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„Sekundärinsolvenz“ rettet Meschede

Nachgehakt: Insolvenzen in Südwestfalen: Europäisches Insolvenzrecht für Stadthalle, Parkhaus und die „neue Mitte“

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von Regiomanager 01.08.2017
Aus quälender Insolvenz zur neuen Mitte: So soll sich als „heruM“ schon im neuen Jahr das neue Einkaufsparadies in der Mescheder Stadtmitte präsentieren (Visualisierung: Fokus Development AG)

300.000 Euro stehen am Ende eines Insolvenzverfahrens nur selten zur Schlussverteilung bereit: Wenn sich die Forderungen allerdings auf stattliche 95 Millionen Euro belaufen, wird deutlich, dass trotzdem viele Gläubiger leer ausgehen werden oder sich mit ganz bescheidenen Verteilquoten zufriedengeben müssen. Die Pleite von „HIDD Meschede“ dürfte eine der ganz teuren Insolvenzen in Südwestfalen sein. Wie genau sich die immensen Verbindlichkeiten zusammensetzen, wird wohl auch nach Abschluss des Insolvenzverfahrens unklar bleiben, denn bis zum Schluss des überaus komplizierten Insolvenzverfahrens machen die vielen internationalen Querverbindungen und das nahezu unüberschaubare Geflecht an Beteiligten eine abschließende Übersicht mehr als schwer.

Henne Ruhr Markt Meschede

Das wird der Stadt Meschede egal sein, denn die kann sich nach jahrelangen Unsicherheiten über die Zukunft des ehemaligen Hertie-Kaufhauses in der Stadtmitte freuen. Kompliziert wurde die Hängepartie insbesondere auch, weil nicht nur das Einkaufszentrum betroffen war und ist. Unter einem Dach mit dem einstigen Hertie und dem neuen Kaufhaus residieren nämlich auch die Stadthalle sowie eine Tiefgarage. Wichtige Infrastruktur, die die Stadt unbedingt erhalten wollte, das scheint nun auch zu gelingen. Der neue Frequenzbringer wird als „heruM“ und damit als „Henne Ruhr Markt Meschede“ im kommenden Jahr an den Start gehen. Bürgermeister Christoph Weber ist erleichtert, dass parallel zum nun abgeschlossenen Insolvenzverfahren mit der Fokus Development AG aus Duisburg ein Investor für das Areal und damit eine Lösung für die Stadthalle gefunden werden konnte. Auf 9.500 Quadratmeter Nutzfläche sollen Lokale für Einzelhandel, Gastronomie und Fitness entstehen. Hinzu kommen 3.000 Quadratmeter für die Stadthalle sowie 115 Stellplätze in der Tiefgarage. Das Investitionsvolumen für das Projekt beträgt 25 Millionen Euro. Axel Funke, Vorstandsvorsitzender der Fokus Development AG, freut sich über die Zusammenarbeit: „Wir haben intensiv darauf hingearbeitet, Meschede wieder mit Leben zu füllen und das wird nun in den kommenden Monaten gelingen.“

95 Millionen Verbindlichkeiten

Damit ist Meschede weiter als viele andere Städte: Nach der Hertie-Pleite 2009 standen plötzlich dutzende Warenhäuser in deutschen Innenstädten leer. Insgesamt handelte es sich um 32 Immobilien mit 282.000 Quadratmeter Mietfläche. Die 70er Jahre-Bauten waren anfangs als Karstadt Kompakt-Häuser betrieben worden und wurden später an die Hertie GmbH vermietet, die schließlich im Juli 2008 Insolvenz anmeldete. Als Darlehensverwalter war Situs International Limited (ehemals Hatfield Philips International Limited) beauftragt. Spätestens mit diesem Blick auf die internationalen Geschäftsbeziehungen wird deutlich, dass dieses Insolvenzverfahren seine Tücken offenbarte.
2005 hatte die britische Beteiligungsgesellschaft Dawnay Day die Hertie-Häuser vom damaligen Karstadt-Quelle-Konzern (der sich später Arcandor nannte) übernommen. Dawnay Day Investment Limited war Hauptgesellschafter der Holding „Mercatoria Acquisitions”, in der alle Hertie-Immobilien in den Niederlanden zusammengeschlossen waren. 2012 kam es zur Insolvenz, mit der die unterschiedlichen Insolvenzrechte in Europa schnell deutlich wurden. Für jeden Hertie-Standort gab es eine eigene niederländische Gesellschaft, für Meschede die „HIDD Meschede“. Nach jahrelangem Stillstand bewegte sich der Hauptgläubiger Hatfield Philips in London, und auch die Deutsche Bank als Grundpfandrecht-Gläubiger verzichtete auf einen Teil ihrer Forderungen, sodass für einige Gesellschaften Lösungen gefunden werden konnten. Dabei half die „Europäische Insolvenzverordnung“ aus dem Jahr 2002: Das so genannte „Sekundärinsolvenzverfahren“ gestattet, ein Insolvenzverfahren zurück in das Land zu holen, in dem sich die betroffene Immobilie befindet. Damit konnte auch für Meschede deutsches Insolvenzrecht angewandt und ein deutscher Verwalter benannt werden.

Lösung für Meschede

Losgelöst vom Insolvenz-Durcheinander wurde für Meschede eine Lösung gefunden. Für Eva Katrin Maier, PR-Managerin bei der neuen Eigentümerin Fokus Development AG: „Uns war es wichtig, zum einen für unsere Entwicklung eine klare Neupositionierung zu finden, denn die neue Immobilie ist weder ein Hertie-Gebäude, noch ein klassisches Einkaufs-Center.“ Das „heruM“ solle vielmehr ein Teil der Mescheder Innenstadt sein – vielleicht sogar die neue Mitte. Reinhold Häken | redaktion@regiomanager.de

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