Management

Unternehmenspraxis (Ausgabe 05/2022)

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von Regiomanager 21.11.2022
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PERSONAL & KARRIERE

Öffentlicher Dienst wächst stark

Rund 5,1 Millionen Menschen in Deutschland waren 2021 im öffentlichen Dienst beschäftigt (Stichtag 30. Juni 2021). Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) nach vorläufigen Ergebnissen mitteilt, waren das 125.600 Beschäftigte oder 2,5 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Dies war der höchste Anstieg gegenüber einem Vorjahr seit der deutschen Vereinigung. Damit arbeiteten 2021 rund 11 Prozent der Erwerbstätigen in Deutschland im Staatsdienst. Hohe Zuwächse waren im Gesundheitswesen, bei den Schulen und Hochschulen und wie schon im Vorjahr bei der Polizei und in Kitas zu verzeichnen. Im Gesundheitswesen, zu dem neben öffentlichen Krankenhäusern beispielsweise auch die Gesundheitsämter und Impfzentren zählen, war Mitte 2021 ein starker Personalanstieg um 20.500 auf 209.500 Personen im Vergleich zum Vorjahr zu verzeichnen (+11 %). Bei den Schulen stieg die Zahl der Beschäftigten innerhalb eines Jahres um 16.300 auf 982.400 (+1,7 %) und bei den Hochschulen einschließlich der Hochschulkliniken um 21.000 auf 606.800 (+3,6 %). Der seit Jahren anhaltende Personalzuwachs bei kommunalen Kindertageseinrichtungen setzte sich weiter fort: Mitte 2021 waren dort 256.900 Personen beschäftigt und damit 13.300 oder 5,5 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Langfristig betrachtet hat sich die Zahl der Erzieherinnen und Erzieher von 2006 bis 2021 nahezu verdoppelt (+96 %).

Projekt für Arbeitsmigration

Wie die Arbeitsmigration so gestaltet werden kann, dass Migranten, Herkunftsländer und die deutsche Wirtschaft gleichermaßen profitieren, erprobt das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) mit einem Pilotprojekt, an dem auch die Deutsche Bahn (DB) beteiligt ist. In diesem Ausbildungsjahr beschäftigt die Bahn zum ersten Mal zwei Auszubildende aus Tunesien, die im Rahmen des Projekts nach Deutschland gekommen sind. Die neue Fachkräftestrategie der Bundesregierung soll auch eine „entwicklungsorientierte Handschrift“ tragen: Das bedeutet, dass auch die Herkunftsländer von regulärer Arbeitsmigration profitieren – beispielsweise durch Wissenstransfer und Ausbildung. Eine faire Anwerbung und Vermittlung an deutsche Arbeitgeber soll prekäre Arbeitsverhältnisse und Ausbeutung verhindern. Zugleich soll sie sicherstellen, dass die Anwerbung von Fachkräften und Auszubildenden nicht zu Brain-Drain in den Herkunftsländern führt. Ein Beispiel für diesen Ansatz ist das Pilotprojekt der Europäischen Union (EU) und des Entwicklungsministeriums zur Arbeitsmigration und -mobilität zwischen Nordafrika und Europa („THAMM“), an dem sich u.a. die DB beteiligt: Es berät und schult die Arbeitsagenturen in Tunesien, Marokko und Ägypten und verknüpft sie mit den Arbeitsagenturen in Belgien, Frankreich und Deutschland. Im Projekt THAMM wurden (Stand Oktober) bislang 234 Auszubildende und 44 Fachkräfte aus Tunesien, Marokko und Ägypten an Betriebe in Deutschland vermittelt, darunter die Branchen Hotel und Gaststätten, Elektro, Metallverarbeitung, Sanitär–Heizung–Klimatechnik, Logistik, Bäckerhandwerk, Baugewerbe und Fachinformatik.

BILDUNG & AUSBILDUNG

Bewerberlage spitzt sich zu

Noch nie war es schwieriger für die Betriebe, geeignete Azubis zu finden, und noch nie haben Unternehmen dafür größere Anstrengungen unternommen: Die jüngste Ausbildungsumfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) zeigt, wie sehr die Corona-Pandemie die Lage am Ausbildungsmarkt nochmals verschärft hat. „Mehr als vier von zehn IHK-Ausbildungsbetrieben konnten im vergangenen Jahr nicht alle angebotenen Ausbildungsplätze besetzen – ein Allzeithoch. Und von diesen Unternehmen hat mehr als jedes dritte keine einzige Bewerbung erhalten“, berichtet der stellvertretende DIHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Achim Dercks von den alarmierenden Ergebnissen der Erhebung unter bundesweit rund 15.000 Ausbildungsbetrieben. Hatte der Anteil der Betriebe, die nicht für alle offenen Stellen Azubis finden konnten, im Jahr 2018 noch bei 32 Prozent gelegen, betrug er 2021 bereits 42 Prozent. Das bedeutet einen Anstieg um 10 Prozentpunkte in nur drei Jahren über alle Branchen hinweg. Die Industrie (ohne Bau) verzeichnete sogar einen Zuwachs von 17 Prozentpunkten (Anstieg von 33 auf 50 % aller Ausbildungsbetriebe), aber auch im Gastgewerbe (56 auf 67 %) sowie in Transport und Logistik (40 auf 54 %) bleiben immer mehr Ausbildungsplätze frei. Lediglich bei den unternehmensorientierten Dienstleistungen ist die Lage gegenüber 2018 zumindest unverändert (26 nach 26 %). Als Grund für die Nichtbesetzung von Ausbildungsplätzen wird immer häufiger das komplette Ausbleiben von Bewerbungen genannt: Das galt 2021 für 36 Prozent der Fälle, 2018 „nur“ für 30 Prozent.

