1 MIT WEITSICHT PLANEN
Damit der Generationenwechsel möglichst stressfrei klappt, sollte der Nachfolge-Countdown frühzeitig beginnen. Rund zehn Jahre vor dem gewünschten Ausstieg sollten sich Firmeninhaber überlegen, wann und wie sie ihre Führungsverantwortung abgeben wollen. Soll der Rückzug sukzessive erfolgen oder auf einen Schlag? Wer könnte die Nachfolge übernehmen? Soll die Firma verkauft werden oder ist eine Fusion denkbar? Überlegen Sie sich, wie attraktiv ihre Firma derzeit für potentielle Nachfolger ist und auf welchen Gebieten Sie aktiv werden müssen, damit das Unternehmen auch in zehn Jahren gut gerüstet ist für die Zukunft. Aktualisieren Sie circa alle zwei Jahre die Planungen. Tipp: Eine frühzeitige Nachfolgeplanung zahlt sich auch bei Banken und Geschäftspartnern aus. Wenn der Fortbestand der Firma gesichert ist, steigert das die Kreditwürdigkeit und Geschäftspartner scheuen sich nicht vor langfristigen Verträgen.
2 FIT FÜR DIE ZUKUNFT
Investieren Sie regelmäßig in die Ausstattung, den Maschinenpark und das Know-how Ihrer Mitarbeiter. Das steigert den Unternehmenswert und auch die Mitarbeiterzufriedenheit. Spätestens drei Jahre vor dem geplanten Ausstieg sollte geprüft werden, ob die Firmenstruktur oder Rechtsform im Vorfeld einer Übergabe geändert werden müssen. Wie sieht es mit Immobilienbesitz oder Pachtverträgen aus? Existieren Bürgschaften, die die Nachfolgelösung behindern könnten? Tipp: Erarbeiten Sie sich einen Businessplan für die Übergabephase. Ziehen Sie frühzeitig Berater wie Steuerberater, Wirtschaftsprüfer oder Rechtsanwälte hinzu.
3 FAMILIENINTERNE LÖSUNGEN
Die familieninterne Nachfolge ist traditionell die beliebteste Variante. In einer aktuellen Befragung der KfW-Bank antworteten 54 % der Inhaber, dass sie das Unternehmen an einen Familienangehörigen übergeben möchten. Doch was passiert, wenn die Kinder nicht wollen? Und sind die Kinder wirklich geeignet für die Aufgabe? Formulieren Sie ein Bewerberprofil für Ihren Wunsch-Nachfolger und gleichen Sie das mit dem Profil Ihres familieninternen Kandidaten ab. Versuchen Sie, auch bei einer familieninternen Lösung möglichst objektiv die Qualifikationen zu bewerten. Manche Kompetenzdefizite kann man durch ein Coaching oder durch Training-on-the-Job beseitigen – das funktioniert aber nur bei einer frühzeitigen Nachfolgeplanung. Tipp: Selbst wenn die familieninterne Lösung schon feststeht, hat es Sinn, dass Sie einen „Notfallordner“ haben. Ein Unfall oder eine schwere Krankheit können einen für eine längere Zeit außer Gefecht setzen. Ein Notfallordner enthält alle wichtigen Informationen und Dokumente, damit der Laden läuft, auch wenn der Chef ausfällt.
4 MITARBEITER ALS CHANCE
Das Know-how der Mitarbeiter ist eine wertvolle Ressource. Aus den eigenen Reihen kann auch ein Nachfolger hervorgehen. Vorausgesetzt, der Kandidat verfügt über fachliche Kompetenz, betriebswirtschaftliches Wissen und Unternehmergeist. Zudem sollte er von der Belegschaft akzeptiert werden. In größeren Betrieben ist auch ein Management-Buy-out (MBO) oder die Übernahme des Unternehmens durch die Belegschaft (Employee-Buy-out) denkbar. Schließlich müssen Nachfolger die Finanzierung stemmen und den Eigenanteil von 20 Prozent aufbringen können. Tipp: Denken Sie auch bei einem Verkauf der Firma an das Wohl Ihrer Mitarbeiter und klären Sie deren Weiterbeschäftigung ab. Nicht nur aus Fürsorgepflicht. Zufriedene Mitarbeiter erleichtern den Übergabeprozess – unzufriedene Mitarbeiter könnten den Klageweg beschreiten und den Verkaufsprozess erschweren.
5 ALTERNATIVE LÖSUNGEN
Wenn sich weder in der Familie noch unter den Beschäftigten ein potentieller Nachfolger findet, muss man den Radius erweitern. Das persönliche Netzwerk, aber auch Kunden und Lieferanten könnten bei der „Fahndung“ helfen. Unternehmensbörsen der Kammern und Onlinebörsen wie nexxt-change.org oder die Deutsche Unternehmerbörse (dub.de) stellen eine weitere Alternative dar. Die Research-Abteilung der KfW weist in ihrer aktuellen Marktanalyse allerdings darauf hin, dass die potentiellen Übernahmegründer zukünftig gerade ein Drittel des Bedarfs abdecken. Der Grund: Die nachrückende Generation ist nicht nur zahlenmäßig bedeutend kleiner, sie hat auch viel mehr berufliche Alternativen als frühere Jahrgänge. Fusionen und Zukäufe werden auch im Mittelstand eine immer größere Rolle spielen.. Tipp: Ein Chef muss nicht immer Eigentümer sein. Auch mittelständische Betriebe können sich in eine Aktiengesellschaft umwandeln und einen angestellten Manager auf dem Chefsessel haben. Im Aufsichtsrat können Experten wie Juristen, Steuer- und Wirtschaftsberater sitzen.
