Renovieren, sanieren, energetisch optimieren – wer ein Gebäude und dessen Wert erhalten möchte, kommt um regelmäßige Instandhaltungs- und Modernisierungsarbeiten nicht herum. Dazu braucht man fachkundige Handwerker*innen. Nur, wo kriegt man die her? In manchen Regionen ist der Kunde eher Bittsteller statt König. Viele Betriebe klagen über Personalmangel und jetzt auch noch über Materialengpass. Doch keine Sorge: Es gilt nicht für alle Gewerke und für die gesamte Branche. Mit entsprechendem Vorlauf findet man auch in seiner Nähe noch Handwerker*innen mit freien Kapazitäten. Wir geben Ihnen nachfolgend ein paar Tipps, wo Sie suchen können; wie Sie an gute Handwerker kommen und was Sie tun können, damit die Fachleute auch gerne wieder kommen.
1: GUTE QUELLEN IM NETZ
Egal was oder wen wir heutzutage suchen: Wir geben die Frage in die Suchmaschine ein. Das ist auch nicht verkehrt. Irgendwelche Treffer gibt es immer. So stößt man z.B. auf einzelne Betriebe, Rankinglisten oder Portale. Manche Seiten veröffentlichen auch Kundenbewertungen – ob das immer objektiv ist, lässt sich schwer erkennen. Deswegen gilt: Bei der persönlichen Kontaktaufnahme, beim Aufmaß und bei der Angebotsdurchsicht immer „mit wachem Verstand“ dabei sein! Es lohnt sich, auch überregional zu suchen: Denn nicht selten sind die Betriebe vor Ort ausgebucht, aber im Umland gibt es noch freie Kapazitäten. Bei der regionalen Suche eine gute Adresse ist www.regiomanager.de, wo Sie neben den nackten Adressen auch das regionale Ranking der Branche nach Umsatz und Mitarbeitern sowie zahlreiche Unternehmensporträts finden. Denn trotz der Unternehmenssuche online gilt: Auch Unternehmer sind Menschen. Und Menschen kaufen von Menschen.
2: INNUNGEN ALS RATGEBER
Wer sorgt für gutes Klima? Wer setzt die Klimawende um? Ohne Elektriker, Dachdecker, Sanitär- und Heizungsfachleute, Maler- und Lackierer würde kein Haus gedämmt, keine Wärmepumpe installiert und käme keine Photovoltaik oder Begrünung aufs Dach. Auch klimafreundliche Mobilität wird durch das Handwerk dank Zweiradtechnik und Elektromobilität vorangetrieben. Als Laie weiß man oft nicht, welches Gewerk welche Leistung genau erbringt. Durch anhaltenden technischen Fortschritt und Digitalisierung wandelt sich auch die Arbeit im Handwerk. Welchen Handwerker brauche ich denn für mein Bauvorhaben oder meine Renovierung? Am besten fragt man die Fachleute direkt. Die Obermeister oder anderen Vorstandsmitglieder der Innungen wissen am besten, welches Leistungsspektrum ihre Fachrichtung abdeckt – oder welche anderen Gewerke besser geeignet wären. Trauen Sie sich, bei der örtlichen Innung nachzufragen.
3: EINE GUTE EMPFEHLUNG
Bewertungen im Internet sind das eine, persönliche Erfahrungen das andere. Empfehlungen aus dem Bekannten-, Freundes- oder Kollegenkreis sind sehr wertvoll. Vielleicht kennen Sie ja jemanden, der eine ähnliche Arbeit hat ausführen lassen. Wie zufrieden war er mit der Durchführung der Arbeit? Und können sich die Arbeiten auch nach einer gewissen Zeit noch sehen lassen? Vielleicht dürfen Sie sich bei den Bekannten oder Kollegen das Ergebnis mal anschauen. Eine weitere Empfehlung könnte auch aus dem Kreis Ihrer „Stammhandwerker“ kommen. Gerade in den Bauberufen arbeiten viele Betriebe parallel oder eng verzahnt. Auch Handwerker-Kooperationen, die den Kunden Lösungen aus einer Hand anbieten, gibt es häufiger.
4: MESSEN UND AUSSTELLUNGEN
Live und in Farbe, das klappt jetzt wieder: Mit Abflachen der Corona-Pandemie finden auch wieder Messen und Fachausstellungen statt. Das sind gute Plattformen, um mit Handwerkern und Handwerkerinnen persönlich ins Gespräch zu kommen. So wie neulich bei den Essener Klimatagen, an denen sich Handwerksbetriebe aus fünf Fachrichtungen beteiligt haben. Für Kunden ist so eine Informations- und Leistungsschau praktisch, denn man lernt die Personen kennen und erfährt auch viel über das Leistungsspektrum der Betriebe. Bei der Gelegenheit kann man auch gleich nachfragen, ob ein Betrieb im gewünschten Ausführungszeitraum Zeit hätte.
