Sonstige Dienstleistungen

Sicherheitsdienstleister: Branche wünscht sich Regulierung

Seit 2014 steigt die Zahl der Mitarbeiter in der Sicherheitsdienstleistungs-Branche rasant an. Gerade darum setzt sich der Verband BDSW für deutlich höhere Zugangsvoraussetzungen ein.

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von Regiomanager 01.06.2017
Der Objektschutz begegnet uns überall im Leben (Foto: © chaiyapruek – stock.adobe.com)

Mit einem zunehmenden Unsicherheitsgefühl in der Bevölkerung und der Flüchtlingskrise rückt auch die Branche der Sicherheitsdienstleister wieder vermehrt in den Fokus. Das hat für die Unternehmen aber nicht nur Vorteile, wie beispielsweise die steigende Nachfrage, sondern birgt auch Schattenseiten, zum Beispiel den Umstand, dass auch geringfügig qualifizierte Dienstleister versuchen, etwas vom Kuchen abzubekommen. „Die Zahl der Mitarbeiter ist seit 2014 massiv angestiegen, auch durch die Flüchtlingssituation“, so Silke Wollmann, Pressesprecherin des Bundesverbands der Sicherheitswirtschaft (BDSW). Zum Vergleich: Waren es am 31. Dezember 2013 noch 207.775 Beschäftigte, die bei Wach- und Sicherheitsdiensten sowie Detekteien tätig waren, waren es drei Jahre später, am 31. Dezember 2016, bereits (nach Schätzung) 265.000 Beschäftigte. „Das subjektive Sicherheitsempfinden ist dafür maßgeblich“, begründet Wollmann. Wenn sich Haushalte nicht mehr so sicher fühlten, sei das für die Unternehmen positiv. Die objektive Sicherheitslage sei laut der Pressesprecherin dabei gar nicht so schlecht.

Großes Umsatzplus

Die Umsatzzahlen der Branche sind ebenfalls vorzeigbar. Hatte die Branche 2015 noch 6,96 Milliarden Euro an Umsatz generiert, waren es ein Jahr später schon 8,62 Milliarden. Laut einer Studie der Firma Lünendonk stieg der Umsatz der 25 größten Sicherheitsdienstleister im Jahr 2015 um durchschnittlich 17,0 Prozent. Wollmann weiß diese Zahl jedoch zu relativieren: Die Umsätze stiegen unter anderen aufgrund der Tariferhöhung. Trotz allem kommt aber auch mehr Arbeit auf die privaten Sicherheitsdienstleister zu, beispielsweise die Bewachung von Bundeswehrstandorten, die mittlerweile outgesourced werden. „Klar ist eines – und das geht aus allen diesen Statistiken hervor – es geht stetig bergauf mit der Branche“, so Sandra Ziessow vom Bundesverband mittelständischer Sicherheitsunternehmen (BVMS). Nach Angaben des BDSW fallen 50 Prozent des Gesamtumsatzes auf den Objektschutzdienst, also den Bereich, in dem stationär ein Objekt bewacht wird, sei es eine Flüchtlingsunterkunft, eine Baustelle oder eine Firma. Den zweitgrößten Teil des Kuchens bekommt mit elf Prozent die Flughafensicherheit, zehn Prozent entfallen auf Notruf- und Service-Leitstellen. Andere Bereiche sind nach BDSW der Geld- und Wertdienst (7%), der Schutz militärischer Liegenschaften (5%), Safety & Rail (also Schutz von Bahnhöfen und -gleisen mit 5%)), Revierkontrolldienste (4%), Sicherheit im Einzelhandel (4%) und Detekteien (4%). Im erweiterten Rahmen nennt der BVMS noch die Produktion und den Einbau von mechanischen Sicherungen, Gefahrenmeldetechnik und Videoüberwachungssystemen sowie Sicherheitsanalysen, -konzeption und -beratung. Es sei allerdings nicht immer so, dass sich jeder Dienstleister nur um einen Fachbereich kümmert, bemerkt Silke Wollmann: „Firmen sind Multidienstleister“. Viele Unternehmen hätten zwei bis drei Schwerpunkte. Wie alle Branchen befindet sich auch die Sicherheitsdienstleistungs-Branche im stetigen Wandel. Derzeit geht der Trend hin zu sicherheitstechniklastigen Dienstleistungen. Je stärker der Preis der Technik falle, desto mehr lohne sich deren Einsatz, ist Wollmann überzeugt. Habe man bei alten Überwachungsbildern vielleicht noch erkennen können, ob es sich beim Gefilmten um einen großen oder kleinen Menschen handle, stände einem heute Videomaterial in 4k zur Verfügung. Jedoch bedeute der Wandel hin zur Technik keine Abschaffung des Personals: „Bislang ersetzt noch keine Videoanlage einen Mitarbeiter“, so Wollmann. Wohl aber liege das Durchschnittsalter in der Branche bei 56 Jahren, es fehle an Nachwuchs, also brauche es die Technik, um fehlendes Personal zu ersetzen.

