Sie sind seit Generationen ein Garant für sichere Versorgung und liefern an 24 Stunden in 365 Tagen im Jahr Energie und Trinkwasser – die Rede ist von den lokalen Stadtwerken. Vier von ihnen pflegen bereits seit Längerem engere Verbindungen, sei es durch gemeinsame Tochtergesellschaften, Projektkooperationen oder sogar durch den gemeinschaftlichen Einsatz von Personal für einzelne Dienstleistungen. Die Stadtwerke Fröndenberg, Menden, Hemer und Altena verbindet zudem noch etwas Besonderes: der Glaube an die digitale und vernetzte Zukunft in der Energiewirtschaft und die Überzeugung, dass diese Herausforderung am besten gemeinsam mit Gleichgesinnten „gestemmt“ wird. Gleichgesinnt bedeutet in diesem Zusammenhang weit mehr als das Vorhandensein ähnlicher Interessen – es setzt Vertrauen voraus und das Agieren aller Beteiligten auf Augenhöhe. Was das gemeinsame Agieren für die weitere Entwicklung ihrer Unternehmen bedeutet und welchen Nutzwert sie in diesem Netzwerk sehen, beantworten die geschäftsführenden Köpfe der vier Stadtwerke
im Interview.
SWM: Herr Heitmann, die Stadtwerke Fröndenberg pflegen eine lange und erfolgreiche Tradition der Kooperationen. Welchen Stellenwert haben diese für die Entwicklung Ihres Unternehmens und welchen Nutzen sehen Sie im Netzwerk-Gedanken?
Bernd Heitmann: Kooperationen mit anderen Stadtwerken haben für mich einen extrem hohen Stellenwert und sind unverzichtbar. Die Anforderungen an Verteilnetzbetreiber und Energievertriebe wachsen ständig durch die Energiewende, durch die technologischen Entwicklungen, durch immer wieder neue gesetzliche Anforderungen, durch Wettbewerb und Anreizregulierung. Gleichzeitig wollen wir unsere Unternehmen breiter – „auf mehrere Füße“ – aufstellen und das alles natürlich idealerweise bei sinkenden Kosten. Diesen sich eigentlich widersprechenden Zielen kann man nur halbwegs nachkommen, wenn man – wo immer möglich – durch Kooperationen Kosten gering hält oder sogar senkt und gleichzeitig gesteckte Ziele erreicht. Ich denke konkret an unsere Beteiligungen an Energie-Erzeugungsgesellschaften, an Trinkwasseraufbereitung, an bundesweite Strom- und Gaskunden-gewinnung, an unsere Stromnetzbetriebsführung für Dritte und Gasnetzpacht sowie unser neues Projekt des gemeinsamen Wartendienstes. Ohne die Kooperationspartner geht das alles nicht. Allein der Informationsaustausch zwischen „Netzwerkpartnern“ ist „Gold“ wert!
SWM: Frau Otten, die Stadtwerke Hemer setzen bereits seit Längerem erfolgreich auf das kommunale Netzwerken mit ihren Nachbarn. Welche Synergieeffekte haben Sie bereits generieren können und welche Chancen sehen Sie zukünftig in Projektkooperationen?
Monika Otten: Die Ergebnisse unserer Netzwerkarbeit sind durchaus auch für unsere Kunden spürbar. So konnten wir beispielsweise die Produkteinführung für unser Angebot Heizungscontracting in Hemer aufgrund des Erfahrungsaustausches und der kollegialen Unterstützung unserer Partner deutlich beschleunigen. Ebenso bietet uns die gemeinsame Internetplattform „RegioSolar“ einen kostengünstigen und effizienten Zugang zur PV-Vermarktung. Weniger sichtbar – jedoch für unser Haus ebenso wertvoll – ist die Zusammenarbeit und der Austausch im Bereich der Versorgungsnetze. Fachpersonal für vereinzelte Anforderungen vorzuhalten kann hohe Kosten verursachen – hier zeigt die Netzwerkarbeit und gegenseitige Unterstützung im regionalen Umfeld ihre besondere Stärke. Von fließendem Erfahrungsaustausch bis hin zur Bereitstellung von personellen Ressourcen ist jede Form der gemeinschaftlichen Lösungsfindung für alle Beteiligten ein Gewinn.
