Titelporträt in Rhein-Wupper

Olympiasieger als Zimmernachbarn

Als Spezialisten für orthopädische Operationen jeder Art sind die Ärzte der Sportklinik Hellersen bei Leistungssportlern im In- und Ausland sehr gefragt. Aber auch Manager mit Interesse an einem fundierten, persönlichen Gesundheits-Check-up sind in Lüdenscheid herzlich willkommen.

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von Regiomanager 01.01.2017 Anzeige
Die Bayer-Villa in Wuppertal ist der Hauptsitz der RSW Rechtsanwälte

Als Fußballfans kennen Sie sicher Dr. Jochen Drees, Dr. Robert Kampka oder Dr. Felix Brych. Diese Doktoren tragen zwar keine weißen Medizinerkittel, sondern das schwarze Dress der Bundesliga-Schiedsrichter, aber ein Mal im Jahr sind auch sie Gäste der Sportklinik Hellersen. „Jedes Jahr im Mai, wenn die Bundesligasaison vorbei ist, werden rund 100 Bundesliga-Schiedsrichter bei uns leistungstechnisch auf Herz und Nieren durchgecheckt. Dann muss sich zeigen, ob sie noch fit genug sind, um auch für die nächste Saison zugelassen zu werden“, sagt Wiebke Schandelle, die Leiterin der traditionsreichen Klinik im idyllischen Lüdenscheid.

Solidarität unter Sportlern

Die Gründung der Fachklinik für die besonderen Probleme und Verletzungen von Sportlern geht auf die unmittelbare Nachkriegszeit zurück, berichtet sie. Im Jahr 1947 wurde der Verein Sporthilfe NRW e.V. als Selbsthilfeeinrichtung des Sports mit der Aufgabe gegründet, sich um die besonderen Belange der vielen Tausend Sportvereine in Nordrhein-Westfalen zu kümmern. Wiebke Schandelle: „Zu der Zeit gab es noch keine Versicherung, die Sportverletzungen anerkannte und Profi- sowie Amateursportlern einen Unfallschutz, Rechtsschutz oder eine Haftpflichtabsicherung gab. Hier sprang die Sporthilfe ein, die heute von den 126 Kreis- bzw. Stadtsportbünden und Sportverbänden in NRW getragen wird.“ Rund 19.500 Sportvereine sind heute allein in unserem Bundesland organisiert mit 5,1 Millionen Sportlern in den unterschiedlichsten Leistungsklassen, von Senioren- und Amateuersportlern bis hin zur absoluten Spitze des Leistungssports. „Ein so ausgeprägtes Vereinsleben wie bei uns, mit seinem großen Gemeinschaftsgefühl und einem starken Solidaritätsprinzip, gibt es in ganz Europa nicht noch einmal“, sagt Wiebke Schandelle. Und dabei weiß sie genau, wovon sie spricht, denn als ehemalige Leistungssportlerin im Kanu-Rennsport ist sie an den Regattabahnen der Republik groß geworden. Als gelernte Physiotherapeutin und spätere Trainerin wurde sie, parallel zu einem Sportstudium und einem zusätzlichen Studium zur Gesundheitsmanagerin, zunächst Leiterin eines Fitness-Studios, um dann für zehn Jahre die Leitung des Kreissportbundes in Olpe zu übernehmen. Damit sind der heute 40-jährigen Vorstandsvorsitzenden der Sportklinik Hellersen sowohl die Probleme von Sportlern als auch die Mechanismen im Gesundheitswesen sowie in Vereinen und Verbänden bestens geläufig.
Seit mehr als einem halben Jahr ist sie nun für den Betrieb und die Perspektiven des Hauses verantwortlich, und sie hat ein klares Ziel: „Auch wenn die Sportklinik Hellersen von der Sporthilfe NRW e.V. getragen wird, möchten wir allen Menschen in Nordrhein-Westfalen deutlich machen, dass unsere Expertenteams jedermann gleichermaßen mit ihrem Know-how zur Verfügung stehen.“ Klar erhalten Sportler mit einer akuten Verletzung oft schneller einen dringend notwendigen Operationstermin, damit sie ihren Vereinen auch möglichst bald wieder zur Verfügung stehen. Aber im Rahmen der Kapazitäten von derzeit 260 Betten sowie 310 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern kann sich hier jeder behandeln lassen, der die gleiche medizinische Qualifikation sucht, mit der auch unsere Spitzensportler wieder fit gemacht werden. Einen Olympiasieger kann man hier also relativ leicht zum Zimmernachbarn haben.

