Handel
Lieferprobleme vor Weihnachten
Im Einzelhandel kann nicht jede Bestellung erfüllt werden. 74 Prozent der Einzelhändler klagten im September über entsprechende Probleme. Das geht aus einer im Oktober veröffentlichen Umfrage des ifo Instituts hervor. „Die Beschaffungsprobleme aus der Industrie sind nun auch hier angekommen“, sagt der Leiter der ifo-Umfragen, Dr. Klaus Wohlrabe. „Manches Weihnachtsgeschenk wird vielleicht nicht lieferbar sein oder teuer werden.“ Im Fahrradeinzelhandel berichteten 100 Prozent aller befragten Unternehmen von Problemen bei ihren Bestellungen. „Gegenwärtig ist Sand im Getriebe der weltweiten Logistik. Zudem sind die Frachtraten in der Schifffahrt deutlich erhöht worden“, sagt Dr. Wohlrabe. Bei den Baumärkten (99 Prozent) und Möbelhäusern zeigen sich die Nachwirkungen der Holzpreisrally im ersten Halbjahr. Die Knappheit bei Chips und Halbleitern führt bei Händlern mit elektronischen Produkten aller Art dazu, dass nicht jedes Produkt sofort verfügbar ist. Das melden 97 Prozent der Einzelhändler von Unterhaltungselektronik. Im Kfz-Handel (88 Prozent) zeigen sich die Lieferprobleme insbesondere bei Elektroautos. Als Konsequenz nehmen jetzt auch die Einzelhändler Preiserhöhungen ins Visier. „Die Industrie hat Preiserhöhungen angekündigt und diese kommt jetzt zwangsläufig im Einzelhandel an“, sagt Dr. Wohlrabe.
PERSONAL & KARRIERE
Viele bereit zum Wechsel
Jeder zweite Angestellte informiert sich regelmäßig über neue Stellen. 25 Prozent sind latent suchend und würden bei einem guten Angebot den Job wechseln. Gleichzeitig können sich über 60 Prozent vorstellen, bei einem Jobwechsel eine Personalvermittlung zu beauftragen. Das ist eines der zentralen Ergebnisse der Studie „Barometer Personalvermittlung 2021 – Wachstumspotenziale für ein modernes Recruiting“. Die Personalmarktforschung index Research hat im Auftrag des Bundesarbeitgeberverbandes der Personaldienstleister e.V. (BAP) für den Verbandsbereich Personalvermittlung (VBPV) 1.000 Kandidaten (Arbeitnehmer), über 500 Unternehmen und knapp 300 Personalvermittler zu aktuellen Trends auf dem Arbeitsmarkt für die Studie befragt. 70 Prozent der Unternehmen und knapp 80 Prozent der Kandidaten gaben an, dass sie sehr zufrieden oder zufrieden mit ihren Personalvermittlern sind. Über 60 Prozent der Kandidaten würden bei einem Jobwechsel eine Vermittlung in Anspruch nehmen. Besonders Fach- und Führungskräfte bis 35 Jahre (68 Prozent) wären bereit, sich vermitteln zu lassen. Gegenwärtig haben Frauen bisher seltener Personalvermittler in Anspruch genommen als Männer und sollten deshalb gezielter angesprochen werden. Mehr als die Hälfte der Teilnehmerinnen würden sich vermitteln lassen.
KONJUNKTUR
Normalität erst 2022
Die wirtschaftliche Lage in Deutschland ist nach wie vor von der Corona-Pandemie gekennzeichnet. So lautet die Herbst-Gemeinschaftsdiagnose vom DIW in Berlin, vom ifo Institut in München, vom IfW in Kiel, vom IWH in Halle und vom RWI in Essen. Eine vollständige Normalisierung kontaktintensiver Aktivitäten sei kurzfristig nicht zu erwarten. Außerdem behinderten Lieferengpässe vorerst das verarbeitende Gewerbe. Im Verlauf des Jahres 2022 dürfte die deutsche Wirtschaft wieder die Normalauslastung erreichen. Gemäß Prognose der Institute steigt das Bruttoinlandsprodukt im Jahr 2021 um 2,4 Prozent und wird im Jahr 2022 um 4,8 Prozent zulegen. Die Institute rechnen mit einem Anstieg der Verbraucherpreise um 3 Prozent im laufenden Jahr und um 2,5 Prozent im Jahr 2022. Das Defizit der öffentlichen Haushalte dürfte von 4,9 Prozent in Relation zum Bruttoinlandsprodukt im laufenden Jahr auf 2,1 Prozent im Folgejahr zurückgehen. Angesichts der kräftigen Zunahme des nominalen Bruttoinlandsprodukts wird die öffentliche Schuldenstandsquote wohl von 71 Prozent im Jahr 2021 auf 67 Prozent im Jahr 2022 abnehmen. Zwar dürften die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise mit der Rückkehr zur Normalauslastung allmählich überwunden werden. „Allerdings führen die Herausforderungen des Klimawandels und das demografisch bedingt absehbar niedrigere Wirtschaftswachstum zu geringeren Konsummöglichkeiten“, so IHW-Vizechef Professor Dr. Oliver Holtemöller.