Gefährliche Lernrückstände

Der ifo-Bildungsexperte Professor Dr. Ludger Wößmann hat alarmiert auf die Lernergebnisse der deutschen Grundschüler reagiert. „Die starken Rückstände sind beunruhigend. Denn die in der Schule vermittelten grundlegenden Fähigkeiten sind die Basis der zukünftigen Lebenschancen der Kinder und des zukünftigen Wohlstands in Deutschland insgesamt“, sagt Professor Wößmann als Reaktion auf die neuen Ergebnisse des Bildungstrends des Instituts zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB). „Solch einen Rückgang wie jetzt hat es noch nie gegeben“, sagt der Experte. Der Lernverlust von einem Drittel Schuljahr gehe über das gesamte Berufsleben gerechnet im Durchschnitt mit rund drei Prozent geringerem Erwerbseinkommen einher, sagt Professor Wößmann weiter. Für die Volkswirtschaft insgesamt könnte das zu einem um durchschnittlich 1,5 Prozent niedrigeren Bruttoinlandsprodukt über den Rest des Jahrhunderts führen. Der Rückgang der Ergebnisse sei nur zum Teil ein Resultat der Corona-Pandemie und bilde zum Teil auch einen schon länger anhaltenden Abwärtstrend ab. „Diese riesigen Lernrückstände werden nicht einfach weggehen. Sie werden hohe Folgekosten haben, wenn wir nicht umgehend gegensteuern. Wir müssen als Gesellschaft unbedingt darauf achten, dass sich die Lernergebnisse der Kinder und Jugendlichen verbessern“, fügt Professor Wößmann hinzu. Der Schulbesuch und der Erwerb von Kompetenzen habe einen positiven Einfluss auf den Wohlstand der Schüler und der Gesellschaft. Dieser Zusammenhang sei von der Wirtschaftsforschung so gut belegt wie kaum etwas anderes. Bemerkenswert sei, dass Hamburg als einziges Bundesland das Niveau im 10-Jahres-Vergleich halten konnte. Das könne damit zu tun haben, dass Hamburg regelmäßige Leistungstests und eine Strategie der datengestützten Verbesserungen eingeführt hat. „Dies sollte ein Vorbild für die anderen Bundesländer und für Deutschland insgesamt sein“, sagt der ifo-Experte. Die Ergebnisse liegen in den Fächern Deutsch und Mathematik am Ende der Grundschule zwischen einem Viertel und einem Drittel Schuljahr hinter dem Niveau von vor fünf Jahren. Im Vergleich zu vor zehn Jahren entsprechen die Verluste sogar einem halben Schuljahr. Alle Bundesländer außer Hamburg weisen bedeutsame Verluste auf.

IMMOBILIEN

Stimmung trübt sich ein

Der Deutsche Immobilienfinanzierungsindex (DIFI) von ZEW Mannheim (Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung) und JLL ist zum dritten Mal in Folge zurückgegangen. Der Index sinkt im dritten Quartal 2022 um sechs Punkte auf minus 50,5 Punkte – damit wurde zumindest der rasante Stimmungsabfall im zweiten Quartal, als der Index um über 50 Punkte eingebrochen ist, deutlich abgebremst. Sowohl die Einschätzungen der Expertinnen und Experten zur Finanzierungssituation der vergangenen sechs Monate als auch der Ausblick für die Finanzierungssituation in den kommenden sechs Monaten haben sich im dritten Quartal 2022 verschlechtert. Der Situationsindikator verliert 6,3 Punkte und erreicht einen neuen Stand von minus 59,7 Punkten. Die Nutzungsarten Büro, Einzelhandel und Hotel werden insgesamt schlechter beurteilt als im Vorquartal, die Nutzungsart Wohnen insgesamt besser. Die Nutzungsart Logistik wird insgesamt nahezu unverändert eingeschätzt. Mit Werten für die entsprechenden DIFI-Subindikatoren (die als Mittelwert aus Lage- und Erwartungsindikatoren gebildet werden) von minus 36,6 bzw. minus 43,2 Punkten werden die Nutzungsarten Logistik bzw. Wohnen insgesamt am besten beurteilt. Mit minus 59,7 Punkten teilen sich die Nutzungsarten Büro und Hotel den letzten Platz. Besonders schwach werden die momentanen Finanzierungsbedingungen am Büro- und Hotelsektor eingeschätzt. Hier rutscht der Teilindex auf einen Saldo von minus 76,9 (Büro) und minus 69,5 Punkten (Hotel) ab. Zuversichtlicher als im Vorquartal blicken die Marktteilnehmer dagegen auf Wohnimmobilien, wenngleich auch hier die Gesamteinschätzung mit minus 55,6 Punkten deutlich negativ ist. Am besten werden die Finanzierungschancen für Logistikimmobilien beurteilt (minus 42,4 Punkte). Ein ähnliches Bild ergibt sich beim Ausblick auf die kommenden sechs Monate. Die befragten Finanzierungsexperten favorisieren hier die Sektoren Wohnen und Logistik, wobei insbesondere der Wohnungsmarkt deutlich positiver als im zweiten Quartal bewertet wird. Dennoch dürften vor allem Bestandshalter bei anstehenden Refinanzierungen infolge gestiegener Kreditzinsen Probleme bekommen.

