Spricht man als Unternehmer irgendwo auf der Welt über seine Heimatregion Südwestfalen, fallen inzwischen Schlagworte wie: „Industrieregion Nr. 1 in NRW“, „über 150 Weltmarktführer“ oder auch „Industrieregion Nr. 3 in Deutschland“. Doch das war nicht immer so …
Erst 2011 gründete sich der Verein „Wirtschaft für Südwestfalen“, dessen Geschäfte von der IHK Arnsberg aus geführt werden, mit dem Zweck, die Region Südwestfalen wettbewerbsfähig zu positionieren. Hierzu wurde der Verein der größte Gesellschafter der Südwestfalen Agentur, die das Regionalmarketing strategisch steuert und operativ umsetzt. Gemeinsam mit den weiteren fünf Gesellschaftern der Agentur, den fünf Kreisen der Region, sorgt der Verein also dafür, dass Südwestfalen sowohl im politischen Raum als auch in der öffentlichen Wahrnehmung als starke, innovative und attraktive Region positiv auffällt. Warum ist es sinnvoll, dieses Anliegen zu unterstützen? Um gemeinsam zu zeigen, welche Kraft in der Region steckt und welche persönlichen Perspektiven für Menschen damit verbunden sind. Durch innovative und vernetzte Marketing-Maßnahmen werden so Menschen für die Region begeistert, Arbeitskräfte für heimische Arbeitgeber gewonnen und das Profil der Region nachhaltig geschärft.
Dabei ist der Regionalmarketing-Prozess selbst eine echte Erfolgsgeschichte made in Südwestfalen: Von anfangs 30 Mitgliedsunternehmen ist die Zahl der Mitglieder auf inzwischen knapp 370 gestiegen, die sich aktiv und finanziell in den Prozess einbringen. Auch formal können die Unternehmer auf die Ausrichtung des Regionalmarketings Einfluss nehmen: Die Vereinsmitglieder von „Wirtschaft für Südwestfalen“ steuern den Marketingprozess über den Regionalmarketing-Ausschuss mit. Der Vorsitzende des Vereins hat gleichzeitig den Vorsitz im Regionalmarketing-Ausschuss inne. „Unser gemeinsames Regionalmarketing sollte jedem heimischen Unternehmer ein Herzensanliegen sein“, erläutert der amtierende Vorsitzende, Maik Rosenberg, Geschäftsführer des weltmarktführenden Unternehmens aquatherm aus Attendorn. „Denn hier bündeln wir effektiv unsere Kräfte, um sichtbar zu werden!“
Doch es gibt auch ganz individuelle Benefits, die dieses Netzwerk für Unternehmer attraktiv machen. Marie Ting, Prokuristin der Südwestfalen Agentur GmbH, die den Regionalmarketing-Prozess leitet und Thomas Frye, Geschäftsführer des Vereins „Wirtschaft für Südwestfalen“, wissen, welche das sind – und welche Faktoren die Vereinsgeschichte zu einer Erfolgsgeschichte machen.
SWM: Frau Ting, warum sollten Unternehmer sich unbedingt für eine Mitgliedschaft im Verein „Wirtschaft für Südwestfalen“ entscheiden?
Marie Ting: Weil dieses gemeinsame Ziehen an einem Strang jedem Einzelnen nützt! Für die Unternehmen der Region ist das große Thema: Fach- und Führungskräftemangel. Um diesem zu trotzen, ist es nötig, zusammen Werbung für die gesamte Region und die Perspektiven vor Ort zu machen. Denn wir haben ja gemeinsam sehr viel zu bieten! Das gemeinsam zu vermitteln hat viel mehr Durchschlagskraft, als wenn jedes Unternehmen nur für sich denkt und handelt. Zudem geht es um die Wahrnehmung der eigenen Heimat. Es ist ein Herzensanliegen für nahezu jeden Unternehmer vor Ort, dass die Region so stark wahrgenommen wird, wie sie de facto in puncto Innovationskraft, Anziehungskraft und wirtschaftlicher Stärke ist.
SWM: Was sind denn die Botschaften des Regionalmarketings?
Thomas Frye: Typisch für unsere Region sind die vielen familiengeführten und oftmals international erfolgreichen Unternehmen einerseits, die ganz besondere Industriestärke, und der Wald- und Seenreichtum andererseits. Als Industrie- und Handelskammern haben wir zu Beginn des Regionalmarketings angefangen, die Weltmarktführer in Südwestfalen zu erfassen – und herausgefunden: Mehr als 150 sind hier zuhause. Das ist natürlich eine tolle und starke Botschaft. Alles, was wir im Regionalmarketing behaupten, können wir belegen. Deswegen steht unser Regionalmarketing unter dem Motto: „Alles echt!“ Und das meint auch: Hier zählt der Handschlag!! Die Menschen hier vor Ort, ebenso wie unsere Unternehmen und unsere Unternehmer, sind bodenständig und authentisch. Die wirtschaftliche Stärke unserer Region verbindet sich mit ihrer touristischen Attraktivität. Für Menschen, die nach einer persönlichen Perspektive des Lebens und Arbeitens suchen, ist das hochgradig spannend. Dies alles also aufrichtig und ansprechend zu kommunizieren ist unser Ziel.
