Kolumne

Parallelwelten: Freundlichkeit statt Hass

Freundlichkeit erleichtert das Leben und macht (alle) glücklicher, findet Simone Harland.

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von Regiomanager 08.01.2019
(Foto: ©hakase420 – stock.adobe.com) | Simone Harland

Ich bin ein freundlicher Mensch. Meine ich jedenfalls. Meine Freunde meinen das auch, sonst wären sie nicht meine Freunde. Auch die meisten anderen Menschen, die mich kennenlernen, halten mich für freundlich. Und das ist auch gut so, weil Freundlichkeit heutzutage gar nicht hoch genug bewertet werden kann.
Denn schaut man etwa in die Kommentarspalten der sozialen Netzwerke oder in die von Online-Publikationen, bekommt man das Gefühl, Hass ist die Emotion der Zeit, so viel Wut bricht sich dort Bahn. Wut auf Migranten, auf Schwule und Lesben, auf Vegetarier und Veganer, auf Menschen mit Behinderungen, auf Moslems, Buddhisten, Hindus, Juden, Christen, auf Autofahrer, Radfahrer, Fußgänger, auf Frauen, Kinder, manchmal sogar auf Männer. Immer geht es darum, dass irgendjemand Angst hat, ihm könne etwas weggenommen werden. Geld, Liebe, Anerkennung, Arbeit, das himmlische Paradies. Oder etwas anderes, das mir gerade nicht einfällt. Meistens ist zudem Thema, wie ungerecht die Welt ist und dass eine der genannten oder ungenannten Personengruppen es viel leichter hat und viel mehr bekommt als man selbst. Und das, obwohl man viel mehr dafür (wofür überhaupt?) getan hat.
Diejenigen, die Angst haben, irgendjemand könne ihnen etwas wegnehmen, steigern sich in ihre Wut und ihren Hass oft so sehr hinein, dass sie rationalen Argumenten nicht mehr zugänglich sind. Statistiken seien ohnehin geschönt, in den Behörden säßen Menschen, die andere bevorzugten, und die Welt werde von Lügnern und Betrügern regiert. Und wer das anders sieht, habe die Zeichen der Zeit nicht erkannt. All dieser Ungerechtigkeit müsse man entgegentreten. Am besten mit Hass, Aggression, Gewalt.
Ja, es stimmt: Das Leben ist nicht (immer) gerecht. Das war es noch nie. Sonst würden keine Menschen Hunger leiden, keine Kinder an Krankheiten sterben oder ihre Eltern verlieren. Es gibt auch keinen Anspruch auf Glück. Niemand kann andere dafür verantwortlich machen, weniger Glück zu haben als etwa der Nachbar. Für die eigenen guten Gefühle ist jeder Mensch bis zu einem gewissen Grad selbst zuständig (von Menschen mit Depressionen einmal abgesehen) – nicht umsonst gibt es auch in armen Ländern der Welt glückliche Menschen.
Glücklich machen jedoch weder Hass noch Neid und Wut. Diese Emotionen führen im Gegenteil dazu, dass man sich unglücklich fühlt. Wer hasst, neidisch oder wütend ist, sieht nur, was fehlt. Hass und Wut verstellen den Blick auf die guten Dinge im Leben.
Natürlich ist es wichtig, sich gegen Ungerechtigkeiten zur Wehr zu setzen, jedoch mit anderen Mitteln als mit Wut oder Gewalt. Aber ist es tatsächlich ungerecht, wenn der Nachbarin eine Rehabilitationsmaßnahme gewährt wird, mir aber nicht? Ist es ungerecht, wenn ein Geflüchteter eine Busfahrkarte erhält, weil er zu seinen Qualifizierungsmaßnahmen kommen muss, ich den Bus aber bezahlen muss, weil ich Arbeit habe? Ist es unfair, wenn ein Obdachloser bei der Suppenküche kostenlos eine warme Mahlzeit erhält und ich nicht? Ich sollte doch stattdessen froh sein, keine Reha zu brauchen, weil ich gesund bin. Ich sollte mich freuen, in einem Land zu leben, in dem kein Krieg herrscht und aus dem man nicht fliehen muss – und in dem ich sogar in einer warmen Wohnung lebe. Ist es nicht bescheuert, neidisch zu sein auf andere, die weniger haben als man selbst? Mir hat noch nie ein Mensch etwas weggenommen, indem ihm eine Leistung gewährt wurde. Ganz im Gegenteil: Die Rehabilitationsmaßnahme der Nachbarin dient dazu, dass sie wieder arbeitsfähig wird, Qualifizierungsmaßnahmen sorgen dafür, dass Menschen Arbeit finden und von ihrem Einkommen Steuern zahlen, die wiederum allen zugutekommen. Dass das nicht immer klappt, damit kann ich leben.
Ich jedenfalls bin lieber freundlich als zu hassen. Denn wer hasst oder wütend ist, verletzt damit immer auch sich selbst. Glücklicherweise sehen das noch mehr Menschen so. Auch in Unternehmen setzt sich mehr und mehr der Gedanke durch, dass man mit Freundlichkeit nur gewinnen kann. So vertieft sie etwa die Kundenbindung und generiert Empfehlungen. Es ist also eine Win-win-Situation für alle. Das Gleiche gilt im privaten Bereich. Wer freundlich ist, gewinnt schneller Freunde und ist auch in schweren Stunden nicht allein. Es liegt in unseren Händen, dass die Freundlichkeit sich auf Dauer als stärker erweist als der Hass. Seien wir freundlich, fangen wir am besten gleich am Arbeitsplatz damit an. Simone Harland | redaktion@regiomanager.de
Simone Harland
| redaktion@regiomanager.de

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