Management

Altersvorsorge für Unternehmer: Belohnung für Frühaufsteher

Beim Einstieg ins Berufsleben ist der Ruhestand noch endlos weit weg, später stehen Tagesgeschäft und Familie im Mittelpunkt des Lebens. Die eigene Altersvorsorge schieben gerade mittelständische Unternehmer gern auf die lange Bank – doch das kann üble Folgen haben. Mit einem vernünftigen Plan klappt es besser.

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von Regiomanager 07.11.2018
(Foto: © fotogestoeber – stock.adobe.com) | Andrea Martens

Das kennt vermutlich so mancher Firmenchef: Das operative Geschäft nimmt jeden Tag viele Stunden die volle Aufmerksamkeit in Anspruch, abends ist erst einmal die Familie dran. Und wenn ein wenig Zeit für ganz persönliche Belange bleibt, dann soll diese für Sport, ein Treffen mit Freunden oder ein gutes Buch genutzt werden. Altersvorsorge? Ach ja, da war doch noch was, das eigentlich schon längst einmal hätte in Angriff genommen werden sollen. Nächste Woche – vielleicht.
In der Tat versäumen es gerade mittelständische Firmenlenker nicht selten, sich frühzeitig mit dem Thema Vorsorge für den Ruhestand zu beschäftigen. Wenn sie ein Unternehmen gründen oder es von der Vorgänger-Generation übernehmen, stehen zunächst ganz andere Aspekte im Vordergrund. Später wird oft auf die laufende Lebensversicherung vertraut, einige Rentenpapiere oder Fonds sind meist auch noch im Depot. Zeichnet sich ab, dass es in der Familie ohnehin keinen Nachfolger gibt, der die Firma eines Tages übernehmen wird, beruhigt sich so mancher damit, ein späterer Verkauf werde schon eine vernünftige Summe erzielen, mit der sich der Ruhestand auskömmlich finanzieren lässt.

Am Ende das Nachsehen

Wer so vorgeht, das Thema Altersvorsorge auf die lange Bank schiebt, sich in Zeiten eines dauerhaften Niedrigzinsniveaus auf eine Lebensversicherung oder vermeintlich sichere festverzinsliche Wertpapiere verlässt, kann eines Tages allerdings das Nachsehen haben. Aus der gesetzlichen Rentenkasse haben Unternehmer schließlich nichts zu erwarten. Eine betriebliche Altersversorgung haben mittelständische Firmenchefs, wenn überhaupt, dann eher für ihre Mitarbeiter statt für sich selbst abgeschlossen.
Viel besser ist es daher, sich über die Altersversorgung möglichst früh Gedanken zu machen, die gewählten Produkte immer wieder zu überprüfen, zu ergänzen, zu korrigieren und die Vorsorge der aktuellen Lebensphase anzupassen. Professionelle Berater empfehlen, die Altersvorsorge in drei Phasen einzuteilen: in die Phase der Ausbildung und Familiengründung, die der beruflichen Karriere und die des Wachstums. Anschließend folgt die vierte und letzte Phase, in der das angesammelte Vermögen nach und nach verbraucht wird.
Die erste Spar-Phase sollte beginnen, sobald ein wenig Geld verdient wird, selbst wenn die Summen noch sehr gering sind. Wer früh mit kleinen Sparbeträgen anfängt, gewöhnt sich von vornherein an den Gedanken, dass Altersvorsorge wichtig ist und in Angriff genommen werden muss. Ein Sparplan sollte in dieser Phase vor allem flexibel hinsichtlich der Höhe des Beitrages und der Spardauer sein. Das ist wichtig. Fällt etwa die Gründung einer eigenen Familie in die Jahre von Ausbildung oder Studium, ist für längere Zeit vermutlich gar kein Geld übrig, das in die Altersvorsorge fließen kann. Bei Fondssparplänen etwa ist es jederzeit möglich, mit den Beiträgen auszusetzen, wie lange, spielt dabei keine Rolle. Wichtig ist in dieser Zeit auch die Risikoabsicherung, die jetzt noch vor der Vorsorge für den Ruhestand stehen muss.