SWM: Wie sieht die Mitgliederbetreuung konkret aus?
Marie Ting: Die Zufriedenheit unserer Mitglieder hat bei uns höchste Priorität. Jedes Unternehmen kann auf zahlreiche Bausteine zugreifen (siehe Infokasten). Der enge Kontakt und die persönliche Betreuung der Mitglieder ist für uns dabei zentral und kontinuierlich: So erhält jedes Unternehmen zu Beginn ein echtes Mitglieder-Paket: einen roten, großen Karton, mit dem wir jedes neue Mitglied ausstatten. Darin finden sich beispielsweise frische Materialien zum Standort, die das Unternehmen einfach und kostenlos nutzen kann, ebenso wie viele weitere Mehrwerte, die in der Mitgliedschaft enthalten sind – inklusive einer Anleitung zu den ersten Schritten, die das Unternehmen dann gehen kann. Beispielsweise: sich als attraktiver Arbeitgeber auf unserem Standortportal kostenlos vorzustellen oder mit uns zu Karrieremessen zu kommen. Nahezu wöchentlich erhalten die Unternehmen E-Mails mit neuen Angeboten, sich zu präsentieren, von einem neuen Mehrwert zu profitieren oder sich bei einer Fragestellung einzubringen. Der gesamte Prozess ist ein starker Mitmach-Prozess: Wir stellen unsere Maßnahmen bei der Entwicklung stets den Mitgliedern vor und sind in kontinuierlichem engem Austausch. Die Meinung der Mitglieder ist für uns das, was zählt! Dabei haben wir sehr vielseitige Kommunikationsstrukturen aufgebaut: Die Unternehmen können in sogenannten Think Tanks, in persönlichen Gesprächen, per Online-Sprechstunde oder in unserer anonymen Mitgliederbefragung jederzeit ihre Meinung kundtun – damit haben wir ein gut funktionierendes Qualitätsmanagement im Verein. Wunderbar ist es übrigens, dass in der letzten Befragung mehr als 90 Prozent aller Mitglieder angaben, den Verein gerne aktiv weiterzuempfehlen. Das spricht dafür, dass die konkreten Mehrwerte, die die Unternehmen nutzen können, und die gemeinsam umgesetzten Marketing-Projekte für die Unternehmen eine besondere Relevanz haben.
INFO
Wie sieht die Mitgliederstruktur aus?
• Gründungsmitglieder waren Kammern, Arbeitgeberverbände und Kreditinstitute der Region
• Ausgewogene Mitgliederstruktur: Große wie Kleine Unternehmen
• Nahezu alle Branchen sind vertreten
• Weitere Institutionen haben sich angeschlosssen, u.a. verschiedene Verbände und Vereine.
SWM: Wenn ich einem Verein beitrete, interessiert mich als Unternehmer vor allem auch das Netzwerk, auf das ich dort zugreifen kann. Welche Networking-Möglichkeiten gibt es bei Ihnen aktuell in Corona-Zeiten noch?
Thomas Frye: Die Agentur hat schnell umgestellt und neue Formate entwickelt. Grundsätzlich gibt es einen eigenen, gut gefüllten Veranstaltungskalender. Fast alle zwei Wochen findet eine Veranstaltung für die Mitglieder statt, beispielsweise das digitale „Impuls-Café“, wo ein Referent in 30 Minuten einen inspirierenden Impuls für die Woche gibt – und anschließend Zeit zum Austausch untereinander bleibt. Oder auch die fachlichen Seminare und Workshops zum Thema Arbeitgebermarketing, in dem die Unternehmen sich über ihre Erfahrungen im Bereich Recruiting, Unternehmenskultur und Positionierung austauschen und weiterbilden können. Es mangelt definitiv nicht an Optionen, sich zu vernetzen. Gleichzeitig ist der Verein eine Plattform, die nicht dazu dient, Kunden zu akquirieren. Dafür sind andere Netzwerke geeigneter. Das Besondere ist im Regionalmarketing sicherlich die Vielfalt an Marketing-Aktivitäten, die jedem Unternehmen einen Nutzen stiften – aber eben nur gemeinsam umgesetzt werden können.
INFO
Wichtige Impulsgeber und Gründungsmitglieder der ersten Stunde waren die Kammern und Arbeitgeberverbände der Region. Inzwischen sind auch zahlreiche weitere Institutionen als Mitglieder im Verein an Bord.