Tourismus atmet auf
Laut einer aktuellen Umfrage des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (DEHOGA Bundesverband) setzten Hotels und Restaurants im September 5,3 Prozent weniger um als im Vorkrisenjahr 2019. Damit haben sich die Umsatzverluste der Branche etwas abgeschwächt. Insbesondere die Betriebe mit überwiegend touristischen Umsätzen atmen auf. Sie berichten wie bereits im August von Umsatzzuwächsen und zwar im September in Höhe von 4,0 Prozent (August +3,0 Prozent) gegenübe 2019. „Der Trend zum Kurzurlaub und Urlaub in der Heimat hält an“, erklärt Guido Zöllick, Präsident des DEHOGA Bundesverbandes. Viele Menschen hätten Deutschland als Reiseland neu entdeckt. Auch die Lust auf Ausgehen und geselligem Zusammensein sei groß. Erhebliche Umsatzausfälle beklagten jedoch noch die Business- und Tagungshotels, Eventcaterer sowie Klubs und Diskotheken. Es werde noch eine Weile dauern, bis die verheerenden Folgen der Krise mit monatelangem Lockdown überwunden seien, so Zöllick. So wies das Statistische Bundesamt für das erste Halbjahr für das Gastgewerbe ein reales Minus von 61,4 Prozent aus. Erschwerend hinzu kommt der Personalmangel. „Es ist eine Riesenherausforderung für die Betriebe, geeignete Mitarbeiter zu finden“, sagt Zöllick. Wie aus der aktuellen Umfrage hervorgeht, stellt der Fachkräftemangel für fast 80 Prozent (79,6 Prozent) der Betriebe ein Problem dar. Auf das fehlende Personal reagieren die Betriebe mit Anpassungen der Speisenkarte, mit einer höheren Bezahlung, mit zusätzlichen Ruhetagen, mit der Einstellung mehr un- und angelernter Mitarbeiter sowie mit Änderungen bei den Arbeitszeitmodellen und bei der Organisationsstruktur.
RECHT & FINANZEN
Neustarthilfe bis Ende 2021
Von der Corona-Pandemie betroffene Soloselbstständige können, so das Bundeswirtschaftsministerium, noch bis Jahresende Direktanträge auf die verlängerte Neustarthilfe Plus für den Förderzeitraum ab Oktober stellen. Sie können damit zusätzlich bis zu 4.500 Euro Unterstützung erhalten. Die Antragsstellung erfolgt über die bekannte Plattform www.ueberbrueckungshilfe-unternehmen.de. Die bis Jahresende verlängerte Neustarthilfe Plus ist inhaltlich unverändert zur Neustarthilfe Plus für die Monate Juli bis September 2021 und führt die Förderbedingungen fort. Antragsberechtigt für die Direktantragstellung Neustarthilfe Plus sind – wie auch bislang – Soloselbstständige mit oder ohne Personengesellschaften sowie weitere Personengruppen, wie sogenannte kurz befristet Beschäftigte in den Darstellenden Künsten und unständige Beschäftigte. Voraussetzung ist insbesondere, dass die Selbstständigkeit im Haupterwerb ausgeübt wird und dass höchstens eine Teilzeitkraft beschäftigt wird. Auch die verlängerte Neustarthilfe Plus wird als Vorschuss ausgezahlt. Bei der Endabrechnung müssen Antragsteller dann die Umsatzeinbußen darlegen und nachweisen. Wenn sie im Förderzeitraum Juli bis September bzw. Oktober bis Dezember 2021 Umsatzeinbußen von über 60 Prozentim Vergleich zum Referenzumsatz 2019 zu verzeichnen haben, können sie den Zuschuss in voller Höhe behalten. Fallen die Umsatzeinbußen geringer aus, wird die Neustarthilfe Plus mit der Endabrechnung (anteilig) gekürzt und ist dann gegebenenfalls anteilig bis zum 30. September 2022 zurückzuzahlen. Soloselbstständige, die bereits die Neustarthilfe Plus für die Monate Juli bis September 2021 erhalten haben und weitere Hilfe benötigen, können bis 31. Dezember 2021 einen neuen Antrag für die Monate Oktober bis Dezember 2021 stellen. Das geht sehr einfach: Wenn sich keine weiteren Änderungen ergeben haben, genügt dazu ein Klick im Antragssystem.