Richtig loslegen

In der Phase zwischen 35 und 50 Jahren nimmt das Einkommen mit der Zeit zu – schnell oder etwas langsamer. Auf jeden Fall sollte in diesen 15 Jahren irgendwann der Punkt erreicht sein, an dem genügend Geld vorhanden ist, damit der Unternehmer ernsthaft für den Ruhestand vorsorgen kann. Läuft die Firma und ist die Familiengründung abgeschlossen, sollte überschüssige Liquidität auf jeden Fall in die Vermögensbildung fließen. Nun stellt sich auch die Frage, wie viel Rendite erzielt und wie viel Risiko dafür in Kauf genommen werden soll.
Natürlich bietet der Finanzmarkt eine Vielzahl von Spar- und Anlagemöglichkeiten. Wer sich selbst eher nicht zutraut, die richtigen Produkte auszuwählen, oder darauf keine Zeit verwenden möchte, sollte sich an seinen Bankberater oder einen freien Vermittler wenden. Denn: Wird in dieser Phase zu risikoorientiert investiert, kann das dauerhafte Verluste für die Altersvorsorge bringen. Wer hingegen zu vorsichtig anlegt, vergibt Ertragschancen. Und: Gerade zu Beginn der zweiten Phase soll vielleicht eine Immobilie finanziert werden. Dafür benötigt selbst ein echter Kapitalmarkt-Kenner einen Experten.
Es muss nicht genau der 50. Geburtstag sein, doch etwa in diesem Alter sollte der Unternehmer in die entscheidende Phase des Vermögensaufbaus eintreten. Die – oder eine – Immobilie ist eventuell schon abbezahlt, die Kinder gehen so langsam eigene Wege. Damit können sich neue Liquiditätsspielräume eröffnen. Vor allem aber sollten die Einnahmen jetzt deutlich die Ausgaben übersteigen, die Sparquote kann also entsprechend erhöht werden. Der wichtigste Faktor für das Vermögenswachstum ist allerdings das in den vergangenen Jahren angesparte Kapital. Experten sehen es als optimal an, wenn in dieser Phase etwa 80 Prozent des Vermögenswachstums aus der Rendite und/oder dem Zinseszinseffekt kommen. Jetzt zahlt es sich im wahrsten Sinne des Wortes aus, wenn Firmenchefs schon früh mit der Altersvorsorge begonnen und diese ernsthaft betrieben haben.

Jetzt kommt’s auf den Finanzplan an

Die Anlagemöglichkeiten, die in dieser Phase genutzt werden können, sind breit gefächert. Neben liquiden Assets kommen nun auch Beteiligungen an anderen Unternehmen oder vermietete Immobilien für den weiteren Vermögensaufbau in Frage. Von besonderer Bedeutung ist in dieser Zeit allerdings ein anderer Punkt: der ganzheitliche Finanzplan. Nur mit einer solchen Gesamtübersicht über alle Anlageformen und Vermögenswerte sowie die entsprechenden Zahlungsströme kann für die letzte Phase, den Ruhestand selbst, geplant werden – und darüber hinaus.
Konnte die Altersvorsorge bis zu diesem Zeitpunkt vielleicht noch selbst – oder mit der gelegentlichen Unterstützung des Bankberaters – gemanagt werden, so ist es gut, jetzt einen Allround-Experten zu Rate zu ziehen. Gute Unterstützung bieten sogenannte Financial Planner, denen es nicht um den Verkauf einzelner Anlageprodukte oder Versicherungspolicen geht, sondern um die umfassende Planung des Gesamtvermögens. Dabei erhalten die Experten allerdings einen tiefen Einblick in die privaten Finanzen des Firmenlenkers und auch in die finanzielle Situation des Unternehmens.
Wer noch weitergehen möchte, kann die Dienstleistungen eines Nachfolgeplaners oder Estate Planners nutzen. Diese Spezialisten beziehen oft die ganze Unternehmerfamilie ein und regeln Schritt für Schritt auch den Übergang des Vermögens. Denn darum, so viel ist sicher, kümmert sich nun wirklich niemand gern. Schließlich ist das Tagesgeschäft wieder einmal viel zu fordernd. Und der Vermögensübergang kann auch nächste Woche noch geregelt werden – vielleicht. Andrea Martens | redaktion@regiomanager.de
Andrea Martens
| redaktion@regiomanager.de

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