Dr.
Karin Kettler ist tot. Die frühere Chefin des bekannten Enser
Unternehmens Kettler starb an den Folgen eines tragischen
Verkehrsunfalls. Die Tochter von Firmengründer Heinz Kettler wurde 57
Jahre alt. Nach Angaben der Polizei in Soest kollidierte Dr. Karin
Kettler Ende Februar unweit des Firmen-Stammsitzes vermutlich mit einem
Dachs. Ihr Fahrzeug kam von der Fahrbahn ab und überschlug sich
mehrfach. Bei dem Fahrzeug soll es sich um einen betagten BWM gehandelt
haben – ein Geschenk des Vaters, wird in Ense erzählt. Das Fahrzeug soll
noch nicht mit einem Airbag ausgerüstet gewesen sein; die fehlende
Sicherheitsausrüstung könnte die Auswirkungen des Unfalls deutlich
erhöht haben. Dr. Karin Kettler wurde durch die Feuerwehr aus dem
Fahrzeug geborgen und mit einem Rettungshubschrauber in eine Dortmunder
Klinik geflogen. Wenige Tage später erlag sie ihren Verletzungen. Mit
Dr. Karin Kettler verstarb auch das zweite Kind des Firmengründers
tragisch: Bruder Heinz starb als Jugendlicher 1981 ebenfalls nach einem
Autounfall. „Unternehmensleitung, Aufsichtsrat, die Betriebsräte sowie
alle Mitarbeiter trauern um unsere ehemalige geschäftsführende
Gesellschafterin und einen wertvollen Menschen … Das einst von ihrem
Vater gegründete Unternehmen werden wir im Sinne der Familie Kettler
fortführen …“, heißt es in einem Nachruf des Unternehmens, das Dr. Karin
Kettler von 2005 bis 2016 leitete. Die promovierte Biologin war vom
Vater wenige Wochen vor dessen Tod ins Unternehmen für Sport- und
Freizeitartikel geholt worden.
Aushängeschild Kettcar
Sie
übernahm das Unternehmen in schwierigen Zeiten: Kettler zehrte von
erfolgreichen Jahrzehnten. Innovative Entwicklungen im Sport- und
Freizeitbereich hätten da aber schon gefehlt, urteilen Insider.
Aushängeschild ist immer noch das Kettcar. Dieser Begriff ist
Bestandteil des Duden, Synonym einer ganzen Produktgattung und zur
„Marke des Jahrhunderts“ gewählt worden. Mehr als 15 Millionen Exemplare
sind bislang verkauft worden – in Spitzenjahren liefen bis zu 500.000
Fahrzeuge vom Band. Aber auch das Aluminium-Fahrrad oder die wetterfeste
Aluminium-Tischtennisplatte, Heimsportgeräte, Gartenmöbel, Kinderwagen
sowie Kinderspielzeuge sind in 60 Ländern erhältlich. Das Herzstück der
Unternehmensgruppe bildet der Stammsitz in Ense-Parsit. Es gibt
Niederlassungen in Werl und Kamen, ebenso in den USA, Kanada,
Australien, China und Frankreich. „Trends erkennen und Trends setzen“
hieß die Kettler-Firmenphilosophie. An kreativer Entwicklung soll es
aber nach dem Tod des Firmengründers gemangelt haben. „Es fehlten Ideen
und die richtigen Leute im Management“, heißt es aus dem Unternehmen,
das nie in die Schlagzeilen drängte und selbst mit positiven Nachrichten
geizte. 2015 wurden wirtschaftliche Probleme deutlich. Ein
Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung solle die „unabgestimmte Übernahme
durch einen Finanzinvestor vermeiden“ und sei „Schritt zum Schutz des
traditionellen Familienunternehmens“, bekundete eine Stellungnahme des
Unternehmens.
Einsatz von Privatvermögen
Dr.
Karin Kettler habe in dieser Situation den Investor Carlyle mit rund
zwölf Millionen Euro aus ihrem Privatvermögen befriedigt, wird
dargelegt. Schließlich konnte die Insolvenz auch mithilfe einer
stattlichen Landesbürgschaft erfolgreich abgeschlossen werden. Dr. Karin
Kettler zog sich aus dem operativen Geschäft zurück, gab die
Geschäftsführung ab und habe damit eine Forderung des Gläubigers
umgesetzt, hieß es. Teile des Unternehmens wurden verkauft, die
Belegschaft schrumpfte auf 800 Mitarbeiter. Das Unternehmen wird seitdem
als „Kettler GmbH“ von Geschäftsführer Christian Marc Krause und Ludger
Busche gelenkt. Es sei „auf einem guten Weg“, wird vor Ort bilanziert.
Produktions- und Verwaltungsgebäude sollen Dr. Karin Kettler gehören und
seien von der GmbH angemietet. Auch die Auslandsniederlassungen sollen
zum Privatvermögen gehören und seien Kunden der neuen Gesellschaft. Dr.
Karin Kettlers Vermögen solle nach ihrem Tod in eine Stiftung für
Behindertensport fließen, heißt es in Ense.
Reinhold Häken | redaktion@regiomanager.de
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