Büro & Arbeitswelt

Umzug? Nur mit Profis!

Ob privat oder mit der ganzen Firma – ein Standortwechsel mit Sack und Pack ist eine Herausforderung.

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von Regiomanager 01.09.2016
Foto: © kamonrat – stock.adobe.com

Besser
dreimal abgebrannt als einmal umgezogen. Sprüche dieser Art mögen uralt
und überzogen sein. Aber sie enthalten doch einen wahren Kern: Viele
Menschen haben vor einem Umzug enormen Respekt. Und das nicht ohne
Grund. Denn bei einem Adressenwechsel mit Sack und Pack gibt es viele
Fallstricke, insbesondere im privaten Bereich. Deswegen dürften
gewerbliche Umzüge für Möbelspediteure im Schnitt auch die dankbareren
Geschäfte sein. „Die Liste der Unwägbarkeiten ist beim Gewerbe
normalerweise geringer“, sagt Dierk Hochgesang, Geschäftsführer beim
Bundesverband Möbelspedition und Logistik (AMÖ) mit Sitz in
Hattersheim/Main. Der Verband mit dem rollenden Känguru vertritt rund
900 Mitgliedsunternehmen. „Im privaten Bereich kann es schon mal
Überraschungen geben“, so Hochgesang. Beispiele kennt jeder: etwa die
Küche, die eigentlich übers Internet verkauft oder vom Nachmieter
übernommen werden sollte, und nun doch keinen Abnehmer gefunden hat –
und deswegen entgegen der Absprache in den Lkw soll. Oder Kisten, die am
Umzugstermin noch nicht gepackt sind, weil man bei all dem Stress
einfach noch keine Zeit dazu hatte. „Da fängt der Spediteur dann an zu
improvisieren“, sagt der Verbandschef.

Wochenenden bevorzugt

Gewerbeumzüge
dagegen würden vom Auftraggeber besser geplant, weil er ein
betriebliches Interesse an einem reibungslosen Ablauf habe. „Der
Planungsaufwand im Vorfeld ist höher, dafür klappt es in der Regel
besser“, bringt Dierk Hochgesang den Hauptunterschied zwischen Gewerbe
und Privat auf einen Nenner. Das heißt aber nicht, dass ein Firmenumzug
auf die leichte Schulter genommen werden sollte. „Oft darf der
Betriebsablauf nicht spürbar unterbrochen werden. Häufig kommt daher die
Vorgabe, dass der Umzug am Wochenende stattfinden muss, damit am Montag
wieder alles funktioniert“, so der AMÖ-Geschäftsführer. „Im Normalfall
gibt es ein ganz bestimmtes, enges Zeitfenster.“ Das hänge u.a. auch mit
Urlaubssperren zusammen, die wegen eines Umzugs verhängt würden – und
nicht so einfach auf unbestimmte Zeit zu verlängern sind. „Bei einem
Privatumzug gibt es in der Regel etwas mehr Luft, schon allein deshalb,
weil ja auch beim Kunden mal etwas haken kann.“ Das Schlimmste, betont
Hochgesang, was passieren könne, sei eine Betriebsunterbrechung mit
Ertragsausfällen.
Entsprechend sorgfältig muss alles geplant werden.
Die größeren Speditionen haben dafür eigene Abteilungen. „Wer
Gewerbeumzüge macht, lebt von der Akkuratesse seiner Arbeit“, bringt es
der Verbandsvertreter auf den Punkt. „Jede Akte muss im neuen Gebäude
wieder an ihren alten Platz. Das ist immens wichtig.“ Er rät daher
dringend, sich vor Auftragsvergabe schriftliche Referenzen geben zu
lassen: Was hat der Anbieter in den vergangenen drei Jahren an
vergleichbaren Umzügen gemacht? „Da würde ich nicht auf mündliche
Versprechungen vertrauen“, sagt Dierk Hochgesang. Dazu passt auch
folgende Warnung der AMÖ: „Vorsicht ,schwarze Schafe’!“ Leider tummelten
sich auf dem Umzugsmarkt auch „schwarze Schafe“, die Umzugswillige mit
Billigangeboten köderten. Auch toll gemachte Internetseiten könnten
täuschen. Ist das Umzugsgut erst einmal aufgeladen, komme es vor, dass
unseriöse Anbieter neue Zahlungsforderungen erhöben. „Außerdem sind
eventuelle Schäden am Umzugsgut oder in den Wohnungen bei diesen
Anbietern häufig nicht versichert. Ärger ist für Umzugsschnäppchenjäger
programmiert.“

Auch EDV muss mit

Ein
qualifiziertes Unternehmen ermittle dagegen zusammen mit den
Umziehenden den Umfang des Umzugs. Es stimme mit ihnen ab, welche
Dienstleistungen sie wünschten, und schließe einen schriftlichen
Umzugsvertrag. „Umziehende können beispielsweise nur den Transport
vereinbaren, bei dem das Unternehmen die gepackten Umzugskartons abholt
und in die neue Wohnung transportiert. Beim Full-Service-Umzug übernimmt
das Unternehmen dagegen neben Verpackung und Transport den gesamten
Auf- und Abbau von Möbeln, Lampen, Einbauküchen und weitere
handwerkliche Leistungen.“ Wer umziehe, müsse dann keinen Finger krumm
machen. „In jedem Fall erscheint am Umzugstag pünktlich das
qualifizierte Fachpersonal und erledigt den Umzug zuverlässig, schnell
und gewissenhaft. Das ist auch wichtig, schließlich vertrauen Umziehende
dem Unternehmen ihr gesamtes Hab und Gut an.“ Das gilt natürlich auch
bei Unternehmen: Allein der stetig wachsende EDV-Aufwand, der ja mit
umziehen muss, bedarf spezieller Fähigkeiten. Inzwischen bieten viele
Firmen heute bereits den Wiederanschluss der Technik inklusive
Funktionstest als Service an. „Wenn es aber hinter die Passwort-Ebene
geht, sollte der IT-Betreuer des beauftragenden Unternehmens selbst
tätig werden“, lautet die Empfehlung des AMÖ.
Was aber, wenn nicht
nur die Verwaltung, sondern ein kompletter produzierender Betrieb den
Standort wechselt? Dafür gibt es Speditionen, die mit Spezialfahrzeugen
schwere Maschinen und Anlagen transportieren. Überhaupt gibt es für jede
Herausforderung Spezialisten, z.B. wenn ganze Krankenhäuser umziehen.
„Aber nicht jeder kann alles“, so der Chef des Bundesverbands. So gebe
es Profis für Laborumzüge, die u.a. mit toxischen Stoffen umgehen
können. „Die wären aber nicht zwangsläufig auch für den Umzug eines
Computertomografen geeignet.“ Bei internationalen Umzügen sei zudem die
Zoll- und Verpackungskompetenz von großer Bedeutung – damit die schicke
Lackküche auch den heftigen Seegang des Atlantiks heil übersteht. Daniel Boss | redaktion@regiomanager.de

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