1. Arbeitgeberverband der Metall- und Elektro-Industrie Lüdenscheid e. V.
2. Arbeitgeberverband für den Kreis Olpe e. V.
3. Unternehmensverband Westfalen-Mitte e. V.
4. Märkischer Arbeitgeberverband e. V.
5. Verband der Siegerländer Metallindustriellen e. V.
6. Industrie- und Handelskammer Arnsberg, Hellweg-Sauerland
7. Industrie- und Handelskammer Siegen
8. Südwestfälische Industrie- und Handelskammer zu Hagen
9. Kreishandwerkerschaft Hellweg-Lippe
10. Kreishandwerkerschaft Märkischer Kreis
11. Kreishandwerkerschaft Westfalen-Süd
12. Kreishandwerkerschaft Hochsauerland
13. Sauerland Initiativ e. V.
14. Zweckverband der Krankenhäuser Südwestfalen e. V.
15. Verein Soester Wirtschaft e. V.
16. Wirtschaftsinitiative Iserlohn e. V. / c/o Gesellschaft für Wirtschaftsförderung mbH
17. Gesellschaft für Wirtschaftsförderung Iserlohn mbH
18. Caritasverband Brilon e. V.
19. Caritasverband für den Kreis Olpe e. V.
20. Forschungskolleg „Zukunft menschlich gestalten“ der Universität Siegen
21. Stiftung Westfalen-Initiative
22. WIN e. V. / c/o SIHK Geschäftsstelle Iserlohn
23. Landschaftsverband Westfalen-Lippe
24. AWO Kreisverband Si-Wittgenstein/Olpe
25. Marketing Club Südwestfalen e. V.
26. Ärzteverbund Südwestfalen
Den Gesamtüberblick über alle Vereinsmitglieder findet sich unter: www.jetzt-zusammenstehen.de
SWM: Welche sind das? Und welche Pläne und Programme gibt es für 2021?
Marie Ting: Wir tun viel, um das Image der Region positiv zu prägen. Inzwischen fahren 33 Lkw als rollende Botschafter mit Werbung für die Region; das ist ein tolles Gemeinschaftsprojekt zwischen Kommunen, Spediteuren und uns als Südwestfalen Agentur GmbH. Aber auch Sonderveröffentlichungen zum Standort Südwestfalen in überregionalen Zeitungen, unser digitales „Südwestfalen Magazin“, das wir in diesem Jahr gegründet haben und das ausschließlich die positiven, innovativen Nachrichten der Region transportiert, die Erstellung von Lehrmaterial zum Standort für Schulen oder das neu aufgelegte Wimmelbuch Südwestfalen für Kinder sind Beispiele unserer facettenreichen Image-Werbung. Gerade im Bereich Fachkräftemarketing gehen wir zudem mit großen Schritten voran: Unser Rückkehrer-Projekt „Heimvorteil“, das wir gemeinsam mit der Wirtschaftsförderung des HSK umsetzen, läuft erfolgreich und soll sich weiterentwickeln. Wir arbeiten an einer Kampagne, um Touristen in der Region anzusprechen und ihnen berufliche Perspektiven aufzuzeigen. Wir bieten IT-Interessierten einen eigenen IT-Newsletter an, um digitale Talente für Südwestfalen zu begeistern, und gehen in Informatik-Vorlesungen an Hochschulen. Zudem tüfteln wir an einem übergreifenden „digitalen Türöffner-Format“, das den Blick in die Unternehmen hinein öffnet. Auch der Ausbau unseres „Gap Year Südwestfalen“-Programms, das Schul- und Studienabgängern Praktika in südwestfälischen Unternehmen ermöglicht steht auf dem Plan 2021.Und das sind nur einige Beispiele dessen, was wir tun. Sie sehen: Es wird nicht langweilig – und all das ist nur möglich, weil so viele Unternehmen und Institutionen mit ihrer Mitgliedschaft ein klares Bekenntnis zum gemeinsamen Regionalmarketing ablegen und mit Herzblut für diese Region stehen.
INFO
Welche Mehrwerte bietet die Mitgliedschaft?
Für alle Mitgliedsunternehmen bietet der Verein ein großes Spektrum an kostenfreien Angeboten, mit denen die Agentur den Vereinsmitgliedern sich als starkes südwestfälisches Unternehmen und attraktiver Arbeitgeber darstellen können.
Es gibt ein sogenanntes „Basis-Set“, in dem folgende Leistungen enthalten sind:
• attraktive Unternehmensdarstellung
• Kommunikationsmaterial „Alles echt!“
• Arbeitgebermarketing-Trainings
• Nutzung Bewerberpool
• Netzwerkveranstaltungen
Außerdem können Zusatzmodule gebucht werden. Dazu die Südwestfalen Agentur: „Mithilfe von Kooperationen können wir Mitgliedern zusätzlich interessante Angebote und Ermäßigungen in den Themenbereichen Recruiting, Standortmarketing und Netzwerk ermöglichen.“ Dazu zählen:
• Karrieremessen
• zusätzliches Material
• aktuelle Partnerangebote
• Projektkooperationen
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