Management

Unternehmenspraxis (Ausgabe 06/2022)

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von Regiomanager 09.01.2023
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KONJUNKTUR

Im Ausland optimistischer

Die international aktiven Unternehmen spüren in nahezu jedem Winkel der Erde große Herausforderungen in ihrem geschäftlichen Umfeld. Doch immerhin sind die wirtschaftlichen Perspektiven in vielen Regionen nicht so pessimistisch wie in Europa und Deutschland; das zeigt der aktuelle AHK World Business Outlook. Die Befragung von mehr als 3.100 im Ausland aktiven deutschen Unternehmen verdeutlicht: Die Weltwirtschaft steht aus Sicht der internationalen deutschen Betriebe vor einem frostigen Winter. Hauptgründe sind die ökonomischen Konsequenzen des russischen Kriegs gegen die Ukraine sowie die Null-Covid-Politik Chinas. Knapp jedes zweite Unternehmen (47 Prozent) rechnet der Erhebung zufolge mit einem konjunkturellen Abschwung an seinem jeweiligen Standort. Lediglich im Frühjahr 2020, zu Beginn der Corona-Pandemie, gingen mehr Betriebe (65 Prozent) von einer wirtschaftlichen Eintrübung aus. Demgegenüber erwarten nur noch 17 Prozent (Frühjahr: 21 Prozent), dass sich die Konjunktur in ihrem Gastland in den nächsten zwölf Monaten verbessern wird. Während sich die Perspektiven vor allem in Europa verschlechtern, sind die Unternehmen im Asien-Pazifik-Raum (ohne China), in Afrika, Nah- und Mittelost sowie Süd- und Mittelamerika und Nordamerika weniger pessimistisch. Trotz wenig hoffnungsvoller Konjunkturerwartungen zeigen sich deutsche Unternehmen an internationalen Standorten aktuell noch robust: So melden knapp die Hälfte (45 Prozent) der Betriebe und damit ähnlich viele wie in der Vorumfrage (48 Prozent) eine gute Geschäftslage. Für ebenfalls 45 Prozent laufen die aktuellen Geschäfte immerhin befriedigend. Nur jedes zehnte Unternehmen (Frühjahr: 11 Prozent) berichtet von einer schlechten Geschäftslage.



IMPORT & EXPORT

Weniger Knaller

Auch wenn es zu Silvester in diesem Jahr voraussichtlich kein Verkaufsverbot für Böller und Raketen und keine Corona-Beschränkungen geben dürfte, liegen die Importe von Feuerwerkskörpern deutlich unter dem Vor-Corona-Niveau. Von Januar bis September 2022 wurden rund 5.700 Tonnen Feuerwerkskörper nach Deutschland importiert. Das waren 81 Prozent weniger als im gleichen Zeitraum des Vor-Corona-Jahres 2019 (29.800 Tonnen), wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt. Mit Blick auf Sicherheit, Gesundheit und Umweltschutz wollen einige Städte das private Feuerwerk auch in diesem Jahr zumindest mancherorts verbieten. Zwar blieben die Importe von Januar bis September 2022 auf sehr niedrigem Niveau, nahmen jedoch deutlich (+151 Prozent) gegenüber der im Vorjahreszeitraum eingeführten Menge zu. In den ersten drei Quartalen 2021 wurden nur 2.300 Tonnen Böller, Raketen und Co. importiert. Der Hauptgrund für das niedrige Niveau im Vorjahreszeitraum dürfte das Verkaufsverbot für Silvesterfeuerwerk gewesen sein. Mit einem Anteil von 98 Prozent kamen fast alle der in diesem Jahr bislang eingeführten Feuerwerkskörper aus China. Die chinesischen Importe nach Deutschland machten in den vergangenen 20 Jahren stets mehr als 90 Prozent der insgesamt eingeführten Menge an Feuerwerkskörpern aus. Anders als die Importe nahmen die Exporte von Feuerwerkskörpern aus Deutschland von Januar bis September 2022 nicht nur deutlich gegenüber dem Vorjahreszeitraum zu, sondern auch gegenüber den ersten drei Quartalen des Vor-Corona-Jahres 2019. Von Januar bis September 2022 wurden 2.700 Tonnen Raketen, Böller und Co. ins Ausland exportiert, von Januar bis September 2019 rund 2.000 Tonnen. Wichtigste Abnehmer 2022: die Niederlande, Italien und Belgien.