5: GUTE HANDWERKER FINDEN
Auch in Zeiten von Handwerker-Knappheit möchte man möglichst gute Fachleute beauftragen. Der Begriff „Handwerkerehre“ wurde schon erwähnt: Da geht es z.B. um Qualität, Zuverlässigkeit, Vertrauen, Fleiß. Einen ersten Eindruck vermitteln die Websites der Betriebe: Welche Leistungen bieten sie an? Passt das zu Ihren Anforderungen? Welche Qualifikation hat das Team und wie viel Berufserfahrung? Welche Referenzen werden aufgeführt? Auch anhand von Fotogalerien auf Facebook, Instagram oder auf Portalseiten kann man prüfen, ob die dargestellten Ergebnisse den eigenen Vorstellungen entsprechen. Es gibt allerdings einen Haken: Wenn man in der Branche unterwegs ist, weiß man, dass die meisten Handwerker*innen mit hohem Einsatz und Leidenschaft bei der Sache sind – aber nicht so viel Wert auf Selbstdarstellung in den sozialen Medien legen. Das ändert sich so langsam, die jüngere Generation achtet mehr darauf. In der Branche zählt der persönliche Kontakt noch viel. Siehe nachfolgende Tipps.
6: MEHRERE ANGEBOTE EINHOLEN
Je nach Bauvorhaben, Auftragsvolumen und Ausschreibungsrecht ist es üblich bzw. verpflichtend mehrere Angebote einzuholen. Es lohnt sich aber auch für Privatleute, mehrere Betriebe zu kontaktieren und um ein Angebot zu bitten. Erstens: Oft gibt es erstaunliche Preisdifferenzen. Wobei man dann kritisch hinterfragen muss, warum der eine Betrieb viel billiger ist als der andere. Zweitens: Beim Aufmaßtermin lernen Sie eine verantwortliche Person aus dem Betrieb persönlich kennen. Oft kommt der Chef selber raus, aber auch angestellte Meister und oder Vorarbeiter vermitteln einen ersten Eindruck über Kompetenz, Vorgehensweise und Kundenorientierung. Die Zuverlässigkeit und Verfügbarkeit erkennen Sie z.B. daran, ob der vereinbarte Aufmaßtermin eingehalten wird und wie lange es dauert, bis das Angebot im E-Mail- oder Briefkasten liegt.
7: FLEXIBEL & VERSTÄNDNISVOLL
Die aktuelle Weltlage wirkt sich bis auf den kleinsten Betrieb vor Ort aus. Auch die besten Handwerker*innen können kein Material herbeizaubern. Einige haben zwar Vorräte angelegt, aber der Lagerplatz ist auch nicht unbegrenzt. Preisschwankungen mit Tageskursen wie an der Börse sind auch im Handwerk derzeit nicht selten. Das nervt viele Betriebsinhaber und es ist ihnen auch peinlich, wenn sie Termine verschieben oder gar absagen müssen. Wer als Kunde dafür Verständnis aufbringt und versucht, gemeinsam mit den Handwerkern nach Lösungen zu suchen, schont seine eigenen Nerven und wird durch Beharrlichkeit auch sein Ziel erreichen. Planen Sie unbedingt Luft ein, in Ihrem Zeitplan. Je flexibler Sie auf die Marktlage und mögliche Verzögerungen durch Krankheit, Lieferengpässe, Wetterkapriolen etc. reagieren können, desto besser. Auch mögliche Preissteigerungen müssen leider einkalkuliert werden.
8: WERTSCHÄTZENDER UMGANG
Modernes Handwerk ist hochspezialisiert und technisiert. Handarbeit ist weiterhin wichtig: Möglichst präzise muss gearbeitet werden, damit hinterher alles funktioniert. Das Image des Handwerks ist aber viel verstaubter: Viele Menschen haben immer noch ein Bild vom Meister Eder vor sich und behandeln Handwerker von oben herab. Das kommt gar nicht gut an in der Branche. Kann man sich vorstellen. Besser läuft es in der Zusammenarbeit, wenn sich Kunden für die Arbeit der handwerklichen Fachleute interessieren; den Baufortschritt würdigen und gute Arbeit loben. Ein wertschätzender Umgang zahlt sich immer aus. So schafft man es auch, in die Stammkunden-Datei aufgenommen zu werden.
9: EINE GUTE BAUSTELLE
Eine gute Arbeitsplatzausstattung und angenehme Arbeitsatmosphäre wünschen sich auch Handwerker*innen. Allerdings haben sie selbst und ihre Chefs nur bedingt Einfluss darauf. Meist müssen sie sich mit den Gegebenheiten auf Baustellen, in Gewerbeimmobilien und Privathaushalten abfinden. Als Auftraggeber macht man sich beliebt, wenn man Handwerker nicht wie Lakaien behandelt, sondern eher wie Gäste: z.B. eine freundliche Begrüßung, ein Getränk anbieten und die Möglichkeit zum Händewaschen, eine Toilette zur Verfügung stellen und vielleicht sogar an einen Unterstand bei Regen.
10: RUND UMS GELD
Natürlich muss man seine Kosten im Blick haben und auch bei der Handwerkerauswahl auf den Preis achten. Der Preis allein dürfte aber nicht entscheidend sein. Qualität, Qualifikation, Eingehen auf Extrawünsche, flexible Arbeitszeiten etc. sollten in die Gesamtbewertung eingehen. Wer ein guter Kunde sein will, der zahlt pünktlich. In Zeiten von Nullzinsen könnte man sogar von sich aus Akontozahlungen anbieten. Vielleicht können Sie auf der Einnahmeseite noch etwas tun: Prüfen Sie, ob Sie Fördergelder und Zuschüsse bekommen können. Vor allem für energetische Sanierungen gibt es Fördertöpfe. Gute Handwerker haben hierzu meist Tipps parat.
Claudia Schneider | redaktion@regiomanager.de
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