„Leberwurst digital gemacht“, fasste Hubertus Winterberg,
Geschäftsführer der Südwestfalen Agentur GmbH in seiner Laudatio,
zusammen, was Christian Schulte vor gut einem Jahr aus der Taufe gehoben
hat: Ein Netzwerk, in dem sich regionale Erzeuger präsentieren und ihre
Produkte anbieten können, und zwar weit mehr als nur Leberwurst. Aus
den anfänglich 400 sind inzwischen 800 Produkte geworden – von der
dicken Sauerländer bis zum Biokaffee, vom Kosmetiktuch bis zum
Weihnachtsbaum. Wer auf www.hofladen-sauerland.de klickt, findet so etwas wie ein digitales Warenhaus. Ein kleines Amazon für die Region. Christian
Schulte ist der Mann hinter dem „Hofladen Sauerland“. Wer allerdings
Regale mit Obst, Gemüse, Geschenkartikeln oder Getränkekisten sucht,
wird nicht fündig werden. „Wir sind ein Netzwerk, in dem sich
unterschiedliche Nahversorger nach dem Shop-in-shop-Prinzip präsentieren
können“, erklärt der 34 Jahre alte Handelsfachwirt aus Holzen. „Erst
wenn eine Bestellung eingegangen ist, fahren wir zum Erzeuger, holen die
Ware ab und bringen sie – zumindest in der Region – persönlich zum
Kunden.“ Etwa die Hälfte aller Produkte wird innerhalb des Sauerlandes
ausgeliefert; die andere Hälfte bundesweit. Sogar der Deutsche Bundestag
in Berlin ist in der Kundendatei des Hofladens zu finden.
„Bei uns kaufen absolute
Normalos ein“
Den typischen Kunden des Hofladens gibt es laut
Schulte im Übrigen nicht. „Ab 30 aufwärts, sonst querbeet“, beschreibt
der Jungunternehmer seine Klientel. Oft sind es Senioren, die auf die
Anlieferung angewiesen sind. Aber auch Touristen, die Spezialitäten aus
der Region auch nach dem Urlaub genießen möchten. Und natürlich die
Exil-Sauerländer, die sich mit dem Kauf der Hofladen-Produkte ein Stück
Heimat bewahren wollen. „Es sind wirklich die absoluten Normalos“, fügt
Christian Schulte schmunzelnd hinzu. Auch wer was kauft, sei kaum zu
verallgemeinern. Heimisches Gemüse geht besonders gut. Ein Unternehmen
bestellt wöchentlich 300 Kilogramm Äpfel für seine Mitarbeiter. Außerdem
bei fast jeder Bestellung im virtuellen Warenkorb: Toilettenpapier. Das
Potenzial des Hofladens ist für Schulte noch längst nicht ausgereizt.
Gemeinsam mit einem Mitarbeiter liegen weitere Pläne bereits in der
Schublade. Die Bestellungsmöglichkeit per WhatsApp ist bereits
eingeführt. Das Verkaufsregal beim Bäcker befindet sich in Meschede und
Wennigloh in der Konkretisierungsphase. So genannte PickUp-Stationen
könnten zudem dafür sorgen, dass die Kunden noch flexibler ihre Einkäufe
tätigen können. Kooperationen mit Restaurants oder Apotheken sind noch
Zukunftsmusik, aber denkbar. 45 Nahversorger sind derzeit bei „Hofladen
Sauerland“ gelistet, 30 weitere stehen auf der Interessentenliste, die
nach eingehender Prüfung integriert werden sollen. Das Netzwerk wächst
also.
Handel im Netzwerk denken
„Wir
wünschen uns, dass sich noch viele weitere solcher Projekte
etablieren“, erklärt Hubertus Winterberg, Geschäftsführer der
Südwestfalen Agentur, mit Blick die Innovationskraft der Region. „Egal,
ob ein breit angelegtes Netzwerk mit vielen Partnern oder ein einzelner
Unternehmer, der die Möglichkeiten der Digitalisierung gewinnbringend
nutzt.“ In Südwestfalen nutzen bereits mehrere Kommunen wie etwa Siegen
oder Attendorn lokale Shopping-Plattformen. Das Competence-Center
E-Commerce als Projektpartner des „Einzelhandelslabors Südwestfalen“ hat
eine Studie zum Thema „Lokale Shoppingplattformen“ erstellt. Ein
Ergebnis: Nachhaltiger Erfolg ist für lokale Shoppingplattformen nur
über eine Stabilisierung und Stärkung des stationären Handels zu
erreichen. Lokale Shoppingplattformen und lokale Händler müssen ihre
Geschäftsmodelle und ihre Services und Verkaufsstellen als ein
gemeinsames Netzwerk denken. Spätestens hier schließt sich für Christian
Schulte der Kreis: „Das Einkaufen wird sich revolutionieren“, sagt er.
„Die Begeisterung für die Region aber, die bleibt.“
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