Geringere Materialknappheit

Die Materialknappheit in der Industrie ist zurückgegangen. Im November berichteten darüber 59,3 Prozent der befragten Firmen, nach 63,8 Prozent im Oktober. Das ist der niedrigste Wert seit April 2021. Das geht aus der aktuellen Umfrage des ifo Instituts hervor. „Die Zahlen machen Hoffnung. Dennoch kann noch nicht von einer tiefgreifenden Entspannung gesprochen werden“, sagt Dr. Klaus Wohlrabe, Leiter der ifo-Umfragen. „Viele Aufträge können noch immer nicht abgearbeitet werden.“ In der Automobilbranche stieg der Anteil sogar von 74,9 auf 83,2 Prozent. Im Maschinenbau sank er, jedoch nur auf 78,7 Prozent. Über 70 Prozent liegt der Anteil auch bei den Getränkeherstellern, den Herstellern von elektrischen Ausrüstungen sowie elektronischen und optischen Erzeugnissen. In der Metallerzeugung und -bearbeitung hat sich die Situation merklich entspannt. Mit 16,1 Prozent liegt der Anteil der Unternehmen so niedrig wie zu Beginn der Beschaffungskrise.



ENERGIE

Wärmewende durch Technologievielfalt

Der Nationale Wasserstoffrat hat kürzlich eine Bottom-up-Studie zur Dekarbonisierung des Wärmesektors vorgestellt. Darin wurden Dekarbonisierungspfade für einzelne Versorgungsgebiete auf Basis lokaler Gegebenheiten und Voraussetzungen untersucht. Kerstin Andreae, Vorsitzende der Hauptgeschäftsführung des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW), erklärt hierzu: „Zur Klimaneutralität gehört der Gebäudesektor und damit die klimaneutrale Wärmeversorgung. Es ist daher gut, dass der Nationale Wasserstoffrat in einer Studie untersucht hat, wie die Wärmewende in einzelnen Versorgungsgebieten gelingen kann.“ Die Studie unterstreiche: Um den Wärmemarkt schnell und kostengünstig klimaneutral zu machen, gebe es keine Lösung von der Stange. „Jedes Haus, jede Kommune, jede Region ist anders und die jeweilig beste Lösung hängt von vielen Faktoren ab: vom Zustand und Alter der Häuser, der vorhandenen Leitungsinfrastruktur, den regionalen Gegebenheiten, aber auch den finanziellen Möglichkeiten des Besitzers oder der Besitzerin. Wir werden auch künftig alle Technologien benötigen, die klimafreundlich Wärme in die Wohnungen bringen können. Dazu gehören Wärmepumpen und Fernwärme. Beidem kommt künftig eine noch größere Bedeutung zu.“ Der Nationale Wasserstoffrat hat sich auch der Frage gewidmet, welche Bedeutung Gas und künftig dekarbonisiertes Gas in der Wärmeversorgung spielen wird. „Gasheizungen werden auch weiterhin eine wichtige Rolle in der Wärmeversorgung spielen – künftig allerdings betrieben mit erneuerbaren und dekarbonisierten Gasen. Wasserstoff und Biomethan ermöglichen es, Gasheizungen und die weitverzweigte Gasinfrastruktur langfristig klimaneutral zu nutzen“, so Kerstin Andreae.


PERSONAL & KARRIERE

Kurzarbeit verdoppelt

Nach aktuellen Daten zu geprüften Kurzarbeit-Anzeigen wurde vom 1. bis einschließlich 24. November für 82.000 Personen konjunkturelle Kurzarbeit angezeigt. Daten zur tatsächlichen Inanspruchnahme standen zunächst bis September 2022 zur Verfügung. So wurde nach vorläufigen hochgerechneten Daten der Bundesagentur für Arbeit in diesem Monat für 157.000 Arbeitnehmer konjunkturelles Kurzarbeitergeld gezahlt. Damit hat sich die Inanspruchnahme gegenüber dem Vormonat etwas mehr als verdoppelt. Die Arbeitslosigkeit ist im November 2022 gegenüber dem Vormonat gesunken, und zwar um 8.000 auf 2.434.000. Saisonbereinigt hat die Zahl der Arbeitslosen um 17.000 zugenommen. Verglichen mit dem November des vorigen Jahres ist die Arbeitslosenzahl um 117.000 höher. Die Arbeitslosenquote lag im November wie im Oktober bei 5,3 Prozent und hat sich damit gegenüber dem Vorjahresmonat um 0,2 Prozentpunkte erhöht. Die nach dem ILO-Erwerbskonzept vom Statistischen Bundesamt ermittelte Erwerbslosenquote belief sich im Oktober auf 2,9 Prozent. Die Unterbeschäftigung, die zusätzlich zur Arbeitslosigkeit auch Veränderungen in der Arbeitsmarktpolitik und kurzfristiger Arbeitsunfähigkeit berücksichtigt, ist saisonbereinigt gegenüber dem Vormonat deutlich um 27.000 gestiegen, da hier auch die zunehmende Teilnahme ukrainischer Geflüchteter an Integrationskursen Berücksichtigung findet. Die Unterbeschäftigung lag im November 2022 bei 3.275.000 Personen. Das waren 184.000 mehr als vor einem Jahr.