RECHT & FINANZEN

Privates Geldvermögen sinkt

Das Geldvermögen der privaten Haushalte ist, so die Bundesbank, im zweiten Quartal 2022 um 98 Milliarden Euro und damit zum zweiten Mal in Folge gesunken. Zum Ende des Quartals betrug es 7.496 Milliarden Euro. Dies ist der stärkste Rückgang seit mehr als zwei Jahren. Zwar bauten die privaten Haushalte Forderungen im Wert von 72 Milliarden Euro auf. Allerdings kompensierten sie damit nicht die deutlichen Bewertungsverluste in Höhe von insgesamt 170 Milliarden Euro. Diese Verluste betrafen fast sämtliche marktbezogenen Anlageklassen. Die von den privaten Haushalten gehaltenen Aktien und sonstigen Anteilsrechte verloren 89 Milliarden Euro an Wert, die Anteile an Investmentsfonds 77 Milliarden Euro und die Schuldverschreibungen 7 Milliarden Euro. Damit übertrafen die Bewertungsverluste im Berichtsquartal insgesamt jene im ersten Quartal 2022 um 56 Milliarden Euro. Transaktionsbedingt stieg das Geldvermögen im Vergleich zu den von der Corona-Pandemie geprägten Quartalen weniger stark. Die privaten Haushalte erwarben relativ wenige Anteile an Investmentfonds (12 Milliarden Euro), aber etwas mehr Schuldverschreibungen (5 Milliarden Euro). Zuletzt erhöhten sie ihre Bestände an Bargeld und Einlagen um 32 Milliarden Euro sowie ihre Ansprüche gegenüber Versicherungen um 22 Milliarden Euro. Die Verbindlichkeiten der privaten Haushalte stiegen weiter und betrugen zum Ende des zweiten Quartals 2.090 Milliarden Euro, 30 Milliarden Euro mehr als im ersten Quartal. Im Umfeld der zu dieser Zeit noch weiter steigenden gesamtwirtschaftlichen Leistung und des höheren verfügbaren Einkommens sank die Verschuldungsquote aber erneut leicht auf 55,8 Prozent. Die Verschuldungsquote ergibt sich aus der Summe der Verschuldung in Relation zum nominalen Bruttoinlandsprodukt.

DIGITAL

Erwartungen sinken

In der Digitalbranche liefen die Geschäfte im Oktober wieder etwas besser als im September, die Aussichten für die kommenden Monate sind indes noch stärker von Unsicherheiten geprägt. Die aktuelle Geschäftslage der IT- und Telekommunikationsunternehmen liegt im Oktober bei 34,9 Punkten und damit 4 Punkte höher als noch im September. Die Geschäftserwartungen für die kommenden Monate sinken allerdings um gut 3 Punkte auf -18,4 Punkte. Bereits im September waren die Geschäftserwartungen um 10 Punkte auf -15,5 Punkte zurückgegangen. Das zeigt der Bitkom-ifo-Digitalindex. Der Index bildet die aktuelle Geschäftslage und die Geschäftserwartungen für die kommenden drei Monate ab und berechnet daraus das Geschäftsklima. Dieses liegt mit 6,5 Punkten weiterhin im Plus und nahezu unverändert zum Vormonat (6,4 Punkte). Für die Gesamtwirtschaft weist das ifo-Institut ein Geschäftsklima von -15,6 Punkten aus. „Die Digitalbranche erweist sich als krisenfester als das Gros der deutschen Wirtschaft. Zum einen, weil ihre eigenen Prozesse schon weitgehend digital und damit weniger krisenanfällig sind, zum anderen, weil die Kunden ihre Leistungen nachfragen, um sich selbst krisenfest zu machen“, sagt Bitkom-Präsident Achim Berg. „Die Digitalbranche kann sich aber nicht völlig von der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung entkoppeln. Angesichts andauernder Inflation, Energiekrise und rückläufiger Nachfrage befürchten viele Digitalunternehmen in den kommenden Monaten schwächere Geschäfte.“

Daniel Boss | redaktion@regiomanager.de

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