6 WERT DES UNTERNEHMENS
Wer seine Firma nicht unter Wert verkaufen möchte, muss sich Zeit nehmen, für eine fundierte Unternehmensbewertung. Den Ertragswert eines Betriebes beeinflussen verschiedene Faktoren wie ein moderner Maschinenpark, der Warenbestand, das Leistungsangebot und die Produktpalette, die Kunden- und Lieferantenstruktur sowie gute Mitarbeiter. Auch interne Strukturen wirken sich auf die Bewertung aus: Wenn das Wohl der Firma allein vom Inhaber abhängt und keine zweite Führungsebene vorhanden ist, ist das ein Minuspunkt.. Tipp: Ist Ihr Unternehmen eine Marke? Dann können Sie mit diesem Pfund wuchern. Bekanntheitsgrad sowie trendige Produkte und Dienstleistungen stehen hoch im Kurs.
7 VERGLEICH MIT WETTBEWERBERNNachdem der Unternehmenswert ermittelt wurde, sollte noch ein Wettbewerbs-Check erfolgen. Ein Vergleich mit Kollegen aus der Branche oder demselben Gewerk kann genutzt werden, um die eigene Analyse zu bestätigen oder zu korrigieren. Jede Branche und Sparte hat ihre eigenen Gesetze, die nicht unbedingt jedem Unternehmens- oder Steuerberater bis ins Detail bekannt sind. Tipp: Berücksichtigen Sie auch Standortfaktoren wie die Verkehrsanbindung und Kundenfrequenz.
8 PRAXISPROBE
Manchmal klaffen Vorstellungen und Wirklichkeit auseinander. Erst im Arbeitsalltag und in der konkreten Zusammenarbeit werden einem Probleme bewusst und eigene Grenzen aufgezeigt. Eine Testphase, in der der potentielle Nachfolger im Betrieb mitarbeitet, bietet allen Beteiligten die Chance, die Unternehmenspraxis auf die Probe zu stellen. Klar, dass der Nachfolger noch nicht die Gesamtverantwortung trägt und alles allein managen darf, aber für einen ersten Eindruck dürfte es reichen. Sinnvollerweise sollte sich die Testphase über einige Monate erstrecken.. Tipp: Übertragen Sie Ihrem Nachfolger in der Praxisphase einen klaren Aufgabenbereich und gewähren ihm auch Handlungsfreiheit.
9 ÜBERGABE MIT KONZEPT
Im Idealfall steht ein bis zwei Jahre vor dem geplanten Ausstieg ein Nachfolger fest. Danach sollte das Übergabekonzept in die Tat umgesetzt werden. Verträge müssen sauber ausgearbeitet und Steuerfragen geklärt werden. Nehmen Sie sich Zeit, um die finanziellen Modalitäten in Ruhe auszuhandeln. Auch der Nachfolger braucht Zeit, um die Finanzierung auf die Beine zu stellen. Zudem ist wichtig: Informieren Sie Ihre Lieferanten und Kunden frühzeitig, damit ein möglichst nahtloser Übergang gewährleistet wird. Tipp: Im Verlauf eines Nachfolgeprozesses sollten die Mitarbeiter gut informiert und auch bei der Übergabe eingebunden werden. Das gilt sowohl bei einer familieninternen Nachfolgelösung als auch bei einem Unternehmensverkauf. Andernfalls fühlen sich die Mitarbeiter übergangen, haben zu viel Angst vor Neuerungen und könnten illoyal werden..
10 MIT RAT UND TAT
Langjährige Firmenchefs verfügen über viel Erfahrung und gute Kontakte. Dieser Erfahrungsschatz ist für den Nachfolger wertvoll. Falls es die in Punkt 8 erwähnte Praxisprobe nicht gab, wäre es ideal, wenn der bisherige Unternehmenslenker dem Nachfolger mit Rat und Tat zur Seite stehen könnte. Vielleicht hat in den ersten Monaten ein regelmäßiger Jour fixe Sinn? Oder existiert ein Unternehmensbeirat, in dem der Senior künftig involviert ist? Tipp: Firmenchefs, denen es schwerfällt, sich von ihrem Unternehmen zu trennen, könnten einen sukzessiven Ausstieg planen und den Nachfolger ein, zwei Jahre in Ruhe einarbeiten. Wichtig dabei: Die Kompetenzen müssen klar geregelt sein und der neue Chef muss genügend Entscheidungsbefugnis haben.
Claudia Schneider | redaktion@regiomanager.de
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