Zu wenig Qualifikation

Ein Punkt, der die Branche jedoch noch deutlich mehr beschäftigt, ist die gesetzliche Lage. Denn hier hat sich einiges geändert: „Die massivste Änderung ist die Neuformulierung der Bewachungsverordnung“, erklärt Wollmann. Ausschlaggebend hierfür seien Vorkommen wie die vermeintliche Flüchtlingsmisshandlung in Burbach. Bisher reichte es für Wachpersonal, einmal an einer IHK-Unterrichtung teilzunehmen und eine Zuverlässigkeitsüberprüfung über sich ergehen zu lassen. Mittlerweile findet die Überprüfung für jeden Mitarbeiter alle drei Jahre statt. Dem BDSW gehen diese Regelungen aber noch nicht weit genug. „Wir hätten uns eine spezialgesetzliche Regelung gewünscht“, so die Pressesprecherin. Ein Haus zu bewachen sei eben etwas völlig anderes, als Flüchtlinge in einem Flüchtlingsheim zu überwachen. „Das gegenwärtig angewandte Unterrichtungsverfahren bzw. die Sachkundeprüfung nach §34a der Gewerbeordnung wird der Vielfalt der durchgeführten Tätigkeiten […] nicht gerecht“, heißt es auch in einer Broschüre des Verbandes. Man müsse vielmehr nach Sicherheits- und Ordnungsaufgaben differenzieren. Kurz: Die Gesetzesänderung des Bundestages greift zu kurz, Sicherheitskräfte sind zu oft noch nicht qualifiziert genug. Hier wünscht sich der Verband mehr Regulierung. Hinzu kommt, dass bei Großveranstaltungen nicht selten ein nicht ausgebildeter Ordnungsdienst statt eines professionellen Sicherheitsdienstleisters eingesetzt wird. Hier lasse die Versammlungsstättenverordnung zu viel Spielraum, so Wollmann.

Der Billigste gewinnt

Als einen weiteren problematischen Punkt bringt der BDSW das Thema der öffentlichen Ausschreibung vor. Hier geht es in der Regel um das wirtschaftlichste Angebot. Eigentlich hieße das, die beste Leistung zu besten Preis bereitzustellen. „Meist zählt aber der niedrigste Preis“, weiß Silke Wollmann. Das bedeute aber, dass nicht immer die besten, sondern die billigsten Anbieter den Zuschlag bekommen. Unternehmen, die sich beispielsweise an tarifliche Vorgaben halten, hätten das Nachsehen. „Würde nicht der niedrigste Preis zählen, könnte die Qualität so massiv angehoben werden, dass es eine Verbesserung der Gesamtumstände mit sich bringen würde“, so Wollmann. „Zum Preis eines Dienstleister der Sicherheitswirtschaft muss man sich eines ganz klar vor Augen führen: Der Dienstleister – respektive dessen Mitarbeiter – hat eine extrem hohe Verantwortung; für Sachwerte, Vermögenswerte […] und insbesondere auch Leib und Leben von Personen, sprich: Menschen. Diese Verantwortung ist immens höher als die aller anderen Gewerke!“, ist auch Sandra Ziessow überzeugt, dass neben dem Preis auch die Leistung eines Unternehmens zählen sollte. Die Dienstleistungsbranche zeigt sich also zweigesichtig: Als eine Branche, die massiv wächst, der es aber auch nach Reformen dürstet.

Nathanael Ullmann | redaktion@regiomanager.de

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