Orthopädische Vorreiter

Aber noch mal kurz zurück in die Gründungszeit der Klinik, Ende der 40er-Jahre: Als es dank der Sporthilfe NRW e.V. schließlich einen Versicherungsschutz für die zahlreichen aktiven und ehrenamtlichen Vereinsmitglieder gab, musste es auch eine Klinik geben, wo sich verletzte Sportler fachgerecht behandeln lassen konnten. Doch zur damaligen Zeit war der medizinische Fachbereich der Orthopädie/Traumatologie noch überhaupt nicht bekannt. Damit war die erste Gründung einer Klinik für Sportler mit zunächst nur rund 40 Betten der frühe Versuch, das Know-how in diesem Medizinsegment an einer Stelle zu bündeln. Hier wurde orthopädische Entwicklungsgeschichte geschrieben.
Die erste große Erweiterung führte 1978 zur Eröffnung der Sportklinik Hellersen am jetzigen Standort. Unfallchirurgie und Sportorthopädie hatten sich zwischenzeitlich als Fachbereiche etabliert, und mit ausgewiesenen ärztlichen Spezialisten errang die Klinik im Märkischen Kreis einen international guten Ruf. Zwischenzeitlich gab es kontinuierliche Erweiterungen, die zu einer praktischen Arbeitsteilung geführt haben. Wiebke Schandelle: „Haus 1 ist das operative Haus mit derzeit sechs Operationssälen für die ganze Bandbreite an chirurgischen Eingriffen an Schultern, Knien, Hüften, Ellenbogen und der Wirbelsäule. Mit mehr als 6.000 Operationen im Jahr sind viele Eingriffe bei uns absolute Routine und wir haben dabei so gut wie keine Revisionen oder Reklamationen.“
Eine besondere Spezialität der Klinik sind Bandscheiben-OPs sowie auch die Endoprothetik für Hüften und Knie, die von Chefarzt Dr. Joachim Hagenah geleitet wird. Zudem hat die Klinik mit Dr. John Göddertz einen absoluten Spezialisten im Bereich der Fußorthopädie. Operationen an Sprunggelenken sowie Einstellungen an Vorderfuß, Zehen oder Achillessehne werden hier mit großem Erfolg auch schon bei Kindern durchgeführt, bevor sich im Verlauf der Jahre schwerwiegende Haltungsschäden ergeben. Durch jährlich rund 500 Kreuzband-OPs hat sich Chefarzt Dr. Volker Stoll zu Recht seinen Spitznamen „Mister Kreuzband“ verdient.  „Wir wollen unsere Patienten so schnell wie möglich wieder sportfähig machen“, fasst Dr. Bernd Lasarzewski, Chefarzt der Abteilung Schulter-, Ellenbogen- Kniechirugie und Sporttraumatologie, das Bemühen aller medizinischen Abteilungen des Hauses zusamen: „Besonders Topsportler werden so schnell wie möglich operiert, wobei wir auf die Erfahrung von mehr als 1.000 Schulter- und 1.200 Knie-OPs pro Jahr zurückblicken können – das ist weit mehr als an anderen Kliniken üblich.“

