt mehr. 605.000 E-Bikes wurden allein im
vergangenen Jahr hierzulande verkauft. Das entspricht einem Plus von 13
Prozent. Von den mittlerweile 73 Millionen Fahrrädern, die in
Deutschland genutzt werden, fahren aktuell mehr als drei Millionen
elektrisch. Der Marktanteil am Gesamtfahrradmarkt ist sogar auf 15
Prozent angestiegen – und er soll laut ZIV-Schätzungen mittelfristig auf
rund 20 Prozent anwachsen. Langfristig rechnet der ZIV mit einem Anteil
am Gesamtfahrradmarkt von bis zu 30 Prozent. Zu beachten ist dabei die
Tatsache, dass 99 Prozent aller verkauften E-Bikes Fahrzeuge mit einer
Maximalgeschwindigkeit von 25 Kilometern pro Stunde und einer
Nenndauerleistung des Motors bis maximal 250 Watt sind. Das restliche
Prozent sind E-Bikes 45, sprich: schnelle E-Bikes, die
versicherungspflichtig sind und die ausschließlich mit Helm genutzt
werden dürfen.

Viele gute Gründe

Den
großen Zuwachs an E-Bikes erklären sich Experten durch gleich mehrere
Faktoren. Da wäre u.a. das immer populärer werdende Fahrradleasing. Denn
seit 2012 ist das Dienstfahrrad dem Dienstwagen gleichgestellt. Wenn
die Anschaffungskosten vom Arbeitgeber übernommen werden, liegt die
Ersparnis bei fast 100 Prozent. Einer privaten Nutzung steht ebenfalls
nichts mehr im Wege, wenn der Angestellte ein Prozent des auf volle 100
Euro abgerundeten Kaufpreises zu seinem Bruttogehalt als geldwerten
Vorteil versteuert. Ebenfalls verkaufsfördernd wirkt sich die Vielfalt
der Modelle und Produktkategorien aus – auch bezüglich des Designs.
Damit werden die Zielgruppen stetig jünger, was zugleich den
E-Mountainbike-Sektor immer stärker in den Vordergrund rücken lässt.
Aktuell beträgt sein Anteil am Verkauf von E-Bikes 15 Prozent.
Spitzenreiter ist mit 45 Prozent der E-Citybike-Sektor, gefolgt vom
E-Trekkingräder-Sektor mit 35,5 Prozent. Bei den konventionellen
Fahrrädern schaut das ein wenig anders aus. Hier bestimmen die
Trekkingräder mit 32 Prozent die Verkaufszahlen. Auf Rang zwei folgen
die Cityräder mit 20 Prozent. Stetig an Bedeutung gewinnt zudem das
Thema Lasten- und Transportfahrräder.

Einzelhandel kann punkten

Erfreulich
für den Fachhandel und den Fachmarkt ist ihre Beliebtheit in puncto
Vertriebswege. Rund 69 Prozent der Kunden beziehen ihr Zweirad aus
ihnen. Weit abgeschlagen mit 16 Prozent liegen die SB-Warenhäuser und
Baumärkte. Die Internetbestellungen rangieren mit 15 Prozent auf Platz
drei. Zeitgleich konnte 2016 beim E-Bike-Export ein Plus von 66 Prozent
erzielt werden, was 233.000 Einheiten entspricht. Ein weiteres Zeichen
dafür, dass die deutsche Fahrradindustrie weiterhin mit sehr guten
Produkten die Marke „Made in Germany“ untermauert. Die Zahl der Importe
hat sich zudem von 2,91 auf 2,59 Millionen verringert. Weiterhin kommen
23 Prozent der importierten Zweiräder aus Kambodscha, 13 Prozent aus
Bulgarien und Polen. Lediglich fünf Prozent der hierzulande verkauften
Fahrräder stammen im Übrigen aus den Niederlanden, in die wiederum 23
Prozent der in Deutschland produzierten Zweiräder exportiert werden.
Jetzt muss nur noch die Sonne scheinen und einem super Fahrrad-Jahr
steht nichts mehr im Wege! 
Marcel Sommer | redaktion@regiomanager.de

Teilen:

Newsletter abonnieren

Newsletter abonnieren und Brancheninfos erhalten

Datenschutz*