ENERGIE
Forderung nach „Regenwasseragenturen“
Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) fordert, die Einrichtung von sogenannten Regenwasseragenturen finanziell zu fördern, um Länder, Städte, Landkreise und Gemeinden in der Umsetzung einer nachhaltigen Wasserstrategie zu unterstützen. „Die Hochwasserkatastrophe in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen hat uns im Sommer erneut eindrücklich vor Augen geführt, welchen Schaden und welches Leid Extremwetterereignisse anrichten können“, sagt Martin Weyand, BDEW-Hauptgeschäftsführer Wasser/Abwasser. „Was nun nicht passieren darf, ist, dass jetzt, wo die Bilder der Zerstörung weitestgehend aus den Medien verschwunden sind, auch das Interesse der Politik nachlässt. Um die Auswirkungen von Extremwetterereignissen abzumildern, brauchen wir eine gut durchdachte Hochwasser- und Gewässerschutzpolitik. Das ist eine zentrale Aufgabe der kommenden Jahre.“ Im Vordergrund müsse dabei stehen, den Wasserrückhalt in der Fläche zu verbessern, die Flächenversiegelung zu stoppen und den Flüssen wieder mehr Raum zu geben. Durch die Anlage von Flutrinnen, Retentionsräumen oder durch multifunktionale Flächennutzung können die Auswirkungen von Starkregenereignissen im urbanen Raum wesentlich abgemildert werden. Eine nachhaltige Gewässerschutzpolitik müsse auch die Möglichkeiten verbessern, Wasserressourcen zu erneuern. Für die Grundwasserneubildung sei es wichtig, die schnelle Abführung von Wasser durch Drainagensysteme zu vermindern und Sickerungsmöglichkeiten zu schaffen. Dafür brauche es einen interdisziplinären Ansatz, der z.B. bauliche Maßnahmen mit dem Gewässerschutz verbindet. „Um die entsprechenden Maßnahmen zügig und effizient umzusetzen, ist die Schaffung von sogenannten Regenwasseragenturen sinnvoll, wie es sie in einigen Städten, z.B. in Berlin, bereits gibt“, sagt Weyand.
DIGITALISIERUNG
Zuwächse beim E-Book
Lesen hat in der Corona-Pandemie an Beliebtheit gewonnen. Aktuell lesen 84 Prozent aller Menschen im Land zumindest hin und wieder gedruckte Bücher, 34 Prozent nutzen E-Books. Im Vergleich zum Vor-Krisenjahr 2019 ist Lesen damit beliebter geworden: Vor zwei Jahren lasen 79 Prozent aller Deutschen regelmäßig gedruckte Bücher, 26 Prozent nutzten E-Books. Wer regelmäßig liest, hat seit Beginn der Pandemie häufiger zum gedruckten Buch oder E-Book gegriffen: 41 Prozent lesen deutlich oder eher mehr, 45 Prozent haben ihr Leseverhalten nicht geändert. Lediglich jede zehnte Person (10 Prozent) gibt an, eher oder deutlich weniger zu lesen. Das sind Ergebnisse einer repräsentativen Befragung im Auftrag des Digitalverbands Bitkom unter 1.003 Menschen in Deutschland ab 16 Jahren. Die Erhebung hat der Digitalverband im Vorfeld der Frankfurter Buchmesse vorgestellt. Die Zugewinne dürften sich auch auf das veränderte Einkaufsverhalten in Pandemie-Zeiten zurückführen lassen. „In der Pandemie ist eine der großen Stärken von E-Books deutlich geworden: Die digitalen Bücher sind unabhängig von Lieferung und Logistik und binnen Sekunden verfügbar. Wer sich in Corona-Zeiten daran gewöhnt hat, dürfte dem Medium auch künftig treu bleiben“, sagt Dr. Sebastian Klöß, Bereichsleiter für Consumer Technology beim Bitkom. Wer bisher keine E-Books liest, gab als Grund an, die Haptik zu vermissen, die gedruckte Bücher bieten (66 Prozent). 35 Prozent gefällt es zudem, dass klassische Bücher im Gegensatz zu E-Book-Readern unabhängig von der Steckdose sind.
Daniel Boss | redaktion@regiomanager.de
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