Multimodale Schmerztherapie

Haus 2 ist dem konservativen Bereich vorbehalten. Hier werden alle Patienten behandelt, bei denen nicht operiert werden muss. Dr. Stefan Nolte ist der Chefarzt der konservativen Orthopädie und des Wirbelsäulenzentrums. „Wir behandeln hier chronische Schmerzen mit der multimodalen Schmerztherapie. Dahinter steht das Bemühen, das langjährige Schmerzleiden bei Patienten, die für viele niedergelassenen Ärzte schon als austherapiert gelten, doch noch aufzulösen.“ fasst Dr. Ralph Spintge, Leitender Arzt der Schmerztherapie, zusammen. Nach erfolglosen Zeiten mit Krankengymnastik, Massagen und Spritzen geraten diese Patienten häufig in einen depressiven Zustand. Hier setzt die Klinik für einen Zeitraum von rund 14 Tagen mit einer Mischung aus Aktiv- und Passivtherapien an, die von einem Psychologen begleitet werden, um den Menschen wieder ein eigenständiges und schmerzfreies Leben zu ermöglichen. „Außerdem ist uns die schnelle Schmerzfreiheit der Patienten nach einer Operation sehr wichtig, damit der Eingriff nicht so belastend ist und es den Patienten schnell besser geht“, erklärt Dr. Jürgen Hagenah, Chefarzt der Anästhesie, der auch für die Schmerztherapie während und nach einer OP verantwortlich ist.
Auch die Leistungsdiagnostik und die Kaderuntersuchungen für Sportmannschaften werden in Haus 2 durchgeführt, wie eben auch für die Bundesliga-Schiedsrichter. Und dieser sportmedizinische Service kann auch von jedem Breitensportler nach Terminabsprache in Anspruch genommen werden. Sportwissenschaftler untersuchen dann die Ausdauerwerte, überprüfen die Haltung und messen die Kraftleistung, um Defizite aufzuspüren und gemeinsam einen Trainingsplan zu erstellen, der an den jeweils persönlichen Zielen ausgerichtet sein sollte. Auch Wirtschaftsmanager können sich hier checken lassen, um ihre Leistungsfähigkeit zu erhalten.

Spitzenmedizin für jedermann

Insgesamt stehen der Sportklinik Hellersen 47 ärztliche Experten und Assistenten in den Bereichen Orthopädie und Neurochirurgie zur Verfügung. „Dabei kann es aber auch schon mal sein, dass einige dieser Ärzte nicht in der Klinik anzutreffen sind. Als Mannschaftsärzte betreuen sie dann Sportler oder Mannschaften im Rudern und Handball oder sie sind mit den Bundes-Sportschützen sowie der Damen-Fußballnationalmannschaft zu Turnieren unterwegs“, gesteht Wiebke Schandelle. „Als die Olympiade in Rio de Janeiro stattfand, war hier kein guter Zeitpunkt für eine orthopädische Operation, denn unsere führenden Sportärzte waren in der Zeit ebenfalls in Brasilien und haben kräftig am Medaillienerfolg unserer Mannschaften mitgewirkt.“
Die Sportklinik Hellersen ist die einzige Sportklinik von der Mitte bis Norddeutschland. Bundesweit gibt es nur noch eine vergleichbare Klinik – und zwar in Stuttgart. Das hiesige Ärzteteam wird ergänzt durch eine große Pflegemannschaft und eine hauseigene Physiotherapie, deren Aufgabe es ist, den Patienten den Aufenthalt einerseits angenehm zu gestalten, aber auch dafür zu sorgen, dass sie möglichst schnell das Krankenhaus wieder verlassen können. Die Mannschaft der Sportklinik Hellersen hat es sich zur Aufgabe gemacht, immer erst genau zu prüfen, ob dem Patienten nicht auch ohne eine Operation deutlich schneller und einfacher geholfen werden kann. „Ist der Weg in die OP allerdings unvermeidlich, wollen wir auch hier unsere Patienten mit der absolut modernsten Techik und den fortschrittlichten Methoden behandeln. Daher erweitern wir derzeit das OP-Zentrum mit weiteren vier Operationssälen, die nach dem neuesten Stand medizinischer Erkenntnisse eingerichtet werden. Hier investieren wir rund 15 Millionen Euro und planen, die Fertigstellung für Mitte 2017 – hoffentlich rechtzeitig zum 50. Geburtstag der Klinik“, sagt Dirk Burghaus, Geschäftsführer der RBSR GmbH & Co. KG, Kanzlei für Wirtschaftsberatung, der für die Geschäftsleitung der Klinik als kaufmännischer Berater tätig ist.
Für die nächsten Jahre hat Wiebke Schandelle eine deutliche Vision: „Wir wollen uns bundesweit in der Spitzengruppe der orthopädischen Kliniken fest etablieren und im Bereich der Sportorthopädie langfristig das führende Haus in Deutschland bleiben, mit der modernsten OP-Technik, ausgereiften Verfahrens- und Behandlungstechniken sowie in der Folge mit rundum zufriedenen Patienten, die von unserem eingespielten Pflegeteam die beste Betreuung erhalten, die für eine schnelle Genesung notwendig ist.“

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