SWM: Herr Reichelt, für die Stadtwerke Menden gehören Projektkooperationen zur Unternehmensphilosophie, sofern sie auf Augenhöhe stattfinden. Welche Themen sind besonders für regionale Kooperationen geeignet und welche Möglichkeiten eröffnen Netzwerke Ihrem Hause für die Zukunft?
Bernd Reichelt: Netzwerke bieten uns die Chance, noch kompetenter und kundenbewusster agieren zu können. Dies gilt für bereits bestehende Aufgaben, die im Rahmen von Veränderungen in der Energiewirtschaft angepasst werden müssen, wie beispielsweise die Digitalisierung im Mess- und Zählerwesen. Ebenso gilt es für neue Aufgaben, wie die Infrastruktur für Elektromobilität oder Kommunikation. Hier ist es sinnvoll und wichtig, über die eigenen Ortsgrenzen hinaus Lösungen mit den benachbarten Stadtwerken zu finden. Es bestehen und entstehen zahlreiche Themen, die gemeinsam effizienter bearbeitet werden können, wie beispielsweise Backoffice-Tätigkeiten oder spezielle Anforderungen im Versorgungsnetz. Sie eignen sich sehr für eine wertschätzende Partnerschaft. Die Basis dafür bilden Vertrauen und Verlässlichkeit.
SWM: Herr Bunse, die Stadtwerke Altena setzen auf Effizienz und Flexibilität. Welchen Anteil daran haben die bereits bestehenden Projektkooperationen mit benachbarten Stadtwerken und wo sehen Sie weiteres Potenzial für Ihr Haus? Was sollte das optimale Netzwerk bieten?
Marc Bunse: Eine Vielzahl an Aufgaben ist bei allen Energie- und Wasserversorgern gleichermaßen vorhanden: Dazu gehören Querschnittsaufgaben, wie beispielsweise IT-Bedarf oder Personalabrechnungen. Hierin sehen wir bei den Stadtwerken Altena – ergänzend zu den Vertriebs- und Netzthemen, die meine Kollegen aus den befreundeten Häusern bereits genannt haben – ein besonderes Potenzial, Prozesse und Kosten zu optimieren. Daher haben wir uns für eine gemeinschaftliche Lösung im Netzwerk entschieden. Und gerade für die Bearbeitung dieser komplexen Themen ist ein hohes Maß an Vertrauen und partnerschaftlichem Miteinander auf Augenhöhe zwischen den Akteuren unabdingbar. Eine weitere Stärke dieser regionalen Gemeinschaft: Wir sehen uns nicht als Konkurrenten auf dem Markt. Unser Netzwerk entlastet jeden Partner in seinem Bedarf an Lösungen und stärkt die Leistungsfähigkeit jedes Stadtwerkes in seinem Versorgungsumfang.
Info
An sechs grundlegenden Zielthemen – Versorgungssicherheit, Wirtschaftlichkeit sowie Preiswürdigkeit, Verbraucherschutz, Energiewende und Klimaschutz – orientieren sich die Handlungen von Stadtwerken. Dabei gilt es, die unterschiedlichen Interessen, die diese Zielthemen inhaltlich bergen, in Einklang zu bringen. Die Geschäftsführer und Geschäftsführerin der vier lokalen Stadtwerke – Fröndenberg, Menden, Hemer und Altena – sind sich einig: Ein modernes und erfolgreiches Stadtwerk wird in Zukunft daran gemessen werden, wie schnell und nachhaltig es die Herausforderung bewältigt: Komplexität managen – auf unterschiedlichen Ebenen und für die unterschiedlichen Zielthemen. Dies gelingt, ihrer Ansicht nach, mittels vertrauensvoller Kooperationen.
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