RECHT & FINANZEN

Revision zur Behindertenvertretung

Die Schwerbehindertenvertretung ist die Interessenvertretung der schwerbehinderten und gleichgestellten Beschäftigten. Sie wird u.a. in Betrieben mit wenigstens fünf – nicht nur vorübergehend beschäftigten – schwerbehinderten Menschen für eine Amtszeit von vier Jahren gewählt. Sinkt die Anzahl schwerbehinderter Beschäftigter im Betrieb unter den Schwellenwert von fünf, ist das Amt der Schwerbehindertenvertretung nicht vorzeitig beendet, so eine Pressemitteilung des Bundesarbeitsgerichts von Oktober. In dem Kölner Betrieb einer Arbeitgeberin mit ungefähr 120 Mitarbeitern war im November 2019 eine Schwerbehindertenvertretung gewählt worden. Zum 1. August 2020 sank die Zahl der schwerbehinderten Menschen in diesem Betrieb auf vier Beschäftigte. Die Arbeitgeberin informierte die Schwerbehindertenvertretung darüber, dass sie nicht mehr existiere und die schwerbehinderten Beschäftigten von der Schwerbehindertenvertretung in einem anderen Betrieb vertreten würden. In dem von ihr eingeleiteten Verfahren hat die Schwerbehindertenvertretung des Kölner Betriebs die Feststellung begehrt, dass ihr Amt nicht aufgrund des Absinkens der Anzahl schwerbehinderter Menschen im Betrieb vorzeitig beendet ist. Arbeitsgericht und Landesarbeitsgericht haben den Antrag abgewiesen. Die hiergegen gerichtete Rechtsbeschwerde der Schwerbehindertenvertretung hatte vor dem Siebten Senat des Bundesarbeitsgerichts Erfolg. Das Amt der Schwerbehindertenvertretung ist nicht vorzeitig beendet. Eine ausdrückliche Regelung, die das Erlöschen der Schwerbehindertenvertretung bei Absinken der Anzahl schwerbehinderter Beschäftigter unter den Schwellenwert nach § 177 Abs. 1 Satz 1 SGB IX vorsieht, besteht im Gesetz nicht. Eine vorzeitige Beendigung der Amtszeit ist auch nicht aus „gesetzessystematischen Gründen“ oder im Hinblick auf Sinn und Zweck des Schwellenwerts geboten.

Roboter verpacken Münzen

Die Deutsche Bundesbank konzentriert die stichprobenartige Münzgeldbearbeitung künftig auf ihre vier Filialen in Dortmund, Hamburg, Karlsruhe sowie Leipzig und will sie durch den Einsatz von Robotern ergonomischer und effizienter gestalten. „Die Roboter verringern die körperlichen Belastungen für unsere Beschäftigten stark“, sagte Bundesbank-Vorstandsmitglied Professor Dr. Johannes Beermann bei der Eröffnung des neuen Münzgeldbearbeitungszentrums in der Filiale Leipzig. Künftig werden Verpackungsroboter mit Waagen, automatische Münzrollenentpacker und Hebe- und Neigegeräte die Arbeit erleichtern. Auch das Zählen und Sortieren der Münzen wird automatisiert. Ergänzend werden Rollierautomaten, Münzlifte sowie ein Schrumpfofen zum Einschweißen der gefertigten Münzrollen zum Einsatz kommen. Die Bundesbank bearbeitet stichprobenartig Euro-Münzen, die von professionellen Bargeldakteuren bei ihr eingezahlt werden. Zudem kontrolliert sie die Münzsortiergeräte, die Bargeldakteure selbst einsetzen. Beides dient dazu, dass Verbraucherinnen und Verbraucher darauf vertrauen können, nur echte und umlauffähige Münzen in den Händen zu halten. „Bargeld ist das am häufigsten genutzte Zahlungsmittel“, so Professor Beermann. „Daher sind effiziente Prozesse rund um die Münzen wichtig.“ Das Leistungsangebot der Bundesbank bleibt durch die Konzentration der Metallgeldbearbeitung unverändert. Auch künftig können in allen Bundesbankfilialen Umlaufmünzen ein- und ausgezahlt werden.

Daniel Boss | redaktion@regiomanager.de

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